Aufgelegt!

Ja....also irgendwie hatte ich ja eine Menge Platten weiter oben für mein nächstes Review in Erwägung gezogen - und nun ist es

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Überraschung - irgendwie auch für mich selbst. Unlängst im "Battle of the Records" aufgetaucht sah ich mich einfach bemüßigt, diese Scheibe mal wieder anzuhören - einfach auch, um zu schauen, ob sie den berühmten "Test of Time" überstanden hat.

Was soll ich sagen? Es blieb nicht bei einem Durchlauf und bis heute frage ich mich, warum ich von dieser Band nur dieses einzige Album mein Eigen nenne - "fürchte", da habe ich echt Nachholbedarf.

Anyway, "Act III" ist das "etwas Andere" Thrash-Album - zumindest für mich. Generell bin ich nicht soooo sattelfest in dieser Sparte des Metal, was daran liegt, dass ich seinerzeit (also vor vielen, vielen Jahren, als ich begann, mit mit Thrash auseinanderzusetzen) viele Bands als gleichförmig empfunden habe. Nicht einmal im negativen Sinne, vielmehr schien es mir eher eindimensional zu sein in der Thrash-Welt, des Weiteren - und das bekenne ich an dieser Stelle einfach mal - haben mir die "Könige" dieser Musikrichtung Slayer irgendwie nie etwas gegeben. Sonstige Ausnahmen bestätigten und bestätigen auch weiterhin die Regel, mittlerweile sehe ich das auch ein wenig anders - einzig die Zeit, mich intensiver mit der Schublade "Thrash" auseinanderzusetzen fehlt mir einfach, natürlich war das "Eindimensionale" eher eine zeitpunktbezogene Momentaufnahme.

Meeresrauschen eröffnet "Act III" - das Einlullen dauert allerdings nur ein paar Sekunden, dann setzt ein feines Geknüppel ein, das mich unweigerlich an Anthrax-Großtaten zu Belladonna-Frühzeiten denken lässt. Sprach ich im Eingangstext die "Eindimensionalität" des Thrash an, so ist "Seemingly Endless Time" eben ein gutes Beispiel für genau diese Wahrnehmung bei mir: hätte auch auf jedem Anthrax-Album ab "Among the Living" und bis hin zu "Persistence of Time" stehen können - und wäre dort ein absolutes Highlight gewesen! Das Riffing ist einfach unwiderstehlich, der Songaufbau in Sachen Strophe - Refrain - Strophe nebst eingestreuter Breaks und Soli äußerst kurzweilig und abwechslungsreich. Unterschwellig strahlt das Ding ein wenig was Bedrohliches aus, kann das nicht so wirklich in Worte fassen - ein Gefühl halt. Kurz: ein absolut geiler Opener!

Weiter geht es mit "Stop". Auch hier wieder eine für mich klar ersichtliche Artverwandtschaft zu Anthrax mit zahlreichen Zutaten aus dem (für mich) üblichen Thrash-Metal-Baukasten. Tempiwechsel, das Drumming mal mit richtig Punch und Double-Base, dann wieder die eher getragenen Verses, unterlegt mit fetten Riffs. Schon wieder einer der besten Songs, die Anthrax nie geschrieben haben: einfach unwiderstehlich geil! Mach unglaublich Laune und sorgt einfach für arg strapazierte Nackenmuskeln.

"Veil of Deception" überrascht dann erstmalig: erwartet man eigentlich den nächsten Knaller im Thrash-Kostüm, so kommt hier die Akustische zum Einsatz. Ein toller Songaufbau, eher schon Singer/Songwriter-tauglich, wunderschön und ebenso einfach wie unwiderstehlich. In nur knapp zweieinhalb Minuten bauen Death Angel hier einen imposanten "Stopper" in "Act III" ein, der schlicht und ergreifend genau an der richtigen Stelle sitzt und eine ganz tolle Ballade ist. Stellt man sich vor, das Ding würde von den Jungs auf Barhockern in einem Pub dargeboten, die Stimmung wäre grandios.

Manche sagen, "The Organization" wäre der "Hit" von Death Angel: hier eher eine Schnittmenge aus klassischem US-Metal und Thrash-Elementen, ein Eingangsriff, dass aufgrund des simplen Aufbaus sofort zupackt, so recht in die Knüppelecke des "klassischen" Thrash bewegt sich der Song nicht wirklich, dafür fehlt zwischendurch trotz der schnellen Passagen ein wenig der Punch (was nicht im Mindesten stört, sondern sogar eher positiv ins Gewicht fällt) - aber, Gott, dieses ebenso einfache wie prägnante Grundriff - irgendwie tödlich! Im Mittelteil wird es schon beinahe frickelig, ohne, dass eine Überfrachtung einsetzt. Kurz: meinetwegen der Hit, für mich auch - wenn auch auf einem Album, das quasi nur aus Hits besteht. Der Chorus ist tatsächlich nur schwerlich aus dem Kopf zu bekommen.

"Discontinued" beginnt mit einem Schlagzeugsolo, ehe die Gitarren hier regelrecht böse reinbraten - um dann in einem Basslauf zu münden, den man gerne auch jazzig finden darf. Danach dreht das Ganze dann noch einmal auf, ein geniales Stück Musik, perfekt, wie hier die Instrumente im weiteren Verlauf eine instrumentale Linie zaubern, die einem die Kinnlade nach unten klappen lassen - das Ganze wirkt bis fast hin zur Mitte des Songs wie eine Jamsession, man fühlt sich versucht, an ein reines Instrumental zu denken - und dann plötzlich DOCH Gesang, eingebettet in den bereits überaus spannenden Kontext des Songs. "Discontinued" ist absolut unvorhersehbar und eine echte Wundertüte, na gut: es ist tatsächlich proggy und hebt sich in weiten Teilen vom Thrash-Kontext ab, baut allerdings ab und an effektiv entsprechende Elemente mit ein - und ja: dieser gottverdammte Basslauf!

Und dann: "A Room with a View"! Zu Zeiten, als Extremes "Words" groß in Mode war, habe ich meiner damals Angebeteten ("Metal ist KRACH!") dieses Ding vorgespielt, weil ich Cherone und Bettencourt einfach nicht mehr hören konnte und wollte mit ihrem dereinst völlig überpräsenten Hit. Eine Alternative musste her! Die besagte Dame hat zwar ihre Meinung über Metal seinerzeit nicht generell revidiert, aber "A Room with a View" musste auf eine Mixcassette für sie. Nach "Veil of Deceiption" eine weitere tolle Ballade und ein einfach wunderschönes Stück Musik, akustische Gitarren nebst entsprechendem Solo, sehnsuchtserweckend und entspannt zugleich - und dann noch dieser Part so ab der Mitte hin, wo dann Tempo und E-Gitarre dazu kommt. Einfach genial! Einfach.....zeitlos gut.

"Stagnant" nimmt dann in metallischer Hinsicht wieder mächtig Fahrt auf: wie schon auf allen anderen harten Stücken des Albums gelingt Death Angel hier ein ebenso spannender wie stimmiger Einstieg, ehe das Teil "auf den Punkt" kommt. Die Überraschung folgt auf dem Fuße: der Verse ist irgendwo zwischen funkig-jazzig und typischem Thrash-Verse - geht nicht? Geht doch! Und wie! Das Ding ist ein wenig wie eine Kreuzung aus entschlacktem "klassischem" Thrash (speziell das Riffing) und einer Art Funkmetal, fast schon Peppers-mäßig, wenn natürlich auch mit einer gehörigen Schippe mehr Metal versehen. Zwischendurch kommt dann noch sogar ein klein wenig "old-school-Metallica" mit rein (was für mich auch immer ein wenig "klassischer" Thrash ist) - und fertig ist ein absolut abwechslungsreiches Stück Hartmetall.

Mit "Ex-Tc" kehren Death Angel dann endgültig wieder in Richtung "Anthrax"-Thrash zurück: gute drei Minuten "geradliniger" Thrash, wie man ihn gerne hört (also, ich jetzt), prägnant, abwechslungsreich, die "üblichen" Breaks und Kleinigkeiten, ein feines Solo, wie es eben genau in diese Richtung Musik passt - und Punkt! Fertig ist ein weiteres, feines Plätzchen in der "Act III"-Keksmischung.

"Disturbing the Peace" beginnt mit einem Basslauf - damit hat man mich im Regelfall schon mal! Nach einem kleinen Intermezzo in Sachen Tempowechsel und Co. kommen die Shouts in den Strophen aggressiv rüber, man ist wieder in der Nähe von Anthrax. Was folgt ist einfach ein geiles Stück Musik, ein Hybrid aus Metallica und Anthrax mit einer gehörigen Portion Eigenständigkeit - und eben diesem immer wieder präsenten Basslauf. Der Refrain fügt sich prima ein - also: noch mal ein Volltreffer!

"Falling asleep" beschließt mit Spieluhr-Intro (und Outro) ein rundum gelungenes Werk harter Musik: knapp 6 Minuten Thrash-Metal wie er sein sollte, viel Abwechslung, alle Zutaten für ein fein-agressives Thrash-Gewitter sind gegeben. Qualitätsabfall = Fehlanzeige.

"Act III" ist in Würde gealtert, ein wahrer Personal-Classic für mich! Keinen Deut langweilig geworden. Die Anleihen an "Old-Anthrax" (ja, schreibe ich jetzt zum letzten Mal mit Namensnennung, versprochen!) sind eher positiv zu werten und lösen sich im Verlauf der Platte nach den ersten beiden Songs mehr und mehr auf bzw. werden mit einer gehörigen Portion "Death-Angel"-Sound vermischt, auch agieren Death Angel schon noch eine Stufe technischer und bisweilen verspielter als die erwähnten (und von mir ebenfalls sehr geschätzten) Kollegen.

Eine große Band, eine tolle Band, ein geiles Album, noch immer eine fette 9 - oder auch mal mehr. Klangtupfer wie "Veil of Deceiption" und "A Room with a View" unterbrechen in positivster Form den sonst eben im weitesten Sinne schon "thrashigen" Grundtenor des Albums und unterstreichen überdies, welch geniale Songs die Band um Mark Osegueda auch außerhalb des klassischen Metal-Kosmos zustande bringen kann. Die "Metal-Tracks" (gleich, ob nun Thrash/Heavy/US - wie auch immer) sind in Gänze (!) höchste Qualitätsstufe, kein Filler vorhanden.

Wie schon eingangs erwähnt sollte ich mich wohl auch mit anderen Werken von Death Angel beschäftigen, habe die Jungs tatsächlich aus den Augen verloren. Die Tatsache, dass man unlängst ganz in meiner Nähe auch livehaftig Zeuge der Band hätte werden können ärgert mich jetzt gerade auch noch ein wenig...
 
Wie schon eingangs erwähnt sollte ich mich wohl auch mit anderen Werken von Death Angel beschäftigen, habe die Jungs tatsächlich aus den Augen verloren. Die Tatsache, dass man unlängst ganz in meiner Nähe auch livehaftig Zeuge der Band hätte werden können ärgert mich jetzt gerade auch noch ein wenig...

Ich mag jedes Album der Band sehr gerne, aber ich bin nicht sicher, ob das für dich auch gelten wird. Denn diesen Abwechslungsreichtum hast du nur auf diesem Werk. Balladen wie 'Veil of Deception' und 'Room with a View' gibt es sonst nicht mehr, eine funkige Abfahrt wie den Beginn von 'Discontinued' auch nicht in dem Ausmaße. Von daher empfehle ich gut hineinzuhören, damit du keine Überrraschung erlebst. Wahrscheinlich würde ich dir sogar zuerst das Debüt von THE ORGANIZATION empfehlen.
 
Ich mag jedes Album der Band sehr gerne, aber ich bin nicht sicher, ob das für dich auch gelten wird. Denn diesen Abwechslungsreichtum hast du nur auf diesem Werk. Balladen wie 'Veil of Deception' und 'Room with a View' gibt es sonst nicht mehr, eine funkige Abfahrt wie den Beginn von 'Discontinued' auch nicht in dem Ausmaße. Von daher empfehle ich gut hineinzuhören, damit du keine Überrraschung erlebst. Wahrscheinlich würde ich dir sogar zuerst das Debüt von THE ORGANIZATION empfehlen.

Na, generell habe ich auch nichts gegen ein lupenreines, "pures" Thrash-Metal-Album einzuwenden - die Qualität der "Kracher" auf "Act III" ist ja auch in dieser Kategorie absolut im grünen Bereich.

"The Organization" haben damals nicht gerade überschwängliche Kritiken geerntet - seinerzeit war das noch ein sehr entscheidendes Kriterium für mich. Deshalb habe ich auch Abstand vom Kauf der Platte genommen damals. Die Reunion, die dann in Sachen Death Angel irgendwann gelaufen ist, die ist dann schlicht an mir vorbeigeschippert, dazu kam, dass ich dann in den Prog-Wahn gerutscht bin (ein Zustand, der bis heute andauert....) und mich generell in Sachen Musik einfach breiter aufgestellt habe - und wie schon angerissen war dann da in Sachen Thrash eher so der Ofen aus.
 
Fein, so einen Lobgesang auf diese Wundertüte zu lesen. Ich finde ja auf dem Vorgänger konnte man schon erste Anzeichen für diese Entwicklung hören, denn so etwas wie 'Bored' oder 'Why You Do This' sind auch meilenweit vom Standard-Thrash entfernt. Solche Entenpelle-Baladen gibt es aber tatsächlich nur auf "Act III". Und doppelte Tube Applaus für des Herrausheben von 'Discontinued'. Mythen in Tythen.
 
Einen machen wir jetzt mal ganz fix noch - weil der einfach Promotion braucht:

Stone-Leaders-artwork.jpeg


Erstmal: danke ans DF! Ohne die 9 Punkte-Kritik von Meister Kohsiek in der Ausgabe 29 wäre mir dieses Kleinod progressiven Metals (dazu später ein paar Anmerkungen) schlicht entgangen. Nach der Lektüre eben jenes Reviews und auch des dazugehörigen Interviews in der gleichen Ausgabe war es Pflichtprogramm, den seinerzeit über YT anwählbaren Track "Box of Time" direkt anzuchecken - und siehe da: auch, wenn ich die von Herrn Kohsiek gezogenen Vergleiche zu Ark (resultierend aus der Beteiligung des Herren John Macaluso (Drums)) nur bedingt in vollem Umfang nachvollziehen kann (ohne Ostby kein ARK), so sei verraten: ein nahezu perfektes Album eher klassisch-progressiver Prägung, wie ich es besser seit Urzeiten nicht gehört habe - und gleichzeitig noch viel, viel mehr! Punkt - Aus - Ende.

Für die Stone Leaders rekrutierte Götterdrummer Macaluso 3 kroatische Musiker und so entstand die Band - die hoffentlich auch eine solche bleiben wird. Mehr als bemerkenswert ist dabei, dass beide Sänger (!!) eine absolute Ausnahmeerscheinung in der aktuellen Szene sind, sich bisweilen kaum voneinander unterscheiden lassen - und beide über einen mehr als latenten DIO-Touch in ihrer Stimmfarbe verfügen, ähnlich wie der von mir sehr geschätzte Ronnie Romero. Wie geil ist allein das schon?

Der Reihe nach: Der Opener "Box of Time" hatte mich schon nach nur einem YT-Durchlauf! Komplex, teils beinahe jazzige Klangfiguren, gepaart mit einem fast schon hymnischen Chorus! In der Tat lugen hier oftmals die leider viel zu früh verblichenen ARK um die Ecke und tatsächlich sind die Gesangslinien unglaublich "Jorn-Lande-markant" (um einfach mal ein neues Wort zu erfinden....). In Summe mag es daran liegen, dass Herr Macaluso um sein Drumming herum Songs aufbaut, wie auch im erwähnten DF-Interview angesprochen. Das ist mit "Box of Time" schon einmal in unnachahmlicher Weise gelungen. Ist das Metal? Spielt das eine Rolle? Nicht bei dieser Qualität!

Ein spinettartiges Keyboardthema in Verbindung mit wabernden Sounds und einer eher dezenten Gitarre eröffnet ""DV84U4EA". Das folgende Keyboardthema weckt selige Erinnerungen an einen Herren namens Kevin Moore, ehe unter dezentem Drumming die erste Strophe einsetzt. Schon bis hierher ist es einfach mehr als spannend und auch hier ist Abwechslung ganz groß geschrieben, ohne, dass man diese überhaupt in irgendeiner Form auf den ersten Durchgang hin als aufdringlich empfinden würde. Der Chorus ist nicht ganz so zwingend wie im Opener, dafür entschädigt das in der Tat sehr an den Tore-Ostby-Style eingestreute Solo um so mehr, hinzu kommt dieses unglaublich variable Drumming - mir fallen gerade nicht noch mehr Superlative ein, einfach hören!

"Fire up the Oceans" erinnert mich aufgrund des Keyboardthemas sofort und ohne Umschweife an diesen sehr speziellen Sound, den Saga seinerzeit für "Generation 13" geschaffen hatten - und der sich dort durch das gesamte Album zog. Hier biegen die Steinführer gänzlich anders ab: nach ruhigem Beginn wird es in Richtung Chorus eher metallisch und erneut ein wenig hymnisch, nicht zuletzt aufgrund des auch hier wieder einmal überirdischen Gesangs klingt das Ganze als wären Conception am Werk, verbasteln dabei schräge Sounds und entleihen sich einen True-Metal-Chorus, der diesen Namen auch verdient hätte. Unnötig zu erwähnen, dass es langweilig wäre, wenn es denn so "überschaubar" bliebe: auch Track 3 ist ein absoluter Ausbruch an Kreativität, durchaus progressiv im klassischen Sinne und doch weit mehr als das - und dann diese Melodien, so unglaublich viele in nur einem Song - und das nicht nur im Chorus.

Das mit den Bassläufen wieder! Auch die Stone Leaders haben da mal wieder mal was für mich, denn in "Blind Crusade" spielt der Bass eine mehr als tragende Rolle - und hier tauchen in den Verses tatsächlich Muse-ähnliche Elemente auf, die aber nur verarbeitet werden, man hat zu keiner Zeit den Eindruck, einem offensichtlich Rip-Off zu lauschen, wie dies beispielsweise bei einigen Dream-Theater-Verbeugungen vor den einstmals großen kreativen Briten der Fall war. Der Chorus ist erneut einfach von der Art, die man auf Konzerten problemlos mitsingen würde - auch, wenn man das Lied eigentlich noch nie gehört hab. Kurz: Highlight 4 im vierten Stück, hier sehe ich kaum noch Parallelen zu ARK, das ist ein ganz eigenes Ding - inklusive nahezu neoklassischem Gitarrensolo ohne übertriebenes Gedudel und flamencoähnlicher Akustikgitarre.

Es folgt "Shot by Lies": ein irrwitziger Mix aus Deep Purple und den Red Hot Chili Peppers, funky und melodisch zugleich, schlicht: abgefahren, einfach abgefahren. Und dennoch kein Stück verkopft, regelrecht "fluffig" bahnt sich das Ding seinen Weg in die Gehörgänge. Wie auch schon bei sämtlichen Vorgängertracks ist hier alles stimmig und rund, kein Ton zuviel, kein Ton zuwenig - unfassbar eigentlich, selbst der teils elektronisch verzerrte Gesang ist hier komplett passend eingesetzt - sogar so passend, dass man ihn kaum bemerkt. In gewisser Weise könnte man für eine bestimmte Zeit sogar darüber nachdenken, ob sich Black Country Communion ein wenig "verprogt" haben, denn das ist von der Basis her durchaus Classic Rock mit den eben angesprochenen Funk-Elementen - und doch "ruiniert" der effektiv eingesetzte Frickelpart zum Ende hin genau diesen Eindruck, ehe man wieder auf die Melodieschiene abbiegt.

Wie, schon 5 Songs rum? Dann ab in die Halbzeit mit "Toxic Guide". Ein latenter Dream-Theater-Touch klassischer Prägung ("Awake") in Verbindung mit einem wahrlich majestätischen Chorus bringt in den Ablauf des Albums nun eine Art Verschnaufpause. Eine Ballade? Bedingt, durchaus - und zwar von der Art, wie ich sie seit Urzeiten so furchtbar gerne mal wieder vom Traumtheater hören würde. Allein diese Zusatzbridge zum Ende des Stücks, dieses gleichermaßen dezente wie einfach virtuose Drumming - was für ein gottverdammt tolles Stück Musik - und was für ein Gesang - und was überhaupt....

"Heartless Stereo" setzt die eher gerade Line des Songwritings von "Toxic Guide" (wenn man hier überhaupt irgendwo von "gerade" sprechen kann) in beeindruckender Weise fort, legt dabei aber wieder einen Zahn zu, auch, wenn zahlreiche eher ruhige und atmosphärische Elemente eingeflochten werden. Der Chorus hebt das Ding noch einmal auf eine neue Stufe, auch hier kommen des Öftern Keyboardsounds zum Einsatz, die an very-early Dream Theater gemahnen und die Gitarre trägt in Teilbereichen gar die markanten Züge des Brian-May-Sounds.

Wer nun dachte: "Irgendwann muss doch jetzt mal der Qualitätsabfall kommen", den erschlägt der Beginn "Unearthly Designs" auf direktem Wege. Waren nun schon zahlreiche Einflüsse aller Art verarbeitet, so erinnert eben dieser Track an Saga! Es ist absolut einfach, sich hierbei einen Michael Sadler an den Vocals vorzustellen, die Gitarrenarbeit ist ganz klar Ian Crichton - ein Einfluss, der meiner Meinung nach ohnehin viel zu selten verarbeitet wird. In Gänze hätte "Unearthly...." auf einem der letzten starken Alben von Saga stehen können, von "Trust" bis "20/20", das Moratti-Werk und den Schwanengesang des letzten Albums ausgenommen.

Und dann kommt ein HIT! Wer "Electric City" nicht spätestens nach nur einem halben Hördurchlauf im Ohr hängen hat, dem ist nicht zu helfen. Der geilste Ohrwurm der letzen Jahre, was für eine Granate an Song! Direkt vom Einstieg (was für ein Verse) bis hin zum höchst energetisch durchgeladenen Chorus ist "Electric...." ein Paradebeispiel dafür, wie man Prog in eingängig machen kann. Natürlich kommen trotzdem die bislang schon in jedem Song präsenten Kabinettstückchen nicht zu kurz. Ein Knaller vor dem Herren, man sehnt ihn herbei, diesen Refrain, das Ding dürfte gerne Stunden dauern.

"Ignited" fischt in psychedelischen Gewässern und offenbart eine weitere Seite der Stone Leaders: ein wunderschönes, akustisches Gitarrenthema, Keys zwischen einem klassisch-verspielten Pianosound und vereinzelten spacigen Spielereien, erstaunlicherweise fühlt man sich an Wohlfühlprog mit einem gar poppigen (!) Einschlag erinnert, in einer gerechten Welt würden sich mutige DJ's mal trauen, so ein Ding im Radio zu spielen. Wunderschön, relaxt - lädt regelrecht zum Träumen ein.

Mit dem folgenden "Gravity" bleibt man in eher spacigen Sphären, man beachte hier allein schon das Schlagzeug, dieser Mann ist ein ganz, ganz Großer - ebenso dezent wie spielerisch anspruchsvoll erhebt sich "Gravity", erneut chillig in gewisser Weise und doch völlig anders als sein unmittelbarer Vorgänger. Dazu erneut ein Chorus, der einfach schön ist - kann man kaum anders ausdrücken.

Und da sind sie dann doch am Ende noch mal recht präsent, die angesprochenen ARK-Einflüsse: "Seeker" (leider das Ende des Albums....) ist nur zu gut auf einem ARK-Album vorstellbar - und doch eine Evolutionsstufe weiter. Wie so vieles auf dem Stone-Leaders-Debut ist auch der "Seeker" meilenweit vom "klassischem Progressive-Metal" entfernt, auch wenn der Chorus sich von mal zu mal eine Ecke härter aufbaut. Aber ehrlich: stört mich nicht die Bohne.

Man mag es bemerkt haben: ich bin begeistert! Das Debut der "Stone Leaders" ist eine 10, eine 10 wie sie nicht mehr eine 10 sein könnte. 12 Wundertüten, Abwechslung pur, unglaublich flexible und technisch versierte Musiker, Songs, so liebevoll ausgetüfelt, dass einem bisweilen wahlweise die Tränen in den Augen stehen oder die Kinnlade gar nicht mehr zuklappt. Spätestens nach 2 Durchläufen will man mehr - mehr - mehr!

Ist das Metal? "Freigeist"-Metal vielleicht, aber im klassischen Wortsinn passt der "nackte" Begriff für mich nicht wirklich, denn der Härtegrad ist schon durchaus da, aber da steckt so, so viel mehr dahinter, wirklich "metallisch" wird es aber eher selten. Derartig komplexe Gebilde in zumeist kaum mehr als 5 Minuten zu verpacken und dabei in jedem Song auch noch einen Mörderchorus zu setzen, dazu diese gesanglichen Darbietungen, die ein Vielfaches der aktuellen Sängerszene (gerne auch genreübergreifend) locker in die Tasche steckt - das ist einfach kaum zu fassen.

Um auf den eingangs erwähnten und auch von Herrn Kohsiek in dessen Review bemühten Vergleich zu ARK noch einmal zurückzukommen: ja, ab und an scheint ARK durch - und das ist auch gut und richtig so. Möglich, dass ARK heute so klingen würden - und doch wäre es tatsächlich eher eine Weiterentwicklung mit noch mehr Einflüssen, als die einstige Supergroup ohnehin schon vorweisen konnte.

Mir fallen gar nicht so viele Superlative ein, wie dieses Werk wert wäre - die Stone Leaders faszinieren! Bleibt die Hoffnung, dass es nicht bei diesem Album bleiben wird - und auch der Rest der Rock- und Metalwelt die absolute Ausnahmestellung dieses derzeit aktuellen Werks erkennt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal wieder ein wenig in den "Mainstream":

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Ist "Spreading..." ein reinrassiges Thrash-Metal-Album? Ja - und nein. Verarbeitet wurden hier auch noch eher klassische Elemente aus dem Bereich Speed- und Heavy-Metal, am Ende homogen geformt zu einer Metal-Scheibe, die man jetzt nicht zwingend einem Genre zuordnen muss. Fakt ist: es ist harter Metal, ganz ohne Frage.

Der erwähnte Mix resultiert sicherlich auch daraus, dass mit "Armed and Dangerous" (klingt noch sehr nach dem Vorgänger "Fistful of Metal") und auch "Gung-Ho" zwei Titel mit berücksichtigt wurden, die noch unter der Mitarbeit von Danny Lilker und Neil Turbin entstanden. Anders als "Armed..." weißt allerdings "Gung-Ho" schon mächtig in die Thrash-Ecke und zählt m.E. zum Schnellsten und wenn man so will auch Brutalsten, was Anthrax bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht hatten.

Mein Einstieg in den Anthrax-Kosmos war seinerzeit die "Penikufesin"-EP, die mich schlicht neugierig auf weitere Arbeiten der Band werden ließ - und so landeten dann etwa zeitgleich sowohl "Spreading...." als auch "State of Euphoria" in meiner Sammlung - beides Alben, die ich nach wie vor auf CD und auf Vinyl besitze, was ansonsten eher eine Ausnahme bei mir ist. Schon damals erschien mir leidlich der Gesang von Joey Belladonna irgendwie zu "weich" für diese Band - daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein regelrechtes Manko macht dies für mich letztlich nicht aus, denn anders betrachtet verleiht der Gesang des "Indianers" dem Milzbrand auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Allerdings fehlt einfach etwas "Böses" oder "Verschlagenes" in diesem Gesang, so, wie es beispielsweise bei Metallica oder Megadeth zu finden war - auch, wenn die Frontleute der genannten Bands nun sicher nicht zur Speerspitze der Sangesbarden zählen dürften.

"A.I.R" eröffnet "Spreading..." und definiert somit die Marschroute für das Album: hart, schnell, abgehackte Sounds, irgendwo in der Schnittmenge zwischen Thrash und Heavy-Metal. Ein Song, der als Signature für die folgenden Alben (bis einschließlich "Persistence....") dienen darf. schlicht und ergreifend. Ein "Nackenbrecher" - sagt man so noch heute? Schlicht und ergreifend gelungen und zeitlos - und eben typisch Anthrax.

"Lone Justice" führt den eingeschlagenen Weg konsequent fort, kommt etwas zügiger auf den Punkt, bietet aber erneut feinste Metal-Kost, keinerlei Abfall zum Opener. Auffällig ist hier, dass der Gesang von Belladonna schlicht an seine Grenzen stößt, gerade unter Berücksichtigung des Textes wäre es hier ein Traum gewesen, einen "richtigen" Shouter an Bord zu haben - gleich wie, ist Jammern auf hohem Niveau: auch "Lone Justice" steht auf der Sonnenseite und bietet Anthrax-Sound in Reinkultur, wie man ihn gern hören möchte.

Es folgt "Madhouse". Ein wenig nimmt man den Fuß vom Gas, segelt eher im Midtempo-Metal-Bereich, es wirkt noch ein wenig geradliniger als "Lone Justice". Lockert an dieser Stelle perfekt auf, schraubt den Härtegrad nur ganz unwesentlich ein wenig nach unten und ist am Ende der dritte gelunge Track auf einem ohnehin völlig "runden" Album.

Die Eröffnung von "S.S.C./Stand or Fall" ist ein HAMMER! Ich liebe das Ding, ein ultimativer Aggressionsabbauer und Autobahnbeschleuniger. Dieses fiese Riffing, diese Geschwindigkeit, die das Teil aufnimmt - ein echter Wahnsinn. Darf man gerne instrumental "derb" nennen in wohlgemeintester Form. Das Sahnehäubchen ist der hier erstmals eher dem klassischen Metalbereich zuzuordnende Chorus, der regelrecht schmeichlerisch-melodisch ausfällt, wenn auch in atemberaubender Geschwindigkeit vorgetragen. Bis heute eines meiner absoluten Highlights von Anthrax, woran sich wohl kaum etwas ändern dürfte.

"The Enemy" kehrt dann zunächst auf die eher thrashige Schiene der ersten beiden Songs zurück, da sind sie wieder, diese eher disharmonisch wirkenden Gitarrenparts, die aber schlicht genau so gemacht sein müssen, damit es geil klingt. Ohne eine Blaupause der Tracks 1 und 2 zu erschaffen ist "Der Feind" schlicht ein weiteres Zeugnis dafür, wie Anthrax klingen sollten und dürfen: hart, melodisch mit Widerhaken - und schlicht thrashig.

Das bereits erwähnte "Armed and Dangerous" hätte auf "Fistful of Metal" eine prima Figur abgegeben. Tatsächlich könnte man mutmaßen, eingangs einer Ballade zu lauschen, ein Eindruck, der sich dann allerdings zeitnah verflüchtigt. "Armed..." ist schneller Metal, eher Speed als Heavy, tolle Melodie, geradezu ein Paradebeispiel für das, was später eine Band wie Priest mit dem "Painkiller" perfektionieren sollten.

"Medusa" mit seinem geshouteten Chorus ist und bleibt ein Klassiker der Band (wie so Vieles auf "Spreading..."), live sicherlich nach wie vor eine Bank, auch, wenn ich selbst lange kein Konzert der Jungs um Scott Ian besucht habe. Grundsätzlich in der thrashigen Ecke anzusiedeln und keinen Deut Qualitätsabfall gegenüber den anderen Thrash-Tracks: eher das Gegenteil ist der Fall.

Das abschließende "Gung-Ho" ist ein weiterer, ganz persönlicher Fave von mir und erinnert mich stark an die parallel produzierte S.O.D.-Scheibe. Schnell - schneller - "Gung-Ho". Eben jene Geschwindigkeit hat mich bereits seinerzeit stark beeindruckt und tut dies noch immer, dazu dieser Chorus, erneut geshoutet - bleibt die Frage, wieso später Jemand "Nu Metal" als Referenz in Sachen Härtegrad verordnet hat. Bis heute sucht das Ding Seinesgleichen - zumindest in meiner beschaulichen Musikwelt.

"Spreading..." kann man als Übergangsalbum verorten (das darauffolgende "Among the Living" brachte die auf "Spreading...." vorhandenen weiteren Metaleinflüsse eher weniger zur Geltung) - das sieht der Eine so, der Andere so. Selten fand ich einen "stilistischen Findungsprozess" so ansprechend wie auf "Spreading the Disease", denn es entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, dass man im Anthrax-Lager hier "unzufrieden" war mit dieser "Findungsphase". Vielmehr lotet das Werk das Beste aus den "bisherigen" und "künftigen" Welten des Anthrax-Sounduniversums aus. Am Ende steht ein tolles, hartes und teils ungewöhnlich melodisch wirkendes Kleinod des Metal.
 
Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande - leider eine Weisheit, die speziell auf den deutschen Progressive-Metal zutrifft. Um Jürgen von der Lippe zu zitieren (wer kennt es noch?): "Ein Beispiel":

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Die Dortmunder "Jester's March" müssen glühende Verehrer von Queensryche gewesen sein - anders sind die vielfach an Queensryche angelehnten, stets harmonischen, Twin-Gitarren, die leider auf Album Nummer 2 ("Acts") mangels 2. Gitarristen nicht mehr so präsent waren, kaum zu erklären. Hinzu kommt der Gesang von Olaf Bilic, der durchaus stellenweise sehr nach Geoff Tate tönt und doch genug Eigenständigkeit besitzt, um als "exklusiv" durchzugehen. Wirken überdies einige Gesangsharmonien wie aus einem frühen Queensryche-Baukasten, so überraschte die Band stets auch mit einem ganz eigenen Sound an völlig unerwarteter Stelle und war somit bei weitem nicht auszurechnen.

Neben Queensyrche dürften möglicherweise auch Watchtower eine Rolle in der musikalischen Entwicklung von Jester's March gespielt haben - und nicht zuletzt gemahnt eben der "Jester" im Bandnamen schon irgendwie an Marillion zu Fish-Zeiten - und da hätten wir ihn auch schon, den Mix: Watchtower - Queensryche - Marillion. Dazu gesellt sich in einigen Stücken eine latente Schlagseite in Richtung AOR (speziell in Sachen Chorus), aber auch regelrecht thrashige Elemente sind auf dem Erstling "Beyond" zu finden. Wenn ich es nun definieren müsste, so würde ich sagen: hätten sich Queensryche "mehr getraut", dann hätten sie vielleicht auch mal geklungen wie Jester's March.

Genau das ist die Krux: der irgendwie kaum zuzuordnende Sound (in den sich zahlreiche mehr als nette Kabinettstückchen am Bass mischen) verleiht der Band eine Eigenständigkeit, die bis heute so recht nicht wieder aufgetaucht ist. Von der schon noch 80er-lastigen Produktion abgesehen (teils ein wenig zu gebügelt - in "roh" hätte "Beyond" noch eine ganze Ecke mehr Wums) ist der offizielle Erstling (dem 2 mir leider unbekannte Demos vorausgingen) ein Kleinod des progressiven Metals, teils zur Grenze zum Techno-Thrash - und das weit über den Horizont rein deutscher Produktionen hinaus.

Los geht's mit unheilsschwangeren Pianoklängen im kurzen, kaum einminütigen Intro "Beyond", ehe "Middle of Madness" direkt ein amtliches Brett fährt: versehen mit einem geradlinig wirkenden und harten Eingangsriff folgt der Break zum ersten Verse auf dem Fuße, ehe es beinahe thrashig in die nächste "Gesangs"-runde geht. Der Chorus ist mit sphärischen Keys unterlegt und ultra-eingängig, ehe das Eingangsrff wieder aufgenommen wird. Schon "Middle of Madness" ist eine kaum zu berechnende Achterbahnfahrt, die aufgrund des sehr prägnanten Chorus bestens im Ohr bleibt, der Mix aus Eingängigkeit, wiederkehrenden Elementen und progressiven Wendungen bis hin zu wirklich thrashigen Elementen ist überaus stimmig. Verkopft? Nein! Abwechslungsreich? In bester Manier bis hin zu den solierenden Gitarren, die gleichermaßen an Queensryche als auch an härtere Vertreter der Metal-Richtung wie Megadeth denken lassen. Der eher ruhigere Part zum Ende hin bietet eine kleine Ruheoase inmitten eines durchaus harten Openers.

Die erwähnten AOR-Elemente kommen im folgenden "Believe" zum Tragen. Eine Prise "Rage-for-Order"-Feeling, ein wenig "klassisches" Hardrockfeeling, einzig die eher härter riffenden Gitarren heben sich hier ein wenig hervor, der Chorus biegt wie schon beim Opener in sehr eingängige Gefilde ab. Die gesanglichen Dopplungen im Chorus wirken ein wenig "billig", was aber durchaus der Produktion geschuldet sein darf. Zwar bemühen sich Jester's March sowohl mit einem amtlichen Keyboard- als auch Gitarrensolo ein wenig, dem Track "mehr Leben" einzuhauchen (wobei gerade das wirklich schräge Solo auf der Gitarre hier Akzente setzt), dennoch ist "Believe" eher ein Downer und der wohl verzichtbarste Song der Platte. Diese Form des progressiven Hardrocks (Metals) gelang später auf dem House-of-Spirits-Erstling um Längen besser.

Mit dem Nachfolgetrack "Jester's Rise" entschädigt man für den eher lauen "Vorgänger": für mich ein absolutes Highlight progressiven Metals! Das "Script-for-a-Jester's-Tear" des Metal! Zahlreiche Wendungen ziehen sich durch den Song, dazu erstmalig und sehr vordergründig die angesprochenen Watchtower-Einflüsse, ebenso wie diverse markante Basssoli und Gitarrenarbeiten. Das produktionsbedingt steril wirkende Drumming ist das Einzige, was man an diesem 10-Punkte-Song bemängeln dürfte - ansonsten: ein Paradebeispiel für "unkonventionellen" Progmetal, der zahlreiche Einzelbereiche progressiver Rock- bis Metalmusik in nahezu perfekter Form verquickt und überdies mit einem brillant-eingängigen Chorus punktet. Zeitlos genial!

"Rain falls" nimmt erneut ein wenig die "House-of-Spirits" ("inoffizielle" Nachfolgeband von Jester's March) vorweg: keine 4 Minuten lang regiert hier eher wieder die AOR-Schlagseite in Verbindung mit Queensryche-Elementen, wieder ist da unweigerlich "Rage for Order" im Hinterkopf. Speziell das Gitarrensolo wirkt schon wie ein Hommage an das Duo Wilton/de Garmo. Im Gegensatz zu irgendwie "seltsamen" "Believe" verzichtet man auf widersinnige Chöre im Refrain, was dem Song spürbar gut tut. Auch, wenn "Rain falls" die Ballade des Albums ist kann man hier nicht von "weichgespült" reden, dafür ist das Grundriff mit ausreichender Härte gesegnet. In Summe: ein feines Stück Musik der eher eingängigen Sorte.

Den Breakhammer packt dafür unmittelbar "False Religion" aus: hier dreht man die Härteschraube mächtig an, aus einer Watchtower-ähnlichen Eingangssequenz erwächst nach einem thrashig anmutenden Mittelpart ein Song in der Bauart des Openers. Nicht ganz so stark wie das bisherige Überwerk des Albums in Form von "Jester's Rise" - und doch bietet "False Religion" eine aberwitzige Reise durch den Kosmos progressiver Rockumusik. Anders als bei allen bisherigen Tracks des Albums verzichtet man hier im Übrigen auf "zuviel" Eingängigkeit im Refrain, dafür kommen US-metal-typische Schreie ebenso zum Einsatz wie instrumentale Abfahrten, die ebenfalls an dieses Genre erinnern.

"Rhapsody in Lies" beginnt getragen und weißt eingangs klassisch-progressive Züge auf, ehe sich ein Midtempo-Prog-Song herausschält, der dank der harten Gitarren erneut punkten kann - allein der allgegenwärtige Basslauf trägt den Song sicher durchs Ziel. Die Gitarren, die zum Pre-Chorus führen sind erneut feinster "Queensryche-Gedächtnis-Stoff" und drücken dem Track einen speziellen Stempel jenseits der Beliebigkeit auf. Erneut fällt der Refrain nicht ganz so zwingend aus, was dem Stück aber spürbar gut tut.

Und erneut eine eher an Watchtower erinnernde Abfahrt zum Beginn von "To wicked Leaders": wie schon beim Opener nimmt man erneut nach dieser Einführung eine Abzweigung in Richtung "geführter Verse" - um dann ein wenig zu frickeln. Überhaupt wirkt dieser Song ein wenig wie aus zahlreichen Versatzstücken zusammengebaut, anders als bei "Jester's Rise" fehlen auch hier die eher harmonischen Momente, erneut kein "Zuckeruss-Chorus" mit Wiedererkennungwert. Ein ganz schöner Brocken, den man sich wirklich erarbeiten "darf" - am Ende lohnt sich dieses Erarbeiten.

"Into the Void" - der letzte Song des Albums - baut zunächst eine bestimmte Spannung auf: getragene, spährische Keyboardsounds, verzeinzelt eingestreute, abgehackte Riffs, hohe Screams.....dann eine Eruption in eine Art Stampfer, die man bislang auf "Beyond" nicht finden konnte. Das spährische Element bleibt erhalten, überhaupt dreht man hier nicht übermäßig an der Härte- oder Frickelschraube - bis rund zur Minute 4, wo das Ganze noch einmal mächtig Fahrt aufnimmt. Erneut diese fesselnden Harmonien in den Gitarren, erneut hohe Screams und eine perfekte Anmischung aus überaus harmonischen Soli bis hin zum Ende des Songs - erneut ein wenig ungewöhnlich und doch eine kleine Perle im Prog-Kosmos - und auch darüber hinaus.

In gewisser Weise wirkt "Beyond" ein wenig ungestüm, wenn auch gleichermaßen ambitioniert, vielleicht sogar ein wenig überambitioniert auf überaus charmante Art und Weise. Ob es sich im Übrigen hier um ein Konzeptalbum handelt? Möglich wäre es, aber so recht habe ich darüber keine Infos und gestehe auch reumütig, dass es mich aufgrund der faszinierenden Musik eher in einer untergeordneten Form interessiert. "Beyond" ist genau richtig so, wie es ist, erlaubt sich mit "Believe" eine kleine Peinlichkeit in Sachen Chorus - aber ansonsten? Wer bringt noch solche Musik heutzutage? Aus kommerziellem Kalkül heraus können Jester's March jedenfalls unmöglich entstanden sein. Wenn man den heutzutage gern verwendeten Begriff "kauzig" verwenden möchte, der passt schon irgendwie - und doch sind eine Reihe absolut faszinierender Songs entstanden, die "Beyond" bis heute eigentlich zu einem machen sollten: KULT!
 
Mal wieder Zeit für ein paar Eindrücke:

RIOT-The-Privilege-of-Power-DLP-BLACK-METAL-BLADE.jpg

Irgendwie liest man momentan speziell hier im Forum permanent irgendwo irgendwas über Riot. Vollumfänglich kann ich zum Werk dieser Band nicht all zu viel sagen, da meine Sammlung hier die ein- oder andere Lücke aufweist, dennoch: nicht zuletzt durch das aktuelle DF und die angesprochene, allgegenwärtige Präsenz der Band hier im Forum hatte ich schlicht Lust, mal ein wenig von Mark Reale & Co. zu hören.

"Fire down under" wäre ein Kandidat für eine Rezi gewesen - allerdings finde ich "The Privilege of Power" über weite Strecken spannender (nicht besser!), abwechslungsreicher, im klassischen Sinne metallischer und gleichermaßen gewagter. "An "The Privilege of Power" scheiden sich die Geister" steht im DF zu lesen - und das ist durchaus nachvollziehbar.

Die vom Produzenten Herrn Loeb eingeflochtenen "TV-Samples" (auch im DF-"Earmageddon" angesprochen) zwischen den einzelnen Songs sind tatsächlich nervig und stören den Fluss der Platte - und seine Produktion hat auch irgendwie eine eher künstliche "Power". Die Drums klingen ein wenig wie auf Dash-Trommeln eingeprügelt und überdies noch mal getriggert. Ein Minuspunkt in Sachen Produktion, hätte man es hier "roher" belassen (was Riot generell immer am Besten zu Gesicht stand, gleich, zu welcher der mir bekannten Phasen), so wäre das Album um einige Längen kraftvoller.

Die Songs? Mit "On your Knees" ballert es mächtig schnell nach vorne, schneller, harter US-Metal, auf den Punkt gebracht und mit Bläsern untermalt. Mir persönlich gefällt dieses Experiment sehr gut, zumal es den Song sogar noch mal eine Ecke kickt. Gelungen.

"Metal Soldiers" (mit hier extrem nervenden "TV-Intro", welches ein völlig überflüssiges Pathos erzeugt) klingt im Grunde nach und demzufolge auch WIE Priest: gelungene Verbeugung oder dreistes Klauen? Schwer zu sagen. Da ich - wie auch an anderer Stelle schon vermerkt - grundsätzlich dem Priest-Sound sehr zugetan bin und Tony Moore einen phantastischen Halford gibt ist das Ding völlig ok, wenn auch eben sehr, sehr offensichtlich - ähm - entlehnt.

Nach US-Metal mit Bläsern und einer durchaus hörenswerten Priest-Verbeugung erwartet einen mit "Runaway" mit einem Mal eine Stadionrockballade, die nicht nur aufgrund des Titels irgendwie an Bon Jovi gemahnt. Hairspray-Arena-Rock, tut nicht weh, doch eigentlich möchte ich von Riot eher Musik hören, die auch nach Riot klingt - trifft demzufolge sowohl auf "Runaway" als auch auf den Vorgänger zu. So mutig der Opener, so sehr auf "Nummer Sicher" sind die beiden Nachfolger.

Überraschen kann dafür "Killer": eine Art "Metal-Walk-this-Way", erneut untermalt mit Bläsern, Chören im Refrain und eben teils fast schon gerappten Passagen - dazu ein unnachahmliches Solo in der Mitte des Songs. Für mich gelungen, wäre ein Anwärter für eine Zusammenstellung ungewöhnlicher Metal-Songs, zumal das ganze auch streckenweise auch noch mit einigen Breaks aufwartet und eine fast schon jazzige Attitüde versprüht.

Danach geht es zum Chinesen, zumindest vermittelt dies das als "Intro" verwendete, sehr fernöstlich anmutende Thema zu Beginn des Tracks. Wie auch schon bei "Metal Soldiers" nervt das Ganze hier aufgrund der Überlänge ungemein, der eigentliche Song mit Namen "Dance of Death" startet erst nach Sage und Schreibe etwa mehr als einer Minute und 20 Sekunden. Hatten wir nun schon US-Power-Metal, "British Steel" und Bon Jovi-Sounds, sowie eine Art "Metal-Aerosmith mit Jazz-Schlagseite", so folgt nun ein schon europäisch anmutender Speedster, der wahlweise an frühe Helloween oder Blind Guardian gemahnt. Gut gemacht, keine Frage, vielleicht sollten sich einige "Mainstream-Weichspüler" das Ding mal anhören, allein die Geschwindigkeit ist mörderisch und doch ist der Refrain schlicht und ergreifend Eingängigkeit pur und verhakt sich einfach im Ohr, der Soloteil in der Mitte ist regelrecht halsbrecherisch und einfach Metal pur! Ach, wäre doch Euro-Metal noch heute in dieser Form verfügbar...

"Storming the Gates of Hell" (mit "Kriegshorn", da schaut her, Ihr Sabatoneure ;-)) schlägt in die gleiche Kerbe, ist ein klein wenig geradliniger, erneut fühlt man sich eher an Power-Metal (so sei es mal tituliert) europäischer Prägung erinnert. Für mich qualitativ nicht ganz so stark wie sein unmittelbarer Vorgänger, auch hat man zwischenzeitlich gar den Eindruck, als habe man einfach "Dance of Death" weitergeführt - wären da nicht immer diese Soli und Wendungen, die dem Ganzen einen speziellen Anstrich verleihen. Kurz: Riot schaffen es, diesem Musikstil eher Härte und Aggression zu verpassen als Kleister, wie heutzutage leider an der Tagesordnung....

Es folgt "Maryanne" - und die Dame tönt nach Journey oder Def Leppard (oder aktuell: dem Night-Flight-Orchestra). Nach meinem Dafürhalten besser gelungen als "Runaway" - und doch ein Reißbrettsong. Manch einer darf das Ganze gern "Poser-Rock" nennen, gleich wie: das Teil bleibt im Ohr und - ob nun beeinflusst durch die Plattenfirma oder nicht - vielleicht ist dieser Track (neben "Runaway") auch der Versuch gewesen, ein wenig in den Mainstream zu gelangen - kann man wild spekulieren. Auf einem "Metal Ballads"-Sampler (ja, sowas gab es mal) hätte das Teil eine gute Figur gemacht.

Im folgenden "Little Miss Death" wird dann geheiratet - zumindest dem Intro nach, diese Melodie ist jetzt nicht zwingend originell, dafür kennt sie jeder. Noch einmal ergeht sich die Band eher auf hardrockigen Pfaden (hardrockig im Sinne von Hairspray-Rock, "She's my Cherry Pie...."), gut gemacht - aber eben nicht wirklich Riot und nicht wirklich MEINE Baustelle, da retten auch die erneut überirdischen Soli nix.

Als Kontrast ballert man danach "Black Leather and glittering Steel" raus, was ein wenig nach Manowar alter Prägung tönt, ehe man im Refrain (irgendwie auch passend zum Songtitel) den zweiten Priest-Verweis auf diesem Album raushaut. Durchaus gelungen, vor allem erfrischend nach den eher L.A-lastigen Vorgängertracks, hinzu kommt einfach, dass Moore hier wieder mal den Halford geben kann. Ein netter Crossover, wenn man so will - und in Sachen Geschwindigkeit könnte man "Speed Metal" wohl kaum treffender kategorisieren.

Und nun mein Highlight (auch, wenn es ein Cover ist): "Racing with the Devil on a spanish Highway" ist einfach ein Hammer! Alle Instrumentalisten können sich aufs Deftigste austoben, das hätte ich unglaublich gerne mal live gesehen. So gesehen "Prog-Metal" in gecoverter Form als Abschluss - geil und auch voll in die Fresse, hier nervt nicht mal mehr der Plastikdrumsound - hach....

Wenn man nun einen Strich drunter macht: "The Privilige of Power" ist solide. Kein Song stinkt wirklich ab, Riot bewiesen (einmal mehr) dass sie in der Lage waren (für mich nur Original MIT Mark, sorry - wohl auch ein Grund, warum ich bislang einen Bogen um "Riot V" gemacht habe), stilübergreifend im großen Garten der Rock- und Metalmusik zu wildern und zu agieren. Abgesehen von der wirklich stellenweise grenzwertigen Produktion (man hätte diesen Produzenten tatsächlich verklagen können - selbst ein Endachtziger/Frühneunziger Breitwandsound hätte hier mehr geholt, vielleicht auch die beiden Balladen in Richtung MTV gespült) ist "The Privilge of Power" auch heute noch mehr als hörenswert, ein starkes Stück Rock/Metal, dem zwar einerseits eine klare Linie fehlt, bei dem aber andererseits durch ein durchaus gefälliges Songwriting kein Song wirklich aus dem Qualitätsraster fällt. Sind die "Priest-likes" tatsächlich unglaublich "Priest-like", so gelingt es bei allen weiteren Songs durchaus, eigene Zutaten hinzuzufügen, die dem Ganzen einen entsprechenden Stempel aufsetzen. Danke noch einmal für diese abschließende Göttergabe in Form des Al-di-Meola-Covers - sowas von geil....

Muss man an dieser Stelle eigentlich die absoluten Überqualitäten des Line-Ups auf "The Privilege..." erwähnen? Eigentlich nicht, oder ;-)?
 
Ein ganz großer unter den Gitarristen:

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Gary Moores Art, Gitarre zu spielen ist unerreicht, ähnlich wie die eines Ritchie Blackmore oder eines Jimmy Page, eines Tony Iommi oder eines Brian May - hierbei ist es nahezu egal, welcher Musikart sich der Ire gerade gewidmet hat. Zwar bin ich an seine Bluesrockalben nie in der Form herangekommen, wie es bei seinen Hardrockwerken der Fall war, doch eines ist ihm einfach zu Eigen: das Gefühl für das Instrument, gleich ob regelrecht singend, riffend, solierend - Moore hat die Gitarre "gelebt" - und das konnte man hören, sogar auf Konserve.

"After the War" ist für mich ein Hardrockalben, das ganz, ganz nah an an der Perfektion kratzt - trotz Mitwirkung von Ozzy ;-). Wie "hart" Hardrock (Heavy-Rock, wie auch immer) sein kann, das beweist "After the War" wie kaum ein anderes Werk.

"Dunluce Part 1" ist die Ruhe vor dem Sturm, eine kurze, ruhige Eröffnung, ehe mit dem Titeltrack die Hölle losbricht: "After the War" ist einer dieser "Hits", wie sie nur ein Gary Moore produzieren konnte, hart, schnell, eingängig wie nichts, textlich noch heute (leider) absolut on Top, dazu dieses einfach wahnwitzige Solo, das mit einem Mal wie aus dem Nichts regelrecht in den Song schneidet - trotz des schlichtweg nur als Ohrwurm zu charakterisierenden Refrains ist "After the War" ein Klassiker ohne jegliche Abnutzungserscheinungen.

"Speak for yourself" ist eigentlich schon Metal, ein fettes Riff, ein toller Aufbau von Strophe, Bridge und Refrain - lehrbuchmäßig! Catchy as fuck, ohne auch nur im Mindesten "weichgespült" zu wirken, dafür sorgt schon das permanente Riffing des Meisters - und natürlich ein weiteres seiner schlicht unverwechselbaren Soli.

Nach der Wut und der Heavyness von "After..." bzw. "Speak..." wechselt man mit "Livin' on Dreams" so ganz leicht in den Haufrauenrockmodus, allerdings nicht, ohne dem Song nach dem Refrain noch eine fette, kurze, aber prägnante Gitarrenkante zu verpassen. Kurz, prägnant, eingängig, sicherlich stadiontauglich - wo sind sie, die Songwriter heute noch so ein Ding aus dem Ärmel schütteln?

Gut - genug erholt! "Led Clones" rifft mächtig, nimmt schon ein wenig vorweg, wie Teile von Ozzy's "No more Tears"-Album klingen würden und glänzt mit einer entsprechend schleppenden Schwere, zu der der Gesang des Madman (hier als Sänger am Werke) tatsächlich optimal passt. Ein klein wenig "Kashmere-"Flair ist mehr als erlaubt, die "Streicher" würzen das Ganze, verleihen eine gewisse Epik und machen den Song (über stolze 6 Minuten lang) für mich persönlich zu einem der verkanntesten Moore-Werke überhaupt. Speziell die Dramatik zum Ende hin hat etwas Soundtrackartiges, teils gar Verstörendes.

Das Roy-Buchnan Cover "The Messiah will come again" nimmt schon ein wenig die Blues-Phase von Gary vorweg, ebenso wie auch schon auf "Parisienne Walkaways" ist es einfach unfassbar, wie viel Gefühl dieser Mann in sein Spiel legen konnte, man möchte heulen - einfach nur so. Vermisst Jemand hier Gesang? Nö, der würde sogar STÖREN!

Mit "Running from the Storm" geht es dann wieder in Richtung Hardrock/Metal. Ein klassischer "Moore" der hardrockigen, flotten Sorte und ein perfektes Beispiel dafür, wie wunderbar dezent man Keyboards in diese Richtung Musik packen kann, ohne diese auch nur im Ansatz zu verwässern.

Harter Rock'n Roll - hört hier auf den Titel "This Thing called Love", ein Gute-Laune-Rocker, flott, rockig. Das Solo ist natürlich mal wieder Extraklasse (muss man eigentlich für jeden Song so sehen - hier sei es aber noch mal explizit erwähnt) und das Ding fügt sich nahtlos in den Fluss des Albums ein.

"Ready for Love" ist dann eher typischer AOR, vielleicht ein ganz klitzekleiner "Ausfall" auf einer rundum gelungenen Platte, hätte dennoch Radio-Airplay verdient gehabt. Mir ist das Ding ein klein wenig ZU gerad, auch passt dieser Mädelsbackground nicht so wirklich zum Sound eines Gary Moore. Obgleich die Gitarrenschlenker des Meisters hier immer noch Akzente zaubern ist es ein wenig zu cheesy - allerdings nur für Moore-Verhältnisse.

Die "Thin-Lizzy"-Verbeugung folgt mit dem eigentlichen Rausschmeißer: "Blood of Emeralds" ist irish-folkig, episch, heavy, eingaängig - und alles zugleich! Womöglich können diese Art Songs nur "echte" Iren schreiben, einfach göttlich und einfach unvergleichlich - Moore eben.

Das Album endet, wie es begann - mit "Dunluce Part 2", einem weiteren Instrumental, ruhig, wunderschön gespielt - ein schöner Ausklang.

"After the War" ist eines dieser Alben, die ich wenigstens 3, 4, 5 x im Jahr auflegen MUSS, dann aber auch meist direkt für mehrere Durchläufe. Ein grandioses Werk, ehe Gary sich dem Blues zuwandte, leider sein letztes, vollständiges Studiovermächtnis in Sachen Hardrock. Ich ärgere mich noch heute, den Meister nie live gesehen zu haben. Was bleibt sind seine wunderbaren Alben, die eine völlig eigenständige Identität aufweisen, Songs, die sehr häufig eine unterschwellige Melancholie versprühen, ebenso, wie Moores Gitarrenspiel als Solches, dann wieder aggressiv sein können mit schneidenden, ja, fast schon "schmerzenden" Gitarren, all das dargeboten mit einer Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Aktuell mache ich niemanden aus, der dieses Vermächtnis antreten könnte....
 
Mal wieder Zeit für ein paar Eindrücke:
Wenn man nun einen Strich drunter macht: "The Privilige of Power" ist solide. Kein Song stinkt wirklich ab, Riot bewiesen (einmal mehr) dass sie in der Lage waren (für mich nur Original MIT Mark, sorry - wohl auch ein Grund, warum ich bislang einen Bogen um "Riot V" gemacht habe), stilübergreifend im großen Garten der Rock- und Metalmusik zu wildern und zu agieren. Abgesehen von der wirklich stellenweise grenzwertigen Produktion (man hätte diesen Produzenten tatsächlich verklagen können - selbst ein Endachtziger/Frühneunziger Breitwandsound hätte hier mehr geholt, vielleicht auch die beiden Balladen in Richtung MTV gespült) ist "The Privilge of Power" auch heute noch mehr als hörenswert, ein starkes Stück Rock/Metal, dem zwar einerseits eine klare Linie fehlt, bei dem aber andererseits durch ein durchaus gefälliges Songwriting kein Song wirklich aus dem Qualitätsraster fällt. Sind die "Priest-likes" tatsächlich unglaublich "Priest-like", so gelingt es bei allen weiteren Songs durchaus, eigene Zutaten hinzuzufügen, die dem Ganzen einen entsprechenden Stempel aufsetzen. Danke noch einmal für diese abschließende Göttergabe in Form des Al-di-Meola-Covers - sowas von geil....

Den Like gibt es für die Mühe, das Fazit zur Platte ist aber natürllich objektiv und uneingeschränkt falsch. Die Scheibe ist super.
 
Den Like gibt es für die Mühe, das Fazit zur Platte ist aber natürllich objektiv und uneingeschränkt falsch. Die Scheibe ist super.

Was soll ich da so subjektiv zu meinem objektiven Fazit sagen? "Solide", also eine 8 - 8,5 würde als Punktevergabe von meiner Seite aus wohl drunter stehen. Ich mag die Platte ja durchaus gern, aber dieser in meinen Ohren schlimme Sound verhindert ein häufigeres Auflegen. Gerade eine Band wie Riot, die oft mit vielen Feinheiten operiert, hätte da mehr Liebe in der Produktion verdient gehabt. Wenn ich mich recht erinnere war die Band selbst auch nicht sehr zufrieden mit dem Sound von "The Privilege of Power".
 
Was soll ich da so subjektiv zu meinem objektiven Fazit sagen? "Solide", also eine 8 - 8,5 würde als Punktevergabe von meiner Seite aus wohl drunter stehen.

Hmm, "solide" ist für mich mehr so 6 Punkte. 8.5 ist schon ziemlich super. 'Dance of Death' alleine rechtfertigt aber schon die 9 und den Sound, nun, den finde ich nicht so schlimm, habe aber auch komische Ohren.... :)
 
Ein ganz großer unter den Gitarristen:

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Gary Moores Art, Gitarre zu spielen ist unerreicht, ähnlich wie die eines Ritchie Blackmore oder eines Jimmy Page, eines Tony Iommi oder eines Brian May - hierbei ist es nahezu egal, welcher Musikart sich der Ire gerade gewidmet hat. Zwar bin ich an seine Bluesrockalben nie in der Form herangekommen, wie es bei seinen Hardrockwerken der Fall war, doch eines ist ihm einfach zu Eigen: das Gefühl für das Instrument, gleich ob regelrecht singend, riffend, solierend - Moore hat die Gitarre "gelebt" - und das konnte man hören, sogar auf Konserve.

"After the War" ist für mich ein Hardrockalben, das ganz, ganz nah an an der Perfektion kratzt - trotz Mitwirkung von Ozzy ;-). Wie "hart" Hardrock (Heavy-Rock, wie auch immer) sein kann, das beweist "After the War" wie kaum ein anderes Werk.

"Dunluce Part 1" ist die Ruhe vor dem Sturm, eine kurze, ruhige Eröffnung, ehe mit dem Titeltrack die Hölle losbricht: "After the War" ist einer dieser "Hits", wie sie nur ein Gary Moore produzieren konnte, hart, schnell, eingängig wie nichts, textlich noch heute (leider) absolut on Top, dazu dieses einfach wahnwitzige Solo, das mit einem Mal wie aus dem Nichts regelrecht in den Song schneidet - trotz des schlichtweg nur als Ohrwurm zu charakterisierenden Refrains ist "After the War" ein Klassiker ohne jegliche Abnutzungserscheinungen.

"Speak for yourself" ist eigentlich schon Metal, ein fettes Riff, ein toller Aufbau von Strophe, Bridge und Refrain - lehrbuchmäßig! Catchy as fuck, ohne auch nur im Mindesten "weichgespült" zu wirken, dafür sorgt schon das permanente Riffing des Meisters - und natürlich ein weiteres seiner schlicht unverwechselbaren Soli.

Nach der Wut und der Heavyness von "After..." bzw. "Speak..." wechselt man mit "Livin' on Dreams" so ganz leicht in den Haufrauenrockmodus, allerdings nicht, ohne dem Song nach dem Refrain noch eine fette, kurze, aber prägnante Gitarrenkante zu verpassen. Kurz, prägnant, eingängig, sicherlich stadiontauglich - wo sind sie, die Songwriter heute noch so ein Ding aus dem Ärmel schütteln?

Gut - genug erholt! "Led Clones" rifft mächtig, nimmt schon ein wenig vorweg, wie Teile von Ozzy's "No more Tears"-Album klingen würden und glänzt mit einer entsprechend schleppenden Schwere, zu der der Gesang des Madman (hier als Sänger am Werke) tatsächlich optimal passt. Ein klein wenig "Kashmere-"Flair ist mehr als erlaubt, die "Streicher" würzen das Ganze, verleihen eine gewisse Epik und machen den Song (über stolze 6 Minuten lang) für mich persönlich zu einem der verkanntesten Moore-Werke überhaupt. Speziell die Dramatik zum Ende hin hat etwas Soundtrackartiges, teils gar Verstörendes.

Das Roy-Buchnan Cover "The Messiah will come again" nimmt schon ein wenig die Blues-Phase von Gary vorweg, ebenso wie auch schon auf "Parisienne Walkaways" ist es einfach unfassbar, wie viel Gefühl dieser Mann in sein Spiel legen konnte, man möchte heulen - einfach nur so. Vermisst Jemand hier Gesang? Nö, der würde sogar STÖREN!

Mit "Running from the Storm" geht es dann wieder in Richtung Hardrock/Metal. Ein klassischer "Moore" der hardrockigen, flotten Sorte und ein perfektes Beispiel dafür, wie wunderbar dezent man Keyboards in diese Richtung Musik packen kann, ohne diese auch nur im Ansatz zu verwässern.

Harter Rock'n Roll - hört hier auf den Titel "This Thing called Love", ein Gute-Laune-Rocker, flott, rockig. Das Solo ist natürlich mal wieder Extraklasse (muss man eigentlich für jeden Song so sehen - hier sei es aber noch mal explizit erwähnt) und das Ding fügt sich nahtlos in den Fluss des Albums ein.

"Ready for Love" ist dann eher typischer AOR, vielleicht ein ganz klitzekleiner "Ausfall" auf einer rundum gelungenen Platte, hätte dennoch Radio-Airplay verdient gehabt. Mir ist das Ding ein klein wenig ZU gerad, auch passt dieser Mädelsbackground nicht so wirklich zum Sound eines Gary Moore. Obgleich die Gitarrenschlenker des Meisters hier immer noch Akzente zaubern ist es ein wenig zu cheesy - allerdings nur für Moore-Verhältnisse.

Die "Thin-Lizzy"-Verbeugung folgt mit dem eigentlichen Rausschmeißer: "Blood of Emeralds" ist irish-folkig, episch, heavy, eingaängig - und alles zugleich! Womöglich können diese Art Songs nur "echte" Iren schreiben, einfach göttlich und einfach unvergleichlich - Moore eben.

Das Album endet, wie es begann - mit "Dunluce Part 2", einem weiteren Instrumental, ruhig, wunderschön gespielt - ein schöner Ausklang.

"After the War" ist eines dieser Alben, die ich wenigstens 3, 4, 5 x im Jahr auflegen MUSS, dann aber auch meist direkt für mehrere Durchläufe. Ein grandioses Werk, ehe Gary sich dem Blues zuwandte, leider sein letztes, vollständiges Studiovermächtnis in Sachen Hardrock. Ich ärgere mich noch heute, den Meister nie live gesehen zu haben. Was bleibt sind seine wunderbaren Alben, die eine völlig eigenständige Identität aufweisen, Songs, die sehr häufig eine unterschwellige Melancholie versprühen, ebenso, wie Moores Gitarrenspiel als Solches, dann wieder aggressiv sein können mit schneidenden, ja, fast schon "schmerzenden" Gitarren, all das dargeboten mit einer Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Aktuell mache ich niemanden aus, der dieses Vermächtnis antreten könnte....

Tolles Review, hat Spaß gemacht zu lesen.

Das Du Die gerade das meiner Meinung nach "schwächste" Album der
Hardrockphase, welches von mir aber immer noch mindestens 8,5/10
erhalt würde, rausgepickt hast, spricht für die unglaubliche Qualität
des muskalischen Schaffens von Moore.
Grandioser Musiker, dessen Konzert im Rahmen der "Wild Frontier"
Tour in Köln einer meiner geilsten Gigs ever war.
 
Na, generell habe ich auch nichts gegen ein lupenreines, "pures" Thrash-Metal-Album einzuwenden - die Qualität der "Kracher" auf "Act III" ist ja auch in dieser Kategorie absolut im grünen Bereich.

"The Organization" haben damals nicht gerade überschwängliche Kritiken geerntet - seinerzeit war das noch ein sehr entscheidendes Kriterium für mich. Deshalb habe ich auch Abstand vom Kauf der Platte genommen damals. Die Reunion, die dann in Sachen Death Angel irgendwann gelaufen ist, die ist dann schlicht an mir vorbeigeschippert, dazu kam, dass ich dann in den Prog-Wahn gerutscht bin (ein Zustand, der bis heute andauert....) und mich generell in Sachen Musik einfach breiter aufgestellt habe - und wie schon angerissen war dann da in Sachen Thrash eher so der Ofen aus.

Wieder mal ein cooles Review.Ich behaupte jetzt einfach,dass dir die zwei ersten Alben auch gefallen würden.

Act III = 12 Points Granatenalbum
 
Mal wieder ein wenig in den "Mainstream":

Spreading_The_Disease.jpg


Ist "Spreading..." ein reinrassiges Thrash-Metal-Album? Ja - und nein. Verarbeitet wurden hier auch noch eher klassische Elemente aus dem Bereich Speed- und Heavy-Metal, am Ende homogen geformt zu einer Metal-Scheibe, die man jetzt nicht zwingend einem Genre zuordnen muss. Fakt ist: es ist harter Metal, ganz ohne Frage.

Der erwähnte Mix resultiert sicherlich auch daraus, dass mit "Armed and Dangerous" (klingt noch sehr nach dem Vorgänger "Fistful of Metal") und auch "Gung-Ho" zwei Titel mit berücksichtigt wurden, die noch unter der Mitarbeit von Danny Lilker und Neil Turbin entstanden. Anders als "Armed..." weißt allerdings "Gung-Ho" schon mächtig in die Thrash-Ecke und zählt m.E. zum Schnellsten und wenn man so will auch Brutalsten, was Anthrax bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht hatten.

Mein Einstieg in den Anthrax-Kosmos war seinerzeit die "Penikufesin"-EP, die mich schlicht neugierig auf weitere Arbeiten der Band werden ließ - und so landeten dann etwa zeitgleich sowohl "Spreading...." als auch "State of Euphoria" in meiner Sammlung - beides Alben, die ich nach wie vor auf CD und auf Vinyl besitze, was ansonsten eher eine Ausnahme bei mir ist. Schon damals erschien mir leidlich der Gesang von Joey Belladonna irgendwie zu "weich" für diese Band - daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein regelrechtes Manko macht dies für mich letztlich nicht aus, denn anders betrachtet verleiht der Gesang des "Indianers" dem Milzbrand auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Allerdings fehlt einfach etwas "Böses" oder "Verschlagenes" in diesem Gesang, so, wie es beispielsweise bei Metallica oder Megadeth zu finden war - auch, wenn die Frontleute der genannten Bands nun sicher nicht zur Speerspitze der Sangesbarden zählen dürften.

"A.I.R" eröffnet "Spreading..." und definiert somit die Marschroute für das Album: hart, schnell, abgehackte Sounds, irgendwo in der Schnittmenge zwischen Thrash und Heavy-Metal. Ein Song, der als Signature für die folgenden Alben (bis einschließlich "Persistence....") dienen darf. schlicht und ergreifend. Ein "Nackenbrecher" - sagt man so noch heute? Schlicht und ergreifend gelungen und zeitlos - und eben typisch Anthrax.

"Lone Justice" führt den eingeschlagenen Weg konsequent fort, kommt etwas zügiger auf den Punkt, bietet aber erneut feinste Metal-Kost, keinerlei Abfall zum Opener. Auffällig ist hier, dass der Gesang von Belladonna schlicht an seine Grenzen stößt, gerade unter Berücksichtigung des Textes wäre es hier ein Traum gewesen, einen "richtigen" Shouter an Bord zu haben - gleich wie, ist Jammern auf hohem Niveau: auch "Lone Justice" steht auf der Sonnenseite und bietet Anthrax-Sound in Reinkultur, wie man ihn gern hören möchte.

Es folgt "Madhouse". Ein wenig nimmt man den Fuß vom Gas, segelt eher im Midtempo-Metal-Bereich, es wirkt noch ein wenig geradliniger als "Lone Justice". Lockert an dieser Stelle perfekt auf, schraubt den Härtegrad nur ganz unwesentlich ein wenig nach unten und ist am Ende der dritte gelunge Track auf einem ohnehin völlig "runden" Album.

Die Eröffnung von "S.S.C./Stand or Fall" ist ein HAMMER! Ich liebe das Ding, ein ultimativer Aggressionsabbauer und Autobahnbeschleuniger. Dieses fiese Riffing, diese Geschwindigkeit, die das Teil aufnimmt - ein echter Wahnsinn. Darf man gerne instrumental "derb" nennen in wohlgemeintester Form. Das Sahnehäubchen ist der hier erstmals eher dem klassischen Metalbereich zuzuordnende Chorus, der regelrecht schmeichlerisch-melodisch ausfällt, wenn auch in atemberaubender Geschwindigkeit vorgetragen. Bis heute eines meiner absoluten Highlights von Anthrax, woran sich wohl kaum etwas ändern dürfte.

"The Enemy" kehrt dann zunächst auf die eher thrashige Schiene der ersten beiden Songs zurück, da sind sie wieder, diese eher disharmonisch wirkenden Gitarrenparts, die aber schlicht genau so gemacht sein müssen, damit es geil klingt. Ohne eine Blaupause der Tracks 1 und 2 zu erschaffen ist "Der Feind" schlicht ein weiteres Zeugnis dafür, wie Anthrax klingen sollten und dürfen: hart, melodisch mit Widerhaken - und schlicht thrashig.

Das bereits erwähnte "Armed and Dangerous" hätte auf "Fistful of Metal" eine prima Figur abgegeben. Tatsächlich könnte man mutmaßen, eingangs einer Ballade zu lauschen, ein Eindruck, der sich dann allerdings zeitnah verflüchtigt. "Armed..." ist schneller Metal, eher Speed als Heavy, tolle Melodie, geradezu ein Paradebeispiel für das, was später eine Band wie Priest mit dem "Painkiller" perfektionieren sollten.

"Medusa" mit seinem geshouteten Chorus ist und bleibt ein Klassiker der Band (wie so Vieles auf "Spreading..."), live sicherlich nach wie vor eine Bank, auch, wenn ich selbst lange kein Konzert der Jungs um Scott Ian besucht habe. Grundsätzlich in der thrashigen Ecke anzusiedeln und keinen Deut Qualitätsabfall gegenüber den anderen Thrash-Tracks: eher das Gegenteil ist der Fall.

Das abschließende "Gung-Ho" ist ein weiterer, ganz persönlicher Fave von mir und erinnert mich stark an die parallel produzierte S.O.D.-Scheibe. Schnell - schneller - "Gung-Ho". Eben jene Geschwindigkeit hat mich bereits seinerzeit stark beeindruckt und tut dies noch immer, dazu dieser Chorus, erneut geshoutet - bleibt die Frage, wieso später Jemand "Nu Metal" als Referenz in Sachen Härtegrad verordnet hat. Bis heute sucht das Ding Seinesgleichen - zumindest in meiner beschaulichen Musikwelt.

"Spreading..." kann man als Übergangsalbum verorten (das darauffolgende "Among the Living" brachte die auf "Spreading...." vorhandenen weiteren Metaleinflüsse eher weniger zur Geltung) - das sieht der Eine so, der Andere so. Selten fand ich einen "stilistischen Findungsprozess" so ansprechend wie auf "Spreading the Disease", denn es entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, dass man im Anthrax-Lager hier "unzufrieden" war mit dieser "Findungsphase". Vielmehr lotet das Werk das Beste aus den "bisherigen" und "künftigen" Welten des Anthrax-Sounduniversums aus. Am Ende steht ein tolles, hartes und teils ungewöhnlich melodisch wirkendes Kleinod des Metal.

Geiles Album.Mit Scott und Co. habe ich heute Mühe (Sympathiemässig) wegen dem Umgang mit John Bush.Aber die Mucke ist zweifelslos First Class.
Wieder ein tolles Review.Danke.
 
Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande - leider eine Weisheit, die speziell auf den deutschen Progressive-Metal zutrifft. Um Jürgen von der Lippe zu zitieren (wer kennt es noch?): "Ein Beispiel":

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Die Dortmunder "Jester's March" müssen glühende Verehrer von Queensryche gewesen sein - anders sind die vielfach an Queensryche angelehnten, stets harmonischen, Twin-Gitarren, die leider auf Album Nummer 2 ("Acts") mangels 2. Gitarristen nicht mehr so präsent waren, kaum zu erklären. Hinzu kommt der Gesang von Olaf Bilic, der durchaus stellenweise sehr nach Geoff Tate tönt und doch genug Eigenständigkeit besitzt, um als "exklusiv" durchzugehen. Wirken überdies einige Gesangsharmonien wie aus einem frühen Queensryche-Baukasten, so überraschte die Band stets auch mit einem ganz eigenen Sound an völlig unerwarteter Stelle und war somit bei weitem nicht auszurechnen.

Neben Queensyrche dürften möglicherweise auch Watchtower eine Rolle in der musikalischen Entwicklung von Jester's March gespielt haben - und nicht zuletzt gemahnt eben der "Jester" im Bandnamen schon irgendwie an Marillion zu Fish-Zeiten - und da hätten wir ihn auch schon, den Mix: Watchtower - Queensryche - Marillion. Dazu gesellt sich in einigen Stücken eine latente Schlagseite in Richtung AOR (speziell in Sachen Chorus), aber auch regelrecht thrashige Elemente sind auf dem Erstling "Beyond" zu finden. Wenn ich es nun definieren müsste, so würde ich sagen: hätten sich Queensryche "mehr getraut", dann hätten sie vielleicht auch mal geklungen wie Jester's March.

Genau das ist die Krux: der irgendwie kaum zuzuordnende Sound (in den sich zahlreiche mehr als nette Kabinettstückchen am Bass mischen) verleiht der Band eine Eigenständigkeit, die bis heute so recht nicht wieder aufgetaucht ist. Von der schon noch 80er-lastigen Produktion abgesehen (teils ein wenig zu gebügelt - in "roh" hätte "Beyond" noch eine ganze Ecke mehr Wums) ist der offizielle Erstling (dem 2 mir leider unbekannte Demos vorausgingen) ein Kleinod des progressiven Metals, teils zur Grenze zum Techno-Thrash - und das weit über den Horizont rein deutscher Produktionen hinaus.

Los geht's mit unheilsschwangeren Pianoklängen im kurzen, kaum einminütigen Intro "Beyond", ehe "Middle of Madness" direkt ein amtliches Brett fährt: versehen mit einem geradlinig wirkenden und harten Eingangsriff folgt der Break zum ersten Verse auf dem Fuße, ehe es beinahe thrashig in die nächste "Gesangs"-runde geht. Der Chorus ist mit sphärischen Keys unterlegt und ultra-eingängig, ehe das Eingangsrff wieder aufgenommen wird. Schon "Middle of Madness" ist eine kaum zu berechnende Achterbahnfahrt, die aufgrund des sehr prägnanten Chorus bestens im Ohr bleibt, der Mix aus Eingängigkeit, wiederkehrenden Elementen und progressiven Wendungen bis hin zu wirklich thrashigen Elementen ist überaus stimmig. Verkopft? Nein! Abwechslungsreich? In bester Manier bis hin zu den solierenden Gitarren, die gleichermaßen an Queensryche als auch an härtere Vertreter der Metal-Richtung wie Megadeth denken lassen. Der eher ruhigere Part zum Ende hin bietet eine kleine Ruheoase inmitten eines durchaus harten Openers.

Die erwähnten AOR-Elemente kommen im folgenden "Believe" zum Tragen. Eine Prise "Rage-for-Order"-Feeling, ein wenig "klassisches" Hardrockfeeling, einzig die eher härter riffenden Gitarren heben sich hier ein wenig hervor, der Chorus biegt wie schon beim Opener in sehr eingängige Gefilde ab. Die gesanglichen Dopplungen im Chorus wirken ein wenig "billig", was aber durchaus der Produktion geschuldet sein darf. Zwar bemühen sich Jester's March sowohl mit einem amtlichen Keyboard- als auch Gitarrensolo ein wenig, dem Track "mehr Leben" einzuhauchen (wobei gerade das wirklich schräge Solo auf der Gitarre hier Akzente setzt), dennoch ist "Believe" eher ein Downer und der wohl verzichtbarste Song der Platte. Diese Form des progressiven Hardrocks (Metals) gelang später auf dem House-of-Spirits-Erstling um Längen besser.

Mit dem Nachfolgetrack "Jester's Rise" entschädigt man für den eher lauen "Vorgänger": für mich ein absolutes Highlight progressiven Metals! Das "Script-for-a-Jester's-Tear" des Metal! Zahlreiche Wendungen ziehen sich durch den Song, dazu erstmalig und sehr vordergründig die angesprochenen Watchtower-Einflüsse, ebenso wie diverse markante Basssoli und Gitarrenarbeiten. Das produktionsbedingt steril wirkende Drumming ist das Einzige, was man an diesem 10-Punkte-Song bemängeln dürfte - ansonsten: ein Paradebeispiel für "unkonventionellen" Progmetal, der zahlreiche Einzelbereiche progressiver Rock- bis Metalmusik in nahezu perfekter Form verquickt und überdies mit einem brillant-eingängigen Chorus punktet. Zeitlos genial!

"Rain falls" nimmt erneut ein wenig die "House-of-Spirits" ("inoffizielle" Nachfolgeband von Jester's March) vorweg: keine 4 Minuten lang regiert hier eher wieder die AOR-Schlagseite in Verbindung mit Queensryche-Elementen, wieder ist da unweigerlich "Rage for Order" im Hinterkopf. Speziell das Gitarrensolo wirkt schon wie ein Hommage an das Duo Wilton/de Garmo. Im Gegensatz zu irgendwie "seltsamen" "Believe" verzichtet man auf widersinnige Chöre im Refrain, was dem Song spürbar gut tut. Auch, wenn "Rain falls" die Ballade des Albums ist kann man hier nicht von "weichgespült" reden, dafür ist das Grundriff mit ausreichender Härte gesegnet. In Summe: ein feines Stück Musik der eher eingängigen Sorte.

Den Breakhammer packt dafür unmittelbar "False Religion" aus: hier dreht man die Härteschraube mächtig an, aus einer Watchtower-ähnlichen Eingangssequenz erwächst nach einem thrashig anmutenden Mittelpart ein Song in der Bauart des Openers. Nicht ganz so stark wie das bisherige Überwerk des Albums in Form von "Jester's Rise" - und doch bietet "False Religion" eine aberwitzige Reise durch den Kosmos progressiver Rockumusik. Anders als bei allen bisherigen Tracks des Albums verzichtet man hier im Übrigen auf "zuviel" Eingängigkeit im Refrain, dafür kommen US-metal-typische Schreie ebenso zum Einsatz wie instrumentale Abfahrten, die ebenfalls an dieses Genre erinnern.

"Rhapsody in Lies" beginnt getragen und weißt eingangs klassisch-progressive Züge auf, ehe sich ein Midtempo-Prog-Song herausschält, der dank der harten Gitarren erneut punkten kann - allein der allgegenwärtige Basslauf trägt den Song sicher durchs Ziel. Die Gitarren, die zum Pre-Chorus führen sind erneut feinster "Queensryche-Gedächtnis-Stoff" und drücken dem Track einen speziellen Stempel jenseits der Beliebigkeit auf. Erneut fällt der Refrain nicht ganz so zwingend aus, was dem Stück aber spürbar gut tut.

Und erneut eine eher an Watchtower erinnernde Abfahrt zum Beginn von "To wicked Leaders": wie schon beim Opener nimmt man erneut nach dieser Einführung eine Abzweigung in Richtung "geführter Verse" - um dann ein wenig zu frickeln. Überhaupt wirkt dieser Song ein wenig wie aus zahlreichen Versatzstücken zusammengebaut, anders als bei "Jester's Rise" fehlen auch hier die eher harmonischen Momente, erneut kein "Zuckeruss-Chorus" mit Wiedererkennungwert. Ein ganz schöner Brocken, den man sich wirklich erarbeiten "darf" - am Ende lohnt sich dieses Erarbeiten.

"Into the Void" - der letzte Song des Albums - baut zunächst eine bestimmte Spannung auf: getragene, spährische Keyboardsounds, verzeinzelt eingestreute, abgehackte Riffs, hohe Screams.....dann eine Eruption in eine Art Stampfer, die man bislang auf "Beyond" nicht finden konnte. Das spährische Element bleibt erhalten, überhaupt dreht man hier nicht übermäßig an der Härte- oder Frickelschraube - bis rund zur Minute 4, wo das Ganze noch einmal mächtig Fahrt aufnimmt. Erneut diese fesselnden Harmonien in den Gitarren, erneut hohe Screams und eine perfekte Anmischung aus überaus harmonischen Soli bis hin zum Ende des Songs - erneut ein wenig ungewöhnlich und doch eine kleine Perle im Prog-Kosmos - und auch darüber hinaus.

In gewisser Weise wirkt "Beyond" ein wenig ungestüm, wenn auch gleichermaßen ambitioniert, vielleicht sogar ein wenig überambitioniert auf überaus charmante Art und Weise. Ob es sich im Übrigen hier um ein Konzeptalbum handelt? Möglich wäre es, aber so recht habe ich darüber keine Infos und gestehe auch reumütig, dass es mich aufgrund der faszinierenden Musik eher in einer untergeordneten Form interessiert. "Beyond" ist genau richtig so, wie es ist, erlaubt sich mit "Believe" eine kleine Peinlichkeit in Sachen Chorus - aber ansonsten? Wer bringt noch solche Musik heutzutage? Aus kommerziellem Kalkül heraus können Jester's March jedenfalls unmöglich entstanden sein. Wenn man den heutzutage gern verwendeten Begriff "kauzig" verwenden möchte, der passt schon irgendwie - und doch sind eine Reihe absolut faszinierender Songs entstanden, die "Beyond" bis heute eigentlich zu einem machen sollten: KULT!


Die muss ich wieder einmal auf den Plattenteller schmeissen.Ein wahrhaftiges Prog-Highlight.
 
Mal wieder Zeit für ein paar Eindrücke:

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Irgendwie liest man momentan speziell hier im Forum permanent irgendwo irgendwas über Riot. Vollumfänglich kann ich zum Werk dieser Band nicht all zu viel sagen, da meine Sammlung hier die ein- oder andere Lücke aufweist, dennoch: nicht zuletzt durch das aktuelle DF und die angesprochene, allgegenwärtige Präsenz der Band hier im Forum hatte ich schlicht Lust, mal ein wenig von Mark Reale & Co. zu hören.

"Fire down under" wäre ein Kandidat für eine Rezi gewesen - allerdings finde ich "The Privilege of Power" über weite Strecken spannender (nicht besser!), abwechslungsreicher, im klassischen Sinne metallischer und gleichermaßen gewagter. "An "The Privilege of Power" scheiden sich die Geister" steht im DF zu lesen - und das ist durchaus nachvollziehbar.

Die vom Produzenten Herrn Loeb eingeflochtenen "TV-Samples" (auch im DF-"Earmageddon" angesprochen) zwischen den einzelnen Songs sind tatsächlich nervig und stören den Fluss der Platte - und seine Produktion hat auch irgendwie eine eher künstliche "Power". Die Drums klingen ein wenig wie auf Dash-Trommeln eingeprügelt und überdies noch mal getriggert. Ein Minuspunkt in Sachen Produktion, hätte man es hier "roher" belassen (was Riot generell immer am Besten zu Gesicht stand, gleich, zu welcher der mir bekannten Phasen), so wäre das Album um einige Längen kraftvoller.

Die Songs? Mit "On your Knees" ballert es mächtig schnell nach vorne, schneller, harter US-Metal, auf den Punkt gebracht und mit Bläsern untermalt. Mir persönlich gefällt dieses Experiment sehr gut, zumal es den Song sogar noch mal eine Ecke kickt. Gelungen.

"Metal Soldiers" (mit hier extrem nervenden "TV-Intro", welches ein völlig überflüssiges Pathos erzeugt) klingt im Grunde nach und demzufolge auch WIE Priest: gelungene Verbeugung oder dreistes Klauen? Schwer zu sagen. Da ich - wie auch an anderer Stelle schon vermerkt - grundsätzlich dem Priest-Sound sehr zugetan bin und Tony Moore einen phantastischen Halford gibt ist das Ding völlig ok, wenn auch eben sehr, sehr offensichtlich - ähm - entlehnt.

Nach US-Metal mit Bläsern und einer durchaus hörenswerten Priest-Verbeugung erwartet einen mit "Runaway" mit einem Mal eine Stadionrockballade, die nicht nur aufgrund des Titels irgendwie an Bon Jovi gemahnt. Hairspray-Arena-Rock, tut nicht weh, doch eigentlich möchte ich von Riot eher Musik hören, die auch nach Riot klingt - trifft demzufolge sowohl auf "Runaway" als auch auf den Vorgänger zu. So mutig der Opener, so sehr auf "Nummer Sicher" sind die beiden Nachfolger.

Überraschen kann dafür "Killer": eine Art "Metal-Walk-this-Way", erneut untermalt mit Bläsern, Chören im Refrain und eben teils fast schon gerappten Passagen - dazu ein unnachahmliches Solo in der Mitte des Songs. Für mich gelungen, wäre ein Anwärter für eine Zusammenstellung ungewöhnlicher Metal-Songs, zumal das ganze auch streckenweise auch noch mit einigen Breaks aufwartet und eine fast schon jazzige Attitüde versprüht.

Danach geht es zum Chinesen, zumindest vermittelt dies das als "Intro" verwendete, sehr fernöstlich anmutende Thema zu Beginn des Tracks. Wie auch schon bei "Metal Soldiers" nervt das Ganze hier aufgrund der Überlänge ungemein, der eigentliche Song mit Namen "Dance of Death" startet erst nach Sage und Schreibe etwa mehr als einer Minute und 20 Sekunden. Hatten wir nun schon US-Power-Metal, "British Steel" und Bon Jovi-Sounds, sowie eine Art "Metal-Aerosmith mit Jazz-Schlagseite", so folgt nun ein schon europäisch anmutender Speedster, der wahlweise an frühe Helloween oder Blind Guardian gemahnt. Gut gemacht, keine Frage, vielleicht sollten sich einige "Mainstream-Weichspüler" das Ding mal anhören, allein die Geschwindigkeit ist mörderisch und doch ist der Refrain schlicht und ergreifend Eingängigkeit pur und verhakt sich einfach im Ohr, der Soloteil in der Mitte ist regelrecht halsbrecherisch und einfach Metal pur! Ach, wäre doch Euro-Metal noch heute in dieser Form verfügbar...

"Storming the Gates of Hell" (mit "Kriegshorn", da schaut her, Ihr Sabatoneure ;-)) schlägt in die gleiche Kerbe, ist ein klein wenig geradliniger, erneut fühlt man sich eher an Power-Metal (so sei es mal tituliert) europäischer Prägung erinnert. Für mich qualitativ nicht ganz so stark wie sein unmittelbarer Vorgänger, auch hat man zwischenzeitlich gar den Eindruck, als habe man einfach "Dance of Death" weitergeführt - wären da nicht immer diese Soli und Wendungen, die dem Ganzen einen speziellen Anstrich verleihen. Kurz: Riot schaffen es, diesem Musikstil eher Härte und Aggression zu verpassen als Kleister, wie heutzutage leider an der Tagesordnung....

Es folgt "Maryanne" - und die Dame tönt nach Journey oder Def Leppard (oder aktuell: dem Night-Flight-Orchestra). Nach meinem Dafürhalten besser gelungen als "Runaway" - und doch ein Reißbrettsong. Manch einer darf das Ganze gern "Poser-Rock" nennen, gleich wie: das Teil bleibt im Ohr und - ob nun beeinflusst durch die Plattenfirma oder nicht - vielleicht ist dieser Track (neben "Runaway") auch der Versuch gewesen, ein wenig in den Mainstream zu gelangen - kann man wild spekulieren. Auf einem "Metal Ballads"-Sampler (ja, sowas gab es mal) hätte das Teil eine gute Figur gemacht.

Im folgenden "Little Miss Death" wird dann geheiratet - zumindest dem Intro nach, diese Melodie ist jetzt nicht zwingend originell, dafür kennt sie jeder. Noch einmal ergeht sich die Band eher auf hardrockigen Pfaden (hardrockig im Sinne von Hairspray-Rock, "She's my Cherry Pie...."), gut gemacht - aber eben nicht wirklich Riot und nicht wirklich MEINE Baustelle, da retten auch die erneut überirdischen Soli nix.

Als Kontrast ballert man danach "Black Leather and glittering Steel" raus, was ein wenig nach Manowar alter Prägung tönt, ehe man im Refrain (irgendwie auch passend zum Songtitel) den zweiten Priest-Verweis auf diesem Album raushaut. Durchaus gelungen, vor allem erfrischend nach den eher L.A-lastigen Vorgängertracks, hinzu kommt einfach, dass Moore hier wieder mal den Halford geben kann. Ein netter Crossover, wenn man so will - und in Sachen Geschwindigkeit könnte man "Speed Metal" wohl kaum treffender kategorisieren.

Und nun mein Highlight (auch, wenn es ein Cover ist): "Racing with the Devil on a spanish Highway" ist einfach ein Hammer! Alle Instrumentalisten können sich aufs Deftigste austoben, das hätte ich unglaublich gerne mal live gesehen. So gesehen "Prog-Metal" in gecoverter Form als Abschluss - geil und auch voll in die Fresse, hier nervt nicht mal mehr der Plastikdrumsound - hach....

Wenn man nun einen Strich drunter macht: "The Privilige of Power" ist solide. Kein Song stinkt wirklich ab, Riot bewiesen (einmal mehr) dass sie in der Lage waren (für mich nur Original MIT Mark, sorry - wohl auch ein Grund, warum ich bislang einen Bogen um "Riot V" gemacht habe), stilübergreifend im großen Garten der Rock- und Metalmusik zu wildern und zu agieren. Abgesehen von der wirklich stellenweise grenzwertigen Produktion (man hätte diesen Produzenten tatsächlich verklagen können - selbst ein Endachtziger/Frühneunziger Breitwandsound hätte hier mehr geholt, vielleicht auch die beiden Balladen in Richtung MTV gespült) ist "The Privilge of Power" auch heute noch mehr als hörenswert, ein starkes Stück Rock/Metal, dem zwar einerseits eine klare Linie fehlt, bei dem aber andererseits durch ein durchaus gefälliges Songwriting kein Song wirklich aus dem Qualitätsraster fällt. Sind die "Priest-likes" tatsächlich unglaublich "Priest-like", so gelingt es bei allen weiteren Songs durchaus, eigene Zutaten hinzuzufügen, die dem Ganzen einen entsprechenden Stempel aufsetzen. Danke noch einmal für diese abschließende Göttergabe in Form des Al-di-Meola-Covers - sowas von geil....

Muss man an dieser Stelle eigentlich die absoluten Überqualitäten des Line-Ups auf "The Privilege..." erwähnen? Eigentlich nicht, oder ;-)?

Bei Riot gefällt mir die Frühphase mit Guy Speranza am Besten.Allerdings habe ich keine einzige schlechte Scheibe von dieser Band,egal in welcher Konstellation sie spielten (Riot V kenne ich auch nicht und da geht es mir ähnlich wie dir.Muss ich nicht unbedingt haben.).
 
Riot V kenne ich auch nicht und da geht es mir ähnlich wie dir.Muss ich nicht unbedingt haben

Zumindest die "Unleash the Fire" sollte jeden Riot Fan
vollumfänglich zufrieden stellen.
Großartige Songs und die Vocals von Todd Michael Hall
sind einfach nur grandios und denen eines Tony Moores (mit
dessen erster Phase bei Riot die Scheibe auch musikalisch
vergleichbar ist ) mehr als ebenbürtig.
 
Tolles Review, hat Spaß gemacht zu lesen.

Das Du Die gerade das meiner Meinung nach "schwächste" Album der
Hardrockphase, welches von mir aber immer noch mindestens 8,5/10
erhalt würde, rausgepickt hast, spricht für die unglaubliche Qualität
des muskalischen Schaffens von Moore.
Grandioser Musiker, dessen Konzert im Rahmen der "Wild Frontier"
Tour in Köln einer meiner geilsten Gigs ever war.

Grundsätzlich mag ich alle Hardrockalben von Moore, ein Künstler mit sehr hohem Wiedererkennungswert und einfach einem "Händchen" für gute Songs, dazu ein echter Virtuose, der aber stets genau wußte, wie sein Spiel im Kontext des jeweiligen Songs zu funktionieren hat. Weitere Beweihräucherung des Mannes: siehe auch im Review.

"After the War" habe ich gewählt, weil es mein erstes "vollständiges" Moore-Album war, das ich mir auch selbst gekauft habe, sowohl "Run for Cover" als auch "Wild Frontier" hatte ich seinerzeit schon auf einer Cassette.

Die teils vorherrschende Meinung, Moores Bluesrockalben seien "seelenlos" kann ich deshalb auch so nicht stehen lassen, obwohl die Soli hier teils eben oft dem Hardrock entliehen waren und dementsprechend "schneidender" waren, als dies bei "puren" Bluesmusikern der Fall ist. Auffällig war allerdings, das die Qualität eben jener Scheiben von Werk zu Werk ein wenig nachließ, zumal das Korsett des Blues eben um Einiges enger geschnürt ist, als dies im Hardrock/Metalbereich der Fall ist, wo man oftmals auch stilübergreifend arbeiten kann, ohne selbigen zu verwässern.
 
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Geiles Album.Mit Scott und Co. habe ich heute Mühe (Sympathiemässig) wegen dem Umgang mit John Bush.Aber die Mucke ist zweifelslos First Class.
Wieder ein tolles Review.Danke.

Ja, da fällt es einem bisweilen dann doch schwer, Musik und "Business" oder Umfeld zu trennen, jüngstes Beispiel bei mir Tau Cross, deren Debut mir musikalisch derbstens mundet, allerdings nimmt mir das aktuelle Drumherum da jeglichen Spaß.

Ist jetzt bei Anthrax gottlob nicht in dieser Dimension der Fall, vielmehr muss man einfach lobend erwähnen, wie zurückhaltend und souverän John Bush mit der Situation umgegangen ist. Da ich beide Anthrax-Phasen schätze, Bush aber einfach für den besseren Sänger halte hätte ich auch nichts dagegen einzuwenden, wenn er denn noch mal auf einer Anthrax-Platte auftauchen würde.
 
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