DEAF FOREVER - die zweiunddreißigste Ausgabe

Wer ein Produkt von NH kauft (was ich leider in der Vergangenheit auch schon getan habe und worüber ich mich massiv ärgere), der sollte sich bewusst sein, welche Person er mit seinem Geld unterstützt. Das Geld könnte dazu dienen, dass beispielsweise wieder ein T-Shirt mit dem Logo einer Band gedruckt wird, deren Namen man hier zu Recht nicht lesen will.
Genau das. Ich hatte die neue MGLA gekauft, bevor ich das Interview kannte und überhaupt von der ganzen Problematik wusste, mit dem Vorwissen hätten die meine Kohle nicht gekriegt. Weitere Tonträger der Band werden dann auch nicht mehr folgen, obwohl ich mir das wegen der Begeisterung für die Musik erst überlegt hatte.
 
Das Running-Wild-Special habe ich verschlungen. Ich war großer Fan dieser Band, bin es in Teilen immer noch (oder besser gesagt: ich würde es gerne sein wollen). Ich bin zur Death Or Glory auf die Band gestoßen, habe also die Frühphase erst im Nachgang kennengelernt. Die Bedeutung der ersten beiden Platten ist mir erst später bewusst geworden. Als ich GOP und BAE das erste Mal gehört habe, kam ich vor allem mit Rolfs kratzigem Gesang wenig klar. Mittlerweile mag ich sie sehr. Aber noch heute gefällt mir die Chains and Leather-Version der Wild Animal-EP besser als die BAE-Version...

Aber ich schweife ab. @wrm: Danke, danke, danke. Großartig zu lesen, eine wundervolle Zeitreise. Und ganz nebenbei wird Rolfs Persönlichkeit ziemlich genau beschrieben. Da kann man gewisse Zusammenhänge mit augenblicklichen Zustand der "Band" herauslesen. Eine Frage aber habe ich noch: Wo hat Majk Moti in Franken gelebt? Ich frage nicht nur deshalb, weil ich auch aus Franken stamme, sondern auch, weil Stefan Schwarzmann (Erlangen) und Jens Becker (Fürth) ebenfalls Franken sind und Ian Finlay meines Wissens nach auch einige Zeit in Mittelfranken gelebt hat. Vielleicht gibt es ja da Zusammenhänge mit Majk?

Und ja, eine Fortsetzung fände ich traumhaft. Alleine, was Jens Becker, Stefan Schwarmann, Alex Kohlmorgen oder Bodo Smuczynski zu sagen hätten, würde mich brennend interessieren!
 
Ich sehe auch absolut keinerlei Huldigung von Rechtsextremisten im DF! Aspa - auch wenn DSO besprochen wird und aus meiner Sicht leider nicht draußen bleiben - kommt alles andere als gut weg, im Gegenteil (s. #31). Dennoch sehe ich das mit dem Mgła-Interview auch kritisch. Auch ich habe da vor Monaten nen Schlussstrich, v.a. durch die Debatten der letzten Tour, für mich gezogen. Ich habe keinen Bock mehr Platten zu bewerben (i.S.v. Likes oder Postings im "Welche Scheibe" Thread etc.) oder Geld auszugeben, wenn damit eindeutige Nazis, Rassissten und sonstige Arschlöcher und deren Strukturen unterstützt werden, und im Fall Aspa oder v.a. auch dem Label WTC gibt es für mich keinerlei Zweifel. Ich kann und v.a. will Kunst eben nicht vom Künstler trennen, wenn es um rechte und sonstige Scheiße in der Richtung geht. Aber dennoch jedem seine Sache ob er/sie das kann, ich verurteile die Leute, die das hinkriegen deswegen nicht gleich oder stempel sie von vornherein ab. Aber ich will auch betonen, dass für mich das im Fall Mgła besonders hart ist, da ich ihre Mucke absolut superb finde, seit ich sie vor ca. 2 Jahren für mich entdeckt und von all dem Mist drumrum noch nichts wusste... Und ich halte nach allem Abwägen M auch nicht für nen Nazi oder Rassisten. ich vertraue da einfach wrm schon, was er macht. Aber M's zumindeste Rechtstoleranz und unkritische, von mir vermutete scheißegal-Haltung und simple Verharmlosung der Person Aspa reicht mir da, siehe auch Ascension und ihre Haltung zu WTC. Ich verlange da aber auch erst gar keine eindeutige Abgrenzung zu Aspa und brauner Suppe, mir reicht aus, dass sie es eben nicht tun. Drum bin ich da raus.
 
Völlig großartig lief mir aber ebenfalls die Running Wild-Story rein! Die Band war nie wirklich wichtig für mich, ich fand ihre alten Sachen als Teenie aber sehr geil. Und die Demo - und alten Live-Sachen und Platten gefallen mir immernoch gut. Danach war ich da raus, als "Port Royal" erschien, regierten bereits seit einiger Zeit ganz andere Sachen auf dem Teller. Konnte mit dem Image im weiteren Verlauf überhaupt nix mehr anfangen. Egal. Jedenfalls ist das alles so dermaßen großartig zu lesen gewesen, just wow! Vor allem die vielen verschiedenen Blickwinkel, die die Thematik dann sehr gut einkreisen, super. Schon lange nicht mehr so was gut gemachtes im Musik-Bereich gelesen!
 
Dass das Mgla Interview so hohe Wellen hier schlägt, hätte ich niemals gedacht. Es scheint doch eine Menge Leute zu geben, die sich für die Personen hinter Mgla interessieren. Aus der Sicht kann ich die anfangs strikt gelebte Anonymität der Band vollends nachvollziehen. (Fokus auf Musik, nicht auf Personen). Ich sehe es immer sehr fragwürdig, wenn man grundsätzlich als gut empfundene Musik unter dem Banner vermeintlicher politischer Verstrickungen nicht mehr hören mag. Mich würde an dieser Stelle mal sehr interessieren, wie das vor 20 Jahren behandelt wurde oder eben nicht, da ich zu jung bin, um dieses Thema miterlebt zu haben. (Stichwort Burzum, Nargaroth und Konsorten).

Aus meiner Sicht verliert man sich an der Stelle ein wenig in einfachen Interpretationen und Verschwörungstheorien rund um eine Band, die völlig zurecht als größte DIY-Band der Szene bezeichnet wurde. Wenn ich sehe, wie wenig die für ihr Merch verlangen, glaube ich nicht, dass das die größte Einnahmequelle für Rechtsextremisten ist. Da haben wir in der Vergangenheit mit unseren Steuergeldern wahrscheinlich ein Vielfaches davon in rechtsextreme Strukturen "investiert" und das ist eigentlich ein viel größerer Skandal (Stichwort V-Mann/NPD). Das ist für mich ein Denkansatz, wenn man die Finanzierung von Rechtsextremismus allgemein betrachtet, geht hier aber zu weit.

Aus dem Interview ergeht ziemlich schlüssig hervor, dass M. kein Neonazi oder dergleichen ist, selbst mit meiner Sozialisten-Brille sehe ich da nichts. Der Leichenhalle Ding kaufe ich ihm ab, wenngleich seine Argumentation sich schwer für Manche nachvollziehen lässt. Forderungen, dass er sich von dem Finnen distanzieren soll, halte ich für überzogen. Ich gehe von einem freundschaftlichen/partnerschaftlichen Verhältnis aus und nach unserer Geschichte wird sich wohl kaum ein Pole von einem Deutschen vorschreiben lassen, wer Freund und wer Feind ist. Der Finne ist in jedem Fall eindeutig zu verorten in seiner Gesinnung. Die werden nicht brechen, dafür würde ich (Stand heute) meine Hand ins Feuer legen.

So, zu viel Text für diese Uhrzeit..
 
Dass das Mgla Interview so hohe Wellen hier schlägt, hätte ich niemals gedacht. Es scheint doch eine Menge Leute zu geben, die sich für die Personen hinter Mgla interessieren. Aus der Sicht kann ich die anfangs strikt gelebte Anonymität der Band vollends nachvollziehen. (Fokus auf Musik, nicht auf Personen). Ich sehe es immer sehr fragwürdig, wenn man grundsätzlich als gut empfundene Musik unter dem Banner vermeintlicher politischer Verstrickungen nicht mehr hören mag. Mich würde an dieser Stelle mal sehr interessieren, wie das vor 20 Jahren behandelt wurde oder eben nicht, da ich zu jung bin, um dieses Thema miterlebt zu haben. (Stichwort Burzum, Nargaroth und Konsorten).

Aus meiner Sicht verliert man sich an der Stelle ein wenig in einfachen Interpretationen und Verschwörungstheorien rund um eine Band, die völlig zurecht als größte DIY-Band der Szene bezeichnet wurde. Wenn ich sehe, wie wenig die für ihr Merch verlangen, glaube ich nicht, dass das die größte Einnahmequelle für Rechtsextremisten ist. Da haben wir in der Vergangenheit mit unseren Steuergeldern wahrscheinlich ein Vielfaches davon in rechtsextreme Strukturen "investiert" und das ist eigentlich ein viel größerer Skandal (Stichwort V-Mann/NPD). Das ist für mich ein Denkansatz, wenn man die Finanzierung von Rechtsextremismus allgemein betrachtet, geht hier aber zu weit.

Aus dem Interview ergeht ziemlich schlüssig hervor, dass M. kein Neonazi oder dergleichen ist, selbst mit meiner Sozialisten-Brille sehe ich da nichts. Der Leichenhalle Ding kaufe ich ihm ab, wenngleich seine Argumentation sich schwer für Manche nachvollziehen lässt. Forderungen, dass er sich von dem Finnen distanzieren soll, halte ich für überzogen. Ich gehe von einem freundschaftlichen/partnerschaftlichen Verhältnis aus und nach unserer Geschichte wird sich wohl kaum ein Pole von einem Deutschen vorschreiben lassen, wer Freund und wer Feind ist. Der Finne ist in jedem Fall eindeutig zu verorten in seiner Gesinnung. Die werden nicht brechen, dafür würde ich (Stand heute) meine Hand ins Feuer legen.

So, zu viel Text für diese Uhrzeit..
Ich kaufe M seine unpolitische Haltung auch ab. Ich sage aber: Wenn man sich in ein bestimmtes Verhältnis zu einem wie auch immer ausgerichteten politischen Menschen begibt, so drückt man durch die Nähe eine gewisse Sympathie für dessen Haltung aus - willentlich oder auch unwillentlich. Oder aber man wird von dieser Person missbraucht. (Beispiel: Das beste, was einer politisch extremen Partei passieren kann, sind moderate Mitglieder und Wähler. Sie dienen in der Außendarstellung als Feigenblatt und ziehen Wähler an.) Nur durch eine deutliche Abgrenzung gelingt es, auf Abstand zu einer bestimmten Haltung zu gehen. Ansonsten muss man sich zumindest als naiver Mitläufer bezeichnen lassen und die entsprechenden Konsequenzen tragen.

Ich haue nun auch nicht meine Mgla-Alben in die Tonne. Ich suche vielmehr nach Wegen, NH zu umgehen. Also habe ich meine Kohle für das neue Album direkt an No Solace geschickt. Und ich kaufe keine Alben einer Band, mit eindeutig rechtsradikalem Bezug; ich klicke sie nicht mal auf Youtube. Und nachdem ich einmal Schiffbruch erlitten habe, google ich im Bereich Black Metal grundsätzlich den Hintergrund einer Band, deren Musik mir gefällt, bevor ich auf den Kaufen-Knopf klicke.

(Die Geschehnisse in der Tagespolitik haben für mich natürlich einen ganz anderen Stellenwert als die in der Musik.)

Im Grunde war die Diskussion im extremen Metal schon vor 20 Jahren die gleiche. Allein die Informationsmöglichkeiten waren noch nicht so gut wie heute. Zunächst hat man die 2. Welle des BM, die aus Norwegen und Schweden rüber schwappte belächelt - wegen der musikalischen Qualität bzw. des Unverständnisses für diesen neuen Musikstil und wegen der naiven Aussagen der Protagonisten. Recht schnell haben sich dann die bekannten Musikjournalisten mit bestimmten Bands und ihren politisch fragwürdigen Aussagen kritisch auseinander gesetzt. Das hat ja selbst solche Kandidaten wie die jungen Dark Throne erwischt. Die Bands mussten lernen, dass man auch nicht aus jugendlicher Naivität Blödsinn absondern kann, um zu provozieren, sondern eine gewisse Verantwortung gegenüber den Fans hat. Dann kam '93 der Mord an Euronymous hinzu und die ganzen Hintergründe dieser Angelegenheit. Ab diesem Moment - und dem "Satansmord" an Sandro Bayer - haben die großen Magazine schon sehr genau hingeschaut, über wen man noch berichten kann und für welche Bands man besser keine Werbung mehr macht. Allein einige Fanzines hatten zu diesem Zeitpunkt, etwa Mitte der 90er, eine naiv-unkritische Haltung auch gegenüber den ganz radikalen Vertretern - oder solchen, die sich zumindest so geäußert haben, um einem Image gerecht zu werden.

Ich habe neben dem RH regelmäßig ein Black-Metal-Heft gelesen, unter dessem Namen heute braune Propaganda verbreitet wird. Man musste sich ja irgendwie über den BM-Untergrund informieren. Die für mein Dafürhalten schon damals viel zu unkritische Haltung gegenüber menschenverachtendem Blödsinn, aber auch radikalem politischen Gedankengut, hat mich aber irgendwann dazu gebracht, auf solche Fanzines zu verzichten. Informationsbedarf hin oder her.

Kurz gesagt: Es war also vor 20, 25 Jahren nicht viel anders, als es heute ist. Allein die Datenlage war wesentlich schlechter.
 
Kurze Frage: Gab es denn wirklich kein Review zur neuen Kringa?
Hab weder in dieser noch in der letzten Ausgabe eines gefunden. Was mich eigentlich wundern würde, weil's in der letzten ja auch eins zu Hagzissa gab und beide Alben fast zeitgleich rausgekommen sind.

Edit: Hab noch mal das Review zu Hagzissa (von J.P. Köhler) gelesen. Und da steht, dass Kringa im Vergleich zu Hagzissa noch kein Album draußen haben, obwohl das von Kringa (laut Metallum) 2 Tage früher raus kam. Also vielleicht ist's tatsächlich an euch vorbei gegangen.
@wrm ?
 
Dass das Mgla Interview so hohe Wellen hier schlägt, hätte ich niemals gedacht. Es scheint doch eine Menge Leute zu geben, die sich für die Personen hinter Mgla interessieren. Aus der Sicht kann ich die anfangs strikt gelebte Anonymität der Band vollends nachvollziehen. (Fokus auf Musik, nicht auf Personen). Ich sehe es immer sehr fragwürdig, wenn man grundsätzlich als gut empfundene Musik unter dem Banner vermeintlicher politischer Verstrickungen nicht mehr hören mag. Mich würde an dieser Stelle mal sehr interessieren, wie das vor 20 Jahren behandelt wurde oder eben nicht, da ich zu jung bin, um dieses Thema miterlebt zu haben. (Stichwort Burzum, Nargaroth und Konsorten).

Aus meiner Sicht verliert man sich an der Stelle ein wenig in einfachen Interpretationen und Verschwörungstheorien rund um eine Band, die völlig zurecht als größte DIY-Band der Szene bezeichnet wurde. Wenn ich sehe, wie wenig die für ihr Merch verlangen, glaube ich nicht, dass das die größte Einnahmequelle für Rechtsextremisten ist. Da haben wir in der Vergangenheit mit unseren Steuergeldern wahrscheinlich ein Vielfaches davon in rechtsextreme Strukturen "investiert" und das ist eigentlich ein viel größerer Skandal (Stichwort V-Mann/NPD). Das ist für mich ein Denkansatz, wenn man die Finanzierung von Rechtsextremismus allgemein betrachtet, geht hier aber zu weit.

Aus dem Interview ergeht ziemlich schlüssig hervor, dass M. kein Neonazi oder dergleichen ist, selbst mit meiner Sozialisten-Brille sehe ich da nichts. Der Leichenhalle Ding kaufe ich ihm ab, wenngleich seine Argumentation sich schwer für Manche nachvollziehen lässt. Forderungen, dass er sich von dem Finnen distanzieren soll, halte ich für überzogen. Ich gehe von einem freundschaftlichen/partnerschaftlichen Verhältnis aus und nach unserer Geschichte wird sich wohl kaum ein Pole von einem Deutschen vorschreiben lassen, wer Freund und wer Feind ist. Der Finne ist in jedem Fall eindeutig zu verorten in seiner Gesinnung. Die werden nicht brechen, dafür würde ich (Stand heute) meine Hand ins Feuer legen.

So, zu viel Text für diese Uhrzeit..

in vielem hast Du durchaus Recht, umso mehr ich darüber nachdenke...wahrscheinlich sogar in (fast) allem. trotzdem bleibt bei mir ein Nachgeschmack den ich nicht loswerde. da ich die Band aber nicht sonderlich gut finde (letzte Album fand ich in Ansätzen durchaus gut), interessiert es mich auch nicht wirklich. ich fand das Interview sehr gut, @wrm hat die richtigen Fragen gestellt, aber mir waren die Antworten zu wenig bzw. ausweichend. Freundschaft/Loyalität hin oder her, wenn ich etwas nicht gut finde bzw. verabscheue, dann trenne/distanziere ich mich davon.

das Heft ansonsten: grossartige Werkschau von @Tokaro über Riot, Titelstory von @wrm ebenfalls ganz grossartig. habe ich jetzt bereits zweimal gelesen und bin überrascht wie sympathisch Rolf rüberkommt. dazu kommen die kleinen Zwischenspiele wie das überflüssigste Merch...grossartig.

auch sehr geil: die Porträt Bilder der Forums User im BB Bericht:top:
 
. Eine Frage aber habe ich noch: Wo hat Majk Moti in Franken gelebt? Ich frage nicht nur deshalb, weil ich auch aus Franken stamme, sondern auch, weil Stefan Schwarzmann (Erlangen) und Jens Becker (Fürth) ebenfalls Franken sind und Ian Finlay meines Wissens nach auch einige Zeit in Mittelfranken gelebt hat. Vielleicht gibt es ja da Zusammenhänge mit Majk?

War hier nicht irgendein User, der ganz in der Nähe von Majk gewohnt hat? Meine das mal im RW Thread gelesen zu haben!
 
Im Grunde war die Diskussion im extremen Metal schon vor 20 Jahren die gleiche. Allein die Informationsmöglichkeiten waren noch nicht so gut wie heute. Zunächst hat man die 2. Welle des BM, die aus Norwegen und Schweden rüber schwappte belächelt - wegen der musikalischen Qualität bzw. des Unverständnisses für diesen neuen Musikstil und wegen der naiven Aussagen der Protagonisten. Recht schnell haben sich dann die bekannten Musikjournalisten mit bestimmten Bands und ihren politisch fragwürdigen Aussagen kritisch auseinander gesetzt. Das hat ja selbst solche Kandidaten wie die jungen Dark Throne erwischt. Die Bands mussten lernen, dass man auch nicht aus jugendlicher Naivität Blödsinn absondern kann, um zu provozieren, sondern eine gewisse Verantwortung gegenüber den Fans hat. Dann kam '93 der Mord an Euronymous hinzu und die ganzen Hintergründe dieser Angelegenheit. Ab diesem Moment - und dem "Satansmord" an Sandro Bayer - haben die großen Magazine schon sehr genau hingeschaut, über wen man noch berichten kann und für welche Bands man besser keine Werbung mehr macht. Allein einige Fanzines hatten zu diesem Zeitpunkt, etwa Mitte der 90er, eine naiv-unkritische Haltung auch gegenüber den ganz radikalen Vertretern - oder solchen, die sich zumindest so geäußert haben, um einem Image gerecht zu werden.

Kurz gesagt: Es war also vor 20, 25 Jahren nicht viel anders, als es heute ist. Allein die Datenlage war wesentlich schlechter.

Sehe ich genau so. Man hat sich darüber keine großen Gedanken gemacht, eben weil die Informationslage nicht so war wie heute und die Musik im Vordergrund stand. Selbst als in Printmagazinen 1993 von Varg und Euronymous berichtet wurde, waren, wie ich finde, die ganzen Hintergründe unklar. Als dann die Infos immer Besser und einfach zu bekommen waren, und man erst einmal wirklich lesen und verstehen konnte, was da zT alles abgegangen ist, hab ich mich natürlich auch gefragt, was macht ich. Aber ich hab eben EMPEROR, DISSECTION, HADES oder andere nicht aus der Sammlung geschmissen, weil ich die Tonträger schon vor den Taten der jeweiligen Leute in der Sammlung hatte.
 
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Kunstwerk nicht dafür da ist, um Antworten zu geben, sondern um Fragen zu stellen. Von daher ist es immer schwierig bis unmöglich, das verhandelte Sujet mit den weltanschaulichen Überzeugungen des Schaffenden kurzuschließen, sonst läuft man nämlich schnell Gefahr, die Erzählerstimme und -weltsicht mit der des Autors gleichzusetzen, was nicht nur literaturkritisch meistens in die Hose geht. In diesem Zusammenhang ist es mir allerdings umso wichtiger, den Impetus des Künstlers zu verstehen, ganz besonders, wenn es um ein transgressives Werk geht. Nun scheint mir der künstlerische Antrieb Mikolaj Zentaras sowohl bei Mgla als auch bei Kriegsmaschine recht deutlich und ausformuliert, nämlich die nahezu klinisch sachliche Auseinandersetzung mit der im kosmischen Kontext sinnlosen Existenz des Menschen und all der damit einhergehenden Injurien.

Wenn ich aber seinen Worten zu seinem Freund und Geschäftspartner Mikko Aspa Glauben schenken soll, so handelt es sich bei jenem um jemanden, der als eine Art Gesamtkunstwerk zu verstehen sei. Dessen Aussagen und Schaffen eben nicht antisemitisch, rassistisch, sexistisch und faschistoid motiviert seien, sondern einer radikalen Eulenspiegelei gleichen, die... ja, welchen Zweck eigentlich verfolgen? In Interviews jedenfalls erklärt Aspa sich nicht, sondern inszeniert sich gerne als grenzüberschreitender Künstler und amüsiert sich über die zum großen Teil von Empörung geprägte Rezeption seines Schaffens, beweise dieser Umstand doch die mangelnde Intelligenz der blinden Herde, der er den Spiegel vorhalte und so weiter und so verraunt...

Nun mag es ja sein, dass Mgla sich im Dunstkreis eines angeblich unverstandenen, kompromisslosen und gesellschaftskritischen Künstlers bewegen, dem sie aufgrund jahrelanger Freundschaft auch rein zwischenmenschlich loyal verpflichtet sind. Und es mag auch sein, dass entgegen aller Indizien, Aussagen und Aktionen Aspas politische Überzeugungen in seiner Arbeit keine Rolle spielen, sondern alles von ihm zu einem hochkomplexen Vexierbild verwoben wird, das mehr über den Betrachter aussagt, als über den Schöpfer. Allein, ich kann es nicht glauben und wenn es doch so sein sollte, dann möge man dies doch bitte einfach mal klar äußern, denn offenbar hat man bei Mgla ja ganz genau verstanden, worum es bei Aspa geht, auch wenn man sich nicht als dessen Sprecher versteht.

Andernfalls nämlich nimmt man mindestens in Kauf, dass man mit rechtsextremem Gedankengut und faschistoidem Kulturschaffen assoziiert wird oder, weiter gedacht, wirkt sogar indirekt an der sukzessiven Reinwaschung eines Neonazi-Künstlers mit, indem man sich eben nicht von ihm distanziert oder sich zumindest (selbst-)kritisch zeigt. Derlei ausweichende Rhetorik, wie sie die Antworten auf die Fragen zu dieser Thematik durchzieht, schafft somit nur noch mehr Unklarheit und wird vielleicht dem namensgebenden Nebel dieser Band gerecht, bedeutet für mich aber auch, dass Mgla eine Gleichgültigkeit transportieren, die ich bedenklich finde.

Aber vielleicht gehört das ja auch alles zum Konzept und alle Welt geht einem mit diabolischer Genialität gesegnetem Künstlerkollektiv auf den Leim?

Vielen Dank jedenfalls für dieses hervorragende Interview, @wrm - selten hat mich ein Zwiegespräch im DF so sehr beschäftigt und selten hat mich ein Gesprächspartner dabei so sehr ernüchtert wie Mikolaj Zentara...!
 
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Kunstwerk nicht dafür da ist, um Antworten zu geben, sondern um Fragen zu stellen. Von daher ist es immer schwierig bis unmöglich, das verhandelte Sujet mit den weltanschaulichen Überzeugungen des Schaffenden kurzuschließen, sonst läuft man nämlich schnell Gefahr, die Erzählerstimme und -weltsicht mit der des Autors gleichzusetzen, was nicht nur literaturkritisch meistens in die Hose geht. In diesem Zusammenhang ist es mir allerdings umso wichtiger, den Impetus des Künstlers zu verstehen, ganz besonders, wenn es um ein transgressives Werk geht. Nun scheint mir der künstlerische Antrieb Mikolaj Zentaras sowohl bei Mgla als auch bei Kriegsmaschine recht deutlich und ausformuliert, nämlich die nahezu klinisch sachliche Auseinandersetzung mit der im kosmischen Kontext sinnlosen Existenz des Menschen und all der damit einhergehenden Injurien.

Wenn ich aber seinen Worten zu seinem Freund und Geschäftspartner Mikko Aspa Glauben schenken soll, so handelt es sich bei jenem um jemanden, der als eine Art Gesamtkunstwerk zu verstehen sei. Dessen Aussagen und Schaffen eben nicht antisemitisch, rassistisch, sexistisch und faschistoid motiviert seien, sondern einer radikalen Eulenspiegelei gleichen, die... ja, welchen Zweck eigentlich verfolgen? In Interviews jedenfalls erklärt Aspa sich nicht, sondern inszeniert sich gerne als grenzüberschreitender Künstler und amüsiert sich über die zum großen Teil von Empörung geprägte Rezeption seines Schaffens, beweise dieser Umstand doch die mangelnde Intelligenz der blinden Herde, der er den Spiegel vorhalte und so weiter und so verraunt...

Nun mag es ja sein, dass Mgla sich im Dunstkreis eines angeblich unverstandenen, kompromisslosen und gesellschaftskritischen Künstlers bewegen, dem sie aufgrund jahrelanger Freundschaft auch rein zwischenmenschlich loyal verpflichtet sind. Und es mag auch sein, dass entgegen aller Indizien, Aussagen und Aktionen Aspas politische Überzeugungen in seiner Arbeit keine Rolle spielen, sondern alles von ihm zu einem hochkomplexen Vexierbild verwoben wird, das mehr über den Betrachter aussagt, als über den Schöpfer. Allein, ich kann es nicht glauben und wenn es doch so sein sollte, dann möge man dies doch bitte einfach mal klar äußern, denn offenbar hat man bei Mgla ja ganz genau verstanden, worum es bei Aspa geht, auch wenn man sich nicht als dessen Sprecher versteht.

Andernfalls nämlich nimmt man mindestens in Kauf, dass man mit rechtsextremem Gedankengut und faschistoidem Kulturschaffen assoziiert wird oder, weiter gedacht, wirkt sogar indirekt an der sukzessiven Reinwaschung eines Neonazi-Künstlers mit, indem man sich eben nicht von ihm distanziert oder sich zumindest (selbst-)kritisch zeigt. Derlei ausweichende Rhetorik, wie sie die Antworten auf die Fragen zu dieser Thematik durchzieht, schafft somit nur noch mehr Unklarheit und wird vielleicht dem namensgebenden Nebel dieser Band gerecht, bedeutet für mich aber auch, dass Mgla eine Gleichgültigkeit transportieren, die ich bedenklich finde.

Aber vielleicht gehört das ja auch alles zum Konzept und alle Welt geht einem mit diabolischer Genialität gesegnetem Künstlerkollektiv auf den Leim?

Vielen Dank jedenfalls für dieses hervorragende Interview, @wrm - selten hat mich ein Zwiegespräch im DF so sehr beschäftigt und selten hat mich ein Gesprächspartner dabei so sehr ernüchtert wie Mikolaj Zentara...!

Lieber Ulf, du schreibst mir aus der Seele.
Stimme dir in allen Punkten zu.
 
Da sich in diesem Thread zu diversen Heftthemen eine ganze Menge interessanter und lesenswerter Meinungen angesammelt haben, möchte ich ganz dezent darauf hinweisen, dass wir auch über diese Email-Adresse verfügen: leserbriefe@deaf-forever.de

:)
 
War hier nicht irgendein User, der ganz in der Nähe von Majk gewohnt hat? Meine das mal im RW Thread gelesen zu haben!
Ja, aber der ist schon etwa ein Jahr inaktiv, und da ging es um Majks Zeit hier in Radevormwald (sieben Häuser, elf Leute und 22 Pferde) - ich wüsste ja gern, wo genau das war. ORDEN OGAN sollten die Adresse noch haben... ;)
 
Durch die Running Wild Story weiß ich auch endlich, wieso die mal in der Bravo unter Death-Metal liefen (ich hatte damals, etwa 1989, grad mit Metal angefangen, und die ganzen Bravo-Hefte meiner großen Schwester nach Metal-relevantem Zeug durchforstet). *g*
 
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