Rammstein

"Bedenklich" ist eigentlich ein Euphemismus, ja. Ist es mit Social Media denn überhaupt groß anders? Das ist gar nicht speziell auf diesen Fall bezogen, aber mir scheint grundsätzlich so, als würde man eigentlich wichtige Debatten kurzfristig an Aufhängern diskutieren und danach wieder vergessen oder in die hinterste Ecke des eigenen Gedächtnisses verdrängen. Kann man bei etlichen Themen beobachten. Wenn sich im Falle von Rammstein herauskristallisieren sollte, dass man keine Straftaten nachweisen kann, wird das in wenigen Wochen schon kaum noch jemanden interessieren - auch die Medien nicht.

War das denn vorher anders? Da hat man die Sachen dann im kleineren Kreis diskutiert und die waren genauso kurzweilig. Die Diskurs-Macht lag dabei nur eben größtenteils bei den Medien. Viele der wichtigen Debatten gäbe es nicht mal, wenn diese nicht durch Social Media viral gegangen wären.

Wie gerade gesagt: Was würden wir denn bezüglich Rammstein diskutieren, wenn es keine Social Media gäbe? Vermutlich gar nicht. Vielleicht wäre irgendwann mal eine der Frauen zu einer Zeitung gegangen. Dann hätten BILD und Co. das ganze zerrissen und es wäre noch schneller vorbei gewesen. Durch Social Media gibt es jetzt die Möglichkeit diese unangenehmen Themen immer wieder hervor zu holen. Die Accounts die gerade über Rammstein berichten, erwähnen dabei auch immer wieder Manson, Weinstein, Mockridge, etc.

Ich sprach da für die Allgemeinheit, von der du und ich und alle anderen hier auch nicht ausgenommen sind. Was du erzählst und was du tust, sind zwei verschiedene paar Stiefel, was ich aber grundsätzlich nicht beurteilen kann. Im Nachhinein hat's dann immer jeder schon jahrelang gewusst und ähnlich lange davor gewarnt, eh klar. Da wiederholt sich dann halt die Frage, warum denn bisher noch nichts oder nicht viel passiert ist, wenn's quasi schon zum Allgemeinwissen zählt, wie's bei Rammstein Backstage zugeht, was halt tatsächlich nix allzu neues ist? Warum muss immer erst etwas passieren, bis darüber (gesellschaftlich) diskutiert wird und man in hysterischen Aktionismus verfällt. Die Abläufe sind immer dieselben, als ob man in einer Zeitschleife gefangen wäre.

Natürlich werde ich dabei bleiben, Social Media zu "verdammen", selbst wenn es auch seine unstreitbaren Vorteile, die du kurz angerissen hast, haben mag. Die Nachteile überwiegen in meinen Augen, wobei diese, wenn man es genau nimmt, ohnehin menschgemacht sind. Wir kommen mit all dieser Öffentlichkeit und den unendlich vielen Möglichkeiten einfach nicht zurecht.
Ohne das jetzt provokativ oder angreifend zu meinen, aber ich befürchte die Antwort auf die Frage wieso nichts passiert beginnt damit, dass den meisten das was man bisher schon weiß nicht mehr als ein Schulterzucken abringt und man auf eine gerichtliche Verurteilung wartet und dass man sagt die Frauen wüssten ja worauf sie sich einlassen und seien selbst Schuld. Niemand will eine Position beziehen, weil man ja eventuell falsch liegen könnte, wenn das nicht gerichtlich bestätigt ist und auch nicht mal die allergeringste Konsequenz folgen lassen. Offenbar nicht mal zu den Fakten die bereits zigfach auf dem Tisch liegen.

Das wir eventuell doch sowas wie eine "Rape-Culture" haben, wird sowieso direkt als Unsinn abgetan. Ungefähr so wie systemischer Rassismus. Die Leute die sich drüber aufregen und es anprangern sind wahlweise hysterisch, und/oder ein "Social-Media-Mob".

Ansonsten beantwortet das eben schon gepostete Video vielleicht noch deine Frage, wie das denn so sein könnte, dass Frauen da hineingeraten, obwohl sie das ja wissen müssten:
https://www.youtube.com/embed/9YLsMXyo3Uc
 
Ansonsten beantwortet das eben schon gepostete Video vielleicht noch deine Frage, wie das denn so sein könnte, dass Frauen da hineingeraten, obwohl sie das ja wissen müssten:
https://www.youtube.com/embed/9YLsMXyo3Uc

Nö, das war nicht meine Frage. Meine Frage war, warum man sich auf den Quatsch einlässt, wenn man (online) nach eindeutigen Kriterien (Aussehen, Alter, etc.) angeworben wird - und so ist es in ihrem Fall anscheinend (?) nicht abgelaufen.

Damit steige ich hier dann aber final aus. Ich werde meine Schlüsse zu gegebenem Zeitpunkt aus dem Thema ziehen, da in den kommenden Wochen ohnehin die Vorhänge fallen werden - in welche Richtung auch immer.
 
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Nö, das war nicht meine Frage. Meine Frage war, warum man sich auf den Quatsch einlässt, wenn man (online) nach eindeutigen Kriterien (Aussehen, Alter, etc.) angeworben wird - und so ist es in ihrem Fall anscheinend (?) nicht abgelaufen.

Damit steige ich hier dann aber final aus. Ich werde meine Schlüsse zu gegebenem Zeitpunkt aus dem Thema ziehen, da in den kommenden Wochen ohnehin die Vorhänge fallen werden - in welche Richtung auch immer.
Du hast das Video also nicht mal angeguckt?
 
Ich finde, es geht nicht um die Groupie-Kultur an sich (oder es sollte nicht darum gehen). Ich habe mal in England länger mit einer 60-jährigen gesprochen, die durchaus stolz auf die Groupie-Vergangenheit war. Wenn es keine Groupies mehr geben darf, wird Frauen eben auch Agency genommen (man kann sich übrigens auch selbst zum Objekt machen, das ist eigentlich kein besonders exotischer Kink). Das Problem bei Rammstein ist auch nicht Macht und Geld, denn auch Leute mit Macht und Geld sollten Sex haben können, und zwar auch mit Leuten mit weniger Macht und Geld. Und auch direkt nach Rock-Shows. Der Knackpunkt ist m.E., dass beim Rammstein systematisch geflunkert, prozesshaft zugeführt und somit ein einigermaßen freier Konsens verhindert wird.
Hier imo ganz gut zusammengefasst: https://twitter.com/christophkappes/status/1665089401720897536?s=46&t=bj1uOnrBwynJRa3oakUdeQ
 
Ich finde, es geht nicht um die Groupie-Kultur an sich (oder es sollte nicht darum gehen). Ich habe mal in England länger mit einer 60-jährigen gesprochen, die durchaus stolz auf die Groupie-Vergangenheit war. Wenn es keine Groupies mehr geben darf, wird Frauen eben auch Agency genommen (man kann sich übrigens auch selbst zum Objekt machen, das ist eigentlich kein besonders exotischer Kink). Das Problem bei Rammstein ist auch nicht Macht und Geld, denn auch Leute mit Macht und Geld sollten Sex haben können, und zwar auch mit Leuten mit weniger Macht und Geld. Und auch direkt nach Rock-Shows. Der Knackpunkt ist m.E., dass beim Rammstein systematisch geflunkert, prozesshaft zugeführt und somit ein einigermaßen freier Konsens verhindert wird.
Hier imo ganz gut zusammengefasst: https://twitter.com/christophkappes/status/1665089401720897536?s=46&t=bj1uOnrBwynJRa3oakUdeQ

Jo, das ist schon so. Hier wurden systematisch Situationen geschaffen, in denen ein Nein, das einem immer und überall zusteht, so schwer wie möglich sein sollte. Ich finde, die Krux liegt im Ensemble dieser Systematik begraben: a) der vermeintliche Deal (Eintritt gegen „Bereitschaft“, alleine das unterminiert im Grunde die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen, die zu dem Zeitpunkt davon ausgehen, dass vielleicht was laufen wird, aber dass sie das selbst werden entscheiden können; b) Druck, bedrängt werden ist unisono in allen Aussagen enthalten; c) Drogen und Alk, der freien Willensbildung nicht zuträglich, aber erst kombiniert mit den anderen Faktoren ein Problem; d) ein kleiner König in seinem Reich, umringt von einem Heer aus Untergebenen, 100kg Kampfgewicht und 3x so alt wie seine Beute. Macht was aus, wenn man Leuten seinen Willen aufzwingen will.

Ich glaube mittlerweile, die Band mit Lindemann ist vorbei. Und zwar nicht wegen irgendetwas Rechtlichem, sondern weil die Öffentlichkeit Verantwortungsübernahme für diese Praxis verlangen wird. Und noch nichtmal die Fans oder die mutmaßlichen Opfer, sondern die deutsche Öffentlichkeit gegenüber ihrer größten Band. Da geht’s letztlich um ganz
grundsätzliche Moral, die noch deutlich vor planhaften Straftaten beginnt. Und auf dieser Ebene stehen viele Aussagen gegen eine Nicht-Aussage, die selber noch nicht einmal ein Dementi ist.
 
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Jo, das ist schon so. Hier wurden systematisch Situationen geschaffen, in denen ein Nein, das einem immer und überall zusteht, so schwer wie möglich sein sollte. Ich finde, die Krux liegt im Ensemble dieser Systematik begraben: a) der vermeintliche Deal (Eintritt gegen „Bereitschaft“, alleine das unterminiert im Grunde die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen, die zu dem Zeitpunkt davon ausgehen, dass vielleicht was laufen wird, aber dass sie das selbst werden entscheiden können; b) Druck, bedrängt werden ist unisono in allen Aussagen enthalten; c) Drogen und Alk, der freien Willensbildung nicht zuträglich, aber erst kombiniert mit den anderen Faktoren ein Problem; d) ein kleiner König in seinem Reich, umringt von einem Heer aus untergebenen, 100kg Kampfgewicht und 3x so alt wie seine Beute. Macht was aus, wenn man Leuten seinen Willen aufzwingen will.

Ich glaube mittlerweile, die Band mit Lindemann ist vorbei. Und zwar nicht wegen irgendetwas Rechtlichem, sondern weil die Öffentlichkeit Verantwortungsübernahme für diese Praxis verlangen wird. Und noch nichtmal die Fans oder die mutmaßlichen Opfer, sondern die deutsche Öffentlichkeit gegenüber ihrer größten Band. Da geht’s letztlich um ganz
grundsätzliche Moral, die noch deutlich vor planhafen Straftaten beginnt. Und auf dieser Ebene stehen viele Aussagen gegen eine Nicht-Aussage, die selber noch nicht einmal ein Dementi ist.

100 % agree ... bei allen bekannten und weiterhin veröffentlichten Details wird es für die Band rund um Till ziemlich schwer, die Systematik als normal und tolerierbar zu beschreiben. Die Darstellungen der betroffenen Frauen sind glaubhaft und schlüssig und auch wenn bis dato keine Straftat abgeurteilt wurde, verstehe ich zumindest unter einvernehmlicher sexueller Handlung etwas anderes.
 
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Die geplanten Konzerte (ab morgen) in München werden wohl stattfinden, weil man da nichts rechtliches in der Hand hat. Und die Tour beginnt ja erst.
Gibt es derzeit eigentlich irgendwelche polizeilichen Ermittlungen gegen die Band oder Lindemann?
Auch wenn nicht, stelle ich mir in der derzeitigen Situation ein Konzert komplett normal durchzuziehen, als recht schwierig vor, auch wenn es alles Vollprofis sind.
 
Na klar, die Frau muss weg und kann dann halt auch als Sündenbock fungieren. Ihr IG war ja schon vor Tagen verschwunden. Und deswegen bin ich mir nicht so sicher, ob
@zopilote recht haben wird und die Band sich nicht doch durchwurschtelt.
Der Artikel liest sich so, als gebe es 2 Parteien: Instrumental-Band hier, Lindemann da. Und wenn die Russin nicht von der Band bezahlt wurde, könnte es ggf. sein, dass sie auf der Honorarliste Lindemanns stand. Es hat den Anschein, dass das kolportierte schwierige Verhältnis zwischen Band und Sänger auch oder vor allem an seinen Ausschweifungen liegt, dass die Band damit nix zu tun haben wollte, nix davon wissen wollte, und jetzt aber dennoch von den Ereignissen mit überrollt wird - und möglicherweise jetzt damit hadert, nicht viel eher aktiv eingegriffen zu haben.
 
Der Artikel liest sich so, als gebe es 2 Parteien: Instrumental-Band hier, Lindemann da. Und wenn die Russin nicht von der Band bezahlt wurde, könnte es ggf. sein, dass sie auf der Honorarliste Lindemanns stand. Es hat den Anschein, dass das kolportierte schwierige Verhältnis zwischen Band und Sänger auch oder vor allem an seinen Ausschweifungen liegt, dass die Band damit nix zu tun haben wollte, nix davon wissen wollte, und jetzt aber dennoch von den Ereignissen mit überrollt wird - und möglicherweise jetzt damit hadert, nicht viel eher aktiv eingegriffen zu haben.

Nun, es gibt ja genug (gar nicht schlechte) Rammstein-Cover-Bands, vielleicht wechselt da bald einer den Job, wenn was frei werden sollte.
 
Der Artikel liest sich so, als gebe es 2 Parteien: Instrumental-Band hier, Lindemann da. Und wenn die Russin nicht von der Band bezahlt wurde, könnte es ggf. sein, dass sie auf der Honorarliste Lindemanns stand. Es hat den Anschein, dass das kolportierte schwierige Verhältnis zwischen Band und Sänger auch oder vor allem an seinen Ausschweifungen liegt, dass die Band damit nix zu tun haben wollte, nix davon wissen wollte, und jetzt aber dennoch von den Ereignissen mit überrollt wird - und möglicherweise jetzt damit hadert, nicht viel eher aktiv eingegriffen zu haben.

So lese ich das auch.
 
Denke dass Rammstein nur ohne Lindemann weiter machen kann. Die Frage wird nur sein, interessiert das dann überhaupt noch jemand?

Dass natürlich jetzt ein Bauernopfer, das freilich deswegen nicht irgendwie unschuldig ist, gefunden wurde, zeigt wie mies die ganze Chose abläuft.

Zumal uns doch hoffentlich keiner weiß machen will, dass die Dame dass ohne Zutun von Lindemann und oder Co getan hat.
 
Der Artikel liest sich so, als gebe es 2 Parteien: Instrumental-Band hier, Lindemann da. Und wenn die Russin nicht von der Band bezahlt wurde, könnte es ggf. sein, dass sie auf der Honorarliste Lindemanns stand. Es hat den Anschein, dass das kolportierte schwierige Verhältnis zwischen Band und Sänger auch oder vor allem an seinen Ausschweifungen liegt, dass die Band damit nix zu tun haben wollte, nix davon wissen wollte, und jetzt aber dennoch von den Ereignissen mit überrollt wird - und möglicherweise jetzt damit hadert, nicht viel eher aktiv eingegriffen zu haben.

Ich vermute, die Formulierung, dass die Band nichts davon wissen wollte, trifft es ziemlich genau auf den Punkt. Denn selbst wenn der Rammsteinsche Tourtross einem durchgetakteten und komplexen Kleinstaat gleicht, fällt es schwer zu glauben, dass man als Mitmusiker so gar nichts von den, von immer zahlreicher werdenden Zeuginnen und Opfern beschriebenen Schleppermethoden mitbekommen hat, inklusive Fick-Kabuff unter der Bühne. Ich höre da noch nicht so ganz die Totenglocke für die Band läuten, aber die rechtliche Aufarbeitung dürfte für alle Seiten verdammt dreckig werden. Ganz zu schweigen von den Opfern.

Edit: Damit meine ich nicht, dass die Band Lindemann gedeckt hat, sondern aus welchen Gründen auch immer (Naivität, Genervtsein von den Exzessen des Typen, Desinteresse aufgrund persönlicher Animositäten), weggesehen und die Lage völlig falsch eingeschätzt haben könnte.
 
Ich frag mich, was da grad bandintern so abgeht. Nach außen hin zeigt man sich normalerweise zumindest zunächst mal bei sowas eher geschlossen, aber wie das hinter verschlossenen Türen aussieht, ist ja oftmals ganz anders.
Kann mir vorstellen, dass da grad die Fetzen fliegen.
Man wird sehen, wie sich das alles kurz-und lang(oder mittel)fristig auf die Band im Ganzen auswirkt, aber sowas kann schon auch mal vernichtend sein.
 
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Ich vermute, die Formulierung, dass die Band nichts davon wissen wollte, trifft es ziemlich genau auf den Punkt. Denn selbst wenn der Rammsteinsche Tourtross einem durchgetakteten und komplexen Kleinstaat gleicht, fällt es schwer zu glauben, dass man als Mitmusiker so gar nichts von den, von immer zahlreicher werdenden Zeuginnen und Opfern beschriebenen Schleppermethoden mitbekommen hat, inklusive Fick-Kabuff unter der Bühne. Ich höre da noch nicht so ganz die Totenglocke für die Band läuten, aber die rechtliche Aufarbeitung dürfte für alle Seiten verdammt dreckig werden. Ganz zu schweigen von den Opfern.

Edit: Damit meine ich nicht, dass die Band Lindemann gedeckt hat, sondern aus welchen Gründen auch immer (Naivität, Genervtsein von den Exzessen des Typen, Desinteresse aufgrund persönlicher Animositäten), weggesehen und die Lage völlig falsch eingeschätzt haben könnte.

Das denk ich auch.
Weiß man eigentlich, ob innerhalb der Band der Sänger da eine Art Chef-Status hat? Dass er seinen Leuten da ebenfalls Druck machen konnte ala "Ihr habt bei meinen persönlichen Aftershow Parties nichts zu suchen etc? Oder ist die Band komplett homogen?
 
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