JOHN McLAUGHLIN

Klaus

Till Deaf Do Us Part
Da ich gerade mal wieder viel JOHN McLAUGHLIN höre und irgendwie ziellos durch das Forum taumel, erstelle ich doch besser einen Thread über einen meiner Lieblingsgitarristen. Hier nur mal ein paar signifikante Stationen aus seinem Leben:

Geboren im Jahre 1942 ist seine musikalische Karriere extrem abwechslungsreich. Anfang der 1960er spielte er zusammen mit Ginger Baker und Jack Bruce in der GRAHAM BOND ORGANIZATION. Ende der 1960er war er Teil von Miles Davis' Band. 1971 gründete er THE MAHAVISHNU ORCHESTRA. Wie auch Frank Zappa, spielte John McLaughlin nur mit musikalischen Virtuosen zusammen. Im Fall von THE MAHAVISHNU ORCHESTRA waren das u.a. Keyboarderin Gayle Moran, Schlagzeuger Billy Cobham, Pianist/Keyboarder Jan Hammer, Geiger Jean Luc-Ponty um nur mal ein paar Namen zu nennen.

Danach folgte SHAKTI, wo er sich an klassischer indischer Musik orientierte, dann das Trio THE FREE SPIRITS sowie weitere Soloalben. 2007 entstand zusammen mit CHICK COREA das Projekt FIVE PEACE BAND, wo auch Schlagzeuger Vinnie Colaiuta involviert war, der zuvor in der Band von Frank Zappa war.

Für mich ist John McLaughlin ein absoluter Ausnahmegitarrist, der genau wie Frank Zappa oder auch Jeff Beck sehr schnell seine eigene musikalische Sprache gefunden hatte, gerade auch im Bereich Fusion / Jazzrock * . Davon zeugt auch sein letztes Studioalbum 'Liberation Time', welches 2021 bei Abstract Logix erschienen ist. Trotz aller Komplexität und Virtuosität hat seine Musik nie die emotionale Ebene vernachlässigt, auch wenn einige seiner Alben vielleicht für den Neueinsteiger anfangs sehr kopflastig wirken. Aber McLaughlin's Musik muss man sich erarbeiten, sofern man die Lust und Zeit hat, sich auf seine vielschichtige Welt einzulassen.

Für tiefergehende Infos empfehle ich seine umfangreiche Website: https://www.johnmclaughlin.com/

John-McLaughlin-1974.jpg



* Ich habe den Thread in diesem Sub-Forum angelegt, weil ich finde, dass Fusion bzw. Jazzrock eine gewisse Nähe zur progressiven Musik aufweist, da auch hier tendenziell verschiedene Musikstile verschmolzen werden um musikalische Grenzen zu erweitern und/oder zu überschreiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Freund von mir hat sich Anfang der Neunziger immer mit der „Friday Night in San Francisco“ von McLaughlin, Al DiMeola und Paco de Lucia (oder so) ins Delirium gehört. Der war dann lange Zeit nicht ansprechbar.
 
Bekam damals von ihm ein paar Musikbeispiele vom Mahavishnu Orchestra überspielt.
Das war schon harter Tobak, unfassbares Gekniedel und Gedudel. Absolut virtuos gespielt von Ausnahmekönnern, aber, für mich jedenfalls, kaum hörbar :)
 
Bekam damals von ihm ein paar Musikbeispiele vom Mahavishnu Orchestra überspielt.
Das war schon harter Tobak, unfassbares Gekniedel und Gedudel. Absolut virtuos gespielt von Ausnahmekönnern, aber, für mich jedenfalls, kaum hörbar :)

Ich kann dich gut verstehen, auch wenn es mir anders geht. Irgendwann als ich MAHAVISHNU ORCHESTRA das erste Mal gehört habe, war ich auch ziemlich überfordert. Aber mit der Zeit erschlossen sich mir die Strukturen. Heutzutage fordert mich die Musik von John McLaughlin immer noch ein wenig, aber mir gefällt sowas. Ich mag und brauche solche Extreme: Auf der einen Seite liebe ich z.B. die Ära der NWOBHM, Hardcore Punk und ABBA, aber dann werde ich wieder völlig absorbiert von Frank Zappa, John McLaughlin und meiner Free Jazz-Leidenschaft (stellvertretend für all die andere "sperrige" Musik, die ich so liebe).
 
Kenne ihn auch nur von der @Stahlprophet genannten Scheibe und vom Mahavishnu Orchestra.
Er hat wohl auch mal bei Miles Davis auf einigen Alben ausgeholfen.
Eine reine Solo-Scheibe von ihm kenne ich leider nicht.
 
Kenne ihn auch nur von der @Stahlprophet genannten Scheibe und vom Mahavishnu Orchestra.
Er hat wohl auch mal bei Miles Davis auf einigen Alben ausgeholfen.

Ja und zwar bei folgenden Alben:

- On The Corner
- Live-Evil
- Bitches Brew
- A Tribute To Jack Johnson
- In A Silent Way

Also eher die Alben, mit denen Miles Davis die Jazz-Puristen vergraulte, da er hier das Jazz-Rock-Funk/Fusion-Territorium für sich entdeckte und eroberte.

Eine reine Solo-Scheibe von ihm kenne ich leider nicht.

Mein Tipp wäre sein erstes Soloalbum 'Extrapolation' von 1969, da sich sein eigener Stil hier schon deutlich abzeichnet, wobei er allen anderen Musikern sehr viel Raum lässt.
 
Ich kann dich gut verstehen, auch wenn es mir anders geht. Irgendwann als ich MAHAVISHNU ORCHESTRA das erste Mal gehört habe, war ich auch ziemlich überfordert. Aber mit der Zeit erschlossen sich mir die Strukturen. Heutzutage fordert mich die Musik von John McLaughlin immer noch ein wenig, aber mir gefällt sowas. Ich mag und brauche solche Extreme: Auf der einen Seite liebe ich z.B. die Ära der NWOBHM, Hardcore Punk und ABBA, aber dann werde ich wieder völlig absorbiert von Frank Zappa, John McLaughlin und meiner Free Jazz-Leidenschaft (stellvertretend für all die andere "sperrige" Musik, die ich so liebe).

Klaus, kennst Du eventuell John Surman? Ich bin kein großer Jazz-Fan, aber das (siehe Link unten) hatte ich damals zufällig im TV Nachtprogramm gesehen, und war fasziniert von diesem Auftritt.
Ist allerdings schon auch sperrig :)

 
Klaus, kennst Du eventuell John Surman? Ich bin kein großer Jazz-Fan, aber das (siehe Link unten) hatte ich damals zufällig im TV Nachtprogramm gesehen, und war fasziniert von diesem Auftritt.
Ist allerdings schon auch sperrig :)


Ja, John Surman kenn ich, da er auch bei John McLaughlin's erstem Soloalbum 'Extrapolation' mitmacht. Aber darüberhinaus hab ich mich nicht weiter mit seiner Musik beschäftigt. Danke für den Link - ich werde mir den Auftritt in den nächsten Tagen anschauen.
 
Ja und zwar bei folgenden Alben:

- On The Corner
- Live-Evil
- Bitches Brew
- A Tribute To Jack Johnson
- In A Silent Way

Also eher die Alben, mit denen Miles Davis die Jazz-Puristen vergraulte, da er hier das Jazz-Rock-Funk/Fusion-Territorium für sich entdeckte und eroberte.
Ja, Davis´ damalige Freundin hatte ihn ja nachdrücklich auf Hendrix aufmerksam gemacht und zwar so sehr, daß der Boxer gar darum herum kam auch einen E-Gitarristen für seine neuen Projekte zu engagieren. Ich glaube, Zappa und King Crimson haben den Rest an Überzeugungskraft dazu getan, falls das überhaupt nötig gewesen ist.

Die chronologische Reihenfolge der M.D.-Alben mit McLaughlin ist, glaube ich:

In A Silent Way
Bitches Brew
Live-Evil
On The Corner
A Tribute To JJ (die ist quasi zweimal erschienen, auch mit unterschiedlichen Covern, wenn ich mich recht erinnere)

Ich kann mich täuschen, Miles lag mir nie so besonders nahe, was mit meiner starken Affinität zum Free Jazz zu tun hat, bei dem er nur eine untergeordnete Rolle spielte.

Daß die Präsenz einer E-Gitarre auf Jazz-Alben noch nicht gleich so ein Tohuwabohu generiert hat wie später dann beim Vishnu-Orchestra, lag wohl an Davis´ grundsätzlich eher softerer Ausrichtung zur damaligen Zeit. Das letzte Album, auf dem er richtig losgelassen hatte, war "Miles Smiles" (übrigens eine fantastische Platte).

"On The Corner" muß man davon ausnehmen, das ist Rhythmusgruppengerumpe der feinsten Sorte und deshalb auch DAS Jazz-Album für Leute geworden, die sonst Techno oder Electronica hören.

Was mich immer fasziniert hat, ist, daß Davis auch ein ganzes Stück weit die Kompositionsarbeit auf alle Mitwirkenden verteilt hat. Zawinul sowieso, aber auch McLaughlin durfte sich einbringen. Bei "JJ" hat Davis m.W. sogar gar nichts eigenes an kompositorischen Ideen beigesteuert.

Meine Lieblingsplatten mit McLaughlin sind eindeutig "Bicthes Brew" und "Live-Evil". Vermutlich hat bei beiden Produktionen Macero mehr Anteil am Ergebnis gehabt als jeder der einzelnen Musiker. Ich mag die Platten wirklich sehr, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann denke ich manchmal, was Hendrix wohl nach "Band Of Gypsies" noch gebracht hätte und ob das nicht wesentlich interessanter geworden wäre als das, was Davis und McLaughlin zusammen gemacht haben.

Hendrix wollte ja angeblich symphonisch werden, was auch immer das bedeutet hätte. Jedenfalls irgendwas größer Angelegtes wohl. Wäre dann auch nicht so mein Ding geworden. Aber sicherlich wäre es was anderes geworden als das Mahavishnu Orchestra. Überhaupt stört mich ein ganz klein wenig (wenn man das an dieser Stelle überhaupt erwähnen darf) McLaughlins Kniefall vor der indischen Kultur. Wirkt irgendwie so... unselbständig. So ungemein typisch für die Zeit. McLaughlin hat wohl tatsächlich seinen Guru gefragt, wie er seine neue Band nennen soll, und der hat den Namen Mahavishnu Orchestra aufgebracht.

Naja, jetzt ist es so gekommen, machen wir da beste draus. Morgen will ich mal wieder die "Inner Mounting Flame" hören...
 
Ja, Davis´ damalige Freundin hatte ihn ja nachdrücklich auf Hendrix aufmerksam gemacht und zwar so sehr, daß der Boxer gar darum herum kam auch einen E-Gitarristen für seine neuen Projekte zu engagieren. Ich glaube, Zappa und King Crimson haben den Rest an Überzeugungskraft dazu getan, falls das überhaupt nötig gewesen ist.

Die chronologische Reihenfolge der M.D.-Alben mit McLaughlin ist, glaube ich:

In A Silent Way
Bitches Brew
Live-Evil
On The Corner
A Tribute To JJ (die ist quasi zweimal erschienen, auch mit unterschiedlichen Covern, wenn ich mich recht erinnere)

Ich kann mich täuschen, Miles lag mir nie so besonders nahe, was mit meiner starken Affinität zum Free Jazz zu tun hat, bei dem er nur eine untergeordnete Rolle spielte.

Daß die Präsenz einer E-Gitarre auf Jazz-Alben noch nicht gleich so ein Tohuwabohu generiert hat wie später dann beim Vishnu-Orchestra, lag wohl an Davis´ grundsätzlich eher softerer Ausrichtung zur damaligen Zeit. Das letzte Album, auf dem er richtig losgelassen hatte, war "Miles Smiles" (übrigens eine fantastische Platte).

"On The Corner" muß man davon ausnehmen, das ist Rhythmusgruppengerumpe der feinsten Sorte und deshalb auch DAS Jazz-Album für Leute geworden, die sonst Techno oder Electronica hören.

Was mich immer fasziniert hat, ist, daß Davis auch ein ganzes Stück weit die Kompositionsarbeit auf alle Mitwirkenden verteilt hat. Zawinul sowieso, aber auch McLaughlin durfte sich einbringen. Bei "JJ" hat Davis m.W. sogar gar nichts eigenes an kompositorischen Ideen beigesteuert.

Meine Lieblingsplatten mit McLaughlin sind eindeutig "Bicthes Brew" und "Live-Evil". Vermutlich hat bei beiden Produktionen Macero mehr Anteil am Ergebnis gehabt als jeder der einzelnen Musiker. Ich mag die Platten wirklich sehr, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann denke ich manchmal, was Hendrix wohl nach "Band Of Gypsies" noch gebracht hätte und ob das nicht wesentlich interessanter geworden wäre als das, was Davis und McLaughlin zusammen gemacht haben.

Hendrix wollte ja angeblich symphonisch werden, was auch immer das bedeutet hätte. Jedenfalls irgendwas größer Angelegtes wohl. Wäre dann auch nicht so mein Ding geworden. Aber sicherlich wäre es was anderes geworden als das Mahavishnu Orchestra. Überhaupt stört mich ein ganz klein wenig (wenn man das an dieser Stelle überhaupt erwähnen darf) McLaughlins Kniefall vor der indischen Kultur. Wirkt irgendwie so... unselbständig. So ungemein typisch für die Zeit. McLaughlin hat wohl tatsächlich seinen Guru gefragt, wie er seine neue Band nennen soll, und der hat den Namen Mahavishnu Orchestra aufgebracht.

Naja, jetzt ist es so gekommen, machen wir da beste draus. Morgen will ich mal wieder die "Inner Mounting Flame" hören...

Seine damalige Freundin war eigentlich seine (also Davis') Frau - die großartige BETTY DAVIS, die ja leider vor ein paar Monaten verstorben ist. Sie war auch eine gute Freundin von SLY STONE. Ohne sie hätte Davis sich wohl nie der Rock-/Fusionmusik geöffnet. Generell ist ihr Einfluss nicht hoch genug zu bewerten, auch in Bezug auf die Emanzipation der Frau in der Popkultur.

Danke für's chronlogische Ordnen der Miles Davis-Alben, bei denen John McLaughlin mitgewirkt hat. Stimmt, mit Free Jazz hat Davis nichts am Hut gehabt. Er hat diesen Stil sogar eher abgelehnt. Dafür hat er andere Wege gefunden um Grenzen zu sprengen. In diesem Zusammenhang find ich die beiden Livealben 'Agharta' und 'Pangaea' erwähnenswert, die auch mit zu meinen Lieblingsalben von ihm gehören.

Es wäre spannend gewesen zu sehen und zu hören, was Hendrix nach Band Of Gypsies gemacht hätte. Ob das interessanter gewesen wäre als die Zusammenarbeit von McLaughlin und Davis wage ich nicht zu beurteilen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es ganz anders geklungen hätte.

Das McLaughlin sich damals sehr stark für die indische Kultur interessiert hat, war für mich jetzt nie ein Problem. Wenn es ihm viel gegeben hat, dann ist das für mich ok. Er hat ja nie gepredigt oder ist zum Dogmatiker geworden. Und wie du schon schreibst - es war auch dem damaligen Zeitgeist geschuldet. Die Geschichte mit dem Bandnamen kenne ich anders: Er selber hatte den Namen Mahavishnu angenommen und aufgrund dessen die Band MAHAVISHNU ORCHESTRA genannt. Was mir übrigens an der Band immer gut gefallen hat ist der Umstand, dass jeder Musiker von seinem spielerischen Anteil her völlig gleichberechtigt war. Jeder hatte genug Raum seine Virtuosität auszuspielen. Ach und wo du FRANK ZAPPA erwähnt hast - da ich selber großer Fan bin hätte ich damals unglaublich gerne eins der Konzerte gesehen, bei denen THE MAHAVISHNU ORCHESTRA die Vorband für THE MOTHERS OF INVENTION war. Was für eine Tour!

Wie auch immer - bei mir läuft gerade 'The Lost Trident Sessions'.
 
Ein Freund von mir hat sich Anfang der Neunziger immer mit der „Friday Night in San Francisco“ von McLaughlin, Al DiMeola und Paco de Lucia (oder so) ins Delirium gehört. Der war dann lange Zeit nicht ansprechbar.
Habe das Album diese Jahr entdeckt und kann es vollkommen verstehen.
Auch vorher habe ich zwischendurch gerne mal de Lucia ode ähnliches gehört. Ist immer eine willkommene Abwechslung, sehr leidenschaftlich.

:verehr::verehr::verehr:
 
hätte ich damals unglaublich gerne eins der Konzerte gesehen, bei denen THE MAHAVISHNU ORCHESTRA die Vorband für THE MOTHERS OF INVENTION war. Was für eine Tour!

Das waren aber nur einige wenige Gigs, welche die beiden zusammen hatten.
Und die haben im Jahr 1973 in den USA stattgefunden.
Ist lange her, aber du hast recht, das wäre schon sehr reizvoll gewesen.
 
Das waren aber nur einige wenige Gigs, welche die beiden zusammen hatten.
Und die haben im Jahr 1973 in den USA stattgefunden.
Ist lange her, aber du hast recht, das wäre schon sehr reizvoll gewesen.

Ja, das war nur ne kurze Tour. Und genaugenommen waren es FRANK ZAPPA & THE MOTHERS. Hab gerade mal gegoogelt und folgendes gefunden:

large_The_Scene_-_Cleveland__Ohio_1973-04-26_.jpg


large_The_Village_Voice_-_May_3_1973.jpg


john5.jpg
 
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