She said destroy - Neofolk for the masses

Heute mal wieder die DIJ Essence rausgeholt.Ich muss sagen mit der werde ich wirklich nicht warm. Meiner Meinung sogar das schlechteste DIJ Album. Man merkt irgendwie das der Neofolk mehr als Tod ist.
Der Neofolk an sich vielleicht nicht ganz, aber wann kam die letzte relevante Death In June? 1994? Danach retteten doch immer die Gastmusiker wie Richard Levy, Albin Julius, Andreas Ritter, John Murphy die Alben vor dem Absturz.
Die "Essence" klingt wie ne mäßig dolle Kopie der Früh 90er Sachen. Was da helfen würde, wär ne Frischzellenkur, wie sie zb New Model Army hinlegten. Die Leute überraschen und das mit Feuer. Cult Of Youth (oder mitunter gar Ladytron, die Di6 originell coverten) zeigen doch, wie Di6 klingen könnten. Nicht so schnarchig miesepetrig wie seit Jahren. Der muss mal aus seiner Ecke raus.
 
So ist es. Aber das Problem ist generell im Neofolk dass da kaum noch was kommt. Sol Invictus sowie Current 93 veröffentlichen nur mäßige Alben. Von Backworld kommt gar nichts mehr. Sonne Hagal und Forseti gibts nicht mehr. Allerseelen kopieren sich seit jahren immer wieder selbst. Orplid würde ich schon nicht mehr als Neofolk bezeichnen. Sicherlich kommt ganz selten noch was brauchbares wie Of the Wand and the Moon oder Ostara aber die glorreichen Zeiten des Neofolks sind wohl vorbei. Was Death in June betrifft bin ich seit der All Pigs must die raus. Das ist meiner Meinung nach das letzte brauchbare DIJ Album.
Die letzten Sol Invictus und Current 93 Alben find ich gut Gerade weil sie sich nicht selbst kopieren, sondern frisch bleiben. Und dass Tony Wakeford wieder Crisis reformiert hat, zu seinen Punk Wurzeln zurückkehrte ist doch klasse. Diese Bands wie Di6, Sol Invictus oder Current 93 wurden in den 80ern ja auch nicht als Neofolk bezeichnet. Das kam erst später.
Von Forseti wäre vermutlich auch ein neuer Ansatz gekommen, da mit "Erde" für Andreas eine Trilogie abgeschlossen war. Das wär nicht so weitergegangen.
Sonne Hagal hatten schon immer eine coole Punk Zweitband ua auf dem gleichen Label wie Fliehende Stürme/ex-Chaos-Z und einem EA80 Nebenprojekt, das war also auch nie alleiniger Fokus.
Neofolk heute ist zum Glück halt nicht mehr der Aufguss von Bekanntem, sondern ist längst nen Schritt weiter (King Dude, Cult Of Youth, Chelsea Wolfe, St Michael Front usw)- wieder wie früher mehr einfach dunklere Indiemusik. Ostara hätten den Indierock Weg weitergehen sollen, statt ne Rolle rückwärts zu machen. Vermutlich fehlen die Herren von Waltari und Bronski Beat doch mehr als gedacht.
 
Peter Rohland war zwar noch früher, aber wenn ein Lied quasi die Blaupause für deutschen Neofolk war, dann fraglos die "Regenballade" von Achim Reichel aus dem Jahr 1978.

Bemerkenswert nicht nur wegen der Thematik, sondern auch, weil Reichel Anfang der 70er mit AR And The Machines bereits einiges von dem vorwegnahm, was Mitte der 70er dann als Industrial oder Ambient aufkam.
 
+ Produzent von Ougenweide.
Und hat schon in den 70ern Goethe, Heine und Co vertont, von Naturgewalten und untergegangenen Kulturen gesungen ("Trutz Blanke Hans"), von Henkersmädeln, Wassermännern und der Loreley etc.
Mehr Neofolk geht ja kaum.
Seine ex-Band hat im den 70ern ausserdem mit "The Witch" ein ziemlich cooles und mystisches Psychedelic Rock Album aufgenommen. Irgendwo zwischen den Strawbs, Coven und Led Zeppelin
 
Irgendwie klingt das Album "Sommerabend" (1976) von Novalis wie eine Mischung aus frühen Scorpions und einer Art schwärmerischem deutschem Neofolk (inkl bisschen schiefem Gesang, wie sich das gehört), wenn man so will. Halt bisschen krautrockiger, aber im Kern tiefer als 90% der aktuellen Wald- und Wiesen Drittligisten. Inkl Vertonungen aus "Hymnen An Die Nacht" etc.
Auch hier hat der Reichel seine Finger im Spiel gehabt. Dessen "Regenballade" ist für mich inzwischen der Inbegriff des deutschen Neofolk, besser kann man diese Art Musik nicht auf den Punkt bringen. Märchen, Kontroverse, Schauergeschichte...alles drin. Und musikalisch stark.
 
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Irgendwie klingt das Album "Sommerabend" (1976) von Novalis wie eine Mischung aus frühen Scorpions und einer Art schwärmerischem deutschem Neofolk (inkl bisschen schiefem Gesang, wie sich das gehört), wenn man so will. Halt bisschen krautrockiger, aber im Kern tiefer als 90% der aktuellen Wald- und Wiesen Drittligisten. Inkl Vertonungen aus "Hymnen An Die Nacht" etc.
Auch hier hat der Reichel seine Finger im Spiel gehabt. Dessen "Regenballade" ist für mich inzwischen der Inbegriff des deutschen Neofolk, besser kann man diese Art Musik nicht auf den Punkt bringen. Märchen, Kontroverse, Schauergeschichte...alles drin. Und musikalisch stark.

Hier gibt es einen Novalis-Thread:

https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/krautrock-novalis.18303/
 
Kann mir mal jemand erklären, was an Ain Soph so kultig sein soll? Ja, die haben diesen cool windschiefen Mitgröhl Song, aber davon abgesehen bestanden die mir bekannten Songs aus entweder quasi Nichts/Schweigen im Wald oder mäßig dollem Schraddelrock mit fiesen Timingschwankungen.
Andererseits wurden die mitunter als Kultband bejubelt. Hab ich den Witz nie verstanden oder haben die mal was brauchbares veröffentlicht?
 
Kann mir mal jemand erklären, was an Ain Soph so kultig sein soll? Ja, die haben diesen cool windschiefen Mitgröhl Song, aber davon abgesehen bestanden die mir bekannten Songs aus entweder quasi Nichts/Schweigen im Wald oder mäßig dollem Schraddelrock mit fiesen Timingschwankungen.
Andererseits wurden die mitunter als Kultband bejubelt. Hab ich den Witz nie verstanden oder haben die mal was brauchbares veröffentlicht?
Bin da kein Experte, der Kult kommt sicher von den frühen Ritual Veröffentlichungen. Ich hab die Kshatriya, die find ich wieklich gut und von den "späteren" ist die Aurora wirklich gut und witzig mit Tutti a casa, Pistolet Automatique oder White Guard. Die letzte fand ich auch nicht so gut.
 
Bin da kein Experte, der Kult kommt sicher von den frühen Ritual Veröffentlichungen. Ich hab die Kshatriya, die find ich wieklich gut und von den "späteren" ist die Aurora wirklich gut und witzig mit Tutti a casa, Pistolet Automatique oder White Guard. Die letzte fand ich auch nicht so gut.
Danke für die Info. Ich hab nur so ein merkwürdiges Live Album, das schwer nach Adriano Celentano trifft besoffene Rumpelrockband mit Schifferklavier klingt und den "Lucifer Rising" Sampler, wo der Ain Soph Beitrag aus fast unhörbarem leisen Brummen besteht. Der "Looking For Europe" Song ist eher ein LoFi Scheppersong.
Und ich kenn "Baltikum", das ist zugegeben ein (etwas windschiefer) Hit.
In die Ritual Sachen mal reinhören. Ain Soph sind ja quasi die Melvins des...nun ja...Neofolk und Artverwandtem. Muss mich mal näher damit befassen. So schnell geb ich nicht auf
 
Also mir haben sich Ain Soph auch nicht wirklich erschlossen. Kshatriya hatte ich mal, bin aber nicht wirklich warm damit geworden. Live hingegen fand ich sie ganz interessant letztes Jahr, aber den Kult verstehe ich auch nicht.
 
Weiß hier jemand, wer heute bei Fire + Ice auf dem Prophecy Fest gesungen hat?
Man kann sich den kompletten Auftritt übrigens bei Youtube anschauen.
 
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