Ich fahre auf dieses Projekt seit dem ersten Album ab. MODERAT sind das, was passiert, wenn das Duo Modeselektor und der Solo-Artist Apparat zusammenkommen. Alle drei stammen aus der Berliner Elektro-Szene. Während Modeselektor eher die experimentelle Techno-Schiene bedienen, hat der Output von Apparat einen arty-farty-Charakter, der von großflächigem Sampling über die Zusammenarbeit mit klassischen Musikern bis zuletzt dem Schreiben von Soundtracks für Theaterproduktionen reicht. Inzwischen tritt er mit Band auf und die Herkunft aus dem Elektro wird nicht mehr so richtig offenbar.
MODERAT war von Anfang an die kommerzieller orientierte Spielwiese der drei, die denn auch erfolgreicher war. Ich habe MODERAT auf der Tour zum dritten Album in Leipzig live gesehen, wo sie mühelos das Easy Auensee mit 3600 Plätzen ausverkauft haben. Zum Abschiedskonzert in Berlin vor der Pause sollen es sogar 17.000 gewesen sein.
Trotz Charts-Ambitionen sind MODERAT nie ins Flachwasser abgerutscht. Ihre Pop-Elektro, mal mit, mal ohne den sanften, hohen Gesang von Apparat, hatte immer Niveau und interessante Details. Das erste Album, "I", war noch etwas durcheinander, wozu auch zahlreiche Gäste beitrugen, aber schon voller Hochkaräter -
"No. 22" ist für mich bis heute eine der geilsten Elektro-Ausgeburten ever. Auf der zweiten Scheibe haben sie den Signatursound aus Beats und Melancholie konsolidiert, die dritte überführte ihn in teils schon soulige Gefilde. Danach war erstmal einige Jahre Pause, weil - so die Verlautungen - die Beteiligten Abstand voneinander und Zeit für andere Projekte benötigten.
Jetzt, 2022, sechs Jahre nach "III", ist das vierte Album erschienen und der von der gewohnten Zählweise abweichende Titel zeigt an, dass sich etwas geändert hat. Auf der zugehörigen Tour mietete sich die Gruppe in Leipzig ins Werk2 ein, das ein Drittel des Fassungsvermögens der Venue aus der vorherigen Tour hat, mit dem Ergebnis, dass alle Karten schon weg waren, als ich von der Tour überhaupt erfuhr. So musste das Album reichen.