Heavy Metal und Politik. Warum ist man da so zurückhaltend?

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Politische Texte muss ja aber auch noch lange nicht bedeuten, dass wir es gleich wieder mit den üblichen links-rechts-Grabenkämpfen zu tun haben. Wo ist die 80er-Band, die keinen Song über den drohenden Atomkrieg und die Angst davor geschrieben hat? Oder das Thema Krieg an sich, wenn es jetzt nicht die reine historische Betrachtung irgendwelcher Schlachten geht - nehmen wir War Pigs zum Beispiel. Gesellschafts-/Sozialkritik kann man da mMn auch schon zu politischen Inhalten dazuzählen, und daran herrscht ja nun auch kein Mangel. Ich würde von daher schon sagen, dass es im Metal jede Menge politisches gibt, schon immer gab und das auch dazu gehört, einfach weil meistens dann doch denkende Menschen dahinterstecken. Und wo Menschen denken, entstehen Meinungen und prompt sind wir im politischen Bereich.
 
Politische Texte muss ja aber auch noch lange nicht bedeuten, dass wir es gleich wieder mit den üblichen links-rechts-Grabenkämpfen zu tun haben. Wo ist die 80er-Band, die keinen Song über den drohenden Atomkrieg und die Angst davor geschrieben hat? Oder das Thema Krieg an sich, wenn es jetzt nicht die reine historische Betrachtung irgendwelcher Schlachten geht - nehmen wir War Pigs zum Beispiel. Gesellschafts-/Sozialkritik kann man da mMn auch schon zu politischen Inhalten dazuzählen, und daran herrscht ja nun auch kein Mangel. Ich würde von daher schon sagen, dass es im Metal jede Menge politisches gibt, schon immer gab und das auch dazu gehört, einfach weil meistens dann doch denkende Menschen dahinterstecken. Und wo Menschen denken, entstehen Meinungen und prompt sind wir im politischen Bereich.

Das möchte ich unterstreichen.
Der Gedanke, dass politische Texte nicht gleichbedeutend mit parteipolitischen Texten sind, ging mir nämlich beim Lesen dauernd durch den Kopf.
 
Ich bezweifle zwar, dass mein Beitrag zu diesem späten (um nicht zu sagen eskalierten) Zeitpunkt der Debatte noch etwas bewirken wird, aber ich versuche es Mal.
1. Hier wird mit recht schwierigen Begriffen umhergeworfen. Z. B. das war "politisch". Es fiel ja auch bereits auf, dass Manche darunter sofort aktuelle (tages- oder parteipolitische) Thematiken verstehen. Nun muss man sicher nicht unbedingt Carl Schmitt ausgraben um festzustellen, dass man unter dem Politischen (im Gegensatz zur sagen wir einfach mal "Politik) durchaus Unterschiedliches verstehen kann. Bands wie Amebix (und Sabbaths War Pigs wurde ja auch schon angesprochen) können ohne Namen zu nennen nach eigenen Aussagen durchaus politisch sein. Ich möchte nicht sagen, dass ich jetzt mit einer coolen Definition von "politisch" um die Ecke kommen kann, doch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man, wenn man mit einander reden will vorher festlegen sollte, was für Begriffe man verwendet. Sonst redet man (wie so oft bei dem Thema) aneinander vorbei.
2. Das absolut Gleiche gilt für das Wort "Ideologie"
3. "Gutmenschen" und "Links-Faschist" sind polemische, nicht-analytische Begriffe (Sieht man z. B. daran, dass ihnen Gegenbegriffe fehlen). Sie zu verwenden ist tatsächlich nur das Nachvollziehen fremder (dümlich-rechter Pegida-)Diskurse. Darüber sollte man sich bei der Verwendung im Klaren sein und gegenenfalls (mir) erklären, was damit gemeint sein soll.
4. Wie kann man bitte sowas sagen, wie "Black ist xy und nicht wz"? Hat das der Black Metal Papst festgelegt? Ich finde die Aussage in Anbetracht der Tatsache, dass Black Metal immer divers war und nicht 1992 in Norwegen erfunden wurde total albern. Insbesondere in Osteuropa vor 1990 war (Black-)Metal schon deswegen politisch, weil er gegen die Staatspartei gerichtet war. Hinzu kommt (für mich) ein Hintergrundrauschen an Punk (mindestens) bei der ersten Welle, das dann eben doch mit einer grundsätzlichen linken Einstellung einherging und geht. Frühe Mayhem-Riffs stehen unter direkten Black Flag-Einfluss, der Gitarren-Sound der zweiten Welle hat Verbindungen zu Crass und viel von der DIY-Ästhetik und dem Outfit sind Symbole, die sich der Metal aus anderen Szenen geborgt hat, die direkt und unmittelbar als politisch zu bezeichnen wären (insofern, als dass diese Gruppen durch Musik und ihre Tätigkeit eine Veränderung der Gesellschaft erreichen wollten).
5. Wenn es beim (Black-)Metal um Freiheit oder "absolute" Freiheit geht (und ich stimme tatsächlich zu, dass das so ist), gibt es viele Bereiche in den das verhandelt werden kann. So können Grenzen z. B. auf akustischer, ästhetischer, textlicher und "politischer" Ebene überschritten werden (letzteres z. B. wenn man über Dinge singt, die die moderne Gesellschaft ungern besingt/bespricht). Ein Element ist vielleicht auch, dass bestimmte Aufteilung unserer Gesellschaft an sich - verbunden mit bestimmten Hierarchien - in z. B. Ökonomie, Politik und Moral verwischt und/oder aufgebrochen werden. Das Alles ist aber doch niemals "abosolut". Black Metal hat (selbst geschaffene) Grenzen. So kann ich z. B. nicht in Frauenkostüm mit einer Geige in der Hand aufs UTBS stellen. Alle die sagen, dass (Black-)Metal "Freiheit" thematisiert (und die in Satan vielleicht sogar ein Symbol für Freiheit sehen - ich tue das) müssen sich darüber im Klaren sein, dass Metal (wie alle Sub- oder Gegenkulturen?) Grenzen aufstellt, Leute ausschließt und interne Hierarchien hat, die widerum einer herrschaftsfreien Szene entgegenstehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja. Stümperhafter Müll aber trotzdem keine Satire. Wenn du ein bisschen googelst findest du auch Ruckzuck Lieder von denen, die nich einmal mehr ungewollt komisch sind, sondern einfach nur widerwärtig.
Dann muss ich das Video wohl mal direkt bei YouTube melden. Ich glaube aber nicht, dass der gute User über uns, das wusste. *g* ( @GulLemic nimm es einfach raus :D )

@Barabas: Schöner Post.
 
Es ist mal wieder soweit. Die x. Debatte zu dem Thema und zielgerecht gab es auch gleich wieder Meldungen zu einzelnen Postings. Ich kann die auch nachvollziehen, denn hier steht angefangen von "Linksfaschisten" bis hin zu der "Theorie", dass Deutschland kein Land sei schon wieder genug, bei dem meine Laune unter den Gefrierpunkt sinkt. Allerdings ist kein Posting für sich so dramatisch, dass wir hier den Kehrbesen auspacken müssten (nein, auch die gemeldeten nicht).

Außerdem - und das ist letztlich dann auch das Entscheidende - wird in der Diskussion insgesamt gut und sinnvoll dagegen gehalten, weswegen das alles dann doch wieder einen Wert hat. Deswegen werden wir da jetzt nichts rausnehmen und einfach mal darauf hoffen, dass das hier nicht eskaliert.
 
Eskalation!

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Dem stimme ich zu. Die Thrash Metal Szene habe ich übrigens selbst immer als sehr (Links-)Politisch empfunden.


Thrash ja sowieso. Wer mir erklären will, dass das unpolitische Musik ist, hat ein hartes Stück Arbeit vor sich.
 
Ich möchte mich übrigens sehr bedanken. Ich wollte ja auch bewusst eine Debatte anstoßen. Und die ist, bis auf erwartungsgemäße Ausrutscher, ziemlich interessant verlaufen und wird es auch weiterhin.
Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn man sich selbst manchmal hinterfragt. Das gilt für mich, wie auch alle anderen.
Genau darum bin ich weiterhin sehr interessiert an den Aussagen. Das ganze ist nämlich sehr interessant geworden. Das schöne ist. Es ist hitzig, aber eskaliert nicht. Wunderbar.
 
Ich möchte gerne noch eine These zur Ausgangsfrage (siehe Threadüberschrift) in den Raum stellen, und zwar:

(Heavy) Metal ist durchaus politisch, wenn auch auf anderen Ebenen als erwartet.

Was ich damit meine ist, dass man nicht bloß auf die Songtexte schauen darf (wofür es ja wie im Thread mehrfach erwähnt genügend Positivbeispiele gibt), sondern auf das Gesamtpaket. Das beinhaltet dann Botschaften zwischen den Zeilen, Ansagen bei Konzerten, Aussagen in Interviews, direkte Handlungen und vieles mehr.

Ein paar Beispiele dafür:

- Wenn Demo-Band X nicht bei Plattenfirma Y unterschreibt, weil sie nicht mit Band Z in einem Atemzug genannt werden möchte, ist das bereits politisch.

- Wenn eine Band wie Bolt Thrower ihr eigenes Merchandise herstellt und zu fanfreundlichen Preisen anbietet, ist das bereits politisch.

- Wenn eine Band wegen ihrer Gitarrenarbeit respektiert und gelobt wird und es dabei komplett irrelevant ist, ob eine Frau oder ein Mann (Stichwort Gender) in die Saiten greift, ist das bereits politsch.

- Wenn eine Band (nochmal Bolt Thrower) ihre Fans darüber abstimmen lässt, ob sie lieber auf dem Wacken oder auf dem Party-San spielen soll, ist das bereits ploitisch.

- Wenn die Fans sich im Moshpit gegenseitig wieder auf die Beine helfen und hinterher an der Theke oder auf dem Zeltplatz gemeinsam feiern, völlig egal welche Bildung, Hautfarbe oder Herkunft der andere hat, ist das bereits politisch.

- Wenn eine Band, die primär Songtexte über Drachen, Einhörner und Schwerter schreibt, in Interviews Stellung zur Lage im eigenen Land bezieht oder bei einem Benefizkonzert auftritt, ist das bereits politsch.

- Wenn in einer "Szene" solche Ideale wie Freiheit, Aufmüpfigkeit, Zusammenhalt, Toleranz, Selbstbewusstsein, Andersartigkeit, Vielfalt, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Kritik, Bodenständigleit, Hilfsbereitschaft, Kreativität, Authentizität, Solidarität, Hingabe und viele mehr nicht nur besungen sondern von allen Beteiligten - Band, Fans und Medien (siehe Deaf Forever) - gelebt werden, ist das verdammtnochmal politischer als alles, was Techno, Volksmusik oder Schlager jemals zustande kriegen werden. \m/
 
Es gibt die Antifa sehr wohl.
Nur weil die es nicht auf die Kette kriegen sich zusammen zu tun und gemeinsam Deutschland vom Globus zu tilgen ("Nie wieder Deutschland" - Zitat ende) heißt das nicht, dass es die Antifa nicht gibt.
Es gibt halt viele Antifas. Und keine ist mir bisher besonders positiv aufgefallen.
Es ist nicht nur der schwarze Block extrem...

Hmm. "Nie wieder Deutschland" bedeutet aber nicht, "Deutschland vom Globus zu tilgen". Da ist deine Interpretation, da hast du was gründlich missvertanden.
 
Ich habe mir den Sch... nicht ganz durchgelesen, aber dem bisher Gelesenem und dem ,,Fight racism now" Banner auf der Seite, ist sie wohl aus dem linken Lager. Ein Lager, welche vor Ignoranz (ja, das Wort ist sehr richtig gewählt und nein, es hat keinen ironischen Unterton) und gefährlichem Halbwissen nur so trieft. Vermutlich hat sie die eine Hälfte von dem Kommilitonen, welcher mit Sturmhaube und Wurfgeschossen auf Anti-Polizeigewaltdemos geht und die andere Hälfte aus dem Buch über Black Metal vom ,,Antifa Verlag", ein Stück Dreck, dem ich Jedem ans Herz legen möchte, der den gemeinen Che Guevarashirtträger, Chemtrailsanschreier und Aluhutträger genau so zum schießen findet, wie ich es tue. Gerade diese Leute, bleiben der Szene fern. Ein großer Vorteil! Klar, zieht es auch Gesindel aus den rechten Kreisen an. Jene Personen, welche mindestens genau so dumm sind, wie oben Genannte aus linken Kreisen. Black Metal, ein Genre voll von Dekadenz als musikalisches Sprachrohr der rechtsextremen pseudo Anstandswauwaus, welche auf familiäre Werte und starken, nationalen Zusammenhalt wert legen, bzw es vorgeben? Klar hat es mit Krieg und Misanthropie eine *GEWISSE* Gemeinsamkeit mit der Ideologie der Nationalsozialisten, wobei Misanthropie mehr allumfassend ist, als Rassismus, ein Thema über das ich noch zehn Stunden schreiben könnte.

Ein SS Totenkopf? Ein Panzerkampfwagen VI Tiger? Etwas Gutes an der Wehrmacht finden? Verherrlichung! Klar, bringt man vor Allem Zeichen wie den SS Totenkopf mit dem dritten Reich in Verbindung, doch ob man es in den Texten gut heißt, oder ob es verherrlicht wird oder NICHT, interessiert doch die Phobiker nicht mehr, geschweige denn, dass sie sich überhaupt die Mühe machen, sich die Musik an zu hören und im Nachhinein zu verstehen.

Zum Topic: Nein, es gibt NICHTS ekelhafteres als Politbands. Seien es linke oder rechte Vollidioten. Klar hat man zu vielen seine Meinung, aber das sollen die werten Herrschaften der Musikbranche doch bitte für sich behalten, oder zumindest nicht ins Mikro brüllen. Wenn sich die veganischen Saubermänner von Heaven Shall Burn ultrageil fühlen, dass sie auf Wacken gegen Kapitalismus und Tiermord aufrufen, wo man für 50€ einen Hundeanzug mit dem W.O.A Emblem kaufen kann, die Coca Cola 3,50€ kostet und das halbe Publikum in Echtlederjacken rumrennt, dann sollen sie doch, aber ich bevorzuge meine Bands als komplett unpolitisch.

Und jetzt eine Runde Marduk.

Chemtrailstrottel und Aluhüte sind "links" oder verorten sich dort ?
 
Montagsdemo und Mahnwachen.
"Metalnazis gegen Nazis"
Öfter in Demos reingeraten bei denen Studentinnen mit Louis Vuitton Tasche und Gucci Sonnenbrille für die Beseitigung Deutschlands marschierten.

Den schwarzen Block kennt jeder.
Den schwarzen Block kennt jeder ? Woher ? Aus der Bild-Zeitung ? Damit will ich nicht sagen, dass ich das dortige Verhalten/propagierten Werte etc. teile-nur wird da auch ganz gerne mal von den Freunden und Helfern der "Wahrheit" auf die Sprünge geholfen-sei es, als Agent Provocateur oder dass im Polizeibericht Dinge frei erfunden bzw. flasch dargestellt werden, und die Presse das auch gerne ungeütüft übernimmt und als Fakten verkauft...
 
- Wenn in einer "Szene" solche Ideale wie Freiheit, Aufmüpfigkeit, Zusammenhalt, Toleranz, Selbstbewusstsein, Andersartigkeit, Vielfalt, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Kritik, Bodenständigleit, Hilfsbereitschaft, Kreativität, Authentizität, Solidarität, Hingabe und viele mehr nicht nur besungen sondern von allen Beteiligten - Band, Fans und Medien (siehe Deaf Forever) - gelebt werden, ist das verdammtnochmal politischer als alles, was Techno, Volksmusik oder Schlager jemals zustande kriegen werden. \m/
Und da verhebst Du Dich. Wie kannst Du das beurteilen? Du schaust - nehme ich jedenfalls an - von außen drauf und siehst das nicht. Wer von außen auf Metal schaut, sieht vielleicht auch nur "Drachen, Einhörner und Schwerter". Was Du in Deinem Post aufgeführt hast sind keine Alleinstellungsmerkmale des Metals.
 
Und da verhebst Du Dich. Wie kannst Du das beurteilen? Du schaust - nehme ich jedenfalls an - von außen drauf und siehst das nicht. Wer von außen auf Metal schaut, sieht vielleicht auch nur "Drachen, Einhörner und Schwerter". Was Du in Deinem Post aufgeführt hast sind keine Alleinstellungsmerkmale des Metals.

1) Mein Eindruck ist schon, dass Metal (übrigens auch Punk, Reggae und andere) mehr Elemente einer Lebenseinstellung beinhaltet als andere Musikrichtungen und nicht nur Random-Musik-mit-harten-Gitarren ist.

2) Wenn das, was ich beschrieben habe, nicht nur für Metal gilt sondern für alle anderen Musikrichtungen auch, warum muss sich dann lediglich der Metal rechtfertigen, warum er angeblich unpolitisch ist?

3) Ich wollte eigentlich gar kein neues Fass aufmachen. Die anknüpfende Diskussion würde eher in ein Techno-Forum oder ein Volksmusik-Forum oder in den Thread "Schlager und Politik - Warum ist man da so zurückhaltend?" passen.
 
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