Long Tracks mit mehr als 20 Minuten Laufzeit

Mir sind noch zwei eingefallen, die ich mag

My Dying Bride - The Barghest o' Whitby
Thy Catafalque - Malmok járnak
 
Da das Genre bereits nach den ersten paar Beiträgen egal war:


Moonsorrow - Jäästa Syntynyt Varjojen Virta
Beginnt mit ein bisschen Lagerfeuer und Schamanengesang, geht in eine akustische Gitarre über, um schließlich in die typische Moonsorrow-Epik zu verfallen. Ich liebe diesen Gesang, er klingt einfach so eindringlich. Immer wieder Chöre und Klargesang zwischendrin, akustische Einschübe, durchgehende Erhabenheit, nur um dann nach 13 Minuten (für Moonsorrow-Verhältnisse) alles kurz und klein zu schlagen und im Finale eine mitreißende Melodie auszupacken. Ganz groß und leider immer zu Unrecht viel zu oft in die gleiche Ecke wie Finntroll und Konsorten geschoben.

Nasheim - Sövande Mjöd Vill Jag Tömma
Genau wie Moonsorrow eine Band für mich, welche es immer wieder schafft, das Schloss an meinem kalten, toten Herzen zu öffnen. Dieses lange Lied, auf der Split mit Angantyr zu finden, beginnt eigentlich erstmal recht unspektakulär, aber im Nu sind 12 Minuten der Reise um und das erste mal setzt der Gesang ein. Überhaupt nicht vermisst bis dahin, setzt dieses grimmige Klagen einen wunderbaren Gegenpunkt zum ansonsten recht epischen, immer wieder akustisch gehalten instrumentalen Part. Auch wieder mit kleinen Chören zwischendurch, welche dann nach 19 Minuten von einer Leadgitarre abgelöst werden, welche fortan den Mittelpunkt des Geschehens einnimmt. Ein großartiges Stück Musik.

Dodsengel - Evocation Of Amezarak
Ein dunkles, bisweilen durchtriebenes und abgrundtief bösartiges Ritual, immer nah am Abgrund zum Wahnsinn.

Paysage D'Hiver - Welt aus Eis
Der perfekte Soundtrack für einen Getriebenen im Schneetreiben. Stellvertretend für das ganze Album/Demo. Wenn die Geige mit ihrer eigentlich simplen Melodie einsetzt, bin ich schon in einer anderen Welt. Hoffentlich ohne hohe Inflation.
 
Noch ein paar:
CRADLE OF FILTH:Bathory Aria & Queen Of Winter, Throned (natürlich!):verehr:
OPERA IX: Call Of The Woods
(Italienische Dark-Metal-Band mit Witchcraft-Thematik. Fast alle Songs der Truppe sind 10 min oder mehr lang; diesen hier liebe ich wegen des epischen Rituals an den Gehörnten (nein, nicht DEN, Cernunnos ist gemeint ;)) im Mittelteil)
RED JASPER: Dreamscape
(Marillionesker Progrock mit Folk/Pagan-Schlagseite aus Schottland)
 
IQ - For Another Lifetime
Dieser Song ist ganz, ganz groß. Mit Abstand der beste auf dieser doch recht durchwachsenen Patte, finde ich. Das Muster ist bei Mike Holmes ja oft das gleiche: Beginn ein bisserl strange, dann gefällig, dann proggig verfrickelt, schließlich große Emotionen. Genau so ist z.B. auch "Until the end" von ROB aufgebaut. Irgendwie sind diese emotionalen Schlüsse von IQ was ganz besonderes. Man hört natürlich bestimmte Einflüsse heraus (für die Akkordprogression häufig Kansas oder Genesis, für die Sologitarre Floyd, für die Keys Yes)... aber die Verteilung, wie baut sich das Bandzusammenspiel auf, wann setzen die Vocals ein und vor allen Dingen wie interagieren Vocals und Sologitarre innerhalb EINER Melodielinie miteinander; das ist ganz und gar IQ.

Und "For another lifetime" ist ein Meisterstück dieser ganz speziellen IQ-Methode. Ich weiß nicht ganz genau, wer die Singstimme schreibt, ob Holmes oder (auch) Nicholls, aber Phrasierung und Rhythmik hauen mich immer wieder um. Da geht es oft um kleine Nuancen, ein etwas verschleppter Einstieg, eine Viertelnote hinter dem Beat, und das Ganze gewinnt unendlich an Format und Tiefe. Das ist ganz große Songwriting-bzw. Performing-Kunst.

Wenn man das mal z.B. mit den ebenfalls riesengoßen Kompositionen von Neal Morse (hier bes. den beiden Konzeptalben der NMB) vergleicht, dann wird das ganz deutlich, finde ich. Nicholls verschleppt gern ein klein wenig, wo Morse oder Gilette auf Linie bleiben. Also exakt im Takt. Ich mag diese leicht verschobenen Sachen bei IQ wirklich sehr.
 
Zum Thema „In einem Song versinken“ gibt es einfach keinen passenderen Longtrack als Narcotic Hues von OTESANEK (21:47)

Der akustische Monolith füllt die gesamte B-Seite der legendären Split von COFFINS / OTESANEK. Auch wenn die Coffins-Songs natürlich auch erste Sahne sind ist es der OTESANEK-Track der den sagenhaften Status dieser Split begründet. Und dazu geführt hat, dass die Platte – beachtlich für eine Split-Veröffentlichung – bereits den dritten Vinyl-Release erfahren hat.

Ich selber habe schon mehrere Exemplare verschlissen (wer regelmäßig den „Welche Scheibe läuft jetzt?“ Thread verfolgt weiß warum:)) und verwende derzeit ein Exemplar der 2008er Splatter Edition von Kreation Records.
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Wer den Song nicht kennt, der hat zwar sowieso von nix eine Ahnung, bekommt aber hier nochmal die Chance zu verstehen, was „versinken“ in Musik überhaupt bedeutet:
Bitte, gern geschehen!

Oh mein Gott!
Jetzt kenne ich den Song zwar. Ahnung habe ich aus Deiner Sicht sicher trotzdem nicht!
21 Minuten und es passiert eigentlich nichts! Ich habe es aber versucht... ;)
 
Wir können sogar brandaktuell bleiben:

Büßchen > 20: BLOOD INCANTATION - Io

Und ein wenig unter 20: BLOOD INCANTATION - Ea

Dann noch weit über 20: BLOOD INCANTATION - Chronophagia

Ich steh so tierisch auf die Scheibe !
 
OPERA IX: Call Of The Woods
(Italienische Dark-Metal-Band mit Witchcraft-Thematik. Fast alle Songs der Truppe sind 10 min oder mehr lang; diesen hier liebe ich wegen des epischen Rituals an den Gehörnten (nein, nicht DEN, Cernunnos ist gemeint ;)) im Mittelteil)
Die ganze Scheibe ist eine finstere, boshafte Offenbarung. Habe ich seit Release, und hat für mich nichts von ihrer Ausstrahlung verloren.
 
Jethro Tull - Thick As A Brick (43:46)
Jethro Tull - A Passion Play (45:07)
King Crimson - Lizard (23:22)

Komisch, dass die bisher noch nicht genannt wurden. Viele hier aufgeführte Nennungen würde ich eher weniger im Prog verorten.
 
Hier sind ja schon eine Menge Tracks genannt, die mir auch so spontan eingefallen wären. Ohne, dass ich jetzt weiter gewühlt hätte wäre auf jeden Fall dieses Kleinod zu nennen:

Wucan - Aging ten Years in two Seconds


Entstammt dem Album "Reap the Storm" und bietet von Krautrock über "Tulliges" bis hin zu NWoBHM-Anleihen schlichtweg....alles!
 
Nach dem Genuss des "Immortal?"-Albums von ARENA gestern Abend ist mir einfach noch mal aufgefallen, wie großartig Moviedrome ist. Nicht ganz 20 Minuten lang packt dieser Song alles in die Spielzeit, was Prog ausmacht, eine Gänsehautabfahrt nach der nächsten, grandiose Gitarrenarbeit, ein echtes Kopfkino, das keine Zeit für Langeweile lässt, ein Szenario, was sich vor dem geistigen Auge aufbaut.

Hinzu kommt diese Atmosphäre, düster, bedrohlich, dann wieder nachdenklich - markiert und musikalisch untermauert durch entsprechend passende Schwankungen - soft zu hart, der Gesang (eine Meisterleistung, muss man einfach so festhalten), der sich in die entsprechenden Segmente einfügt - und das Ganze ist perfekt miteinander verknüpft.

Wenn es in die absolute Zielgerade geht, dann trägt einen allein die Gitarre von Mitchell schon fast in andere Spähren. Hier ist auch gar nicht das Muskelspiel der Musiker maßgeblich, sondern ganz eindeutig ein Mittel zum Zwecke dessen, dieses "Moviedrome" zu erschaffen.

"Moviedrome" ist aus meiner Sicht einer der ganz, ganz wichtigen und großen Prog-Rock-Tracks (nebenbei bemerkt auch partiell einer der härtesten ARENA-Songs ever), er bündelt alles, wofür diese Musikrichtung steht, er bedient die Klischees Derer, die Prog eben aufgrund dieser langen Aufmerksamkeitsspanne hassen ebenso, wie die Derer, die diese Musikrichtung lieben.

Songs dieser Güte sind weit mehr als "nur" ein Song, sie sind eine Art Monument, ein Hörspiel - ja, eben "Kino" für die Ohren. Und man kann sich ziemlich sicher sein, dass wohl kaum Jemand irgendwann sagen wird "der Titel ist ausgenudelt" - unmöglich. "Moviedrome" ist ein Kunstwerk, an dem man sich immer und immer wieder erfreuen, ja, auch berauschen kann. Ist ein Song, der nunmehr über 20 Jahre auf dem Buckel hat eigentlich noch ein "Youngtimer" oder ein Oldie? Anyway: in einer Zeit, wo das Songwriting auch im Prog-Sektor (gekonnt und für mich kaum minder passend als in der ausufernden Variante) eher kompakter und kompakter wird würde ich mir tatsächlich mal wieder ein paar mehr "Moviedromes" zur Abwechslung wünschen.
 
Anyway: in einer Zeit, wo das Songwriting auch im Prog-Sektor (gekonnt und für mich kaum minder passend als in der ausufernden Variante) eher kompakter und kompakter wird würde ich mir tatsächlich mal wieder ein paar mehr "Moviedromes" zur Abwechslung wünschen.

Deine Ausführungen zu 'Moviedrome' sind sehr richtig, aber zu diesem letzten Satz kann ich nur sagen: Höre mehr Mystery und Overhead! Zwar wird die 20-Minuten-Grenze selten gerissen, aber auf 15+ Minuten kommen bei den beiden Bands schon insgesamt ein Dutzend Songs (mit leichter Tendenz zu Mystery). Dazu sind die auch noch alle extrem kurzweilig.
 
Höre mehr Mystery und Overhead!

Beide sind ein wenig zu kurz gekommen in diesem Jahr - trotz beeindruckender aktueller Alben. Du hast natürlich Recht. Und nicht zuletzt freue ich mich wie ein Schnitzel auf meine Overhead-Live-Premiere Ende November.

Nehmen wir den Neo-Prog per se, so steht dann am Freitag die neue Galahad an. Auch ein Grund zur Freude, wenn auch womöglich ohne 20-Minüter (muss ja nicht sein...kann abergern mal sein).
 
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