Augen ohne Gesicht aka Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff (
)
Frankreich 1960, eine Zeit in der man Horror, Poesie und ein Priese Splatter noch völlig ironiefrei inszenieren konnte.
Und das auf meisterliche Art und Weise. Die Geschichte ist denkbar einfach; Die Tochter eines renommierten Arztes wird bei einem, von ihm verschuldeten, Autounfall entsetzlich entstellt
und wandelt fortan mit einer weißen Maske durch die Hallen des alten Bauwerks. Lediglich ihre Augen blieben unverletzt. Von Vorwürfen geplagt täuscht er ihren Tod vor und beauftragt seine ihm hörige Assistentin junge Mädchen zu entführen, damit
er dessen "Gesicht" seiner Tochter geben kann. Ist natürlich nicht so einfach, denn der medizinische Aspekt, nämlich die Abstoßung fremden Gewebes wird hier nicht ignoriert.
Und wieder, man kann es nicht oft genug sagen, sieht man hier sehr schön was bei vielen heutigen Filmen schief läuft. Alles muss immer doller, schneller und größer sein.
Der Film hat mich mehr gegruselt als alles was heutzutage so durch den Äther flattert. Die völlig glatte weiße Maske und die riesigen Augen haben eine gigantische Wirkung.
Abscheu und Faszination, Anmut und Fremdartigkeit, Poesie und Grauen. Ein Theaterstück mit B-Movie Story.
ABER!! Nichts wirkt hier lächerlich oder dilettantisch. Die Maskenbildner haben hier meisterlich ihr Handwerk ausgeführt. Sei es das nicht vorhandene Gesicht von Christiane (sieht man nur kurz) oder die
2-minütige OP Szene, in der man die vollständige Entfernung einer Gesichtshaut sieht. 1960 wohlgemerkt. Da dürfte der ein- oder andere Kinogänger einen ungeplanten Klogang getätigt haben
Und das blutige Finale natürlich. Großes Kino. Pierre Brasseur spielt den grimmigen Arzt einfach großartig, genau wie Édith Scob die verletzliche und anmutige Christiane, die fast nur mit ihren Augen "spielen" kann.
Gehalten ist das ganze in düsteren und deprimieren schwarz/weiß Bildern.
Meisterwerk des französischen Kinos. Muss man kennen, wenn man sich auf die unaufgeregte Inszenierung der 60er Jahre einlassen kann.
Die Austrahlung auf Arte diese Woche war laut OFDB in der OP-Szene geschnitten. Gesehen hab ich das ungeschnittene Original mit der Syncho von 1982, bei der sie diesen Rasanoff Quatsch weg gelassen haben
und dankenswerterweise die Originalnamen verwendet haben.
9,5 / 10