DEAF FOREVER - die erste Ausgabe

Vielleicht mal ein Tipp zu dem von Götz in der Forgotten-Jewels-Rubrik vorgestellten Battlezone-Album: Das gibt es als remasterte Version zusammen mit den anderen beiden Alben der Band in einer 4-CD-Box (die vierte CD enthält Interviews mit Paul Di' Anno) und ist oftmals schon um die 10,- € zu finden.

So sieht die Box aus: http://www.musik-sammler.de/media/733719

Und schwupp hat man mal eben 11 € ausgegeben. Ich kannte Di´ Annos Battlezone auch nicht...
 
Ich bin da zwiegespalten. Die Tatsache, dass der Stellenwert von Musik, also die Zahlungsbereitschaft für materielle Tonträger vor allem , massiv abgenommen hat, lässt sich ja kaum bestreiten. Das Leben als Künstler und Musiker (oder Musikjournalist!) war noch nie einfach und ist durch die Digitalisierung nicht leichter geworden. Allerdings, und da stimme ich @Total_Annihilation zu, sieht das in der Metal-Szene immer noch vergleichsweise gut aus.

Was Kiske betrifft ist wohl das Problem, dass sich entgegen seiner narzisstischen Selbstüberhöhung, seine Definition von "guten" Alben, die angeblich bald nicht mehr produziert werden können, nur marginal mit der Realität deckt. Es werden haufenweise fantastische Alben veröffentlicht und die wenigsten davon werden noch, wie in den 80ern, schick im Mega-Aufnahmetempel mit allem Brimborium produziert. Was sich geändert hat sind der wirtschaftliche Rahmen und die Aufnahmebedingungen. Das kann man kritisieren und, wie gesagt, ich finde die Umsonstmentalität in der Gesellschaft wenn es um Kunst und Musik geht auch Scheiße. Eine Abnahme an Leidenschaft kann ich aber weder bei Künstlern noch bei den Fans erkennen. Ich greif mal ein Beispiel aus der Luft: Bullet. Die Jungs brennen vor Power, touren sich den Arsch ab und beweisen dabei immer Fannähe und Integrität. Vom brodelnden Underground ganz zu schweigen! Dazu muss man sich nur dieses Forum (und Magazin) ansehen oder das SMB.

Die Zahlungsbereitschaft für materielle Tonträger hat abgenommen, ja. Aber bedeutet das eine Abnahme des Stellenwerts der Musik oder nur eine Verschiebung hin zu Downloads/MP3, also zu nicht-materiellen Tonträgern und Streaming-Angeboten? Die Musikindustrie hat sicherlich Einbußen erlitten durch das Aufkommen der Downloads. Die Talsohle scheint aber überwunden.
Wenn ich mir die junge Generation anschaue (2 Exemplare, 13 und 16, wohnen bei mir), glaube ich, dass Musik schon noch wichtig ist. Andererseits ist sie auch nichts Besonderes mehr, da ja immer und überall verfügbar. Auch die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben, sehe ich noch. Es gibt natürlich deutlich mehr Konkurrenzprodukte im Mediensektor.
 
Die Zahlungsbereitschaft für materielle Tonträger hat abgenommen, ja. Aber bedeutet das eine Abnahme des Stellenwerts der Musik oder nur eine Verschiebung hin zu Downloads/MP3, also zu nicht-materiellen Tonträgern und Streaming-Angeboten? Die Musikindustrie hat sicherlich Einbußen erlitten durch das Aufkommen der Downloads. Die Talsohle scheint aber überwunden.
Wenn ich mir die junge Generation anschaue (2 Exemplare, 13 und 16, wohnen bei mir), glaube ich, dass Musik schon noch wichtig ist. Andererseits ist sie auch nichts Besonderes mehr, da ja immer und überall verfügbar. Auch die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben, sehe ich noch. Es gibt natürlich deutlich mehr Konkurrenzprodukte im Mediensektor.

Wie gesagt, in Genres wie dem Metal sieht's ja immer noch vergleichsweise gut aus. Nicht zuletzt durch die Leidenschaft vieler Fans für das "besondere" Objekt (limitierte Auflagen etc.), Live-Shows und die Neigung zum Komplettismus. Alles, was am Metal mitunter als Wertkonservatismus belächelt wird, hält (zum Glück!) die Szene und, ob einem der Begriff gefällt oder nicht, das Business am Leben. Um den Bogen zu Kiske zu kriegen: diesen Support spricht er seinen Fans mehr oder weniger deutlich ab. Ich finde, er hat im Allgemeinen absolut recht, im speziellen Fall aber scheint seine Wahrnehmung getrübt.
 
Nein, das will ich mir auch gar nicht anmaßen. Ich ärgere mich bloß ein wenig über Kiske, der meiner Meinung nach nicht ganz Unrecht hat, was die Industrie als solches angeht, gleichzeitig aber einer relativ gesunden und loyalen Szene, die auch seinen Arsch am Kacken hält, vor die Füße spuckt.
 
Ok. Da hast du recht, darüber kann man sich ärgern.

Sollte man aber nicht, da man ja weiß, von wem es kommt. Der hat nicht nur ein bisschen ein Rad ab und lebt in seiner eigenen Welt. Hat man ja auch gesehen, nach dem live übertragenen Auftritt von AVANTASIA, beim W:O:A, dieses Jahr. Nuschelt Halbsätze raus, versucht krampfhaft witzig zu sein und man sieht ihm an, dass ihm das alles unangenehm ist. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, er macht die Musik nur noch, weil ihm nichts anderes übrig bleibt, er jedoch innerlich überhaupt kein Verständnis mehr für die Szene aufbringt.
 
Ich war letztes Wochenende in Wien, und mein Österreichischer Kumpel hat mir erzählt dass es ein neues Magazin gäbe, an das unter Anderen Götz K, wrm, Andreas H und Frank A beteiligt sind. Ich hatte nichts davon mitbekommen, und war schon einige Monate im Trauerstimmung (von wegen dass die nicht mehr beim RH dabei sind). Also, als ich zurück in den Niederländen gefahren bin, habe ich das Heft am Wiener Flughafenkiosk gekauft, und es erstmals im Flugzeug durchgelesen.
Und Leute, ich bin total begeistert! Als Mercyful Fate-Sammler habe ich mich tierisch über den Bootleg-Special gefreut und höre sie jetzt erstmals alle wieder. Dreizehn der einundzwanzig vorgestellte Platten habe ich hier, den Anderen brauche ich aber auch unbedingt. Aber auch der Rest des Magazins gefällt mir sehr gut, also habe ich mir ein Abo bestellt.
Jungs und Mädels, herzlichen Glückwunsch zu einem grandiosen Magazin, ich bin sehr froh dass ich es entdeckt habe!
 
Die Zahlungsbereitschaft für materielle Tonträger hat abgenommen, ja. Aber bedeutet das eine Abnahme des Stellenwerts der Musik oder nur eine Verschiebung hin zu Downloads/MP3, also zu nicht-materiellen Tonträgern und Streaming-Angeboten? Die Musikindustrie hat sicherlich Einbußen erlitten durch das Aufkommen der Downloads. Die Talsohle scheint aber überwunden.
Wenn ich mir die junge Generation anschaue (2 Exemplare, 13 und 16, wohnen bei mir), glaube ich, dass Musik schon noch wichtig ist. Andererseits ist sie auch nichts Besonderes mehr, da ja immer und überall verfügbar. Auch die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben, sehe ich noch. Es gibt natürlich deutlich mehr Konkurrenzprodukte im Mediensektor.


Die Streamingdienste halte ich für noch revolutionärer als iTunes etc.
Spotify war sicher erst der Anfang, da wird noch einiges mehr kommen. Die Frage ist, was das für die Bands bedeutet. Ich bemerke an meinem Verhalten, seit ich Spotify-Kunde bin, deutlich schizophrene Temdenzen. Als Konsument finde ich es genial. Als Musiker beschissen. Ich stell immer mehr fest, dass ich mir teils neue Alben eben nicht mehr kaufe, sondern nur noch streame. Das heißt, die Band bekommt statt 2 € nur 0,000001 €. Ist kacke. Andererseits hab ich mir durch Spotify schon Platten gekauft, die ich ansonsten völlig verpasst hätte. Aber größtenteils altes Zeug. Mein Eindruck ist, dass Spotify Bands mit neuen Alben finanziell eher schadet. Andererseits mag der Heuchler in mir aber nicht mehr drauf verzichten.

Bandcamp find ich hingegen sehr geil.
 
Wie ist das eigentlich bei Spotify?
Muss eine Band Erlaubnis zum streamen geben, oder können die das einfach machen und zahlen dann den Bands diese, für mich Recht lächerliche, Summe?
 
Normalerweise bestimmt derjenige, der die Rechte an der Musik hat. Also die Plattenfirma.
Wenn Du einen guten Draht zu Deinem Labelmanager hast, kannst Du ihm aber sagen, dass Deine neue Platte nicht auf Spotify soll.
 
Die Streamingdienste halte ich für noch revolutionärer als iTunes etc.
Spotify war sicher erst der Anfang, da wird noch einiges mehr kommen. Die Frage ist, was das für die Bands bedeutet. Ich bemerke an meinem Verhalten, seit ich Spotify-Kunde bin, deutlich schizophrene Temdenzen. Als Konsument finde ich es genial. Als Musiker beschissen. Ich stell immer mehr fest, dass ich mir teils neue Alben eben nicht mehr kaufe, sondern nur noch streame. Das heißt, die Band bekommt statt 2 € nur 0,000001 €. Ist kacke. Andererseits hab ich mir durch Spotify schon Platten gekauft, die ich ansonsten völlig verpasst hätte. Aber größtenteils altes Zeug. Mein Eindruck ist, dass Spotify Bands mit neuen Alben finanziell eher schadet. Andererseits mag der Heuchler in mir aber nicht mehr drauf verzichten.

Bandcamp find ich hingegen sehr geil.

Andererseits bekommt die Band bei Spotify jedesmal Geld, wenn ein Song von ihnen abgespielt wird und nicht nur einmal für den Kauf des Albums. Das halte ich schon für einen interessanten Ansatz. Vorausgesetzt, der Betrag wäre angemessen, was er aktuell natürlich nicht ist.
 
Bandcamp ist absolut fantastisch.
Die Idee, dass man direkt beim Kauf einer CD/LP (meistens günstiger als anderswo) den Download in richtig guter Qualität direkt bekommt, finde ich jedes Mal wieder toll.
Hab da tatsächlich auch schon desöfteren "nur" den DL gekauft.
 
Das Geile bei Bandcamp ist, dass Du als Künstler absolute Kontrolle hast und - sobald Du einigermaßen etabliert bist - schon nahezu komplett autonom agieren kannst.
Was ich allerdings nicht weiß, ist, wieviel die Bands pro verkauftem Song/Album an Bandcamp abdrücken müssen.
 
Das Geile bei Bandcamp ist, dass Du als Künstler absolute Kontrolle hast und - sobald Du einigermaßen etabliert bist - schon nahezu komplett autonom agieren kannst.
Was ich allerdings nicht weiß, ist, wieviel die Bands pro verkauftem Song/Album an Bandcamp abdrücken müssen.
Bin mir jetzt nicht 100%ig sicher, aber ich meine sowas wie 16% gehen an bandcamp ... und dann kommen noch paypal-Gebühren dazu bei der Zahlung.
Als Musikhörer finde ich Bandcamp ne gute Sache, um ein Album testzuhören. Wenn's mir gefällt, kauf ich mir dann die Schallplatte.

Auch diese ganzen Streaming-Plattformen wie "Spontifix" (so heißt das bei mir) mögen ja ganz nett sein zum Probehören. Das Problem ist aber, daß viele Leute heute nur noch über solche Plattformen Musik streamen und keine Tonträger kaufen. Da die Ausschüttung für die Musiker grotesk gering ist, läuft es dann auf ein Legalisieren von Ausbeutung raus. Für 10,- € Ablasszahlung (oder was kostet der Spotify-Premium-Zugang im Monat?) kauft man sich da aus der Illegalität frei (gegenüber illegalem Streaming und Download) und beruhigt sein Gewissen. Die Rechnung geht aber nicht auf für die Musiker, wenn in erster Linie gestreamt wird. Ich habe keinen Spotify-Zugang, weil ich das Geschäftsmodel (zumindest bei den aktuellen Konditionen) in keiner Weise unterstützen will.

Ich denke, wir sind uns einig darüber (vielleicht auch nicht?), dass Musiker/innen, ich rede jetzt mal von kleineren und mittleren Bands, nicht adäquat für ihre Arbeit bezahlt werden. Von mir aus, kann man auch den Zugang zu Musik komplett (zahlungs-)frei machen, wenn auf der anderen Seite aber für eine Bezahlung der Musiker/innen gesorgt wird. Möglichkeiten wäre z.B. eine allgemeine Kulturabgabe (pro Kopf [wie bei den Rundfunkgebühren] oder einkommensgestaffelt [also eine Steuer]) oder so eine Art "Bedingungen-zu-erfüllendes" Grundeinkommen für Künstler (sowas Ähnliches gibt's in Belgien). Ich hätte nichts gegen einen "Kultur-Sozialismus" im Gegensatz zur aktuellen Künstler-Ausbeutung.
 
Mein genereller Eindruck ist, dass sich die Geschäftsmodelle im Musikbusiness bereits verschieben.
Früher haben Künstler mit Platten-/CD-Verkäufen Geld verdinet und sind getourt, um die Platten zu promoten.
Mittlerweile versuchen Bands eine "Marke" durch die Musik zu etablieren, um anschließend Merchandising-Produkte zu verkaufen.
Die Musik ist also nur ein noch Medium, um Kreutfahrten, Bier , Wein und was nicht alles mit dem Band- (Marken-) Logo zu verkaufen.
 
Was Spotify an Künstler ausschüttet, waren im letzten Jahr wohl mehr als 2/3 vom Umsatz (sagte mir einer, der drinhängt) und das finde ich ganz erklecklich. Das Problem ist, wie schon beschrieben, dass der Hund sich bei diesem Geschäftsmodell in den Schwanz beißt. Das Angebot wird nur so richtig attraktiv, wenn man da auch wirklich alles hören kann. Alle Bands, alle Alben. Je mehr Künstler aber dort vertreten sind, umso kleiner wird der Kuchen für den einzelnen.
Andersrum, da hat der Kollege Trummer Recht, ist Spotify aber schon deshalb revolutionär, weil es a) bequem ist, b) legal und c) auch Käufergenerationen anspricht, die sonst Erhebungen zufolge gar kein Geld mehr oder nur noch durchschnittlich zehn Euro jährlich (!) im iTunes-Store lassen würden, weil das einfach nicht mehr deren Zeitgeist entspricht. Nicht vergessen, dass wir hier die absoluten Nerds sind, die sich immer wünschen, dass von den 15 € für eine physisch gekaufte LP möglichst 16 € an den Künstler gehen, damit der seine Genialität ungehemmt weiter ausleben kann.
 
Ich denke, wir sind uns einig darüber (vielleicht auch nicht?), dass Musiker/innen, ich rede jetzt mal von kleineren und mittleren Bands, nicht adäquat für ihre Arbeit bezahlt werden. Von mir aus, kann man auch den Zugang zu Musik komplett (zahlungs-)frei machen, wenn auf der anderen Seite aber für eine Bezahlung der Musiker/innen gesorgt wird. Möglichkeiten wäre z.B. eine allgemeine Kulturabgabe (pro Kopf [wie bei den Rundfunkgebühren] oder einkommensgestaffelt [also eine Steuer]) oder so eine Art "Bedingungen-zu-erfüllendes" Grundeinkommen für Künstler (sowas Ähnliches gibt's in Belgien). Ich hätte nichts gegen einen "Kultur-Sozialismus" im Gegensatz zur aktuellen Künstler-Ausbeutung.

Wobei da dann wieder die Frage wäre, wer alles ein "Künstler" ist, und nach welchem Schlüssel ausgeschüttet wird.
Leider Utopie, solange in Meck-Pomm keine gewaltigen Erdölvorkommen entdeckt werden. Ein "schwedisches System" mit einfachen Förderprogrammen für Musiker würde mir schon reichen. Dafür bräuchte die Kulturpolitik in D aber erstmal ein grundlegend anderes Verständnis von Popmusik.
 
Wobei da dann wieder die Frage wäre, wer alles ein "Künstler" ist, und nach welchem Schlüssel ausgeschüttet wird.
Leider Utopie, solange in Meck-Pomm keine gewaltigen Erdölvorkommen entdeckt werden. Ein "schwedisches System" mit einfachen Förderprogrammen für Musiker würde mir schon reichen.

Den Künstler vom kommerziellen Aspekt (und damit der Notwendigkeit, mit der eigenen Kunst seine Rechnungen zahlen zu müssen) zu befreien, wäre in jedem Fall für alle die beste Option. Dann wäre es auch kein Problem, diese Kunst frei verfügbar zu machen.
 
Die Ausschüttungsquote mag ja okay sein, aber der Preis ist zu gering. Wenn man jetzt den ganzen Tag Musik über einen Streaming-Dienst, vielleicht 100 Alben im Monat, also die Arbeit von Musiker/innen in hohem Maße in Anspruch nimmt und dann dafür nur 10,- € zahlt und Musiker/innen daran 6,66 € verdienen, ist das einfach dumping. Nutzerfreundlich ja, aber nicht musikerfreundlich. Geiz ist nämlich überhaupt nicht geil. Das müßte viel teurer werden um einigermassen fair zu sein. Das Problem ist nur, daß dann wohl wieder in die Illegalität geflüchtet wird. Es wird wohl schwierig sein, die Leute zu bewegen wieder mehr zu zahlen. Darum brauchen wir erstmal eine Musiker-Gewerkschaft (weil die Musik-Industrie nicht die richtigen sind für eine adäquate Lobby-Arbeit) und dann den Kultur-Sozialismus ... sag ich mal jetzt hier bißchen auf die Kacke hauend.
 
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