Dunkeltroll rolls a Record #20: DEAD LORD : Goodbye Repentance

# 18: ANVIL : Hope In Hell

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Erschienen am 23. Mai 2013

Meine Version: Blaues Vinyl, Steamhammer 2013, in Sammlung seit Ende 2014

ANVIL sind eine verdammt merkwürdige Band: Spontan fällt mir keine andere Truppe ein, die von Stil und Qualität her derart unbeständig ist wie das Trio (zu viert, wie in den Anfängen, wären sie besser aufgestellt) um Lips (Gitarre/Gesang) und Robb Reiner (Schlagzeug). Was den Stil betrifft, so variieren sie von Hard Rock bis Speed/Thrash Metal - und bei der Qualität schwanken sie zwischen großartig und peinlich (das wiederum in jedem Genre, und auf jeder Platte). Man hat manchmal den Eindruck, dass sie absolut keinen Schimmer haben, was einen guten Song von einem beschissenen unterscheidet, und sie ihrer Kreativität ganz nach Lust und Laune freien Lauf lassen. Und hin und wieder kommt dann ein echter Killersong dabei raus - viel öfter leider aber ehr so meh, und manchmal auch Vollrotz. Den Speed Metal haben sie vermutlich auch aus Versehen miterfunden...

Vorliegendes Album von 2013 wurde mir von @Sanja geschenkt - das muss irgendwann von Geburtstag bis Weihnachten 2014 gewesen sein, da ich ab 2015 die Neuzugänge notiert habe, und die Platte im Juli 2014 noch nicht besaß - sonst wäre sie jetzt nämlich signiert:
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ANVIL beim Meet & Greet des Headbangers Open Air 2014

Ich hab die Geschichte im ANVIL-Thema vor einigen Jahren schon mal erzählt, wiederhole sie aber kurz: Ich hatte zwei alte Picture-Discs mit, und sagte so was wie: "Die sind vom Klang her eh scheiße, da könnt ihr gerne direkt auf den Platten unterschreiben.", was bei Robb aber wohl wie "Die Musik ist eh Kacke..." ankam, und er kurz so aussah, als wolle er mir eine aufs Maul geben. Ließ sich aber schnell aufklären... :D

"Hope In Hell" ist leider eins der ANVIL-Alben, die ohne echten Ausreißer nach oben auskommen müssen. Der eröffnende Titelsong ist ehr schleppend - und wenn man die Platte (wie ich ;)) nicht auf 45 laufen lässt, sogar purer Doom. 'Eat Your Words' ist 'ne flotte Nummer, die durchaus zu den Highlights der Scheibe zu zählen ist, bevor man bei 'Through With You' bereits nach drei Tönen den Kopf quer schüttelt, weil das einleitende Riff ausgerechnet bei 'Smoke On The Water' abgekupfert wurde. Lips kann tatsächlich Gitarre spielen, Robb ist ein verdammt origineller Trommler, und die Produktion des Albums ist auch sehr gelungen - aber das wohl bekannteste Riff der Rock-Geschichte zu verwursten, dazu gehören schon ein paar richtig große Tüten geraucht...

'The Fight Is Never Won' eröffnet Seite 2 mit einer der durchdachtesten Stücke des Albums, gute Nummer! 'Pay The Toll' und 'Flying' sind dann wieder vergleichsweise hingerotzte, unausgegorene Vertreter - letztere hat immerhin einen halbwegs witzigen Text. Auf Seite 3 folgt mit 'Call Of Duty' ein Song über das gleichnamige Spiel :)hmmja:), 'Badass Rock 'n' Roll' klingt ungefähr so authentisch "Badass" wie 'Me And The Boys' von Alleinunterhalter Rock'n'Rolf (wobei der Song eigentlich ganz cool ist - also der von ANVIL - , er wird nur dem Text nicht gerecht, dafür ist das dann doch alles viel zu sauber aufgemacht). 'Time Shows No Mercy' wiederum gefällt mir vom Text her besser als musikalisch - tolles Solo aber!

Seite 4 (wer kam eigentlich auf die Idee, dem Vinyl zwei Bonustracks zu spendieren? Hätte sonst auch gut auf zwei Seiten gepasst - die CD läuft nur 46:49): 'Mankind Machine' verteufelt die Abhängigkeit der Menschheit von der Technik (in 'Flying' schien das noch kein Problem gewesen zu sein), 'Shut The Fuck Up' reicht für 30 'Explicit Lyrics'-Sticker, 'Hard Wired' (erster Bonustrack) ist besser als manch regulärer Song (und hat einen Fire/Desire-Reim!!! :jubel:), und 'Fire At Will' (zweiter Bonustrack) auch nicht übel. Die beiden statt 'Through With You' und 'Call Of Duty' auf dem regulären Album hätte der Platte gut getan.

Puh, Punkte? 6 sind angemessen - wirklich empfehlen kann ich das Teil niemand, und ANVIL-Fans kennen es eh schon.

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Also lassen wir die Würfel rollen (ich werde morgen mal ein paar Neuzugänge einpflegen - also nicht wundern, wenn sich wieder was verschieben sollte.

100, kritischer Erfolg (oder Fehler, je nach Rollenspiel-System)! :jubel:

CAGE: Unveiled
Ah, die hat mit @Jhonny vor ziemlich genau einem Jahr verkauft. :)
 
# 19: CAGE : Unveiled

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Erschienen am 13. September 1998

Meine Version: Lucretia Records 1999 (CD), in Sammlung seit 2020

Irgendwie hat sich eine längere Pause eingestellt - war nicht so geplant. Sorry an die drei oder vier Leute, die hier mitlesen! :)

Waren die 90er wirklich so schlimm? Die ausgehenden 90er waren es zumindest in Hinblick auf die Artworks, da jeder meinte, Bildbearbeitung am PC und Computergrafiken seien der heiße Scheiß. Beherrscht hat die Technik aber so gut wie niemand, und dadurch kamen haufenweise richtig übler Cover zustande, von denen das zum Debüt von CAGE ein (un)schönes Beispiel ist. Meine Pausenlektüre auf der Arbeit ist derzeit das Rock Hard 03/1999, und da gibt es reihenweise solchen Mist zu sehen!

Zum Glück ist die Musik deutlich ansprechender ausgefallen; CAGE waren mit "Unveiled" damals auch bei der "Unerhört - die besten Bands ohne Deal"-Aktion des RH vertreten. Kein Wunder, lag US Power Metal doch nicht wirklich im Trend, Frontsirene Sean Peck setzte seine Kopfstimme noch nicht so penetrant ein wie auf späteren Veröffentlichungen der Band, und wer unter anderem an SAVATAGE erinnert (hört euch mal 'Disaster 'an ;)), der hatte beim RH eh gewonnen. Weitere Verdächtige, die als Vorbilder in Frage kommen, sind natürlich JUDAS PRIEST, SANCTUARY, CRIMSON GLORY oder VICIOUS RUMORS. Für eine Eigenproduktion tönt das Teil sehr amtlich, da gibt es nix zu meckern.

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CAGE auf dem Taunus Metal 2017

Wann genau ich selbst erstmals bei CAGE rein gehört habe, weiß ich gar nicht mehr genau. Im Schrank stehen die ersten Platten jedenfalls seit 2015, als ich dem BÄÄÄM Festival am Stand von Pure Steel Records die "Hell Destroyer" (2007) und "Science Of Annihilation" (2009) auf Vinyl eingetütet habe. Zu meinen Top-Favoriten gehört die Band nicht gerade, zumal sich Herr Peck in den letzten Jahren mit seinen Äußerungen auch wirklich mit Ruhm bekleckert hat. 1998 hätte meine Wertung vermutlich höher gelegen, da ein derartig traditionelles Album wie "Unveiled" damals natürlich einen größeren Seltenheitswert hatte, aber heute kommt die Platte bei mir nicht über eine 7,5 hinaus: Kann man hin und wieder mal hören, ist aber mit Sicherheit kein Must Have.

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Würfeln wir? "Unveiled" ist inzwischen auf die 167 gerutscht, der Wurf ergibt eine 51, macht 218.

DEAD LORD : Goodbye Repentance
Sehr schön! :feierei:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das schätze ich an der Unveiled auch besonders, beispielsweise schön zu hören auf "Nomad". Vom Songwriting mag ich anderer Alben mehr, die letzten waren mir dann zu viel "Vollgas".
Ja, bei 'Nomad' singt er sehr entspannt, möcht ich mal sagen. Er beherrscht die hohen Lagen ja auch, keine Frage - ich mag das nur nicht permanent hören; erst recht nicht, wenn die Musik dabei dann auch noch durchgehend "Vollgas" ist. Das wird ganz schnell etwas anstrengend... :)
 
#20: DEAD LORD : Goodbye Repentance

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Erschienen am 15. April 2013

Meine Version: High Roller Records 2014 (schwarzes Vinyl, 2. Repress, glaub ich), signiert, in Sammlung seit September 2015

Yeah, DEAD LORD! :jubel:

Das dürfte die Band sein, die ich neben SATAN, NIGHT DEMON und natürlich STALLION die letzten Jahre mit am häufigsten live gesehen habe: von März 2016 bis Juni 2018 immerhin sechs Mal, wenn ich nix vergessen habe, und das waren alles Headliner-Shows: vier in Clubs, zwei auf Festivals. Danach waren sie wieder vermehrt als Support unterwegs, und die letzten anderthalb Jahre... :thumbsdown:

Auf die Jungs aufmerksam geworden bin ich durch die Titelstory im Deaf Forever 03/2015, "Die neuen Gesichter des Heavy Metal, Teil 1" (wo bleibt überhaupt Teil 2? o_O), in der nicht nur der THIN LIZZY-Vergleich mein Interesse weckte, sondern sich auch (Sänger und Gitarrist) Hakim durch intelligente und sympathische Statements hervortat. Die Platte fiel mir dann auf dem Metallergrillen in die Hände, und wurde blind verhaftet. Zuhause angekommen stellte sich alsbald sowohl bei @Sanja als auch mir große Begeisterung ein, der Nachfolger "Heads Held High" war gerade ganz frisch und wurde direkt hinterhergeordert, und bei erster Gelegenheit machten wir uns nach Düsseldorf auf, um die Truppe auch live zu erleben. Mal abgesehen davon, dass wir die Bühne kaum sehen konnten, weil der Pitcher hoffnungslos überfüllt war, und wir seitlich von der Bühne vor den Klos standen, hatten wir 'ne Menge Spaß, und ein Schwätzchen und Autogramme gab es im Anschluss an die Show obendrein.

Ein paar Monate später tobte dann im MTS Oldenburg eine gnadenlose Hitzeschlacht, und DEAD LORD spielten @Nordkreuz ein Geburtstagsständchen. Als am Wochenende darauf das "Summernight Open Air" im Mühlenpark Mechernich auf Grund von Überschwemmungen durch Starkregen abgesagt wurde (Eifel halt... :hmmja:), mein Wagen aber schon gepackt vor der Tür stand, bin ich zusammen mit Enid kurzerhand zum Umsonst & Draußen nach Karlstadt gefahren, auf dem DEAD LORD Headliner auf der kleineren Bühne waren. Enid war auch mit in Oldenburg, sah die Band also zweimal in dieser Woche, wobei zwischen den Auftrittsorten diverse hundert Kilometer lagen - die Jungs haben dann auch nicht schlecht gestaunt, dass da schon wieder das gleiche Kind am Start war... :D Und während mir die Kutte abhanden kam, mit der ich Enid im Kinderwagen zugedeckt hatte, ließen sich DEAD LORD direkt 'ne Gitarre entwenden, weil sie nach ihrer Show lieber gefeiert haben, und ihr Equipment die ganze Nacht über unbewacht neben der Bühne stand... :acute:Meine Kutte tauchte dank lieber Leute wieder auf, von der Gitarre fehlt hingegen noch immer jede Spur.
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DEAD LORD in Karlstadt, 2016

Soviel zu meinen Erlebnissen mir der Band, noch ein paar Worte zum Album: In den 70ern verwurzelter Hardrock mit furiosen Twin-Gitarren, augenzwinkernden Texten, schwindelerregendem Schlagzeugspiel, und vor allem: viel Seele. Roh, echt, herzlich, und dass die Jungs hervorragende Live-Musiker sind, versteht sich wohl von selbst - sonst wäre ich da ja nicht ständig wieder hin gegangen. ;) 'Hammer To The Heart' ist sicherlich der Oberhit der Platte, aber 'Hank', 'Onkalo' oder 'Ghost Town' sind nicht viel schwächer, Stinker gibt es eh keine. Mit Sympathie-Bonus, und da es sich um ein Debüt handelt: 9 Punkte!

Bin die Tage übrigens über die Release-Show zur "Surrender" gestolpert: Unbedingt rein gucken, der Sound ist super! :top:

So, wo waren wir:
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Also Würfel raus: 218 + 96, das ergibt die 314.
ENFORCER: From Beyond
Das nenn ich mal einen passenden Nachfolger... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit die Band die ich am meisten live vermisse. Laut interner Buchführung 9 x mal gesehen. Eines der besten wohl auf einem Fest in Luxemburg Stadt für umme. Ein ganzer Stadtteil das nur asu Kneipen besteht und überall waren Bands aus aller Herren Länder und Stilrichtungen. Allerdings überwiegend Chanson, Jazz und Blues. Die armen DL spielten zwar in einer Rockerkneipe aber ausser mir und meiner Frau waren wohl höchstens drei oder vier Leute da die die Band kannten.
Der Rest stolperte kurz rein, ne Bratwurst in der einen oder ne Waffel in der anderen Hand und ging zwei Minuten später wieder.

Meine Fresse hatte Hakim einen Hals. Diesen Hals stachelte ihn aber zu einer sauaggressiven Show an. Überhaupt spielte die Band furios. Das einzig verkaufte Shirt an dem Abend ging dann an mich.
 
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