SWANS! (inkl. Gira solo und Projekte)

Und gleich die aktuellen Tourdaten hinterher. Ich werde in Wiesbaden anzutreffen sein, vielleicht auch in Karlsruhe.

9/25 Brussels, BE @ AB Club
9/26 Amsterdam, NL @ Paradiso Music Hall
9/28 Paris, FR @ La Maroquinerie
9/30 La Rochelle, FR @ La Sirene
10/1 Barcelona, ES @ Sala Apolo
10/2 Madrid, ES @ Shoko
10/3 Durango, ES @ Plateruena
10/4 Porto, PT @ AmpliFest
10/7 Fribourg, CH @ FRI-Son
10/8 St Gallen, CH @ Grabenhalle
10/9 Torino, IT @ Hiroshima Club
10/10 Bologna, IT @ Estragon Club
10/11 Roma, IT @ Circolo Degli Artisti
10/12 Milan, IT @ Alcatraz Milano
10/14 Zagreb, HR @ Pogon Jedinstvo
10/15 Budapest, HU @ A38 Ship
10/16 Ljubljana, SI @ Kino Kiska Centre for Urban Culture10/17 Vienna, AT @ Arena Big Hall
10/18 Krakow, PL @ Unsound Festival
10/20 Prague, CZ @ Lucerna Music Bar
10/21 Berlin, DE @ Berghain
10/23 Leipzig, DE @ Schauspiel 10/24 Köln, DE@ Gebäude 9 10/25 Hannover, DE @ PAVILLON
10/27 HH, DE @ Kampnagel 10/29 Dresden, DE @ Beatpol 10/30 Wiesbaden, DE @ Schlachthaus 10/31 Karlsruhe, DE @ Jubez 11/1 München, DE @ Feierwerk 11/22 Utrecht, NL @ Mouth to Mouth / Le Guess Who Fest.
11/23 Copenhagen, DK @ Vega Main Hall
11/24 Oslo, NO @ Rockefeller
11/25 Stockholm, SE @ Slakthuset
11/26 Helsinki, FL @ Tavastia
11/28 St. Petersburg, RU @ Kosmonavt
11/29 Moscow, RU @ VOLTA
12/7 Brighton, UK @ Drill:Brighton
5/21 London, UK @ Roundhouse
 
Überlege auch die ganze Zeit, was man noch anderes sagen soll, was nicht schon zigfach überall geschrieben steht.
Swans gehört zu den besten 20 Bands der Musikgeschichte und Michael Gira ist ein verkanntes Genie.
 
Letzten Samstag hatte ich beim Müller schon die "To Be Kind" Vinyl in Händen. Hab mich dann aber doch nicht getraut.
 
Michael Gira ist ein verkanntes Genie.
das denke ich nicht. alleine wenn man den stellenwert von den swans betrachtet, sei es bei den elektronika-fricklern, den indie nerds, der dm / bm / sludge /drone fraktion, der gothic abteilung etc. . und das seit dekaden (auch wenn es momentan besonders auffällig ist, da ein regelrechter "hype" entstanden ist, wie vor ein paar jahren bei joy division).

wie auch immer, natürlich großartig. auch wenn ich die älteren sachen bevorzuge.
 
Ich kann bisher nur die neue, und die find ich fantastisch. Da muss ich fjedn nochmal durch die Diskographie robben.
 
das denke ich nicht. alleine wenn man den stellenwert von den swans betrachtet, sei es bei den elektronika-fricklern, den indie nerds, der dm / bm / sludge /drone fraktion, der gothic abteilung etc. . und das seit dekaden (auch wenn es momentan besonders auffällig ist, da ein regelrechter "hype" entstanden ist, wie vor ein paar jahren bei joy division).

Keine Ahnung, ob man von einem Hype reden kann, was auf jeden Fall allerdings korrekt ist, dass sie populärer denn je sind nach ihrer Rückkehr (Siehe auch Chartspositionierungen der letzten beiden Albem). Die Lobhudeleien und Verneigungen ziehen sich ja bis (wie ich es wahrgenommen habe) in die späten 80er zurück - zurecht! -, als Leute wie Mick Harris, Justin Broadrick, Eric Woods, John Zorn, etc. und tatsächlich schon viele Bands in Wort und Ton Swans Tribut gezollt haben. Man denke nur an die Patholocigal Comp. Beiträge von Napalm Death, die späteren Nausea Sachen oder gleich an Godflesh, Scorn, Man Is The Bastard und so weiter. Ich kann mich noch gut dran erinnern, dass ich aufgrund eines Napalm Death Interviews irgendwann Mitte der 90er die Swans entdeckt hatte - und erstmal gar nicht mochte...

Ich finde beileibe nicht alles toll, bevorzuge generell die fiesen Frühwerke. Filth und Cop. Ganz und gar nicht gefallen mir einige der späteren Werke so ca. nach The Burning World. Auch das Comebackalbum finde ich nicht so stark, wie die beiden Nachfolger. Einziges Mittenalbum, das ich gerne höre, ist Soundtracks For The Blind.

Auch live eine einzigartige Band, für mich immer eine fast physische Erfahrung. Und mitunter sehr emotional, was viel mit Giras Bühnenpräsenz zu tun hat. Zwischen simplem Mitgerissensein und Abscheu hat sich da bei mir unwahrscheinlich viel getan. Danach war ich erschöpft. Ging mir selten so auf ner Show, auf der ich eigentlich nur rumgestanden bin.
 
Ich hab noch große Lücken bei der Band, aber die letzte Scheibe ist verdammt großartig. Mit "The Seer" bin ich bisher nicht richtig warm geworden, die "My Father..." finde ich aber auch super. Mit den alten Sachen muss ich mich dringend noch beschäftigen. Diese Doppel-Best-Of ist jedenfalls von vorne bis hinten genial. Würde ich auch wahnsinnig gern mal live sehen, das Köln-Konzert wird aber leider aus Zeitgründen nicht hinhauen.
 
Yarrrr!!!!!!!!!

Werd's dieses mal leider nicht zur Tour schaffen, aber tolle Band.
 
In Hamburg werde ich mit ziemlicher Sicherheit der Apokalypse beiwohnen.

Ich mag übrigens gerade die mittleren Alben, also White Light From the Mouth of Infinity, The Great Annihiator und Soundtracks for the Blind. Aus den 80ern kenne ich allerdings nur die lärmigen Filth und Cop. Kennengerlent habe ich Trendnutte die Band aber erst in diesem Jahr mit To Be Kind.
 
So, ich hatte jetzt meinen Erstkontakt mit Swans durch „To Be Kind“. Habe zwei Abende nach Einbruch der Dunkelheit am Waldrand verbracht mit iPod und Album. Am Sa habe ich CD1 gehört, am So CD2 und an einem weiteren Abend nochmal beide nacheinander. Ich kannte bisher keinen Ton von Swans und wusste nicht viel über die Musik, dachte aber, dass sie zu urban sei, um mich komplett im Wald fortzubewegen. Der Waldrand ist daher eine schöne Grauzone. Die Siedlung liegt in Reichweite, aber doch so weit weg, dass man sich abgeschnitten davon fühlt und mit einer gewissen Distanz auf die Zivilisation guckt.

Ich bin daher im Dunkeln herumgestolpert, bis ich angekommen war. Der Wald lag schwarz in meinem Rücken, unten die Lichter der Stadt. Nachts in großen Wäldern in der Einöde habe ich immer Angst, hier geht’s aber und zur Not habe ich noch einen Schirm dabei, um jemandem damit auf den Kopp zu hauen. Kingrandy war an zwei Tagen auch dabei und hat das Gleiche gehört. Ich bin ganz aufgeregt und drücke auf Play.

Die Stäbchen in meiner Retina haben mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen und ich sehe zumindest ein paar Graustufen, aber der Weg verschwindet links und rechts noch immer nach wenigen Metern in der absoluten Schwärze. Aus dem Wald in meinem Rücken und aus der Wiese steigt eine Kälte auf, während es aus Richtung der Stadt warm herüberweht. Ich schließe meine Augen und versuche mich komplett in die Musik fallen zu lassen und mich ihr zu öffnen. Minimalistisch und hypnotisch, die Stimme von Michael Gira intoniert geschmeidig, es klingt für mich wie eine Beschwörung oder eine Anrufung. Die Stimme scheint Macht auszuüben und gleichzeitig zu locken und einzulullen. Instinktiv will ich zurückweichen.

Neben fast Trip Hop artigen Passagen, in die ich eintauche, bohrt sich immer wieder in kurzen Etappen ein Lärm in meinen Kopf, hauptsächlich kommt er von links, während von rechts noch ein hohes Sirren über allem liegt. Verzerrt und garstig „I’m just a little boy“ – Gelächter, langgezogenes Heulen „I need loooooove“ – Gelächter.

Schiefer, dissonanter Gesang, abgehackte Sounds, die sich übereinanderschichten, jedes Instrument macht etwas anderes, teils zeitversetzt und in sich selbst wiederholend, ich versuche mich zu orientieren, es geht nicht. Der Lärm steigert sich und kommt der Grenze zum Unangenehmen immer näher. Ich merke, dass ich meinen Kiefer anspanne und fühle mich ein bisschen wie beim Kieferchirurgen, der erst mein Zahnfleisch wegklappt und sich dann seitlich in meinen Kieferknochen hereinbohrt sowie jeden Wurzelkanal einzeln ausbohrt. Eine interessante Erfahrung, wie tief die Vibrationen in meinen Schädel hineinreichen. Verzerrtes Kling Klang, viele Stimmen und Töne, ein Durcheinander in Schichten. Stille, Naturgeräusche.

Der unerwartet pompöse Anfang von „Bring the Sun / Toussaint L’Ouverture“ lässt mich kurz die Augen aufreißen. Ein Gesang, der ein wenig an Kehlkopfgesang aus der Mongolei erinnert (hab mal einen Film gesehen, Name leider vergessen), obwohl ich richtige Obertöne nicht raushören kann, es wird leise. Langsames, schleppendes Crescendo, etwas, das an leise Kriegstrommeln erinnert, es wird treibender, ich falle in einen Sog. Die ganze Zeit habe ich schon den Impuls, mich zu bewegen. Das Schlagzeug macht irgendwas, das ich nicht benennen kann, aber ungemein treibend wirkt. Ich fühle mich wie von einer riesigen, größenwahnsinnigen Faust emporgerissen in die Höhe, es ist wie ein Rausch, fast erwarte ich, dass der Himmel aufreißt oder die Erde auseinanderklappt. Meine Güte – wer schreibt solche Musik? Der schwarze Himmel zeigt immer wieder Wetterleuchten, schon seit ich angekommen war, am Tag waren zwei Gewitter durchgezogen. Ich bin ziemlich angespannt und will irgendwas kaputthauen oder die Energie loswerden, die der Song in seinem langsamen, schleppenden Crescendo aufbaut, jetzt zieht auch das Tempo an, es ist als würde man im Auge des Sturms sitzen, einfach irre! Ich will meine Arme auseinanderreißen und vom Hügel aus den Nachthimmel solange mit „Bring the sun! Bring the sun! Bring the sun!“ anschreien, bis meine Stimme bricht. Da hier Leute in der Nähe wohnen, lasse ich das. Ich will niemanden stören (und auch nicht als verhaltensauffällige Person, die am Wald gefunden wurde, vom Krankenwagen weggefahren werden). Ich stehe einfach weiter herum. So bewegungslos ich von außen bin, so aufgewühlt fühle ich mich im Inneren.

Es kommen Geräusche, die sich wie Baumfällen und Holz sägen anhören, was mich vor dem Wald stehend ein bisschen hysterisch Lachen macht. Pferdegeräusche und Hufgetrappel. Wieder der hypnotische Mönchsgesang, der auf einem Ton bleibt und auf mich eine Wirkung hat, als würde er mich einlullen und langsam unter Wasser ziehen.

Michael Gira produziert zwischendurch abgehackte Schreie und etwas, das sich wie „Rrrrrrrrrrrrrr“ anhört. Eigentlich klingt er gar nicht mehr wie ein Mensch, mehr wie ein zusätzliches Instrument.

Der Song lässt mich ein bisschen ausgelaugt und ausgewrungen zurück und auch die Naturgeräusche, die ich in der kurzen Pause zum nächsten Lied wahrnehme, klingen irgendwie flach. Der letzte Song endet mit „We love. We love. We love“, was ich dem Mann nicht ganz abnehmen kann, aber irgendwie auch wieder doch.

Ich träume etwas wirr und habe bis in den nächsten Tag hinein eine Art aggressive Spannung.

Wieder Dunkelheit, Ruhe und Kälte, die aus dem Wald aufsteigt. Die Temperatur ist um 5°C gefallen, dafür ist heute der Himmel klar und es zeigen sich Sterne. Ich schließe die Augen, drücke auf Play und da ist nur noch die Musik in meinem Kopf.

CD 2 beginnt sehr groovy und man fällt gleich in Trance, das Schlagzeug macht etwas Schönes, Michael Gira singt „I am no thing. I am no one.“, Gänsehaut ergreift mich. Man wird angezogen und gleich darauf wieder abgestoßen, am Ende Chaos. Weiter mit geragenem Gesang und Kirchenglocken von links, dissonanter Lärm. Sperriger Rhythmus und skandiertes Schreien in „Oxygen“.

Am Anfang von Lied vier ist da wieder dieser Mönchsgesang, der an Kultgesänge erinnert. Er tauchte bisher immer wieder an verschiedenen Stellen auf, diesmal trifft er mich direkt ins Herz. Ein schalmeiartiges Instrument, hohes Klirren. Ich muss plötzlich an Korea denken. Ich habe dort in den Tempeln gestanden, die ohne einen einzigen Nagel zusammengefügt wurden und meine Hände auf das alte Holz gelegt. Ein Strom an Bildern, Gerüchen, Situationen, Eindrücken und Erinnerungen zieht durch meinen Kopf. Am meisten vermisse ich meine große Familie, eigentlich fehlt sie mir jeden Tag, wie ich merke. Gleichzeitig wird mir klar, wie der Alltag das überlagert, denn bewusst an sie gedacht habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr. Ich weiß jetzt wieder, wie Vermissen sich anfühlt. Es ist ein Schmerz, der in der Körpermitte und ein bisschen links sitzt. Müsste ich ihn beschreiben, würde ich sagen, dass er sich hell und klar anfühlt, nicht dumpf.

Im Lied spricht eine Stimme und sagt etwas über einen Tanz und sehr kleine Schritte. Ich liebe Tänze! Musik setzt ein, eine Akustikgitarre, und es schält sich eine wunderschöne Melodie empor, die ich so schön finde, dass ich sie gar nicht recht beschreiben kann. Ich merke, dass mir Tränen über das Gesicht laufen, aber das stört mich nicht. Ja, diese Musik ist schwer auszuhalten, sie ist von einer Intensität und Schönheit, dass es schmerzt. Ich will wieder schreien, aber nicht mehr zornig, empört und fordernd wie gestern, sondern mehr wie ein verwundetes Tier.

Das letzte Lied beginnt zart und endet in einem großen Pomp-Getöse, das mich etwas erschüttert zurücklässt.

Die Traurigkeit begleitet mich noch einen weiteren Tag, um sich danach wieder aufzulösen.

Fazit: das war ein ganz schöner Trip. Etwas Vergleichbares an Musik habe ich vorher jedenfalls noch nicht gehört. Schönes und Unangenehmes war beides vorhanden sowie auch Passagen, die einfach ganz normal waren. Anstrengend fand ich die Musik beim Hören nicht, eher im Nachklang, da die Stärke der ausgelösten Emotionen schon ziemlich krass war. Auf beiden CDs hat mich Lied Nr. 4 komplett dahingerafft. Sowas habe ich bei Musik extrem selten, wenn, dann gibt’s aber immer gleich richtig auf die Zwölf. Bands, bei denen das im Erstkontakt direkt ähnlich war, sind z.B. bei mir Townes van Zandt, frühere Anathema, Villagers of Ioannina City und The Devil’s Blood, auch wenn die musikalisch jetzt komplett verschieden sind. Das Album hat mich schon ein wenig mitgenommen, am nächsten Tag hatte ich lila Augenringe und sah drei Jahre älter aus (bin allerdings auch seit Ende letzter Woche krank + Schlafmangel).

@Nahemah : ich habs mal hier rein geschrieben. :)
 
Ich wusste, die CD ist bei euch in guten Hände, ihr macht mich stolz *g*
Sag Randolf, er möge sich aber dennoch bei Gelegenheit die Vinylversion zulegen, soundmäßig setzt sie der Apokalypse noch eine zusätzliche Nuance Schäbigkeit oben drauf, schwer zu beschreiben. Definitiv ist der Mix völlig anders.
 
Ich wusste, die CD ist bei euch in guten Hände, ihr macht mich stolz *g*
Sag Randolf, er möge sich aber dennoch bei Gelegenheit die Vinylversion zulegen, soundmäßig setzt sie der Apokalypse noch eine zusätzliche Nuance Schäbigkeit oben drauf, schwer zu beschreiben. Definitiv ist der Mix völlig anders.
Nachdem ich erst eine Woche Angst vor dem CD-Cover hatte und nur drum herum geschlichen bin, weiß ich ja jetzt aktuell immer noch nicht, ob ich dich lieben oder hassen soll dafür, dass du sie uns verkauft hast. Das mit dem Vinyl richt ich aus!
 
Sehr schöner Hörbericht. Mir fällt es ja immer unglaublich schwer so etwas in Worte zu fassen. Ich habe dabei immer dieses Gefühl dem Gehörten nicht wirklich gerecht zu werden und nur zu wiederholen, dann lasse ich es meist. Meine Hochachtung dafür.

Vinyl wäre mir bei diesem Album aber glaube ich zu stressig. *g*
 
Ja, das Gerenne zum Plattenteller ist teilweise wirklich nervig, aber für die Musik muss man halt was tun, die fällt einem nicht einfach so in den Schoß, da muss man für arbeiten *g*

Der Text ist übrigens wirklich klasse, CC. Eine Wohltat zwischen den ganzen "Voll geil!" und "Voll Scheiße!" - "Reviews" vielerorts.
 
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