Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich wirklich 38,50 € (VVK) für das Konzert in Wiesbaden ausgeben will - letztendlich habe ich es dann doch gemacht. Und: Der Abend war jeden einzelnen Cent wert. Das lag v.a. an Nifelheim, die brillant as fuck waren.
Im Gegensatz zu Lobi habe ich Deserted Fear nicht ignoriert - hätte ich es getan, wäre es aber auch nicht schlimm gewesen. Sicher, die Band wirkt bei allen ihren Auftritten sympathisch und ist mittlerweile auch richtig gut eingespielt. Leider ist das Songmaterial aber genauso nett und freundlich wie die Typen auf der Bühne. Für eine Death Metal-Band nicht unbedingt ein Kompliment. Weite Teile des Publikums dürften das aber vollkommen anders gesehen haben.
Nach Deserted Fear zeigte sich das seit Jahrhunderten - wenn nicht Jahrtausenden - bekannte Phänomen: Die Jugend von heute ist verdorben und hat keinen Geschmack. Ergo wurde es bei Nifelheim deutlich leerer in der Halle. Die, die geblieben waren, waren aber allesamt begeistert: Der Sound war gut austariert, die Band unheimlich spielfreudig. Und nach dem porentief reinen Death Metal der Vorband war endlich Dreck auf der Bühne. Eine gelungenere Melange aus Rock'n'Roll, Speed und Black Metal als am heutigen Abend ist schlichtweg nicht denkbar! Das Publikum quittierte dies vollkommen zurecht mit "Nifelheim! Nifelheim!"-Sprechchören nach fast jedem Song. Auch wenn ich mir mit der folgenden Aussage Feinde mache: Es wäre schön, wenn Maiden bald in Rente gehen, damit Nifelheim zukünftig öfter touren können.
Danach konnten At the Gates nur verlieren - und das taten sie zunächst auch, was v.a. dem anfangs völlig drucklosen Sound geschuldet war. Die Kiddies unter 40 Jahren, die sich während Nifelheim nach draußen verzogen hatten, hatten trotzdem ihren Spaß. Mit der Zeit wurde der Sound schließlich besser, und nach 20-30 Minuten kam es dann auch bei mir dazu, den Auftritt zumindest "gut" zu finden. Tompa machte sowohl optisch als auch stimmlich einen deutlich besseren Eindruck als noch vor wenigen Jahren. Wie leider nicht anders zu erwarten, wurde die Frühphase der Band (d.h. die Zeit vor "Slaughter of the Soul") weitestgehend ignoriert; gerade einmal 3 alte Songs fanden sich in der Setlist wieder. Dass der nach meinem Empfinden größte Hit "Windows" nicht gespielt wurde, war für mich so, als hätten Slayer "Angel of Death" aus ihrer Setlist verbannt. Oder Modern Talking "You're My Heart, You're My Soul". Trotzdem: Gegen Ende machte der Auftritt auch dank des nunmehr besseren Sounds durchaus Spaß. Tagessieger blieben dennoch (mit weitem Abstand) Nifelheim. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass letztere absolut phantastisch waren?