Afrobeat, High Life, Makossa, Ethio Jazz - Sounds vom afrikanischen Kontinent

Rada

Till Deaf Do Us Part
Ermutigt durch @Klaus' wahren Wüstenrockthread habe ich mich endlich entschlossen, hier ein weiteres Thema zu afrikanischer Musik zu eröffnen. Vor etwa vier Jahren habe ich diese für mich entdeckt und seitdem ist sie mir ein treuer Begleiter.

Natürlich kann ich hier nicht der Musik eines ganzen Kontinents gerecht werden, zumal es hier so viele unterschiedliche Stile zu entdecken gibt, und bin ich nach den paar Jahren intensiven Hörens eher begeisterter Jäger und Sammler als Experte geworden, daher hoffe ich, dass auch andere hier mit Tipps und Entdeckungen aufwarten.

Wo also anfangen? Die Unterschiede sind wie erwähnt gross, im Senegal ganz im Westen zum Beispiel hat es wechselseitig grosse Beeinflussung mit kubanischer Musik gegeben, in Nigeria gab es solche z. B. mit James Brown, in den ehemaligen portugiesischen Kolonien hört man viele entsprechende Einflüsse, in Kamerun gibt es viele Jazz- oder im Makossa der 70er- und 80er-Jahre Disco- und Funk-Elemente, während äthiopischer Jazz völlig anders klingt und ich diesen nicht wirklich beschreiben kann. Viele Musik hatte und hat eine sehr politische Komponente, oft wurde sie von den Kolonisatoren verboten, da als subversiv wahrgenommen, teilweise wandten sie sich gegen autoritäre Regimes oder unterstützen diese (z. B. in Benin), oft ging und geht es um soziale Missstände.

Mein persönlicher Einstieg war der Ethio Jazz von Mulatu Astatke, der mich durch seine Einzigartigkeit völlig fasziniert hat. Genauer gesagt dieser Song, der einigen vielleicht aus dem Film Broken Flowers bekannt ist: https://www.youtube.com/watch?v=jwdBRqIsVUY.

Auf dem Label Strut sind von ihm mehrere Alben und Best-ofs erschienen, ebenso von weiteren Musikern, von denen ich hier zu Auftakt Orlando Julius und Ebo Taylor noch nennen möchte.

Orlando Julius war ein nigerianischer Sänger und Saxofonist, der bis zum Schluss als Musiker aktiv war, in den letzten Jahren mit der Londoner Band The Heliocentrics (die mit ihm wie auch mit Mulatu Astatke je ein Album aufgenommen haben): https://www.youtube.com/watch?v=2gDOyC0ktcw.

Ebo Taylor ist ein trotz seines fortgeschrittenen Alters ein immer noch aktiver Musiker aus Ghana, der vor allem Musik in den Stilrichtungen Afrobeat und High life produziert: https://www.youtube.com/watch?v=Ti_QrLwiBB0.

Ein weiteres Label, das einer wahren Goldgrube gleicht, ist Analog Africa. Der Gründer des Labels bereist einzelne Länder, durchforstet dort alte Archive vornehmlich aus den 60er- bis 80er-Jahren und versucht, die damals beteiligten Musiker ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Er sorgt bei seinen Compilations zudem dafür, dass er von den Musikern die entsprechende Lizenz erhält und diese dafür entlöhnt werden, dass er die Musik neu veröffentlicht – bei vielen Compilations und Alben anderer Labels scheint das ein Problem zu sein, da hier viel an den Musikern vorbei veröffentlicht wird. Seine Platten und CDs sind oft sehr detailreich aufgemacht und man erfährt eine Menge zu den bereisten Ländern und zu den Musikern.

David Zé aus Angola: https://www.youtube.com/watch?v=QxiWb1Ezvbw.

Amara Touré aus Guinea/Senegal: https://www.youtube.com/watch?v=BFgYiGjVdc4.

José Casimiro aus den Kapverden (hier wie auch bei vielen angolanischen Musikern finde ich besonders interessant, dass sie auf portugiesischen Kreolsprachen singen – es klingt halbwegs vertraut und doch fremd): https://www.youtube.com/watch?v=BqXjOCzqwH8.

Pasteur Lappé aus Kamerun: https://www.youtube.com/watch?v=KZztm0r4wUU.

The Rwenzori’s aus Uganda (dieser Song erinnert mich mit seinem treibenden Rhythmus auf eine Art an The Prodigy): https://www.youtube.com/watch?v=o19QJ6ytjGc.

So viel für den Anfang. Ich bin gespannt, ob hier Interesse an solcher Musik besteht und hoffe wie gesagt auch, dass jemand hier auch Anspieltipps reinstellen möchte – was ich bisher kenne und hier reingeschrieben habe, kann nur ein Anfang sein.
 
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Ermutigt durch @Klaus wahren Wüstenrockthread habe ich mich endlich entschlossen, hier ein weiteres Thema zu afrikanischer Musik zu eröffnen. Vor etwa vier Jahren habe ich diese für mich entdeckt und seitdem ist sie mir ein treuer Begleiter.

Natürlich kann ich hier nicht der Musik eines ganzen Kontinents gerecht werden, zumal es hier so viele unterschiedliche Stile zu entdecken gibt, und bin ich nach den paar Jahren intensiven Hörens eher begeisterter Jäger und Sammler als Experte geworden, daher hoffe ich, dass auch andere hier mit Tipps und Entdeckungen aufwarten.

Wo also anfangen? Die Unterschiede sind wie erwähnt gross, im Senegal ganz im Westen zum Beispiel hat es wechselseitig grosse Beeinflussung mit kubanischer Musik gegeben, in Nigeria gab es solche z. B. mit James Brown, in den ehemaligen portugiesischen Kolonien hört man viele entsprechende Einflüsse, in Kamerun gibt es viele Jazz- oder im Makossa der 70er- und 80er-Jahre Disco- und Funk-Elemente, während äthiopischer Jazz völlig anders klingt und ich diesen nicht wirklich beschreiben kann. Viele Musik hatte und hat eine sehr politische Komponente, oft wurde sie von den Kolonisatoren verboten, da als subversiv wahrgenommen, teilweise wandten sie sich gegen autoritäre Regimes oder unterstützen diese (z. B. in Benin), oft ging und geht es um soziale Missstände.

Mein persönlicher Einstieg war der Ethio Jazz von Mulatu Astatke, der mich durch seine Einzigartigkeit völlig fasziniert hat. Genauer gesagt dieser Song, der einigen vielleicht aus dem Film Broken Flowers bekannt ist: .

Auf dem Label Strut sind von ihm mehrere Alben und Best-ofs erschienen, ebenso von weiteren Musikern, von denen ich hier zu Auftakt Orlando Julius und Ebo Taylor noch nennen möchte.

Orlando Julius war ein nigerianischer Sänger und Saxofonist, der bis zum Schluss als Musiker aktiv war, in den letzten Jahren mit der Londoner Band The Heliocentrics (die mit ihm wie auch mit Mulatu Astatke je ein Album aufgenommen haben): https://www.youtube.com/watch?v=2gDOyC0ktcw.

Ebo Taylor ist ein trotz seines fortgeschrittenen Alters ein immer noch aktiver Musiker aus Ghana, der vor allem Musik in den Stilrichtungen Afrobeat und High life produziert: https://www.youtube.com/watch?v=Ti_QrLwiBB0.

Ein weiteres Label, das einer wahren Goldgrube gleicht, ist Analog Africa. Der Gründer des Labels bereist einzelne Länder, durchforstet dort alte Archive vornehmlich aus den 60er- bis 80er-Jahren und versucht, die damals beteiligten Musiker ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Er sorgt bei seinen Compilations zudem dafür, dass er von den Musikern die entsprechende Lizenz erhält und diese dafür entlöhnt werden, dass er die Musik neu veröffentlicht – bei vielen Compilations und Alben anderer Labels scheint das ein Problem zu sein, da hier viel an den Musikern vorbei veröffentlicht wird. Seine Platten und CDs sind oft sehr detailreich aufgemacht und man erfährt eine Menge zu den bereisten Ländern und zu den Musikern.

David Zé aus Angola: https://www.youtube.com/watch?v=QxiWb1Ezvbw.

Amara Touré aus Guinea/Senegal: https://www.youtube.com/watch?v=BFgYiGjVdc4.

José Casimiro aus den Kapverden (hier wie auch bei vielen angolanischen Musikern finde ich besonders interessant, dass sie auf portugiesischen Kreolsprachen singen – es klingt halbwegs vertraut und doch fremd): https://www.youtube.com/watch?v=BqXjOCzqwH8.

Pasteur Lappé aus Kamerun: https://www.youtube.com/watch?v=KZztm0r4wUU.

The Rwenzori’s aus Uganda (dieser Song erinnert mich mit seinem treibenden Rhythmus auf eine Art an The Prodigy): https://www.youtube.com/watch?v=o19QJ6ytjGc.

So viel für den Anfang. Ich bin gespannt, ob hier Interesse an solcher Musik besteht und hoffe wie gesagt auch, ob jemand hier auch Anspieltipps reinstellen möchte – was ich bisher kenne und hier reingeschrieben habe, kann nur ein Anfang sein.

Ich freue mich über den Thread! Wie du schon schreibst, es gibt in Afrika wahnsinnig viel Musik zu entdecken, egal ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart.

Heute werde ich mich auf eine Musikern beschränken, die mir besonders am Herzen liegt, nämlich FATOUMATA DIAWARA aus Mali. Sie ist auch als Schauspielerin aktiv, aber Musik ist ihr bevorzugtes Betätigungsfeld. Bisher hat sie u.a. zwei wunderschöne Studioalben aufgenommen:

- Fatou (erschienen bei World Circuit, 2011)
- Fenfo (erschienen bei Montuno Producciones Y Eventos, S.L., 3ème Bureau und Wagram Music, 2018)

Ihre Musik vereint viele verschiedene Einflüsse: der Blues aus Mali, Griot, Jazz, Folk, Pop und auch ein wenig Rock. Hier mal ein Song aus ihrem letzten Album 'Fenfo'. Abgesehen von der Musik engagiert sich FATOUMATA DIAWARA gegen den andauernden Terror der Dschihadisten in Mali. Noch im Juni diesen Jahres wurden in Mal 130 Zivilisten von der islamistischen Gruppe Katiba Macina massakriert. Besonders der sehenswerte Dokumentarfilm 'Mali Blues' (2016; auch als DVD erhältlich) zeigt u.a. ihr Engagement und Widerstand, aber man bekommt auch einen guten Einblick wie das Leben in Mali so aussehen kann. Die positive Kraft überwiegt.

Übrigens, am 21.01.2023 tritt FATOUMATA DIAWARA mit ihrer 11köpfigen Band in der altehrwürdigen Kölner Philharmonie auf. Ich freue mich sehr auf diesen Abend!

Offizielle Website: https://fatoumatadiawara.com/

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Heute mal ein etwas bekannterer Name: Ali Farka Touré aus der Nähe von Timbuktu (Mali, Sahelzone). Seine Musik ist oft bluesig-minimalistisch und besteht lediglich aus Gitarre und Perkussion und seinem oft hypnotischen Gesang. Von der Instrumentierung her denke ich hier oft an die drüben besprochenen Tuareg-Bands. Einige seiner Alben waren Kollaborationen mit anderen Musikern aus Mali, hinzu kommt sein hierzulande vielleicht bekanntestes Album Talking Timbuktu, das er gemeinsam mit Ry Cooder eingespielt hat.

Hier als Empfehlung mein Lieblingsalbum The Source von ihm: .
 
Fachforum wieder am Limit, herrlich.
Mein bescheidener Beitrag kommt von Herzen, aber nicht wirklich aus Afrika, sondern von den Bahamas, deren Kultur aber westafrikanisch geprägt ist.
Macfarlane Gregory Anthony Mackey (18 February 1942 – 25 January 1997), known professionally as Tony McKay and Exuma.
"He described his music as "all music that has ever been written and all music not yet written. It's feeling, emotion, the sound of man, the sound of day creatures, night creatures and electrical forces"."

Passt eigentlich ganz gut.

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Anspieltipps:
You Don't Know What's Going On
Mama Loi, Papa Loi

Die ganze erste Platte ist ein Feuerwerk der Finsternis, der Rest auch noch unbedingt hörenswert.
 
Ermutigt durch @Klaus' wahren Wüstenrockthread habe ich mich endlich entschlossen, hier ein weiteres Thema zu afrikanischer Musik zu eröffnen. Vor etwa vier Jahren habe ich diese für mich entdeckt und seitdem ist sie mir ein treuer Begleiter.

Natürlich kann ich hier nicht der Musik eines ganzen Kontinents gerecht werden, zumal es hier so viele unterschiedliche Stile zu entdecken gibt, und bin ich nach den paar Jahren intensiven Hörens eher begeisterter Jäger und Sammler als Experte geworden, daher hoffe ich, dass auch andere hier mit Tipps und Entdeckungen aufwarten.

Wo also anfangen? Die Unterschiede sind wie erwähnt gross, im Senegal ganz im Westen zum Beispiel hat es wechselseitig grosse Beeinflussung mit kubanischer Musik gegeben, in Nigeria gab es solche z. B. mit James Brown, in den ehemaligen portugiesischen Kolonien hört man viele entsprechende Einflüsse, in Kamerun gibt es viele Jazz- oder im Makossa der 70er- und 80er-Jahre Disco- und Funk-Elemente, während äthiopischer Jazz völlig anders klingt und ich diesen nicht wirklich beschreiben kann. Viele Musik hatte und hat eine sehr politische Komponente, oft wurde sie von den Kolonisatoren verboten, da als subversiv wahrgenommen, teilweise wandten sie sich gegen autoritäre Regimes oder unterstützen diese (z. B. in Benin), oft ging und geht es um soziale Missstände.

Mein persönlicher Einstieg war der Ethio Jazz von Mulatu Astatke, der mich durch seine Einzigartigkeit völlig fasziniert hat. Genauer gesagt dieser Song, der einigen vielleicht aus dem Film Broken Flowers bekannt ist: .

Auf dem Label Strut sind von ihm mehrere Alben und Best-ofs erschienen, ebenso von weiteren Musikern, von denen ich hier zu Auftakt Orlando Julius und Ebo Taylor noch nennen möchte.

Orlando Julius war ein nigerianischer Sänger und Saxofonist, der bis zum Schluss als Musiker aktiv war, in den letzten Jahren mit der Londoner Band The Heliocentrics (die mit ihm wie auch mit Mulatu Astatke je ein Album aufgenommen haben): https://www.youtube.com/watch?v=2gDOyC0ktcw.

Ebo Taylor ist ein trotz seines fortgeschrittenen Alters ein immer noch aktiver Musiker aus Ghana, der vor allem Musik in den Stilrichtungen Afrobeat und High life produziert: https://www.youtube.com/watch?v=Ti_QrLwiBB0.

Ein weiteres Label, das einer wahren Goldgrube gleicht, ist Analog Africa. Der Gründer des Labels bereist einzelne Länder, durchforstet dort alte Archive vornehmlich aus den 60er- bis 80er-Jahren und versucht, die damals beteiligten Musiker ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Er sorgt bei seinen Compilations zudem dafür, dass er von den Musikern die entsprechende Lizenz erhält und diese dafür entlöhnt werden, dass er die Musik neu veröffentlicht – bei vielen Compilations und Alben anderer Labels scheint das ein Problem zu sein, da hier viel an den Musikern vorbei veröffentlicht wird. Seine Platten und CDs sind oft sehr detailreich aufgemacht und man erfährt eine Menge zu den bereisten Ländern und zu den Musikern.

David Zé aus Angola: https://www.youtube.com/watch?v=QxiWb1Ezvbw.

Amara Touré aus Guinea/Senegal: https://www.youtube.com/watch?v=BFgYiGjVdc4.

José Casimiro aus den Kapverden (hier wie auch bei vielen angolanischen Musikern finde ich besonders interessant, dass sie auf portugiesischen Kreolsprachen singen – es klingt halbwegs vertraut und doch fremd): https://www.youtube.com/watch?v=BqXjOCzqwH8.

Pasteur Lappé aus Kamerun: https://www.youtube.com/watch?v=KZztm0r4wUU.

The Rwenzori’s aus Uganda (dieser Song erinnert mich mit seinem treibenden Rhythmus auf eine Art an The Prodigy): https://www.youtube.com/watch?v=o19QJ6ytjGc.

So viel für den Anfang. Ich bin gespannt, ob hier Interesse an solcher Musik besteht und hoffe wie gesagt auch, dass jemand hier auch Anspieltipps reinstellen möchte – was ich bisher kenne und hier reingeschrieben habe, kann nur ein Anfang sein.

Sehr coole Thread-Idee! Da werde ich mich demnächst mal durcharbeiten.
Ich bin nach erstmaligen überfliegen überrascht, das hier Fela Kuti noch nicht genannt wurde. Zu offensichtlich? Jedenfalls ist das der Name, den ich ich immer untrennbar mit dem Begriff Afrobeat verbinde.

Fela Kuti - Zombie:
https://youtu.be/Qj5x6pbJMyU

Vor ein paar Jahren hatte ich zudem das große Vergnügen, dessen langjährigen Drummer Tony Allen live zu erleben.

Tony Allen - Wolf Eats Wolf:
https://youtu.be/oCBpJkG6ngE
 
Vielen Dank für die zahlreichen Tipps, von denen ich die meisten bisher nicht kenne. Ich freue mich drauf, die durchzuackern!

Ich bin nach erstmaligen überfliegen überrascht, das hier Fela Kuti noch nicht genannt wurde. Zu offensichtlich?
Den wollte ich bewusst anderen überlassen. Ich kenne ein paar Songs von ihm, habe mich aber nie richtig an ihn herangetraut wegen der Fülle an Alben.

Aus dem Bereich Ethiojazz zwei teilweise etwas eingängigere Vertreter:

Der Pianist, Sänger und Komponist Girma Beyene hat vor rund fünf Jahren ein Album zusammen mit der französischen Ethiojazz-Band Akalé Wubé herausgebracht. Dieses ist deutlich zugänglicher als die anderen Alben von Akalé Wubé, während Girma auch in den 60er- und 70er-Jahren mit deutlich weniger dissonanten Klängen und harmonischem Gesang aufwartete. Hier der Opener:
Hailu Mergia ist trotz seines fortgeschrittenen Alters weiterhin aktiv und bringt Alben heraus (und geht auf Tour - 2019 zusammen mit Nilpferd in Zürich gesehen, grossartig!). Seine Instrumente sind Synthesizer und Akkordeon. Er wechselt zwischen sehr psychedelischen und teilweise verstörenden Songs und andererseits einschmeichelnden, die Seele streichelnden. Daher hier zwei Anspieltipps:
https://www.youtube.com/watch?v=hNueC_1ba1s
https://www.youtube.com/watch?v=-taLoaGcA30
 
Heute mal ein etwas bekannterer Name: Ali Farka Touré aus der Nähe von Timbuktu (Mali, Sahelzone). Seine Musik ist oft bluesig-minimalistisch und besteht lediglich aus Gitarre und Perkussion und seinem oft hypnotischen Gesang. Von der Instrumentierung her denke ich hier oft an die drüben besprochenen Tuareg-Bands. Einige seiner Alben waren Kollaborationen mit anderen Musikern aus Mali, hinzu kommt sein hierzulande vielleicht bekanntestes Album Talking Timbuktu, das er gemeinsam mit Ry Cooder eingespielt hat.

Hier als Empfehlung mein Lieblingsalbum The Source von ihm: .

Großartiger Musiker, den man auch gerne den afrikanischen John Lee Hooker nennt. Eins meiner Lieblingsalben von ihm ist 'The River'. Es gibt in den USA viele unterschiedliche Spielarten des Blues und von denen liebe ich ganz besonders den North Mississippi Blues, den man auch Hill Country Blues (der jetzt aber mit Country nichts am Hut hat - gemeint ist damit das Land) nennt. Musiker wie Fred McDowell, Junior Kimbrough, R.L. Burnside, sein Enkel Cedric Burnside, Robert Belfour, um nur mal ein paar meiner Favoriten zu nennen, spielen den North Mississippi Blues oder haben ihn gespielt, als sie noch lebten. Dort findet man auch die repetitiven, hypnotischen Songstrukturen (nicht zu verwechseln mit Boogie oder Vamps), die auch im Blues aus Mali oder in der Turag-Musik TINARIWENscher Prägung (also auch bei ihren Erben: IMARHAN, TAMIKREST etc.) eine große Rolle spielen. So habe ich damals durch den North Mississippi Blues den Mali Blues kennengelernt, weil mich globale musikalische Zusammenhänge bzw. deren Entstehung/Interaktion sehr stark interessieren. Der Einfluss indigener, nordamerikanischer Völker auf den Blues ist noch eine andere Geschichte, die man vll. ein anderes Mal erzählen kann.

Wenn dir ALI FARKA TOURÉ so gut gefällt, dann möchte ich dir (und natürlich allen anderen) SAMBA TOURÉ empfehlen, der ebenfalls aus Mali kommt, aber nicht mit Ali Farka verwandt ist. SAMBA TOURÉ ist ein Meister des Songhai Blues. Ich liebe seine Musik. Die Songhai sind ein westafrikanisches Volk, die am mittleren Nigerbogen leben zu dem auch Mali gehört. Es gab das riesige Songhai-Reich, welches in vorislamischer Zeit entstand. Aus der Zeit stammen auch die unterschiedlichen Songhai-Sprachen, die z.T. in der heutigen Zeit immer noch gesprochen werden. Wer mehr über Songhai erfahren möchte, dem empfehle ich den gut recherchierten Wikkipedia-Artikel als Einstieg. Aber zurück zur Musik. Es gibt auch ein tolle Band namens SONGHOY BLUES, die ich aber zu einem anderen Zeitpunkt vorstellen werde. Zurück zu SAMBA TOURÉ - er hat bisher sieben Alben veröffentlicht, von denen ich besonders die letzten vier Alben 'Albala', 'Gandadiko', 'Wande' und 'Binga' (alle bei Glitterbeat erschienen) absolut fantastisch finde.

TOURÉs Texte sind sehr oft politischer Natur. Er prangert die schlechte Bildung in Mali an, singt über die andauernden blutigen Kämpfe zwischen den Islamisten und den unterschiedlichen Tuareg-Gruppen oder auch über das schlechte Gesundheitssystem in Mali. Als Anspieltipp habe ich mal zwei Songs rausgesucht:

'Sambalama' vom Album 'Binga'

und

'Goy Boyro' vom Album 'Wande'. Abgesehen von der Musik gefällt mir hier ganz besonders das politische Video.


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https://www.facebook.com/samba.toure.official/
 
Eine weitere afrikanische Musikerin, deren Musik ich ins Herz geschlossen habe, ist die sahrauische Sängerin und Komponistin AZIZA BRAHIM. 1976 wurde sie in einem sahrauischen Flüchtlingslager geboren. Als sich Spanien ca. 1975 aus der Westsahara zurückzog, brachten Marokko und Mauretanien dieses Gebiet gewaltsam und widerrechtlich in ihren Besitz, so dass die Sahrauis heimatlos waren bzw. immer noch sind. Seit diesem Zeitpunkt leben Hundertausende Sahrauis in Flüchtlingslagern. Einige Sahrauis bildeten die Befreiungsarmee Frente Polisario, andere kämpfen gewaltfrei für ihre Freiheit. Zur letzten Gruppe gehört AZIZA BRAHIM. Ihre Kindheit in dem Flüchtlingslager war hart und entbehrungsreich, doch sehr früh begeisterte sie sich für Musik.

In den 1990er Jahren ging sie nach Kuba um Musik zu studieren, doch das wurde ihr verweigert. Also ging sie zurück in ihre Heimat in die Westsahara und fing an Musik zu machen. 1995 gewann sie den National Song Contest der Demokratischen Arabischen Republik Sahara und fünf Jahre später zog sie nach Spanien und lebt heute in Barcelona. 2007 gründete sie ihre erste eigene Band GULILI MANKOO, die 2012 auf dem französischen Label Reaktion (dort erschien 2009 auch die Solo-EP 'Mi Canto') das erste und einzige Album 'Mabruk' veröffentlichten. 'Mabruk' ist eine schöne Mischung aus westafrikanischer Musik, angereichert mit Elementen aus dem Mali-Blues und spanischer Musik. Davor komponierte und produzierte sie den Soundtrack für den Film 'Wilaya'.

2014 erschien ihr erstes Album 'Soutak' bei Glitterbeat, gefolgt von 'Abbar El Hamada' (2016) und 'Sahari' (2019), die beiden ebenfalls bein Glitterbeat erschienen. Die Basis sind traditionelle Sahraui-Klänge, die AZIZA BRAHIM mit dem Blues der Tuareg vermischt, afro-kubanische Einflüsse hinzufügt und das ganze abrundet mit spanischen und anglo-europäischen Elementen. Ich bin dieser reizvollen, bewegenden, vielschichtigen Mischung schnell verfallen. Viele ihrer Songs sind sehr politisch und sie ist prominente Sprecherin der Bevölkerungsgruppe der Sahrauis und unterstützt so weiterhin ihren Kampf um Gerechtigkeit und Anerkennung.

Hier das offizielle Video zu dem Tielsong 'Sahari' von ihrem letzten Album.

https://azizabrahim.com/

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Heute durch Matz von der Crossroad Crew draufgekommen. Holy cow, Ethio Jazz:
Yèkèrmo Sèw ist eines der schönsten Stücke Musik, die ich je gehört habe. Wenn Du auf der Suche nach mehr bist, kann ich Dir diese Compilation von Mulatu Astatke empfehlen: https://mulatuastatke.bandcamp.com/...o-jazz-1965-1975-2?label=3951727661&tab=music
Und diese mit verschiedenen Musikern: https://ernestochahoudbbe.bandcamp....60s-1970s-ethiopia?label=3629501958&tab=music

Beide haben Überschneidungen mit der Ethiopiques.
 
Yèkèrmo Sèw ist eines der schönsten Stücke Musik, die ich je gehört habe. Wenn Du auf der Suche nach mehr bist, kann ich Dir diese Compilation von Mulatu Astatke empfehlen: https://mulatuastatke.bandcamp.com/...o-jazz-1965-1975-2?label=3951727661&tab=music
Und diese mit verschiedenen Musikern: https://ernestochahoudbbe.bandcamp....60s-1970s-ethiopia?label=3629501958&tab=music

Beide haben Überschneidungen mit der Ethiopiques.
Danke für die Empfehlungen!
 
Wen es interessiert: In der aktuellen VISIONS-Ausgabe ist ein "Global Beats Special".

Ich habe bisher nur den allgemeinen Teil des Specials gelesen, aber zusätzlich gibt es noch eine ganze Auswahl an Alben mit Rezensionen, beschränkt sich allerdings nicht nur auf den afrikanischen Kontinent.
Bin gespannt, da in einiges reinzuhören (grundsätzlich auch hier im Thread, aber ich komme aktuell mit dem Musik Hören nicht hinterher, kennt man ja vielleicht ;) ).
 
Ich freue mich über den Thread! Wie du schon schreibst, es gibt in Afrika wahnsinnig viel Musik zu entdecken, egal ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart.

Heute werde ich mich auf eine Musikern beschränken, die mir besonders am Herzen liegt, nämlich FATOUMATA DIAWARA aus Mali. Sie ist auch als Schauspielerin aktiv, aber Musik ist ihr bevorzugtes Betätigungsfeld. Bisher hat sie u.a. zwei wunderschöne Studioalben aufgenommen:

- Fatou (erschienen bei World Circuit, 2011)
- Fenfo (erschienen bei Montuno Producciones Y Eventos, S.L., 3ème Bureau und Wagram Music, 2018)

Ihre Musik vereint viele verschiedene Einflüsse: der Blues aus Mali, Griot, Jazz, Folk, Pop und auch ein wenig Rock. Hier mal ein Song aus ihrem letzten Album 'Fenfo'. Abgesehen von der Musik engagiert sich FATOUMATA DIAWARA gegen den andauernden Terror der Dschihadisten in Mali. Noch im Juni diesen Jahres wurden in Mal 130 Zivilisten von der islamistischen Gruppe Katiba Macina massakriert. Besonders der sehenswerte Dokumentarfilm 'Mali Blues' (2016; auch als DVD erhältlich) zeigt u.a. ihr Engagement und Widerstand, aber man bekommt auch einen guten Einblick wie das Leben in Mali so aussehen kann. Die positive Kraft überwiegt.

Übrigens, am 21.01.2023 tritt FATOUMATA DIAWARA mit ihrer 11köpfigen Band in der altehrwürdigen Kölner Philharmonie auf. Ich freue mich sehr auf diesen Abend!

Offizielle Website: https://fatoumatadiawara.com/

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Mal ein paar Neuigkeiten: Letztes Jahr erschien ihr neues, wunderschönes Album 'London Ko', welches mich ebenso begeistert, wie die beiden Vorgänger. Erneut hat sie ihrer Musik neue Facetten hinzugefügt, ohne dabei das afrikanische Fundament zu verlassen. Wer Lust auf 'London Ko' hat, dem empfehle ich das magische Konzert vom letzten Jahr im November, welches ARTE in der Reihe 'Musikalische Höhenflüge' aufgezeichnet hat, denn dort spielt sie das komplette Album:


Apropos Konzerte - dieses Jahr kommt FATOUMATA DIAWARA auch wieder nach Deutschland:

30.5. Würzburg - Afrika Festival
20.6. Frankfurt am Main - Zoom
22.6. Dachau - Dachauer Musiksommer

Davor und danach dann noch Großbritannien, Frankreich, USA, Niederlande und die Schweiz, sowie Kanada und Belgien.
 
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