Allgemeiner Bücher-Thread

Bisher find ichs sehr unterhaltsam. Hab aber vorher schon darüber gelesen, dass Sean nicht grad sympathisch rüberkommt und es eigentlich mehr um sein Leben geht als Herr der Ringe, macht einen ehrlichen Eindruck. Die paar Euro für mich auf jeden Fall wert.
 
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Der Jünger ist für mich einer der außergewöhnlichsten Deutschen, die mir auf eine solche Frage hin einfielen. Erst der höchstdekorierte deutsche Infanterist des Ersten Weltkriegs, ausgezeichnet mit dem Pour-le-Mérite, der in den Kampfpausen Schopenhauer und Nietzsche liest. Ein Typ, der auch im blutigsten Nahkampf keine Angst verspürt. Ähnlich einem Freeclimber. Und irgendwo gestört. Später, obwohl als zunächst nationalistischer Schriftsteller ein Kind seiner Zeit und überaus beliebt, lehnt er die Avancen der Nazis ab, deren tumber Rassismus ihm zutiefst zuwider ist. Lieber probiert er jede Droge der damals bekannten Welt, um sie experimentell-wissenschaftlich zu untersuchen und zu beschreiben. Derselbe Grenzgänger, der schon in den Laufgräben des Großen Kriegs seine Höhepunkte suchte, sucht nun den ultimativen Kick bei halluzinogenen Stoffen. Und dann... wird er biederer Insekten- und Naturkundler, der wie ein von der Tarantel Gestochener die Welt erforscht.

Geboren in eine Zeit, die nur Blut und Tränen kannte - ohne mit seinem Schicksal zu hadern oder der Epoche auf den Leim zu gehen. Verblüffend.

Ich kenne sein "Stahlgewitter" und - was noch noch besser, sprich authentischer ist - seine "Kriegstagebücher", die er sozusagen live im Kampf schrieb. Außerdem finde ich seine späteren Drogenanalysen sehr spannend. Den Waldgang und seine Gedanken zum Dritten Reich kenne ich nicht. Fände ich aber hochinteressant.
 
Adam Zamoyski: 1812: Napoleons Feldzug in Russland (im Original: Moscow 1812: Napoleon's Fatal March) ist ein historisches Werk von Adam Zamoyski. Es wurde erstmals am 3. August 2004 von HarperCollins veröffentlicht und beschäftigt sich mit der Entstehung und Durchführung von Napoleons Russlandfeldzug 1812 und dem darauffolgenden Rückzug und politischen Untergang Napoleons.

Obgleich erst auf Seite 85, begeistert mich bereits jetzt das umfangreiche, enorme Hintergrundwissen des Autors. Geschichtliche Zusammenhänge werden fließend und völlig unangestrengt dargelegt.

Ich bin sehr angetan und habe mir bereits Zamoyski's "1815: Napoleons Sturz und der Wiener Kongress" nachbestellt.

Empfehlung!
 
Ich kenne sein "Stahlgewitter" und - was noch noch besser, sprich authentischer ist - seine "Kriegstagebücher", die er sozusagen live im Kampf schrieb.
Diebezüglich empfehle ich auch immer dringend Köppens Heeresbericht.

Wurde von den Nazis 1933 öffentlich verbrannt. Also ebenso wie die Remarque-Bücher, wohingegen Jünger-Bücher verschont blieben.
 
Diebezüglich empfehle ich auch immer dringend Köppens Heeresbericht.

Wurde von den Nazis 1933 öffentlich verbrannt. Also ebenso wie die Remarque-Bücher, wohingegen Jünger-Bücher verschont blieben.

Kenne ich beides. Und du hast absolut Recht. Köppen und Remarque sind sehr empfehlenswert. Sie sind Exponenten der traumatisierten Kriegsheimkehrer. Ihre Werke sind für sie Vehikel und Ventil, mit dem Erlebten umzugehen. Es zu verarbeiten. Das ist nicht nur legitim, es ist heilsam. Aber beide Autoren faszinieren mich nicht in der Weise, in der mich Jünger aufhorchen lässt. Denn Jüngers stoische Ruhe in einem um ihn herum tosenden Wirbelsturm ist irgendwo ein Faszinosum. Das wäre es wahrscheinlich nicht, wenn der Mann als Aushilfs-Rambo gar nicht begriffen hätte, was um ihn herum geschieht. Vielleicht so ein bisschen im Stile des geistig etwas unauffällig wirkenden Chris Kyle. Nur war der Mann Intellektueller. Und eben alles andere als dumm. Er begriff den Krieg und seine Zeit zur Gänze. Und dennoch konnte der Weltenbrand um ihn herum ihm nichts anhaben. Ich jedenfalls finde das spannend. Und das meine ich völlig unpathetisch.
 
Neulich endlich fertiggelesen:

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Die ersten fünf Bände von Knausgårds Romanzyklus Min Kamp hatte ich vor knapp zwei Jahren ziemlich schnell hintereinander verschlungen. Die Taschenbuchausgabe (sofern man das bei knapp 1300 Seiten noch so nennen will) des letzten Bandes "Kämpfen" kam aber erst Ende letzten Jahres raus, daher hinkte da die Lektüre gezwungenermaßen etwas hinterher.
Im letzten Band geht es auf der Handlungsebene vor allem um die Probleme, die Knausgårds stark autobiografisch geprägter Romanzyklus im engeren Familienkreis verursacht. Ansonsten befindet sich im Mittelteil des Romans ein ca. 500-seitiger Essay, in dem es vorwiegend um Literatur geht, nicht zuletzt auch um das namensvetterige Machwerk eines gewissen Adolf H. Gerade durch den sehr umfangreichen Essay dürfte "Kämpfen" der am schwersten verdauliche Band des Romanzyklus sein.
Insgesamt fand ich Min Kamp schon eine lohnende Lektüre. Man taucht so tief in das Leben der Hauptfigur ein - wenn man da mal am Haken ist, dann will man auch weiterlesen. Und die ersten fünf Bände lesen sich auch etwas weniger sperrig als dieser letzte.
 
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Im Weißen Haus - Die Jahre mit Barack Obama (von Ben Rhodes)

getimage


Ben Rhodes war der Redenschreiber und später eine Art Rechte Hand für den ersten schwarzen US-amerikanischen Präsidenten. Er schildert die Jahre der Administration, der er diente und kommentiert - eher bescheiden als sensationslüstern - die gemeinsame Arbeit und ihre Ergebnisse. Dabei wird deutlich, wie schwer es ist, gut gemeinte Visionen gegen eine Welt von Kritikern, Zweiflern und Gegnern (Fox-News) durchzusetzen. Sei es der Umweltschutz, Maßnahmen gegen den Klimawandel oder auch nur soziale Grundversorgung. Rhodes hat überdies bei seiner Geschichtsschreibung offenbar überhaupt kein Problem damit, die Myriaden an Fehlern einzugestehen, die in amerikanischem Namen begangen wurden. Allen voran der Feldzug im Irak (Dritter Golfkrieg) vom Frühjahr 2003. Man fühlt richtig mit mit einem desillusionierten Mann, der seit vielen Jahren mitansehen muss, wie Kräfte in dieser Welt erstarken, die dem friedvollen und (möglichst) demokratischen Miteinander schaden werden und schon schaden. Desinformationskampagnen, Falschinformationen und auf Twitter heruntergebrochene Volksaufklärung werden Standard. Genauso wie über Leichen gehende Unversöhnlichkeit, die nur nur Grabenkämpfe kennt. Die Lektüre hinterlässt ein mulmiges Gefühl und Nachdenklichkeit, wenn man die heutige Situation etwa mit der der 90er Jahre vergleicht. Und Rhodes ist ehrlich genug zuzugeben, dass es die Amerikaner unter Bush Junior waren, die an der Verschlimmbesserung der Welt im neuen Jahrtausend großen Anteil hatten.
 
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Bin gespannt, Asche und Diamant war schon übergenial.
Ging doch ziemlich schnell.
Eine kritische Auseinandersetzung mit Polen im Angesicht des Holocaust vor dem Hintergrund des Ghettoaufstandes in Warschau '43. Man merkt, dass Andrzejewski den Roman bereits während der Kämpfe schrieb, offenen Auges durch die Straßen ging und sich mit dem Judenbild seiner Landsleute auseinandersetzte.
weiter mit:
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Ich hab es durchgelesen, das war ein wirklich tolles Buch. Es ist größtenteils ein historischer Roman, der aber dann irgendwann ins Übernatürliche abdriftet. Man leidet die ganze Zeit mit, es geht katastrophal los und wird dann immer schlimmer.


Vielen Dank für den Hinweis! Ich bin ja mit Simmons, bspw. Hyperion-Gesänge, nie ganz warm geworden. Aber das hiert klingt interessant! Werde ich auf jeden Fall mal antesten. Die Thematik erinnert ja doch an den "Ancient Mariner" von Coleridge...
 
Vielen Dank für den Hinweis! Ich bin ja mit Simmons, bspw. Hyperion-Gesänge, nie ganz warm geworden. Aber das hiert klingt interessant! Werde ich auf jeden Fall mal antesten. Die Thematik erinnert ja doch an den "Ancient Mariner" von Coleridge...
Ich fand, dass die Hyperion-Tetralogie die beste Space Opera war, die ich je gelesen habe. Ilium/Olympos war dann doch etwas spröder, aber ebenfalls sehr gut.
 
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