Roadburn 2021

Bei Ulver musste ich leider feststellen, wie lame das Roadburn-Publikum mittlerweile geworden ist... "Bring Out Your Dead" und gefühlt 2 Leute in der ganzen Halle gehen steil? Genervte Blicke, wenn ich mich dazu ein bisschen bewege (in der 3. Reihe)? Ernsthaft? o_O
 
Bei Ulver musste ich leider feststellen, wie lame das Roadburn-Publikum mittlerweile geworden ist... "Bring Out Your Dead" und gefühlt 2 Leute in der ganzen Halle gehen steil? Genervte Blicke, wenn ich mich dazu ein bisschen bewege (in der 3. Reihe)? Ernsthaft? o_O
Echt? Das Lied ist ein Dancefloor Banger, wer sich da nicht bewegt, der sollte lieber zu Sitzkonzerten wechseln.
 
Für einen ausführlichen Bericht bin ich momentan zu ausgebrannt, deshalb erstmal nur eine Auflistung der Highlights... ;)

40 Watt Sun
Alkerdeel
Hangman's Chair
Health
James Kent & Johannes Persson
Kanga
Kælan Mikla
Lamp Of Murmuur
Sólstafir
TAU & The Drones Of Praise
Temple Fang
The Bug feat. Flowdan & Logan
Vitriol
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin daheim und geschafft, war ein intesives Wochenende. Ich liste erstmal einfach auf was ich gesehen habe und schreibe die nächsten Tage mehr dazu.
Radar Men From The Moon
Maggot Heart
BigBrave
Vile Creature & Bismuth
Cloud Rat (electronic)
Maggot Heart
Solstafir
Russian Circles
LLNN
James Kent & Johaness Persson
Wiegedood
GGGOLDDD
Karin Park
Vile Creature
HEALTH (!!!!!!!!!!!!!)
Divide & Dissolve
Jo Quail
Emma Ruth Rundle
Arabrot
Deathsomnia (zum Teil)
Kælan Mikla
Ulver
Liturgy - Origins
Lingua Ignota
Die Wilde Jagd
Full of Hell - Garden (literally die Hälfte verpasst weil Die Wilde Jagd 5 minuten überzogen haben)
 
Ich liebe dieses Festival einfach. Ein Konzert besser als das andere.

Persönliche Highlights:
Final Light von James Kent und Johannes Persson
Solar Temple
Silver Knife
Mizmor

Überraschung des Festivals war wiederum Messa. Fand die ja schon immer gut, aber der neue Genre-Mix funktioniert live hervorragend. Großartige Musiker und eine absolut herausragende Sängerin.
Einziger Flop von 30 gesehenen Acts war Forndom. Da kann ich auch die CD hören.
 
Habe mal etwas ausführlicher meine Eindrücke zum diesjährigen Roadburn niedergeschrieben:


Donnerstag:

Der Start in das diesjährige RB erfolgte mit Big Brave am frühen Donnerstagnachmittag. Einfach eine coole Band, auch wenn mir das neue Album (von dem sie wohl das meiste gespielt haben) deutlich weniger zusagt als das Überalbum von 2019 "A Gaze Among Them". Trotzdem ein toller Auftakt, waren auch schon viele Leute vor Ort.


Danach kurz rüber zu Bruit, die mir schon beim Soundcheck unsympathisch rüberkamen. Die Band war sicher nervös, was das Rumgemeckere wohl teils erklärt, aber mehr als einen Song wollte ich mir dann nicht antun. Ich glaube mit Post-Rock habe ich einfach abgeschlossen (mit Ausnahme von GY!BE).


Dann rüber zur Main Stage, wo Vile Creature & Bismuth aufspielten. Das Ganze vom Balkon aus geschaut, klang schon ganz nett, auch wenn die drei Musiker auf der riesigen Bühne etwas verloren wirkten.


Im Anschluss gab es das erste von zwei Cloud-Rat-Sets, und zwar das elektronische. Erwartet hatte ich dementsprechend so etwas wie Electronic Grindcore, war dann überrascht, dass es eher in Richtung Dreampop ging. Musikalisch fand ich das sehr ansprechend, der Gesang der Sängerin war aber öfter etwas gar schief. Dennoch ein cooler Auftritt.


Direkt im Anschluss die erste Secret Show mitgenommen, und zwar Maggot Heart auf der Skatepark-Bühne nebenan. Ging gut ab und es ist einfach eine coole Location. Daumen rauf. Danach kurz den Schluss von Spiritual Poison mitgenommen. Der Primitive-Man-Frontmann huldigte im Zelt seinem Ein-Mann-Noise. Pluspunkte gibt’s von mir fürs Sade-Shirt. Ebenfalls im Zelt spielte anschliessend Lili Refrain ein hypnotisches Dronefolk-Set mit Gothic-Schlagseite. Leider nicht bis zum Schluss geschaut, da inzwischen eine Secret Show von Thou im Skatepark angekündigt wurde. Also versucht, dort reinzukommen, aber die Schlange war schon unendlich lang. Daher das Unterfangen nach 15 Minuten anstehen aufgegeben. Hätte ich mal lieber noch Lili Refrain zu Ende geschaut …


Danach war erstmal Verpflegung angesagt, bevor es dann schon zum letzten Konzert des Tages ging, und zwar zu ZAÄAR in der neuen Venue Paradox. Das Paradox ist ein Jazzklub etwa 10 Minuten vom Festivalgelände stadteinwärts entfernt. Gut, dass wir etwas früher dort waren, denn es waren schon relativ viele Leute am Anstehen. Konnten uns dann sogar Sitzplätze in der ersten Reihe ergattern. ZAÄAR sind ein Nebenprojekt der Belgier Neptunian Maximalism, die am letztjährigen Roadburn Redux für Furore sorgten. Geboten wurde eine Mischung aus Drone, Free Jazz, Tribalmusik und verzerrten Vocals. Stilistisch konnte ich keine grossen Unterschiede zur Hauptband ausmachen, war auf alle Fälle sehr abgefahren und trippy. Für mich das klare Tageshighlight am Donnerstag. Danach ging es völlig geschafft zurück nach Eindhoven in die Unterkunft.



Freitag:

Der Start in den Freitag erfolgte erst etwas später nach gemütlichem Frühstücken mit dem Projekt Atonia, einer Kollaboration zwischen Wyatt E., Five The Hierophant und einer Sängerin namens MC Slice. Geboten wurde orientalisch angehauchter Doom-/Psychedelic-Rock inklusive Saxophon und Texten auf Hebräisch (?). Mein Fall war es weniger, aber den Leuten schien es gefallen zu haben.


Danach ohne Erwartungen in den Jazzklub, wo wir regelrecht weggeblasen wurden von der dänischen Band Narcosatanicos, die kurzfristig für Poil Ueda eingesprungen waren. Sieben junge Dänen boten eine Mischung aus Noise Rock und Jazz, die sich gewaschen hatte und vom ersten Moment an für Gänsehaut sorgte. Also ob sich frühe Iceage mit dem Saxofonisten aus Lost Highway zu einer unheilvollen Jamsession verabredet hätten. War wirklich ein irrer Trip, am Ende gab es beim Publikum kein Halten mehr. Für mich eine der grössten Entdeckungen der diesjährigen Ausgabe, und dies als Last-Minute-Ersatz – Respekt.


Danach gab es im Zelt Kollaps mit einer geballten Ladung Industrial à la frühe Neubauten. Da war nichts mit Melodie, nur Geschepper und Getrümmer mit einem manischen Frontmann, der u.a. durchs Publikum tigerte. Es war eine wahre Freude.


Im Anschluss ging es sehr spontan zur kurzfristig angekündigten Secret Show von Lamp of Murmuur im Little Devil. Viele andere hatten dieselbe Idee, was 30 Minuten Schlange stehen bedeutete. Der Laden fasst aber auch nur um die 150 Leute, entsprechend voll war es dann. Das sorgte aber für eine richtig geile Stimmung, im Publikum gab es kein Halten mehr. Die Band hat ja – soviel ich weiss – noch nicht oft live gespielt und dies war wohl ihre erste Europa-Show überhaupt. Dafür wirkte sie sehr routiniert und hat definitiv abgeliefert. Nach ca. 30 Minuten tropfte dann Flüssigkeit (?) aus der Klimaanlage direkt auf einen Amp, worauf dieser kurzerhand ausstieg. War aber auch alles gesagt zu dem Zeitpunkt, sodass wir an die frische Luft flüchteten. LoM konnte auf alle Fälle einen starken Eindruck hinterlassen.


Zurück zu Cloud Rat und ihrem zweiten Set, das wir uns von etwas weiter hinten anschauten. Dieses Mal war Grind Core angesagt, hat ziemlich Laune gemacht, auch wenn die Bühne für diese Art von Musik etwas überdimensioniert war.


30 Minuten später waren Amnesia Scanner im Terminal an der Reihe und sorgten kurzerhand für ein absolutes Highlight dieser Ausgabe. AS nennen das, was sie machen, selber anscheinend «deconstructed club music», was es sehr gut trifft. Geboten wurde ein absolut tanzbares, verschrobenes Electronic Set, das bei mir für einen wahren musikalischen Mindfuck sorgte. Dass solche Sachen am Roadburn stattfinden können, kann man meiner Meinung nach nicht genug würdigen. Grossartig!


Danach war eine schwierige Wahl zu treffen: entweder weitere Electronica in Form von HEALTH oder aber BM von Faceless Entity. Die Wahl fiel schliesslich auf erstgenannte, was sicher kein Fehler war. HEALTH hatte ich zwar schon einmal live gesehen und es war auch nicht viel anders als damals, aber sie machen einfach Laune mit ihrer Mischung aus Rock, Electro und Noise. Gehofft hatte ich noch auf eine Collab (z.B. mit Full of Hell), was aber leider nicht der Fall war. Dennoch starker Auftritt. So endete ein bärenstarker Festivaltag mit einer stilistischen Vielfalt (Noise Rock, Jazz, Industrial, Black Metal, Electronica, Grind Core) die man wohl nur selten an Festivals kriegt.
 
Samstag:

Am Samstag startete der Festivaltag früh mit Midwife, die mit ihrem shoegazigen Bedroom-Pop die Herzen schnell auf ihrer Seite hatte. Ein sehr gemütlicher sowie starker Einstieg in den dritten RB-Tag. Danach ging es gleich weiter mit Divide and Dissolve, einem Zweigespann mit Doom und politischen Ansagen im Gepäck. Auf der FB-Seite nannte es jemand «woke doom», was wohl nicht als Kompliment gedacht war. Mir gefiel es hingegen ganz gut, am spannendsten fand ich die mittels Saxofon oder Klarinette erzeugten Intros und Interludes.


Doch dann ging es rechtzeitig zu den kurzfristig angekündigten Gnod, die den Ersatz für Lustmord mimten. Und die vier Musiker zelebrierten vom ersten Ton an einen absolut kaputten Abriss, der mich öfter an Sachen wie Killing Joke erinnerte. Gnod walzten alles nieder und hatten sichtlich Freude daran. Für mich der Abriss des Wochenendes, sauber!


Vom Abriss des Wochenendes ging es dann zum (einzigen) Flop des Wochenendes. Deathsomnia spielten im Zelt, und auf Papier müsste mir die Truppe eigentlich sehr zusagen. Aber der Auftritt war leider sehr blutarm, obwohl ein Cover von «Celebrity Lifestyle» gespielt wurde, einem meiner liebsten Swans-Songs. Aber das war nichts – der Gesang der Sängerin erweckte teils sogar ungute ESC-Assoziationen.


Dann wieder zu etwas Erfreulichem: Nothing spielten im Terminal. Ich bin Fan der Truppe und ihrer Nostalgie-Shoegaze-Musik, und sie haben gut abgeliefert. Ein sehr stimmungsvoller Auftritt, der leider nur ca. 50 Minuten dauerte. Hätte gerne noch etwas länger gehen können. Im Anschluss kurz rüber zu den Isländerinnen Kaelan Mikla. Schon wiederholt live gesehen, und sie machen ihre Sache immer gut, auch dieser Auftritt passte. Waren aber relativ weit hinten, was der Atmosphäre wohl nicht sehr zuträglich war.


Anschliessend ging es spontan ins Little Devil zu den Hippies von TAU & The Drones of Praise, die dort ihr zweites Festival-Set spielten. Die irische Truppe sorgte dann auch für viel Comic Relief, was nach all den bierernsten Auftritten zuvor guttat. Aber auch musikalisch konnte das durchaus überzeugen und es herrschte eine ausgelassene Stimmung im kleinen Metalschuppen.


Zurück auf dem Festivalgelände wollten wir dann zu Dödsrit ins Zelt, aber die kilometerlange Schlange machte uns einen Strich durch die Rechnung. Dann also doch rein zu Duma. Ich hatte bereits zweimal das Vergnügen, das Grindcore-Noise-Duo aus Kenia live zu sehen, daher blieb der Wow-Effekt etwas aus – Spass machte es jedoch allemal. Hoffentlich werden in Zukunft noch mehr Acts aus dem Nyege-Nyege-Umfeld auf dem Roadburn spielen.


Zum Tagesabschluss gab es dann noch die Collab zwischen Nothing und Full of Hell auf der Hauptbühne. Man musste ja nicht so recht, was einen da erwartete – stellte sich heraus, dass es wahrlich nichts Spektakuläres war. Viele waren wohl auch entsprechend enttäuscht. Ich fand es zwar eigentlich ganz nett, geboten wurde eine Mischung aus Ambient-Soundscapes und Shoegaze-Parts, aber das Ganze wirkte doch etwas gar uninspiriert. Das zeigt aber auch, dass diese speziellen Roadburn-Collabs nicht immer das Gelbe vom Ei sind.


Sonntag:

Der Start in den Sonntag hatte es in sich: Die beiden niederländischen Bands Terzij de Horde und Ggu:II machten gemeinsame Sachen auf der Terminal-Bühne. Mit 1 Std. 40 Min. war das für mich wohl der längste Auftritt an diesem RB. Die Bands spielten abwechselnd und am Schluss zusammen eine Mischung aus Post Metal und Black Metal. Entsprechend gut konnte man darin abtauchen.


Auf derselben Bühne folgte dann ein absolutes weiteres Highlight: Solar Temple spielten gemeinsam mit den Dead Neanderthals ein spezielles Collab-Set. Und im Gegensatz zu Full of Nothing am Vorabend zeigte sich hier, wie grossartig diese Collabs sein können. Da hier Leute von Fluisteraars und Turia involviert waren, konnte es aber auch nur grossartig werden. Einzig auf die (spärlich eingesetzten) Vocals hätte ich ganz gut verzichten können, doch das konnte den starken Gesamteindruck nicht schmälern. Ich hoffe, dass hier noch ein Release folgen wird!


Dann noch den Schluss von den kurzfristig angekündigten Dawn Ray’d im Skatepark mitgenommen. Weiter ging es im Zelt mit SOWT, einer jungen Band aus Eindhoven, bei der wohl die Bassistin von GGGOLDDD mitspielt. Geboten wurde Noise Rock mit Punkschlagseite. Ein sehr cooler Auftritt, insbesondere wenn man bedenkt, wie jung die Mitglieder von SOWT sind (oder wirken).


Auf der Next Stage folgte dann der grossartige Auftritt von Die Wilde Jagd, denen es mit Leichtigkeit gelang, alle in ihren Bann zu ziehen. Die drei Musiker waren sichtlich gerührt ab der enthusiastischsten Reaktion des Publikums. Mit der stärkte und sympathischste Auftritt des gesamten Festivals. Dann noch kurz rüber auf die Mainstage, wo Full of Hell zusammen mit Spiritual Poison ihr Letztwerk «Garden of Burning Apparitions» runterbretterten. Das Ganze dauert auch nur knapp 20 Minuten – dann war der Spuk vorbei.


Zum würdigen Abschluss des Festivals gab es dann noch das Black-Sabbath-Tribut von Thou, wiederum auf der Next Stage. Ja, war mein einziger Thou-Auftritt am Festival und hat schon viel Spass gemacht. Zum Song «Black Sabbath» gesellte sich dann auch noch Lingua Ignota auf die Bühne – grandioser Abschluss eines tollen Festivals!


Top-3-Highlights: Amnesia Scanner, Solar Temple/Dead Neanderthals, Die Wilde Jagd


War sonst noch was? Ulver ausgelassen, da ich die «Flowers of Evil» nicht annähernd so stark finde wie «TAOJC». Die Secret Shows sind schon sehr cool und auch einzigartig, sorgen aber für jemanden wie mich mit ausgeprägtem FOMO für zusätzlichen Stress. Milena und Thomas von GGGOLDDD haben als Kuratoren wahrlich ein feines Händchen bewiesen. Saubere Arbeit. Das Publikum war wie immer zum grössten Teil sehr angenehm, auch wenn sich nach C wohl alle etwas an das Festival-Feeling gewöhnen mussten. Die Paradox-Venue und das dazugehörende experimental ausgerichtete Programm sollten unbedingt beibehalten werden, wie ich finde ein echter Mehrgewinn fürs Roadburn. Fünfmal in Folge war ich nun dabei, ob das nächste Jahr auch, weiss ich noch nicht. Aber es war auf alle Fälle wieder eine sehr tolle Ausgabe.
 
Was hier niemand bei Ordigort? Das war imho der beste Gigs des Festivals, aber ich brauchte auch etwas Rock'n'Rolliges Geballer.
 
Was hier niemand bei Ordigort? Das war imho der beste Gigs des Festivals, aber ich brauchte auch etwas Rock'n'Rolliges Geballer.

Geplant war es, doch dann ging es spontan zu Tau. Zum Glück kann man beim RB nicht so viel falsch machen und kriegt in der Regel immer etwas Gutes auf die Ohren ...

Kann man sich Ordigort irgendwo anhören?
 
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