Etwas überarbeitetes C+P aus Non-Metal random:
Hante.: Fierce
Hante. alias Helene de Thoury hat ja unter anderem Aufgrund ihrer Beteiligung an Phosphor einen Namen in der Schwarzkittelgemeinde. Die Französin pendelt in ihrem Soloprojekt musikalisch zwischen Synthie Pop, Future Pop und ätherischem Dark Wave. Daran hat sich auf Fierce auch nicht viel geändert. Die Instrumentierung ist schwelgerisch und etwas technoid ohne irgendwelche Disco-Stampfallüre, der Gesang verhallend und für Hante. überraschend vielschichtig. Das ganze hinterlässt zumeist den süßlich-verschwitzten Trockeneis-Geschmack später 90er/frühen 00er-Jahre auf der Zunge mit einem Gefühl des irgendwo in einem kleinen mit Kunst-Spinnweben und Grablichtern dekorierten Neu-Grufti-Keller-Club zwischen Nebel und Stroboskop sich, leicht angetrunken, stehend im Takt zu wiegen. Mein Highlight auf dem Album ist allerdings die Gastbeteiligung von Sólveig Matthildur, deren Stimme so verdammt nach der von mir innig geliebten Nico klingt, dass ich mich gleich mal genötigt fühlte mich mit ihrer Diskografie zu befassen. Überhaupt sind die Kooperationen die langfristig wohl interessanteren Nummer auf dem Album (Søren Peter Nielsen alias Ætervader klingt etwas nach dem guten alten Dave Gahan), wenn man auch klar haben sollte das
Wild Animal wohl als potentieller Hit zu sehen ist. Vergleiche zu späteren Anne-Clark-Sachen und frühen Veröffentlichungen von Tristesse de la Lune (dem einzigen Projekt aus dem Blutengel-Umfeld dem es gelang annehmbare Musik zu machen [wenn auch nur für einzelne Stücke (aber immer noch mehr als Chris Pohls gesamte Diskografie hermacht [Wobei ich Seelenschmerz ja irgendwie mag (allerdings verbuche ich das unter persönliche Geschmacksirrtümer die ich mir selbst nicht erläutern aber offenbaren mag)])]) drängen sich mir auf, bei
Silence the Voices geht es etwas in Richtung alter Wolfsheim, was auch ein schöner und durchaus passender Vergleich für Hante.s Fierce darstellt die frühen Wolfsheim (Zwischen No Happy View und Dreaming Apes) mit Helene de Thoury am Mikro. Und dazu ein wirklich großartiges Cover, das sich an alten Vanity-Fair-Bildern orientiert. Lief bei mir seit dem Kauf häufig und nutzt sich nicht ab.
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Und weil ich sie hier erwähnte und mich darauf folgend mit ihr befasste muss ich in Vorfreude anfügen, dass Sólveig Matthildur, die musikalisch zwischen Hante. und Nico pendelt, also zwischen einem schwer vertrackt-unzugänglichen und zugleich nebulösen Musikkonglomerat und einer dominant oft markant hart wirkenden Stimme (allerdings nie in der vollen Christa-Päffgen-Härte) einerseits und schwelgerisch ätherischem früh-90er-Dark-Wave mit vernehmbaren Pop-Appeal andererseits, noch im April mit
Constantly in Love ein neues Album veröffentlichen wird.
Der Vorabtrack
Dystopian Boy des kommenden Albums erinnert indes an die ebenfalls von mir verehrte Molly Nilsson. Ein melancholisch schlichter leicht angegrufteter Synthie-Pop-Song, der dazu einlädt sich an ein Gleis eines größeren Bahnhofs zu setzten und den Zügen beim ein- und ausfahren zuzuschauen. Den Menschen beim ein- und aussteigen, beim Rennen und Murren über die verstrichene Zeit, im Genuss selbst die Zeit einfach verstreichen zu lassen, und unterdessen mit etwas Glück unter all den abgehetzten Gesichtern ein paar zu finden die Glücklich aus dem Urlaub kommen oder die einander freudig in die Arme nehmen.
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