Bin ja kein so großer Fan neuer Fates Warning. Von den Sachen mit Alder konnten bislang nur die ersten 3 mit ihm bei mir zünden, danach wurd mir das zu teils zu "ordinär proggy". Da die Band ja aber immer irgendwo Qualität abliefert [...]
... die liefert nicht "irgendwo" Qualität ab, sondern auf jedem ihrer Alben in den "Kernkompositionen", also denjenigen Songs, die das Herz der jeweiligen Platte ausmachen und wirklich repräsentativ für die Band sind. Sprich den Longtracks mit den bekannten und beliebten langsam/schnell- und laut/leise-Dichotomien und den Opernern. Nun ja, besonders da, anderswo natürlich auch "gelegentlich", aber Songs dieser Kategorien sind auf
jedem Fates-Album herausragend.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das beseelte Gefrickel von "Way home" und "Longest shadow" packt. Das schaffen nur Fates, keine andere Prog-Metal-Veranstaltung. Fates sind quasi die einzige Band in diesem Bereich, die bislang stets beiden Hauptversuchungen zu widerstehen vermag, denen man im Prog-Metal wohl ausgesetzt ist: a) dem Hang zu schlagerhafter Eingängigkeit in den kürzeren Tracks und b) dem Gefrickel zu Angeberzwecken in den längeren.
Ich meine, was wäre im Prog-Metal-Komsos bitte weniger showing-off als die ersten Minuten von "Longest shadow"? Das ist so
betont uncool, daß es dadurch weitaus cooler ist als alles, was DT&Co jemals gemacht haben. "Ordinär proggy" ist übrigens ein schöner Ausdruck, nur halt nicht in Bezug auf Fates nach "Parallels". Was wäre an APSOG bitte auch nur im Ansatz "ordinär"/gewöhnlich?
Zu den beiden Shantys "Scars" und "Glass houses" muß zumindest ich mal wieder zu den Akten geben, daß sie mir gestohlen bleiben können. Die sind womöglich noch unerheblicher als die einigen Filler, die auf "Darkness In A Different Light" zu finden sind. Grauenhaft geradezu, wenn man von Fates´ sonstiger Klasse her urteilt.
Da ich schon wieder einen "neuen" Vintage-CD-Player angeschafft habe (der vor 25 Jahren High End war) und mich damit durch die CD-Sammlung fräse, darf ich dieses noch ergänzen: Die Disc von LDGN klingt sehr, sehr erfreulich, wenig Kompression, schöne Balance, gute Transparenz. Was man von der neuen Waltz ja nicht behaupten kann und konnte. Leider schmieren dagegen auch die beiden Arch-Matheos-CDs ein bißchen ab, "Theories Of Flight" hingegen klingt nicht nur auf LP grandios.
Wenn in viereinhalb Jahren dann das neue Fates-Warning-Doppelalbum rauskommt, die erste LP nur mit Ray, die zweite nur mit John am Mikro, dann wird auch in den Tonstudios sich die Erkenntnis durchgesetzt haben, daß man CDs beruhigt wieder wohlklingend produzieren darf, weil kein Mensch sie mehr kauft, um sie im Auto abzunudeln. In den USA gehen die CD-Verkäufe jetzt schon zurück wie die positiven Corona-Tests im dritten Lockdown. Nur Deutschland hält noch zu dem kleinen schimmernden Rehe-von-der-Straße-Vertreiber...