Hairy Giant
Deaf Dealer
Auch ich möchte mich all den Vorrednern anschließen und allen an der Organisation Beteiligten einen großen Dankeschön-Orden ans Revers heften. Es war sicherlich nicht einfach (und mit Sicherheit nervenaufreibend) in diesen Zeiten ein solches Event zu stemmen. Ich war zwar nicht persönlich anwesend (da ich gesundheitsbedingt zur sog. "Risikogruppe" gehöre, war mir das in der gegebenen Situation noch zu riskant), aber hatte dank des tollen Streamservices trotzdem ein kleines bisschen KIT-Feeling in meiner Butze. Und ich habe es (größtenteils) genossen. Mein Fazit zum ersten Tag habe ich ja schon weiter vorn im Thread zum Besten gegeben, hier folgt nun der zweite vom Beobachtungsposten daheim:
SPHINX: Tja, wie soll man Realsatire angemessen bewerten? Subjektiv hat mir dieses prollige, unprofessionelle Herumdilettieren in Early-Sodom-Manier (inkl. Angelrippchen-Gedächtnisbass) sogar irgendwie Spaß gemacht, objektiv war das allerdings eigentlich ne Frechheit. Es gibt da draussen massenweise richtig gute und professionelle Bands, für die es einem Ritterschlag gleichkommen würde, ein KIT eröffnen zu dürfen. Insofern hatte dieser Rumpelpumpel - Auffahrunfall, den die drei Honks da ohne zu proben auf die Bretter legten, schon ein gewisses Geschmäckle...
MEGATON SWORD: Auch hier wieder Realsatire, leider aber nicht halb so unterhaltsam wie die drei Chaoten zuvor. Musikalisch war das sogar ziemlich gut, auch songschreiberisch wussten die Jungs zu gefallen. Aber das nützt leider alles nix, wenn der Zwerg am Mikro ein Totalausfall ist. Die "Stimme" habe ich ja bereits weiter vorn angemessen gewürdigt - da saß kein Ton, grundsätzlich ne halbe Oktave zu hoch, vorgetragen mit dem Stimmvolumen eines Mainzelmännchens. Wenn er sich dann aber zwischen den Songs zu voller 1,40m-Größe aufrichtete, sein martialisches Nietenarmband in die Luft reckte und pathetisch seine hochnotpeinlichen Barbaren-Ansagen ins Publikum krähte, war das Cringefest komplett. Da hat sich nicht nur der eigene Bassmann vor Lachen eingenässt...
Ich kannte die Band vorher nicht, habe aber den Reaktionen im Thread entnommen, dass deren Studioalbum wohl bei vielen ziemlich gut ankommt. Deshalb hab ich mir auch dieses mal auf Youtube gegeben, da ich das alles rein musikalisch ja gar nicht mal schlecht finde. Und auch da ist der Gesang der Schwachpunkt. Er ist nicht ganz so grausig wie live, was aber hauptsächlich dran liegt, dass er im Studio massivst aufgeplustert wurde (was man sehr deutlich hört). Nee, brauch ich nicht und für mich der einzige echte Totalausfall des Festivals.
WHEEL: Vom Reinfall des Festivals zu meinem (persönlichen) Highlight - WHEEL waren un-fucking-fassbar geil. Die Performance des Sängers hat mir mehr als einmal die Kinnlade runterklappen lassen - sowohl rein stimmlich, aber vor allem auch aufgrund der Ausdrucksstärke, mit der er die Lyrics interpretierte. Das war ein Wechselbad der Gefühle - von Trauer und Melancholie, von Hoffnung über Verzweiflung, bis hin zur blanken Wut - welches der Mann am Mikro mit einer schier unfassbaren Intensität ins Publikum projizierte. Wäre ich da gewesen, hätte ich am ganzen Körper Gänsepelle gehabt. Was für ein Frontmann! Insgeheim bin ich jetzt sogar ein bisschen stolz, dass diese begnadete Truppe vor zwei Jahren "unser" Frostbiter-Festival beehrt hat...
KILLER: Tja, Rüpel- und Rotz-Metal vom Allerfeinsten, was die belgischen Motörhead da mit viel Spaß in den Backen auf die Bretter legten. Ohne viel Federlesens direkt in die Fresse, so muss das sein, so macht das Laune. Geil!
PRAYING MANTIS: Auf Platte nie so hundertprozentig meins gewesen, da zu glatt gebügelt im Vergleich zu den meisten ihrer NWOBHM-Kollegen. Live hingegen immer wieder eine Macht, und dieses Mal haben sie sogar noch eine Extraschippe draufgelegt. Spielfreude pur und einer der besten Sänger des Festivals hinter dem Mikro. Eins der Highlights, ohne Wenn und Aber!
ATLANTEAN KODEX: Diese Band ist für mich nach wie vor ein Phänomen, aber nicht aus demselben Grund, wie für viele Forianer hier. Ich hab deren Alben zu Hause, finde sie auch gut bis sehr gut, aber diese abgöttische Verehrung, die den Herren und Damen allerorts entgegenschlägt, konnte ich nie wirklich nachvollziehen. Für mich ist das guter Epic-/Progrock (ich find's nicht mal sonderlich metallisch), teilweise etwas arg pathetisch und aufgeblasen, mit einem durchschnittlichen Sänger. Und ganz genau so kam es für mich auch diesmal am Bildschirm rüber. Der, wie Stromberg sagen würde, "Herr Becker" trägt jetzt Matte und hat sich stimmlich hörbar verbessert, ein wirklich charismatischer Frontmann ist er für mich aber nach wie vor nicht. Und auch die Performance der restlichen Band ist (im Vergleich zum Energielevel manch anderer Band des Fesivals) auch auf den Bewegungsradius und optische Ausdruckskraft einer Briefmarke beschränkt. Lediglich das Mädel an der Leadgitarre stach da etwas heraus. Sympathisch und natürlich wirkte das auf jeden Fall und auch musikalisch wusste das zu gefallen. Aber, wie gesagt, für ein absolutes Highlight ist für mich persönlich da noch ziemlich viel Luft nach oben...
DEMON: Dave Hill ist ja neben Harry Conklin schon fast eine Art Maskottchen des KIT, so oft hat er mit seinen Dämonen schon die geheiligten Hallen heimsuchen dürfen. Deshalb wusste man was einen erwartete, inklusive der Tatsache, dass dieser Obersympath an und für sich kaum etwas falsch machen kann. Und das tat er auch nicht, im Gegenteil. Songauswahl? Top, erste Sahne. Gesangsleistung? Wahrscheinlich die beste aller bisherigen KIT-Auftritte. Also alles supi, und wenn ich Demon jetzt nicht schon so oft gesehen hätte, hätte es objektiv auch zu einem Platz auf dem Treppchen gereicht. So überlasse ich aber die Ehrenplätze lieber den Underdogs und resümiere folgendermaßen:
Meine Top 3 (nur Stream):
1) WHEEL. Mit großem Abstand
2) THE NIGHT ETERNAL (Positive Überraschung des Festivals)
3) VELVET VIPER (mit Nostalgie- und Sympathiebonus), ganz knapp vor Seven Sisters und Praying Mantis
Zum Abschluss noch meine persönliche Meinung zur BG-Kontroverse: Ich finde die Entscheidung der Band auch eher daneben, zumal der sog. "Old School-Auftritt" ja im Vorfeld von Herrn Kürsch groß angekündigt und daraufhin von Oli entsprechend beworben wurde. Dann ausgerechnet mit einem zwiespältig aufgenommenen "New-School"-Track ins Konzert einzusteigen, und auch ansonsten eigentlich nur die übliche Setlist runterzuzocken, ohne ein, zwei echte Überraschungssongs einzubauen, ist ziemlich dreist. Nicht nur gegenüber denjenigen, die in Erwartung des angekündigten Special-Sets den Weg nach Würzburg auf sich genommen haben, sondern auch gegenüber Oli, der ganz nach guter alter KIT-Tradition, etwas Außergewöhnliches bieten wollte und es als solches auch in gutem Glauben beworben hatte. Ich verstehe die Band durchaus, wenn sie keinen Bock mehr auf die "ollen Kamellen" hat und sich selbst auf einer anderen Stufe ihrer Entwicklung sieht. Nur hätte man sich dann nicht vollmundig auf die Bedingungen einlassen dürfen, um sie anschließend eigenmächtig zu ignorieren. Zwei, drei selten bis nie gespielte, ältere Songs ins Set aufnehmen, mit einem Old-School-Klassiker eröffnen, und schon wären alle Beteiligten zufrieden gewesen. Da wäre mit Sicherheit auch niemand böse gewesen, wenn man in der Mitte des Sets dann eben doch einen Song neueren Datums eingebaut hätte. So aber würde ich mir ebenfalls verarscht vorkommen und tatsächlich haben BG in meiner persönlichen Sympathiewertung nach dieser fragwürdigen Aktion ein paar Lebenspunkte verloren.
SPHINX: Tja, wie soll man Realsatire angemessen bewerten? Subjektiv hat mir dieses prollige, unprofessionelle Herumdilettieren in Early-Sodom-Manier (inkl. Angelrippchen-Gedächtnisbass) sogar irgendwie Spaß gemacht, objektiv war das allerdings eigentlich ne Frechheit. Es gibt da draussen massenweise richtig gute und professionelle Bands, für die es einem Ritterschlag gleichkommen würde, ein KIT eröffnen zu dürfen. Insofern hatte dieser Rumpelpumpel - Auffahrunfall, den die drei Honks da ohne zu proben auf die Bretter legten, schon ein gewisses Geschmäckle...
MEGATON SWORD: Auch hier wieder Realsatire, leider aber nicht halb so unterhaltsam wie die drei Chaoten zuvor. Musikalisch war das sogar ziemlich gut, auch songschreiberisch wussten die Jungs zu gefallen. Aber das nützt leider alles nix, wenn der Zwerg am Mikro ein Totalausfall ist. Die "Stimme" habe ich ja bereits weiter vorn angemessen gewürdigt - da saß kein Ton, grundsätzlich ne halbe Oktave zu hoch, vorgetragen mit dem Stimmvolumen eines Mainzelmännchens. Wenn er sich dann aber zwischen den Songs zu voller 1,40m-Größe aufrichtete, sein martialisches Nietenarmband in die Luft reckte und pathetisch seine hochnotpeinlichen Barbaren-Ansagen ins Publikum krähte, war das Cringefest komplett. Da hat sich nicht nur der eigene Bassmann vor Lachen eingenässt...
Ich kannte die Band vorher nicht, habe aber den Reaktionen im Thread entnommen, dass deren Studioalbum wohl bei vielen ziemlich gut ankommt. Deshalb hab ich mir auch dieses mal auf Youtube gegeben, da ich das alles rein musikalisch ja gar nicht mal schlecht finde. Und auch da ist der Gesang der Schwachpunkt. Er ist nicht ganz so grausig wie live, was aber hauptsächlich dran liegt, dass er im Studio massivst aufgeplustert wurde (was man sehr deutlich hört). Nee, brauch ich nicht und für mich der einzige echte Totalausfall des Festivals.
WHEEL: Vom Reinfall des Festivals zu meinem (persönlichen) Highlight - WHEEL waren un-fucking-fassbar geil. Die Performance des Sängers hat mir mehr als einmal die Kinnlade runterklappen lassen - sowohl rein stimmlich, aber vor allem auch aufgrund der Ausdrucksstärke, mit der er die Lyrics interpretierte. Das war ein Wechselbad der Gefühle - von Trauer und Melancholie, von Hoffnung über Verzweiflung, bis hin zur blanken Wut - welches der Mann am Mikro mit einer schier unfassbaren Intensität ins Publikum projizierte. Wäre ich da gewesen, hätte ich am ganzen Körper Gänsepelle gehabt. Was für ein Frontmann! Insgeheim bin ich jetzt sogar ein bisschen stolz, dass diese begnadete Truppe vor zwei Jahren "unser" Frostbiter-Festival beehrt hat...
KILLER: Tja, Rüpel- und Rotz-Metal vom Allerfeinsten, was die belgischen Motörhead da mit viel Spaß in den Backen auf die Bretter legten. Ohne viel Federlesens direkt in die Fresse, so muss das sein, so macht das Laune. Geil!
PRAYING MANTIS: Auf Platte nie so hundertprozentig meins gewesen, da zu glatt gebügelt im Vergleich zu den meisten ihrer NWOBHM-Kollegen. Live hingegen immer wieder eine Macht, und dieses Mal haben sie sogar noch eine Extraschippe draufgelegt. Spielfreude pur und einer der besten Sänger des Festivals hinter dem Mikro. Eins der Highlights, ohne Wenn und Aber!
ATLANTEAN KODEX: Diese Band ist für mich nach wie vor ein Phänomen, aber nicht aus demselben Grund, wie für viele Forianer hier. Ich hab deren Alben zu Hause, finde sie auch gut bis sehr gut, aber diese abgöttische Verehrung, die den Herren und Damen allerorts entgegenschlägt, konnte ich nie wirklich nachvollziehen. Für mich ist das guter Epic-/Progrock (ich find's nicht mal sonderlich metallisch), teilweise etwas arg pathetisch und aufgeblasen, mit einem durchschnittlichen Sänger. Und ganz genau so kam es für mich auch diesmal am Bildschirm rüber. Der, wie Stromberg sagen würde, "Herr Becker" trägt jetzt Matte und hat sich stimmlich hörbar verbessert, ein wirklich charismatischer Frontmann ist er für mich aber nach wie vor nicht. Und auch die Performance der restlichen Band ist (im Vergleich zum Energielevel manch anderer Band des Fesivals) auch auf den Bewegungsradius und optische Ausdruckskraft einer Briefmarke beschränkt. Lediglich das Mädel an der Leadgitarre stach da etwas heraus. Sympathisch und natürlich wirkte das auf jeden Fall und auch musikalisch wusste das zu gefallen. Aber, wie gesagt, für ein absolutes Highlight ist für mich persönlich da noch ziemlich viel Luft nach oben...
DEMON: Dave Hill ist ja neben Harry Conklin schon fast eine Art Maskottchen des KIT, so oft hat er mit seinen Dämonen schon die geheiligten Hallen heimsuchen dürfen. Deshalb wusste man was einen erwartete, inklusive der Tatsache, dass dieser Obersympath an und für sich kaum etwas falsch machen kann. Und das tat er auch nicht, im Gegenteil. Songauswahl? Top, erste Sahne. Gesangsleistung? Wahrscheinlich die beste aller bisherigen KIT-Auftritte. Also alles supi, und wenn ich Demon jetzt nicht schon so oft gesehen hätte, hätte es objektiv auch zu einem Platz auf dem Treppchen gereicht. So überlasse ich aber die Ehrenplätze lieber den Underdogs und resümiere folgendermaßen:
Meine Top 3 (nur Stream):
1) WHEEL. Mit großem Abstand
2) THE NIGHT ETERNAL (Positive Überraschung des Festivals)
3) VELVET VIPER (mit Nostalgie- und Sympathiebonus), ganz knapp vor Seven Sisters und Praying Mantis
Zum Abschluss noch meine persönliche Meinung zur BG-Kontroverse: Ich finde die Entscheidung der Band auch eher daneben, zumal der sog. "Old School-Auftritt" ja im Vorfeld von Herrn Kürsch groß angekündigt und daraufhin von Oli entsprechend beworben wurde. Dann ausgerechnet mit einem zwiespältig aufgenommenen "New-School"-Track ins Konzert einzusteigen, und auch ansonsten eigentlich nur die übliche Setlist runterzuzocken, ohne ein, zwei echte Überraschungssongs einzubauen, ist ziemlich dreist. Nicht nur gegenüber denjenigen, die in Erwartung des angekündigten Special-Sets den Weg nach Würzburg auf sich genommen haben, sondern auch gegenüber Oli, der ganz nach guter alter KIT-Tradition, etwas Außergewöhnliches bieten wollte und es als solches auch in gutem Glauben beworben hatte. Ich verstehe die Band durchaus, wenn sie keinen Bock mehr auf die "ollen Kamellen" hat und sich selbst auf einer anderen Stufe ihrer Entwicklung sieht. Nur hätte man sich dann nicht vollmundig auf die Bedingungen einlassen dürfen, um sie anschließend eigenmächtig zu ignorieren. Zwei, drei selten bis nie gespielte, ältere Songs ins Set aufnehmen, mit einem Old-School-Klassiker eröffnen, und schon wären alle Beteiligten zufrieden gewesen. Da wäre mit Sicherheit auch niemand böse gewesen, wenn man in der Mitte des Sets dann eben doch einen Song neueren Datums eingebaut hätte. So aber würde ich mir ebenfalls verarscht vorkommen und tatsächlich haben BG in meiner persönlichen Sympathiewertung nach dieser fragwürdigen Aktion ein paar Lebenspunkte verloren.