Dragged Into Sunlight

MadFeline

Till Deaf Do Us Part
Ich las kürzlich im Vorstellungsthread, dass die Schwarzperle allen, die nicht mal ein Special eröffnen, mit Löschung droht. Nun, mit einem richtigen Special komme ich nun nicht um die Ecke, aber ich würde gerne die einzige Band vorstellen und hoffentlich ein paar von euch näherbringen, bei der ich wohl "fangirle" (laut völlig unqualifizierter und einfach nur nicht so begeisterungsfähiger Quelle!)
Diese Band ist für mich Liebe! :verehr:

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Dragged Into Sunlight

Sie selbst beschreiben sich als "UK Extreme Metal" und ich kann damit leben. Die Truppe fährt einen eigenen Stil und kommt in einem maßgeschneiderten sludgy, blackened, deathigen aber auch mal doomigen Gewand angewalzt, zu dem ich nichts wirklich vergleichbares kenne. (Und nein, Methdrinker etc. sind zwar nett, aber kein DIS... ;) )
Eben ein Sound der aus ganz finsteren Untiefen menschlicher Kreativität ans Tageslicht gezerrt wurde und sich laut ihren Aussagen aus ihren Erlebnissen, Gedanken, ihrer tiefgreifenden Unzufriedenheit mit Gesellschaft und Menschheit und der bitteren Wahrheit des Lebens selbst speist und immer wieder andere Verkörperungen dieser darstellt. Den hörerseitig manchmal vernommenen "Bruch" zwischen den beiden Studioalben können sie dementsprechend auch nicht ganz nachvollziehen, da die Scheiben für sie einfach unterschiedliche Ausdrücke des musikalisch-kollektiven Schaffens von Dragged Into Sunlight sind und im Kern ja eben doch auch unverkennbar sie sind. Aber fangen wir ganz klassisch am Anfang an ;)

"A Dead Gift To Your Dying World"
2006 gründeten sich DIS aus A als Commander und Samplehauptverantwortlichem, J an den Drums, A an der Gitarre und dem Stimmwunder T am Mic. Seit 2013 werden sie mit einer weiteren Gitarre durch A unterstützt. (Ja, es gibt drei As in der Band ;) )
Die Band benutzt Synonyme, weil man sich auf die Musik konzentrieren soll, es ihnen eigentlich egal ist, was man von ihnen hält und sie einfach Musik machen wollen. Pseudomystisches Geschwurbel und Gepiense sucht man hier vergebens. Persönlich sind das sympathische und absolut unprätentiöse Zeitgenossen, die auch vor nur einer/m ZuschauerIn ihre Show abliefern würden. Warum? Weil sie ihre Musik rausbringen wollen, ich würde fast behaupten müssen. Auf der Bühne sind sie dementsprechend wirklich eine Erfahrung. Während einer Passage in "I, Aurora" trafen sich mein total weggetretener Blick und der von T: Besessenheit pur. Kompletter gelebter Wahnsinn! Die Jungs gehen in ihrer Musik auf.

"They Speak in Swarms"
Diese Musik lassen sie seit 2009 auf die Menschheit als musikalisches "Kollektiv" los. Zuerst mit einem Tape namens "Terminal Aggressor", das offiziell eine Kollabo mit Kas Mana ist, und dann ihrem überragenden Debütalbum: "Hatred for Mankind"
Dieses Album ist von hinten bis vorne und auf allen Ebenen perfekt – für mich. Ich mag sogar das Artwork, welches zugegebenermaßen stilistisch eigentlich nicht ganz mein Fall ist, aber zwecks Symbolismus und Ausdruck wieder so stimmig ist, dass ich es dann doch mag. Ich liebe die räudige dreckige Art des Album, die tragenden, atmosphärischen Passagen, die rasenden Ausbrüche. Man höre sich bspw. nur mal "Lashed to the Grinder and Stoned to Death" und "I, Aurora" an: die Songstrukturen sind zum Niederknien! Und jedes verdammte Mal warte ich bei "Lashed..."darauf, wenn gegen 9:13 mit einem Tippen auf die Cymbal wieder ein Schwall blanken Hasses auf uns herniederregnet. Mir gefällt das Getrommel insgesamt auch ausgesprochen gut. Allgemein arbeiten DIS gerne mit breaks, überraschen mit Abwechslung und spielen dann doch wieder mal mit einem Motiv und variieren es, dazu growlt und kreischt sich T die Seele aus dem Leib (teilweise einem verdammten Flugsaurier gleich, ich meine wtf!) – ach, DIS bietet einfach alles, ein wunderbares Wechsel- und Zusammenspiel von harten Knüppelpassagen mit tragend nachdenklichen Melodieverläufen. Immer wieder gibt es langsamere Spannung aufbauende Passagen, Momente der verschnaufenden Ruhe nach dem Sturm. Frieden ist eben doch nur die Zeit zwischen zwei Kriegen. Gerade diese kontemplierenden Momente rücken auf dem zweiten Album "WidowMaker" von 2012 in den Vordergrund und bieten einen anderen Ansatz: nach dem Ausflug in die Gefilde des tiefsten Grolls und gewalttätig ausbrechenden Hasses ihres Debüts wird hier mehr den in sich gekehrten, melancholischen, monströs vor sich hin wuchernder negativen Gedanken musikalischer Ausdruck verliehen. (Bei diesem Album handelt es sich genau genommen auch um einen 40minütigen Track, der für das CD Release in rein derart zu sehende Parts unterteilt wurde. Auf Vinyl faded er aus und faded auf Seite B dann einfach wieder ein. Warum ist nur mein Spieler kaputt... meh). Den angeblichen Bruch nehme ich daher auch nicht wahr, denn so wie sich Hass und Aggressionen nun mal nach außen wie nach innen richten können, so tun sie es eben auch auf diesen Alben als jeweilige Inkarnationen. Und die Anlagen finden sich bereits auf "Terminal Aggressor" als auch "Hatred for Mankind" – DIS hat einen roten Faden: sich selbst.

"Misery forever"
Neben dem 2011 erschienen Livealbum aus Amsterdam (OCCII, Amsterdam) folgte noch eine Kollaboration mit Gnaw Their Tongues im Jahre 2013 in Form eines gestreamten Tracks mit dem poetischen Namen "Untitled". Derzeit ist eine weitere Kollabo mit GTT angekündigt und seit nun... einem Jahr oder mehr ihr nächstes Album! Die neue Scheibe soll wieder eine andersförmige Inkarnation ihrer kollektiven Monster sein, mit einem diesmal "bitteren" (Nach)geschmack.
Bitter? Könnte mein persönlicher musikalischer "Vesper"-Cocktail werden ;)
DIS ist Liebe! :verehr:



Interviews, wen es interessiert zum Nachlesen:
http://echoesanddust.com/2014/11/interview-dragged-into-sunlight/
http://www.cvltnation.com/cvlt-nation-interviews-dragged-into-sunlight/
http://www.metal1.info/interviews/dragged-into-sunlight/
etc. pp.
 
Beim Begriff ''sludgy'' wollte ich aufhören weiter zu lesen, leider schreibst Du zu gut. Dann musste ich reinhören und bis 2:58 habe ich es geschafft. Bei 2:46 kam das Break und sie haben angefangen psychotisch ihre Gitarren zu malträtieren. Eines muss man ihnen lassen: sie schaffen es locker, mich aggressiv zu machen. Crustsludgedoomdeath wird wohl nie meine Musik werden. Zum Glück, denn es zeigt mir, dass ich zwar kaputt bin, aber noch nicht SO kaputt. :D

Anyway: gilt als Special. Dein Account wird nicht gelöscht. :)
 
@MadFeline : Vielen Dank für deinen Post, er ist ein guter Einstieg für Leute die diese Band nicht kennen! :) . Für mich ist Widowmaker ganz klar der Favorit. Allein am Opener wird so mancher auf die Geduldsprobe gestellt, aber dann grollt das Gewitter los!. Meine Frage wäre jetzt: Was siehst du in dem Artwork vom "Widowmaker"- Album ? Was interpretierst du daraus?

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Hätte jetzt fast den Thread gar nicht erst angeklickt, da der Bandname irgendwelches Emo-Geschwurbel suggeriert, hab mich dann aber doch getraut. Liest sich und klingt alles sehr interessant, da sollte ich mich auch mal eingehender mit beschäftigen.
 
Dein Account wird nicht gelöscht. :)
:jubel: und freut mich, dass du mal reingehört hast :)

@The Corrosion stimmt! Danke für die Ergänzung. Begotten ist halt auch ein seltsames Werk ;)


@Winterkälte schwierig. Ich würde das gerne unter dem Gesichtspunkt der namensgebenden Widow Maker Arterie (Zweig der linken Koronararterie, mhm, wieder was gelernt) lesen, bzw. unter dem damit zusammenhängeden Herzinfarkt. Diese Form des Herzinfarkt führt wohl mehr oder minder dazu, dass durch die Zentralität des Gefäßes die komplette Vorderwand des Herzens.... naja, das war es halt und das scheint daher eine der besonders harten Formen zu sein (bin leider kein Mediziner). Bitter daran: baut sich ja erst mal auf, erwischt dich dann plötzlich und wohl auch recht heftig und in ungünstigen Fällen kommt die Hilfe nicht schnell genug und man stirbt quasi minutenlang, ohne Puls, vor sich hin...
Naja... jedenfalls steht das schon mal sehr schön für die Musik auf WidowMaker und bezogen auf das Artwork müsste ich mich noch mal eingehender mit den vorhandenen Symbolen beschäftigen, aber für mich wäre die Quintessenz die unweigerliche Verquickung von Leben und Tod und vor allem Unausweichlichkeit des Todes, die sich ja auch durch das gesamte Artwork stark zieht. Die Schlange ja mehrfach und in verschiedenen Ausprägungen (zusammengenommen auch als Ouroboros), das Centipede-Ding, das Knochenbaby & Co., immer wieder Formen, die an das Herz/Ader-Thema erinnern, ... auch die black sun (im Sinne einfach schwarzer Sonne am Himmel, und dann auch Sachen wie Year of No Light (daher haben die es) und so) wird ja mit Unterweltreisen, Tod etc. und eben auch Mutterleid assoziiert, was in diesen Zusammenhang dann passen würde. Das Cover hat von seiner Komposition her ja etwas Ritualistisches und Zirkuläres, das schwarze Feuer könnte man im Gesamtzusammenhang als Blut deuten...
Muss ich mir noch mal genauer ansehen, gerade wegen den Referenzen auf okkulte Symboliken.
Edit: da haste mir jetzt Denksport gegeben :D Können ja mal sammeln, was sind denn deine ersten Assoziationen?
:hmmja:
 
Zuletzt bearbeitet:
Jap, scheinen guter Dinge zu sein. Bin da auch sehr gespannt drauf :)

Der Zweitling ist auf jeden Fall weniger zugänglich, braucht länger um einen zu packen, das sicher. Aber ich finde die Produktion dafür ausgezeichnet, da gibbet nichts zu meckern. Ich kann es allerdings schon verstehen, dass viele die, gerade nach einer brachialen Scheibe wie Hatred for Mankind "weniger mögen", weil es einfach etwas anderes vom Zugang ist. Man sollte sich aber noch mal drauf einlassen ;)
 
@MadFeline : Vollkommen verkehrte Denkweise....es gibt kaum Leute die das WAHRE Konzept hinter dem Album sehen: Ein Tribut an Dee Snider's (erfolgloses und nicht gerade tolles) Nebenprojekt "Widowmaker"!!!! GANZ EINDEUTIG!!!!........Spaß beiseite, ich finde da hast du ne ähnliche Sichtweise wie ich..... bei dem Artwork (vom Frontcover) finde ich es interessant wie die Leiber in den Lenden durchstochen werden....also wird der Kreislauf unterbrochen? (Leben > Tod > Wiedergeburt)....es bleibt viel Spielraum übrig, das lässt mich nicht los :D
 
Haha, sehr geil :D

Ja, es hat eindeutig eine stärkere Neigung zum Tod. Daher vielleicht auch das Ritual? Immerhin ist die Hauptschlange, sieht man sie im Zusammenhang der sonstigen Kreislauf-Verweise und Ouroboros-Anleihen ja auch "durchbrochen" also quasi aufgefaltet. Das Album lässt uns endlich mal wirklich sterben, den Kreislauf aus ewigen Leid und Hass etc. durchbrechen? Mhhh!
 
Die Geschichte vom Artwork wäre für mich definitiv einfacher zu verstehen, wenn ich mal die Texte zu dem Album finden/verstehen würde. Es fällt mir etwas schwer die Bilder zu beschreiben, ohne das es zu "philosophisch/pathosmäßig" wird ;-)
 
"Hatred For Mankind" finde ich unglaublich abstoßend und hässlich (im allerpositivsten Sinne), in den Nachfolger hab ich noch nicht reingehört, unter anderem wahrscheinlich auch wegen diverser kritischer Stimmen. Sollte ich wohl ändern, das was du im Startpost geschrieben hast klingt schon interessant. Live beim Funkenflug waren die auch total intensiv, wenn auch mit etwas kurzem Auftritt.
 
die hatred for mankind scheibe ist so ein richtig schöner schwarzer hassbrocken der dir das hirn poliert. höre ich sehr gerne und oft.

aber der nachfolger war so dermaßen belangloses 08/15 zeug, das ich mich mit der band nicht mehr beschäftige.

schade eigentlich.
 
Es gibt einen neuen Merch-Shop für UK/EU:
www.omerch.eu/shop/draggedintosunlight/



Sie haben auch noch mal bestätigt, dass Ende des Jahres ihre Kollabo mit (u.a.) Gnaw Their Tongues rauskommt und die Tage auch ein konkretes Datum genannt werden wird!
Damaliger Text dazu: "Expect a vortex of audio madness inspired by the likes of Godflesh, Merzbow, Napalm Death, Terrorizer, Mugwart and Esoteric, and of course our good friends Gnaw Their Tongues."
 
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