Das RH hole ich mir mittlerweile nur noch sehr, sehr selten, da ich mit der eclipsed und dem DF im Grunde mein musikalisches Spektrum komplett abgedeckt habe.
Letztmalig habe ich mir die Ausgabe mit Porcupine Tree als Titelstory geholt. Das dazugehörige Interview war ok, erreichte aber nicht das Niveau der im eclipsed geführten Gespräche. Amüsiert lässt sich feststellen, dass es zwischen Herrn Sammet und Herrn Wilson - um bei PT zu bleiben - scheinbar Parallelen gibt. Beide polarisieren immens, haben nach meinem Dafürhalten aber durchaus das Recht, sich entsprechend zu positionieren. Beiden lässt sich aber meiner Ansicht nach eine nach wie vor vorhandene Leidenschaft zu Musik mitnichten absprechen.
Sammet ist in meiner Welt einer der talentiertesten Songschreiber Deutschlands. Dass er sich dafür bei Steinmann, Clarkin, Oldfield und wie-sie-alle-heißen bedient spielt hierbei eine untergeordnete Rolle. Anders als viele andere "moderne" Euro-Metal-Bands (die mehr und mehr zu einer Parodie ihrer Selbst verkommen) kommen bei Sammet immer hörbare Songs dabei raus, nicht selten mit Langzeitwirkung und nicht selten mit absolutem Ohrwurmfaktor. Offensichtliche Parallelen zu den "Originalen" sind hierbei möglicherweise beabsichtigt. Ab und an überschreitet er die Kitschgrenze, wenn man aber Avantasia als Gesamtes sieht, dann sind das in Summe schon alles gute Melodic-Metal-Werke, die ich nicht immer hören kann oder möchte, die aber stets so weit ausgefeilt sind, dass sie ein homogenes Ganzes ergeben, ohne zu fordernd zu sein. Möchte ich das Ganze in "Richtig geil", dann kann ich immer noch auf zahlreiche Ayreon-Alben ausweichen.
Wenn ich hier so quer lese ist es schon erstaunlich (und ein wenig rührend) wie viele Leute dem RH aus alter Verbundenheit die Stange halten, das käme für mich nie infrage. Der Inhalt des RH ist mehrheitlich für mich absolut uninteressant und das Fördern ohnehin bekannter Bands bringt meiner Meinung nach wenig bis nichts, da ist die Konzeption des DF einfach eine Andere, denn hier tauchen permanent immer irgendwelche "nerdigen", neuen Bands auf, denen man letztlich Brücken in die entsprechende Fanbase zu bauen vermag.
Es gibt eine Handvoll Bands, die mich wirklich über ihre gesamte Karriere mitgerissen haben und über die ich nicht genug lesen und von denen ich nicht genug hören kann, viel spannender finde ich aber, wenn mehrheitlich Denkanstösse für Neues gegeben werden, die sich abseits des Offensichltichen bewegen. Fast alle Titel der letzten RH waren vorhersehbar - von Porcupine Tree bis Avantasia aktuell, ich möchte mal nicht weiter nach hinten recherchieren, denke aber, Kreator waren auch als Titel am Start. Die auf dem aktuellen Cover weiterhin vorgestellten Bands (Ausnahmen: Autopsy, Razor) sind mehr oder weniger ebenso vorhersehbar wie die Titelstory selbst.
Ich wünsche diesem Magazin, das mich über viele Jahr begleitet hat, dennoch weiterhin viele Idealisten, die es kaufen. Für mich ist es mittlerweile ein verzichtbares Heft geworden. Hat wirklich lange gedauert und die berühmte Träne im Knopfloch bleibt, aber so zerbröselt der Keks nun mal...