GRÀB - Bavarian Black Metal (ja, für die Lunar-Aurora-Fans)

Ein Jahr nach der Veröffentlichung von „Zeitlang“ zeichnet sich ab, dass dieses Album das meistverkaufte auf Trollmusic wird. Das freut mich insofern, als dass mir Grànt mit „Zeitlang“ das Album anvertraut hatte, mit dem er seinen eigenen Vorstellungen am nächsten gekommen ist, und ich hätte mich gegrämt, wenn ein solches „opus magnum“ nicht halbwegs gut angekommen wäre – ich möchte ja mit Trollmusic den Bands nicht im Wege stehen, wenn sie mehr erreichen können.

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Dass derweil Dan Capp als Musiker bei GRÀB an Bord ist, freut mich für Grànt, und ich vertraue beiden, dass sie ein Album einspielen, das es gar nicht erst darauf anlegt, als „Zeitlang 2“ wahrgenommen zu werden, sondern das starke eigene Akzente setzt. Ich greife hier noch mal Dans Zitat auf: „Grànt and I share a similar passion and vision for black metal as it should be and we’ve begun work on the next album, glorifying the dark spirit of nature.” Da nehme ich Dan beim Wort, dass es genau darum geht – und um nichts anderes. Und dass er „the dark spirit of nature“ bereits mit Winterfylleth sehr atmosphärisch schwarzmetallisch vertont hat, daran gibt es wohl kaum Zweifel. Natürlich handelt es sich bei GRÀB und Winterfylleth um unterschiedliche Bands, doch es gibt durchaus einige Gemeinsamkeiten, z.B. den misanthropischen Rückzug in die Berge. Ich hänge hier einen Auszug aus einem Interview an, das ich zur Veröffentlichung von „The Dark Hereafter“ mit Dan anno 2016 geführt hatte.


Ein Lied wie „Green Cathedral“ fasst meinen „Glauben“ oder einfach meinen „Lebensstil“ zusammen – ohne gelegentlichen Rückzug in den Wald würde mein Lebensgeist wohl ziemlich verblassen. Daher bin ich mehr als glücklich, dass Ihr mich mit WINTERFYLLETH auf Alfred Wainwright aufmerksam gemacht habt, mit dem ich offensichtlich die Leidenschaft für das Wandern und das Schreiben mit der Hand teile. Ziehen Du und die anderen Bandmitglieder Inspiration aus seinen Tour-Guides, und habt Ihr bereits einige seiner Wege verfolgt?

Dan: Simon, unser Schlagzeuger, ist vielleicht Alfred Wainwright auf seinen Wegen gefolgt, ich bin mir da nicht sicher. Ich selbst habe es noch nicht geschafft. Wir sind alle scharf darauf, die Landschaften zu erkunden, die wir auf unseren Album-Covern zeigen, aber leider können es die Anforderungen des modernen Lebens ziemlich erschweren, die dafür nötige Zeit zu finden. Es gibt allein in Großbritannien Hunderte von Wandertouren, die ich gerne in Angriff nehmen würde, aber wahrscheinlich werde ich nie Zeit für alle finden.
„Green Cathedral“ steht ganz im Zeichen der Naturverehrung als spirituelles Ziel - eine Stimmung, die du offensichtlich zu schätzen weißt. Wir, und wahrscheinlich viele unserer Fans, teilen dieses Gefühl der Verjüngung, das mit einem Tag in den Hügeln, Wäldern oder Bergen einhergeht. Solche Ausflüge sind wie kleine, regelmäßige Wallfahrten.

Das Zitat von Wainwright lässt mir bei jedem Hören einen Schauer über den Rücken laufen... Es ist fast so, als hätte er Worte geschrieben, die ich bereits oft ganz ähnlich gedacht habe, weil ich mich in „meinen“ Wäldern eben ähnlich daheim und geborgen fühle. Dieses Lied ist tatsächlich ein Meisterwerk geworden und beinahe wie eine Zusammenfassung von WINTERFYLLETHs bisherigem Schaffen in einem Song. Habt Ihr damit auch in Deiner Wahrnehmung ein neues Level im Songwriting erreicht?

Dan: Ja, ich denke, ich kann dem zustimmen – in „Green Cathedral“ ist es WINTERFYLLETH bislang am besten gelungen, etwas Tiefgründiges und Bedeutungsvolles zu schaffen. Es hat beinahe etwas Religiöses, und dieses Thema, über das wir seit ehedem nachdenken, ist etwas, wofür wir eine tiefe Leidenschaft hegen. WINTERFYLLETH hätten vom ersten Tag an so tun können, als wären sie eine „satanische“ Band, aber es wäre niemals glaubwürdig gewesen.
Auf eine seltsame Weise ermöglicht Dunkelheit eine Aufrichtigkeit. Was ich damit meine: Einen Text von Alfred Wainwright zu lesen, in dem er ganz offen seinen Wunsch äußert, dass seine Asche nach seinem Tod in einem abgelegenen grünen Winkel verstreut werden soll, bewegt mich. Ein weithin respektierter „gewöhnlicher“ Engländer bewirkt hier mehr Dunkelheit und Tiefgang als eine Gruppe von langhaarigen Black-Metal-Musikern, die mit Kunstblut besudelt sind... zumindest meiner Einschätzung nach. Ich will keineswegs die Theatralik des Black Metal schmälern, denn sie gefällt mir sehr. Aber nur weil WINTERFYLLETH nach außen vielleicht keinen extremen Eindruck erwecken, sollte niemand davon ausgehen, dass wir nicht aufrichtig in der Lage sind, eine enorm tiefe Dunkelheit zu erschaffen.
 
Ich finde es immer wieder peinlich, wenn Menschen meinen, Black Metal definieren und abgrenzen zu müssen.

"Too many wrong people were attracted to it [Black Metal] – those who see something beautiful in the music."
Hier disst er die eigene Käuferschaft. Zeitlang ist ein wunderschönes Meisterwerk und fernab von Rebellion und Radikalität.

Wie heißt es so schön:
'Si tacuisses, philosophus mansisses'
 
Ich finde es immer wieder peinlich, wenn Menschen meinen, Black Metal definieren und abgrenzen zu müssen.

"Too many wrong people were attracted to it [Black Metal] – those who see something beautiful in the music."
Hier disst er die eigene Käuferschaft. Zeitlang ist ein wunderschönes Meisterwerk und fernab von Rebellion und Radikalität.

Wie heißt es so schön:
'Si tacuisses, philosophus mansisses'

Ich denke, es geht ihm darum, dass die BM Szene längst domestizierr ist, für die meisten eine Musik wie andere auch. Ein Venom Schiff, dem nach der Fahrt nach Norwegen (und einigen anderen Ländern) der Humor über Bord fiel. Der dann aber über die Jahre von einigen als Flachwitz wieder eingesammelt wurde, während andere den tragikomischen Schwurbelokkultisten gaben.
Mit dem Ergebnis, dass dann jede Kaspertruppe das Methorn schwang, imaginäre Schlachten von anno Tobak hinter der lokalen Dorfkneipe besang, sich ihren eigenen Chaos Ordo Dingsbums bastelte oder den Märchenonkel gab, ohne Ulver, Arcturus oder auch Empyrium je verstanden zu haben.
Seine Aussage ist für mich eher Ausdruck von Nostalgie. Wobei ich mich persönlich da an seiner Stelle nicht aufregen würde, denn für Musik, die mir nicht gefällt, fehlt mir die Zeit. Ich freu mich da eher auf ein neues Grab Album.
Wobei ich Fragen zur Ampelkoalition in Interviews über BM Bands eher nicht so spannend finde. Und Bayern war, bevor es so stabil wurde, das Bundesland, das einst am meisten vom Länderfinanzausgleich profitierte...(mal klugscheiss). Und jetzt wieder Märchenbuch raus. Freu mich aufs Album
 
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Auf der Seite werden generell gerne tendenziöse Fragen gestellt und die Antworten darauf dürfen gerne das eigene Weltbild bestätigen. Heutzutage nennt man das in "Fachkreisen" wohl "kritisches Denken"
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Hab heute auf Anraten ebenfalls zugeschlagen!
Klare Kaufempfehlung. Man bekommt sogar von SPKR einen Downloadcode unmittelbar zugesandt! Unschlagbarer Service und Sound.
Für mich drückt die Musik die Stimmungen von Tannöd, Krabat und dem Film Nordwand aus.
Wird gesuchtet ohne Ende! Freue mich gleich auf einen zeitlangen Spaziergang bei Dunkelheit und Kälte.... und Vollmond heute!! :cool:
 
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"Too many wrong people were attracted to it [Black Metal] – those who see something beautiful in the music."
Hier disst er die eigene Käuferschaft. Zeitlang ist ein wunderschönes Meisterwerk und fernab von Rebellion und Radikalität.

In der Tat ist das eine Aussage von Grànt, der ich so nicht beipflichten kann, denn Schönheit im Black Metal liegt nunmal in den Ohren des Hörers, und für mich transportierten z.B. Ulver, Emperor, Enslaved oder Gehenna gerade auf ihren ersten (Mini-) Alben auch viel Schönes, weil sie sich eben so radikal (jugendlich naiv) von "der" Menschenwelt abgewandt hatten. Jemand anderes mag das freilich ganz anders hören.

Radikal ist "Zeitlang" zweifelsohne, im einen wie im anderen Sinne: Sei es die von der gesellschaftlichen Norm abweichende, konsequente Hinwendung zum Tod, sei es in seiner Ursprünglichkeit. Das Gegenteil von "radikal" ist halbherzig, und genau das widerstrebt Grànt heute noch, und deshalb teilt er auch so vehement gegen als "Black Metal" bezeichnete Musik aus, die er - und einige andere - als halbherzig erleben.

Davon abgesehen, glaube ich nicht, dass er die eigene Käuferschaft herabwürdigt, denn die Albumverkäufe dürften die Verwirklichung des nächsten Albums (mit)ermöglichen. - Danke für das "Meisterwerk"!
 
Was meinst du? Kommt Gràb dahin????????????

"A mighty thunder deep in the mountains of Bavaria! Some of you might have already heard the news: Gràb will play live on next years edition of Prophecy Fest in the cave of Balve, Germany. This will be your only chance to witness the entire 'Zeitlang' album live and most likely also your only chance to ever witness Gràb on stage."

So die offizielle Verlautbarung seitens der Band - was wiederum nächstes Jahr und noch später tatsächlich passieren wird, das ahnen allenfalls die Kohlenkastenzwerge, und selbst die halten sich mit Vermutungen zurück, denn für Überraschungen waren Gràb bereits in den letzten Jahren gut.
 
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