So: "Double Vision" aus meiner Sicht nach etwa 8 Durchgängen:
"Zhivago Wolf": Recht "zahm" für einen Opener, aber ganz lupenrein "klassischer" Arena-Style. Toller Refrain, relativ eingängig in sich - "Wohlfühl-Prog", wie so ab und an diese Musik benannt wird. Der Chorus geht einem nicht mehr aus dem Kopf, das Stück in sich baut Spannung auf, wird zum Ende hin etwas flotter. Grundsätzlich ein starker Opener, feiner Neoprog.
"The Mirror lies": Wechselspiel hier auch mit akustischen Gitarren. Ein erstes Highlight des Albums, ähnlich wie "Zhivago Wolf" ein klassischer Arena-Track, der auch auf den Alben "Visitor - "Immortal" - "Pepper's Ghost" eine gute Figur gemacht hätte. Etwas vertrackter als der Wolf, ebenfalls mit einem großartigen Chorus ausgestattet. Zum Ende hin erreicht das Stück m.E. gar Gänsehautpotential. Live garantiert eine Macht!
"Scars": Dass die Wörtchen "Help me" schon immer sehr gut im Kontext mit ARENA-Songs funktioniert haben beweist sich hier aufs Neue, nehmen doch eben jene Wörtchen einen erheblichen Stellenwert im Kontext des Stückes auf. Nach dem lügenden Spiegel für mich ein weiteres Highlight, das sogar musikalisch noch ein wenig weiter in den Ursprüngen der Band ("Lions Cage", "Pride") verwurzelt ist. Ach ja: wieder ein Hammerchorus! Für mich auf gleichem Niveau wie "The Mirror lies".
"Paradise of Thieves": MEIN Highlight auf dem Album! AOR und Prog gemischt in bester SAGA-Manier, aber mit dem unverkennbaren ARENA-Touch ausgestattet. Ganz, ganz großes Kino, eine Ohrenweide. Der Refrain klebt förmlich in den Gehörgängen fest - im positivsten Sinne. Hätte auf den Referenzwerken von ARENA stehen können, wäre vielleicht der gelungenere Opener gewesen.
"Red Eyes": Ein kleines Epos, am ehesten auf der Linie von "The Mirror lies", mich erinnert es ein wenig an den "Butterfy Man" vom "Immortal"-Album. Die teils "cher-technisch" verzerrten Vocals (sehr dezent eingesetzt) haben mich anfangs etwas irritiert, im Kontext des Stückes funktionieren sie aber wunderbar - kurzum: reiht sich in die Riege der starken Songs ein, keinerlei Leistungsabfall.
"Poisoned": Die Ballade des Albums. Natürlich kein "Fridays Dream" und natürlich auch meilenweit entfernt vom "Hanging Tree", eher reduziert dargeboten. Fällt m.E. ein wenig vom Rest des Albums ab, es wirkt ein klein wenig bieder. Gelungen, aber das kann man im Hause ARENA auch (noch) besser.
"The Legend of Elijah Shade": Ja...der Longtrack. Anders als mein heißgeliebtes "Moviedrome" keine auf einem Thema aufbauende Achterbahnfahrt, eher vergleichbar mit einer Mini-Oper im Stile von DT's "Six Degrees of inner Turbulence: es werden "Mini-Songs" aneinandergereiht. Wie beim benannten Traumtheater-Stück (bzw. generell bei dieser Art "Mini-Opern) finde ich es immer schade, diese "nur" in rund 22 Minuten zu quetschen. Das Stück strotzt vor tollen Momenten, in sich wirkt es aber irgendwie gepresst - manchmal ist weniger mehr. OK, vielleicht noch ein paar Durchläufe....aber ich glaube, das hätte auch ein Album für sich werden können.
Fazit: Das beste ARENA-Album seit "Pepper's Ghost" zeigt sich auch soundmäßig wieder als Solches. Die Experimente in Richtung AOR wurden minimiert (im Falle "Paradies of Thieves" perfekt erweitert, soll heißen: mit dem bandtypischen Neoprog-Sound gekreuzt!) - und man bekommt wieder die ARENA, die man als Fan hören will. Alle Trademarks der Band sind vorhanden, die Mischung aus Eingängigkeit und progressiven Elementen ist super ausbalanciert, die Refrains bieten alle einen hohen Wiedererkennungswert. Der Härtegrad wird nicht überspannt, ist immer perfekt auf den jeweiligen Song abgestimmt. Für mich steht das Album stilistisch zwischen "Visitor/Immortal" und "Pepper's Ghost". ARENA-Fans können aufatmen: die "Jungs" können es noch!
Ein "Sonderlob" an John Mitchell: Gottverdammt, was für ein Gitarrist, was für ein Gespür für die Mischung aus Melodieführung, Riffing, Soli - dieser Mann gehört sicher zu den unterbewertetesten Klampfern dieses Planeten. Ganz, GANZ, großes "Kino", diese Art, Gitarre zu spielen findet sich nicht mehr sehr oft - der Mann hat "Eier" und Gefühl. Nahezu jeder Track des aktuellen Albums lebt förmlich vom brillanten und vor allem gefühlvollen Spiel von Mitchell - unf-fass-bar!
ARENA sind wieder da und machen jetzt hoffentlich an dieser Stelle so weiter. Klar, kein "Visitor", kein "Immortal", auch kein "Pfeffergeist" - aber ganz klar wieder die ARENA, die man als Fan kennen und lieben gelernt hat.