In den meisten Fällen wird mir eh zu inflationär mit der Höchstnote umgegangen.
Ja. Vielleicht noch mehr mit generell "guten Noten". Ich verstehe natürlich, daß man als Redakteur einem mit Liebe und Hingabe gemachten Album nicht mal eben eine 6 oder gar 5,5 reinwürgen möchte; das könnte von den Musikern, wenn sie es sehen, empfunden werden als "Was, soviel
fehlt unserem Werk?".
Aber gibt es tatsächlich so dermaßen viele Platten, die 8- oder 9-punktewürdig sind? Das Bewertungsspektrum spielt sich bei fast allen Musikzeitschriften, die ich lese (DF, RH, Rocks und Eclipsed) zu gefühlt 85% zwischen 7 und 8,5 ab. Dadurch entsteht ein Effekt, der dem Einsatz von Kompression am Mischpult vergleichbar ist. Alles wird nolens volens auf ein Einheitsmaß zusammengestaucht. Das Problem gibt es übrigens auch an dt. Hochschulen. Ich war selbst als Beisitzer in Prüfungen anwesend, in denen ein sicherlich netter Mensch eine 1,0 bekommen hat, weil er seinen Namen unfallfrei schreiben konnte - und darüberhinaus so gut wie nichts vom Prüfungsinhalt kapiert hatte.
Was soll man dann aber demjenigen geben, der wirklich seinen Stoff beherrscht und sich darüberhinaus noch in Bereiche vorgearbeitet hat, die deutlich über das Prüfungsziel hinausgehen?? Kompression bügelt ihn platt, wie den Sound auf vielen großartigen Alben.
Nun ist das Abliefern eines Albums natürlich keine Prüfung und vielleicht sollte man Musik eher wie Waldorfschule handhaben und gar keine Noten (Punkte) (ver)geben. Ich weiß auch keine Lösung. Ich weiß nur, wenn ein Album 8 Punkte bekommt, kann ich damit absolut rein gar nichts anfangen. Weil die Alben, die drüber, drunter und daneben rezensiert werden genau dieselbe Punktzahl haben. Und vermutlich sogar zurecht.
Das ist hier nicht der Ort für diese Diskussion, daher pardon fürs Off-Topic.