Rammstein

Ich sehe da keine (positive) Bezugnahme auf Nazi-Kram.
Positiv oder nicht ist unerheblich: Wenn Rammstein die Nazi-Ästhetik de-ideologisiert haben sollen und jetzt ein Video machen, in dem Nazis eben doch Nazis sind, passt das ja nicht mehr. Zumal sich der Text ja auch politisch mit völkischem Denken, Patriotismus etc. beschäftigt.

2. Das ist, afaik, ja eine sehr heiße philosophische Frage, aber ich glaube man sieht an den Reaktionen auf das Video, dass sich viele diesen Zustand jedenfalls nicht vorstellen können :)
Ja gut, ich finde aber eben auch, dass die Aussage auf das Video nicht zutrifft. Im Gegensatz z.B. zu "Pussy", in dem diese komische Führerästehtik mit Pornokram parodiert und auf einer ganz anderen Ebene diskutiert wird, nämlich Geschlechterrollen. Da empfinde ich Žižeks Aussage noch als eher passend.

Unwichtige Randnotiz: Musikalisch finde ich den Song völlig scheiße.
 
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Positiv oder nicht ist unerheblich: Wenn Rammstein die Nazi-Ästhetik de-ideologisiert haben sollen und jetzt ein Video machen, in dem Nazis eben doch Nazis sind, passt das ja nicht mehr. Zumal sich der Text ja auch politisch mit völkischem Denken, Patriotismus etc. beschäftigt.

Ich würde das Werk für Werk analysieren. Hier geht's ja eigentlich nicht um Nazis, sondern Deutschland und seine Geschichte und in der müssen Nazis ja nun Mal vorkommen. Ich würde btw auch nicht sagen, dass Rammstein Nazi-Ästhetik de-ideologisiert, sondern die Ästhetik des "Totalitären". Stalin (und auch Trump) benutz(t)en ja ganz ähnliche Motive. Anyway, ich finde die Interpretation von Deutschland dann doch recht one-way, oder? Also es ist doch nach Analyse relativ klar, dass die das Land nicht so geil finden. Oder siehst du für Faschos hier irgendwelche Anknüpfungspunkte (mal ausgeklammert, dass Nazis dumm sind und auch in They Live solche Sachen sehen)?
 
1. Meint ja nur die direkte Bezugnahme, die haben R+ nun allerdings auch nicht geboten. Ihre Herangehensweise entspricht ja mittlerweile mehr der unentwegten Überzeichnung. Was sie da an Nazi-Bezug bieten ist etwa so realistisch wie in einem Hellboy-Comic, durchaus mit Absicht. Immerhin geht es um das Bild vom Bild, die Bezugnahme im (Pop)kulturellen und nicht um das Abbild der Wirklichkeit. Insofern eben ein Spiegel für die Extreme Rechte die bisher eben eine ähnliche Bezugnahme unter ideologischen Gesichtspunkten betrieb. Rammstein drehen die Ideologie mit der schwarzen Germania und den schießenden Insassen in den überzeichneten Comicartigen-Hollywood-Wunsch zwischen Hellboy, Indy und Tarantino.
2. Gewiss gibt es die Wunschvorstellung vom vorideologischen, von der Entkontextualisierung, allein die regelmäßigen Debatten um das Symbol der Swastika, Runen, nordische/germanische Mythologie etc. Allerdings ist es eben nicht möglich Geschichte orwellsch zu streichen. Was R+ da wohl aber mehr indirekt aufzeigen sind Bruchstellen dessen was als zwingender Kontext angenommen wird. Ob man das nun gut findet, u.a. dass die Shoa zum Effekt degradiert wird, steht auf einem anderen Blatt.
 
1. Meint ja nur die direkte Bezugnahme, die haben R+ nun allerdings auch nicht geboten. Ihre Herangehensweise entspricht ja mittlerweile mehr der unentwegten Überzeichnung. Was sie da an Nazi-Bezug bieten ist etwa so realistisch wie in einem Hellboy-Comic, durchaus mit Absicht. Immerhin geht es um das Bild vom Bild, die Bezugnahme im (Pop)kulturellen und nicht um das Abbild der Wirklichkeit. Insofern eben ein Spiegel für die Extreme Rechte die bisher eben eine ähnliche Bezugnahme unter ideologischen Gesichtspunkten betrieb. Rammstein drehen die Ideologie mit der schwarzen Germania und den schießenden Insassen in den überzeichneten Comicartigen-Hollywood-Wunsch zwischen Hellboy, Indy und Tarantino.
Ja, ok. Vielleicht meinte ich das auch mit "ad absurdum", im Grunde geht es mir darum, dass sie ihre eigene Darstellungsformen an sich hier mitzuthematisieren scheinen. Ach, keine Ahnung, muss erstmal überlegen.

2. Gewiss gibt es die Wunschvorstellung vom vorideologischen, von der Entkontextualisierung, allein die regelmäßigen Debatten um das Symbol der Swastika, Runen, nordische/germanische Mythologie etc. Allerdings ist es eben nicht möglich Geschichte orwellsch zu streichen. Was R+ da wohl aber mehr indirekt aufzeigen sind Bruchstellen dessen was als zwingender Kontext angenommen wird.
Ja, glaube ich auch.
 
1. Meint ja nur die direkte Bezugnahme, die haben R+ nun allerdings auch nicht geboten. Ihre Herangehensweise entspricht ja mittlerweile mehr der unentwegten Überzeichnung. Was sie da an Nazi-Bezug bieten ist etwa so realistisch wie in einem Hellboy-Comic, durchaus mit Absicht. Immerhin geht es um das Bild vom Bild, die Bezugnahme im (Pop)kulturellen und nicht um das Abbild der Wirklichkeit. Insofern eben ein Spiegel für die Extreme Rechte die bisher eben eine ähnliche Bezugnahme unter ideologischen Gesichtspunkten betrieb. Rammstein drehen die Ideologie mit der schwarzen Germania und den schießenden Insassen in den überzeichneten Comicartigen-Hollywood-Wunsch zwischen Hellboy, Indy und Tarantino.
2. Gewiss gibt es die Wunschvorstellung vom vorideologischen, von der Entkontextualisierung, allein die regelmäßigen Debatten um das Symbol der Swastika, Runen, nordische/germanische Mythologie etc. Allerdings ist es eben nicht möglich Geschichte orwellsch zu streichen. Was R+ da wohl aber mehr indirekt aufzeigen sind Bruchstellen dessen was als zwingender Kontext angenommen wird. Ob man das nun gut findet, u.a. dass die Shoa zum Effekt degradiert wird, steht auf einem anderen Blatt.

No offence, aber das ist das Klügste, was ich bisher zum Video gelesen haben. Die Zeitungen schreiben alle Quatsch (fake news!).

/edit

Nur der Herr Professor versteht es.
 
Also es ist doch nach Analyse relativ klar, dass die das Land nicht so geil finden. Oder siehst du für Faschos hier irgendwelche Anknüpfungspunkte (mal ausgeklammert, dass Nazis dumm sind und auch in They Live solche Sachen sehen)?
Das ist ja auch überhaupt nicht mein Vorwurf, hab nie gesagt, das sei rechtsoffen oder ähnlich. Es ging mir nur darum, dass dieses Video für mich eine klare politische Message hat und die sonst möglicherweise de-ideologisierte Ästhetik hier gar nicht de-ideologisiert wird. Und deshalb der Satz oben eben nicht mehr stimmt.
 
Ich wollte dir keinen Vorwurf machen - meine Frage war ganz naiv.
Ich glaube die Frage ist, was man mit "klarer Message" meint. Sie brechen ja die Message hier, ironisieren sie usw. Klar wird sie erst nach Interpretation und etwas Nachdenken. Deswegen reagieren die Medien auch so, wie sie es tun. Rammstein stellen sich ja eben nicht hin und rufen "Deutschland muss sterben". Insofern bleibt meine Behauptung mit dem ideologiefreien ästhetischen Nukleus intakt, was eben selbst dort noch eine Brechung ist. Ich hoffe das ist verständlich, ich habe gestern bis um vier gesoffen.
 
Musikalisch dürftig: reinster Schlager-Metall. Hier kopiert das Original seine eigenen Epigonen. Das könnte von Eisbrecher und Konsorten sein. Aber natürlich besser produziert. Kickt mich nicht.
Kann ich so irgendwie gar nicht nachvollziehen.

Bin und war jetzt nie der größte Rammsteinfan, aber das ist ist in meinen Ohren für Rammstein fast schon progressiv! Und gegen Eisbrecher und Co. fast experimenteller Avantgard-Industrial! :D
 
Das schreibt Slavoj Žižek in "Auf verlorenem Posten" (Suhrkamp, 2009, S. 127) im Grunde auch:

Man sollte [...] der Versuchung widerstehen, Rammsteins Musik und ihre ausgiebige Verwendung "nazistischer" Bilder und Motive unter Ideologieverdacht zu stellen - Rammstein tut genau das Gegenteil: Indem sie den Hörer zur direkten Identifikation mit den von den Nazis verwendeten "Sinthomen" zwingt, dabei aber deren Anbindung an die Naziideologie umgeht, läßt sie genau dort eine Lücke spürbar werden, wo die Ideologie die Illusion einer nahtlosen organischen Einheit verordnet. Kurz, Rammstein befreit diese "Sinthome" von ihrer nazistischen Artikulation, damit man sie in ihrem vorideologischen Status als "Knoten" libidinöser Besetzung genießen kann.
Bei mir stellen da allerdings zwei Fragen.
  1. Wird das Konzept dann mit einer expliziten Bezugnahme auf den ganzen Nazikram ad absurdum geführt? Inwiefern spielt da Selbstironie eine Rolle?
  2. Ist ein vorideologischer Zustand überhaupt vorstellbar?
Unabhängig von der sympathischen Message: Konzeptionell drängen sich doch Zweifel auf.

Mir drängen sich da noch drei weitere Fragen auf.

Was ist ein Knoten libidinöser Besetzung?
Was ist ein Sinthom?
Warum Zizek? :D

@Topic: Musik so lala, Video und Songtext aber groß. Gerade weil das Filmchen die Referenzlosigkeit des Simulacrums Deutschland mit der wiederum perspektivisch höchst subjektiv situierten weil popkulturell verbrämten, härtesten Referenz in Deutschlands Existenz kontrastiert und diese dann ungeniert mit Symboliken, gerne auch ganz wesensfremd, flutet und mithin eine Durcheinander evoziert, das jedes differentielle Denken maximal irritiert, wird es so manchen Poptheoretiker und Kulturwissenschafter ordentlich beschäftigen und streiten lassen. Und das ist natürlich schon hohe Kunst, wenn auch auf einer Meta-Ebene.
 
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