Come, Reap - The Devil's Blood & Selim Lemouchi

D

deleted_424

Guest
So ganz war ich mir nicht sicher, wo ich diesen Thread posten soll, da ich dem Inhalt schon ne Menge beimesse und es demnach ja eher in Richtung Black Metal zu verorten sein dürfte. Egal, ich habe es mal hier gemacht.

Ich weiß noch, wie ich am letztes Jahr von der Arbeit gekommen bin und es nicht fassen konnte, was ich da im Internet las. Hoffnungsvoll erinnerte ich mich an eine sehr sinnvolle Spielerei vom Shining-Menschen 2006, bei der er so tat, als sei er von dannen, dann aber wieder auftauchte. Dem war nicht so.
Denn leider mehrten sich immer mehr Stimmen aus dem engsten Umfeld, sodass es stimmen musste...?
Dennoch konnte und wollte ich das nicht wahr haben. Was für viele hier Dio oder Dimebag war, war für mich Selim/TDB, einer der talentiertesten, innovativsten, sicher auch eigenwilligsten und für den ein oder anderen streitbarsten Musiker der letzten Jahre, für mich wohl überhaupt.
Das, was er geschaffen hat, ist für die Ewigkeit, zumindest für meine, das begriff ich an diesen Tagen im März als ich jedes verdammte Lied von Devil's Blood und seinem nur sehr kurzlebigen Soloprojekt mehrmals hörte. Und das verspüre ich immer noch jedes Mal, wenn ich die Lieder erlebe, was de facto jeden Tag der Fall ist. Die Stunden der Live-Musik werde ich in meinem Leben nicht vergessen, die Stunden als ich "The Thousandfold Epicentre" monatelang jeden Tag hörte ebenfalls nicht.
In dem Sinne höre ich auf mit meinen Worten, die sowieso nicht dem gerecht werden, was er geschaffen hat und lasse Teile der Ewigkeit für sich sprechen:

Danke.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, der Nachruf ist großartig, war auch das letzte wirklich tolle am RH, dass die den auf Deutsch abgedruckt haben.
 
Ich liebe wirklich jede seiner Veröffentlichungen, das lasse ich mir auch von Niemandem schlecht reden. Seine Ansichten waren kontrovers und sein Auftreten ging manchmal zu weit, das ändert aber nichts daran, dass er großartige Musik geschrieben hat! Den Nachruf finde ich sehr bewegend, war glaube auch mein letztes Rock Hard was ich mir seinerzeit deswegen geholt habe...
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei mir und Selim/TDB ging das in etwa so: Liebe - zwischendurch Verachtung - heute: Schade, das er nicht mehr da ist.

Ich sehe das Ganze mittlerweile vor allem als menschliche Tragödie, wie bei jedem Suizid. Ich habe auch schon mehrere in meinem Umfeld erleben müssen, und hinterher habe ich immer meinen Frieden mit diesen, zu Lebzeiten auch schwierigen, Charakteren gefunden. Ich konnte trauern und danach loslassen. Ich meine es wirklich ganz ehrlich: Ich hoffe, das der Mann das gefunden hat wonach er gesucht hat, und nach dem (davon bin ich überzeugt) auf der tiefsten Ebene unterschiedslos alle Menschen, egal ob es der "böseste" Black Metaller, Chaosanbeter oder Otto Normalbürger ist, sucht:

Liebe und Frieden.

Manch einer wird zu Lebzeiten zu "cool" für diese Sichtweise sein, aber ich weiß aus meinem eigenen Lebensweg, dass sich die sogenannte "Coolheit" (die ich für Schwäche und keineswegs für Stärke halte) mit der Zeit abnutzt, und das ist gut so.

Ich wünsche dem Mann jedenfalls alles erdenklich Gute, dort wo er ist.

Und ja: Seine Mucke war auch in Ordnung.
 
Rein musikalisch ein sehr herber Verlust, dem ich immer noch nachtrauere.
Für mich ist TTE eines der großartigsten Rockalben aller Zeiten.
Noch nie wurde kohlrabenschwarze Lyrik so farbenfroh und funkelnd dargeboten.

Auch mit dem Nachfolgeprojekt Selim Lemouchi & His Enemies konnte ich mich sehr anfreunden.
Next Stop Universe B holt mich immer komplett ab.
Da wäre in der Zukunft noch so viel möglich gewesen!

Ruhe in Frieden, Selim.
 
Schön zu wissen, dass der Gute trotz seiner Eskapaden und persönlichen/charakterlichen Tragödien mit seiner Musik so viele(s) erreicht hat. Auch wenn manche anderer Meinung sind: Genau deswegen hatte seine Existenz einen Sinn (sage ich aus der Sicht von jemandem, der mit der Mucke nie was anfangen konnte).
 
Die Aufregung um sein Auftreten habe ich nie so richtig verstehen könne, da hat mich der antikosmische Schwachsinn aus den Interviews schon erheblich mehr genervt.

Davon unbenommen fand und finde ich die Musik großartig.
 
Musikalisch ist ein unglaublich geniales Vermächtnis geblieben, somit bleibt S. für mich mit der Unsterblichkeit seiner Musik verknüpft und wird nicht in Vergessenheit geraten. Das ganze Drumherum, das Antikosmische und was auch immer tangiert mich so jetzt nicht mehr. S. war einfach ein Genie,was das musizieren angeht und das steht für mich über allem. Immer wieder nur DANKE.
... und ich hoffe, mir wird sich irgendwann mal die "Tabula Rasa" ganz erschließen.
 
Sehr gute - ich würde sagen - Hardrock-Band. Halt mit okkulten Hintergrund und eher welt-negativ aber musikalisch reinrassig guter Hardrock.

Die "Come, Reap" ist eine fast perfekte EP mit einem mitreißendem Einsteiger, einem erfrischendem Coversong und einem dann fast typisch werdendem ruhig dahinfließendem Abgang. Der erste Longplayer war mir im Gegensatz zur EP etwas zu unüberraschend und zu sehr dahinfließend. Da begeistert mich der Nachfolger wesentlich mehr. Beim 1000fold Epicentre ähnelt zwar das erste Viertel noch ein wenig dem Debüt, aber ab "Cruel lover" geht dann die Post ab.

Wobei ich mal anmerken möchte, dass das virtuose Basspiel die Musik total trägt. Wer immer da spielt - den hätte ich auch gerne in meiner Band. Die Gitarren sorgen da eher für einen Soundteppich, während halt v.a. der Bass und Schlagzeug das Lied im Rahmen hält.

Aber 1000fold: Super-gelungenes Album mit einem sehr sehr starken Mittelteil. Die Experimentierlust im letzten Viertel mag ich. Everlasting saturnalia und The madness of serpents fand ich total spannend und eine gute Ausrichtung für die nächsten Alben. Auf solche Sachen hätte ich mich auch gefreut.

Tabula Rasa ist halt etwas uneingängiger, weil die songs nicht bis zum Ende ausgearbeitet sind und gerade das einen großen Teil der Musik ausmacht: Der fantastisch runde Sound. Live war die Band auch sehr gut - 3 Gitarristen auf der Bühne sind halt auch mal eine Ansage. Ich fands ziemlich tadellos und ich glaube mit etwas Gras wäre es noch besser geworden.

Dazu eine Nebenbemerkung: Wie groß ist wohl der musikalische Einfluß von TDB? Wie viele "Retro" Bands gab es vorher? Wieviele bekannte mit einem okkultem Einschlag? Ich habe eher den Eindruck, dass seitdem Hardrockbands mit Frauen am Mikro oder überhaupt Okkultrock mit Frauen etwas populärer geworden sind. Kann auch sein, dass es mir seitdem mehr aufgefallen ist.
 
Dazu eine Nebenbemerkung: Wie groß ist wohl der musikalische Einfluß von TDB? Wie viele "Retro" Bands gab es vorher? Wieviele bekannte mit einem okkultem Einschlag? Ich habe eher den Eindruck, dass seitdem Hardrockbands mit Frauen am Mikro oder überhaupt Okkultrock mit Frauen etwas populärer geworden sind. Kann auch sein, dass es mir seitdem mehr aufgefallen ist.

TDB dürften den retro/occult/female fronted Trend quasi gestartet haben. Meines Wissens waren es die ersten, die in der Neuzeit wieder diese Musik (mit okkulten Inhalten) aus dem Dornröschenschlaf geweckt und wieder gespielt haben.
Die unbestrittenen Gründer dieses Genres waren IMO allerdings Coven aus den USA.
 
TDB dürften den retro/occult/female fronted Trend quasi gestartet haben. Meines Wissens waren es die ersten, die in der Neuzeit wieder diese Musik (mit okkulten Inhalten) aus dem Dornröschenschlaf geweckt und wieder gespielt haben.
Die unbestrittenen Gründer dieses Genres waren IMO allerdings Coven aus den USA.

Sie waren sicherlich einer der Prominentesten Träger, aber weder die ersten noch die einzigen; Bands wie Blood Ceremony and Jex Thoth sind sicherlich genauso lange aktiv. Die Split-7" mit Pagan Altar könnte sogar noch früher erschienen sein.

Der einzige Zusammenhang zu Coven, der immer wieder zitiert wird, ist aus meiner Sicht ein ernstgemeintes okkultes lyrisches Konzept; das scheint mir aber auch schon alles zu sein.
 
Der Einfluss war sicherlich nicht verkehrt, auch wenn TDB an sich gar nicht so den Retrosound hatten. Abgesehen von der ersten EP, hatten sie überall einen ziemlich modernen Klang gehabt - sowohl beim Debut als auch beim zweiten Album ist eigentlich gar nichts retro. Da klangen erwähnte Blood Ceremony und Jex Thoth sehr viel mehr nach 70er Jahre. Selim selbst hat sich ja auch sehr dagegen gewehrt, wohingegen bei vielen anderen Bands die Einflüsse ziemlich eindeutig sind.
Die einzige "alte" Band die mir neben Coven und Roky Erickson einfällt, wären dann auch Jefferson Airplane, v. a. wegen der Stimme, aber auch wegen der ausladenen Psychedelic-Spielereien.

Danke für die Erwähnung des wirklich innovativen Basses @d34ff0r3v3r. Ich glaube tatsächlich, dass die Linien von Selim direkt stammen, da auf der "Tabula Rasa" ebenfalls ein sehr dominanter und abwechslungsreicher Bass vorhanden ist.
 
Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Leute meinen, eine Band würde einen Trend lostreten.

Es ist doch gar nicht möglich, dass eine Band debütiert und auf der ganzen Welt dutzende Musiker inspiriert, sich ein Stück vom Kuchen zu holen, sofort eine Band zu gründen und innerhalb weniger Monate ein Label-Debüt auf den Markt zu schmeißen. Plagiatoren brauchen schon einige Jahre, und dann ist der Trend häufig schon wieder abgeebbt. Also ist es sicher nicht angebracht, jede andere "female-fronted occult Rock-Band" der letzten Jahre quasi als TDB-Nachahmer zu verunglimpfen. Sicher hatten die einen großen Einfluss, aber wir sollten hier auch mal die Kirche im Dorf lassen.

Wenn also jemand diesen Trend gestartet hat, dann das Publikum. Durch den Hype um TDB haben Labels vermutlich Appetit bekommen, Bands dieser Art zu signen. Das hätte vielleicht andernfalls nicht geklappt. Aber das ist Marketing und hat überhaupt nichts mit den Bands zu tun. Alle Bands dieser Kategorie, die ich kenne, machen auf mich nicht den Eindruck von gecasteten Nachahmern...
 
Ich glaube, in der Musikwelt, in der wir leben, spielen Nachahmer und gecastete Bands eher eine mäßigere Rolle. Das meinte hier auch glaube keiner.
Was aber Fakt ist:
TDB waren bereits vor ihrem Debüt ziemlich bekannt, selbiges stand hoch im Kurs und das zweite Album noch mehr. Das danach Bands, die mehr oder minder eine ähnliche Ausrichtung hatten, mit Kusshand genommen wurden, weil es dafür einen Markt gibt, lässt sich kaum bestreiten. NB hätte glaube sonst kaum "Blues Pills" im Repertoire und "The Oath" wäre sicher nicht als Geheimtipp eingeschlagen.

TDB haben sicher nicht den Trend gesetzt, aber durch ihren Erfolg dazu beigetragen, dass sehr viel mehr (oberflächlich) ähnliche Bands öffentlich wahrgenommen wurden.
 
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