Playback, Drum Computer und Ghostsänger - mit wieviel Trickserei könnt ihr leben?

SouthernSteel

Till Deaf Do Us Part
Inspiriert von der aktuellen Diskussion im Helloween-Thread, die den Einsatz von Playback-Spuren als Unterstützung für den kränkelnden Michael Kiske einräumten, möchte ich mal zur Diskussion stellen, welche Hilfsmittel im Studio oder live ihr als noch akzeptabel seht.
Sehen wir es mal so: Das ungeschriebene Reinheitsgebot des Heavy Metal besagt doch, dass im Studio vereinfacht gesagt die Musiker einer Band ihre Sachen einspielen bis alles zur Zufriedenheit aufgenommen ist, dann wird das Ganze gemischt und gemastert, auf Tonträger gepresst und veröffentlicht. Live landet alles ohne großen Schnickschnack im Mischpult, ein mehr oder weniger fähiger Tonmann versucht dann den besten Sound herauszuholen, und fertig. Wenn was schief klingt, ist es halt so, weil die Musik handgemacht ist. Soweit die Theorie.

In der Praxis scheint dieses naive Idyll zu trügen. Da gibt es zum Beispiel...

-Drum Computer, die einen menschlichen Namen erhalten oder die die etatmäßigen Schlagzeuger zumindest im Studio ersetzen
-Gerüchte über Ghostsänger hinter der Bühne
-Berichte über Sänger, die live in erstaunlicher Entfernung zum Mikrofon singen können oder Gitarristen, die gleichzeitig riffen und mit beiden Armen das Publikum zum Klatschen animieren
-diverse Möglichkeiten im Studio, zum Beispiel schiefen Gesang zu glätten oder holprige Drums zu begradigen
-anonyme Studiomusiker, die angeheuert werden, wenn ein Bandmitglied im Studio seine Parts nicht auf die Reihe bekommt

Berichte über all dies sind mir in meinem Metallerleben immer wieder untergekommen und wie ich schon im Helloween-Thread erwähnte, glaube ich, dass solche Maßnahmen keine Seltenheit sind. Meine Meinung dazu ist zwiegespalten, denn ich verstehe den Fan, der sich betrogen fühlt, wenn seine geschätzte Musik nicht so ehrlich entsteht, wie es ihm verkauft wird. Ich kann aber auch nachvollziehen, wenn Profis, die von der Musik leben, die technischen Möglichkeiten zur Unterstützung des Broterwerbs ausschöpfen wollen. Ein zweischneidiges Schwert. Deshalb interessiert mich jetzt mal eure Meinung zum Thema "Tricksen, Tarnen und Täuschen" im Metal und ich hoffe auf rege Beteiligung!
 
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Studio und Live würde ich unterscheiden wollen. Ehrlich sein, dann kann ich als Kunde/Fan entscheiden, siehe Paradox, wo Charly den Einsatz synthetischer Drums begründet oder Samael. Oder Begründungen wie "Der Sound ist so gewollt", siehe neue Jag Panzer oder der Drumsound der letzten Dark Forest. Your sound is not my sound. Liveverarsche a la W.A.S.P. geht für mich gar nicht.

Im Studio kann viel getrickst werden, die Beweislage fürs Ohr schwierig. In den Hochzeiten des Hair Metal hat Steve Lukather wohl mehr Gitarrenspuren eingespielt als die US-Boys Warrant auf ihren Platten zusammen oder Fred Coury, der kein Cinderella-Album eingetrommelt haben soll. Oder Kiss, wo bis auf die Frühwerke Studiomusiker ein- und ausgingen. Nicht die feine Art, kann ich akzeptieren, wenn die Musik mir gefällt, da ein Musiker zumindest mit Instrument Töne einspielt.
 
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@Siebi: Wie weit geht denn bei W.A.S.P. diese Liveverarsche deiner Meinung nach? Ich habe die Band zuletzt irgendwann zur Jahrtausendwende in Balingen gesehen...
 
Live zu tricksen finde ich definitiv schlimmer!

Nicht dazu stehen, wie der Papa von Angelo Sasso - auch schlimm!

Mir ist natürlicher Sound auf Alben auch lieber - bloß sind die Zeiten, in den So oft gespielt wurde bis dieser oder jener Part richtig sitzt (oder halt am Stück)
halt größtenteils vorbei.
Es kommt ja auch auf die Studiozeit oder das Budget an.
Da merkt man generell den älteren Alben die noch vorhandene SEELE (muß ja nicht perfekt sein! Aber gut!) an!

Oder Atmen die letzen Alben von TESTAMENT (die letzen 3) SLAYER (Repentless -schwach!) irgendwie?

Von Judas Priest wird meiner Meinung nach Defenders of the Faith vom Drumcomputer runtergezogen - Die Screaming klingt noch richtig gut!

Andererseits passt der sterile Sound zu FEAR FACTORY, SAMAEL oder auch neueren SOILWORK!

Früher war alles besser?
Nein - aber leider vieles!
 
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Ich glaube für mich zählt hauptsächlich die Idee und kreative Leistung! Wenn jemand sich sein Zeug lieber mit einem komplexen Musikprogramm zusammen stellt, ist die kreative Leistung dahinter noch die selbe. Es wurde selbst komponiert. Eine E-Gitarre ist ja Beispielsweise auch ein Instrument, das einen künstlichen Ton erzeugt. Ein komplexes Musikprogramm muss man genauso spielen lernen, wie jedes andere Instrument auch.

Es ist natürlich was anderes, wenn man dann noch so tut, als sei die Musik die man macht, komplett Hand gemacht. Wieder etwas anderes ist es natürlich, wenn man in Stücken einzelne kurze Passagen hat, die man einspielt. Man nimmt einfach nicht für 30 Sekunden Keyboard-Intro am Anfang einen echten Musiker mit auf Tour. Und Drum-Computer...ich sags mal so, wenn man da etwas einprogrammiert, was auch ein normaler Schlagzeuger spielen kann, der aber gerade aus Gründen nicht verfügbar ist, dann soll auch das klar gehen.
 
ich unterscheide schon stark zwischen Studio und Live. im Studio ist vom Prinzip her alles erlaubt, oftmals spielt hier die Erfahrung der Band und der Produzent eine grosse Rolle. früher wie heute sind Studioaufenthalte recht kostspielig und von daher ist der Zeitaufwand nicht zu unterschätzen. von daher kann ich schon verstehen das viele Bands z.B. ein Schlagzeug favorisieren das programmiert ist/wird. Schlagzeugspuren aufzunehmen kostet einfach viel Zeit und Geduld, irgendwann ist ein Schlagzeuger nicht mehr konzentriert genug und kriegt nix mehr hin...aus und vorbei, Aufnahmetag beendet, Geld weg. Schlagzeug im Homebereich aufzunehmen ist ebenfalls eine komplizierte Sache, allein einen Raum zu finden der geeignet ist, die notwendigen, hochwertigen Mic´s an den Start zu bekommen...ziemlich kostspielig und kompliziert. da ist es durchaus verständlich das die Industrie darauf reagiert hat und kostengünstige Alternativen herstellt. ich persönlich würde nicht so weit gehen das ich programmierte Drums verteufele, allein weil ich weiss was für eine Arbeit unter Umständen dahintersteckt. aber logischerweise ist mir ein tatsächliches Schlagzeug immer noch am liebsten, allein vom Gedanken her das der jeweilige Schlagzeuger es auch wirklich kann. das das auch bei etablierten Bands nicht immer der Fall ist zeigen einige Beispiele aus der Vergangenheit. da traute man dem jeweiligen Schlagzeuger es einfach nicht zu und hat deshalb einen Studioschlagzeuger hinzugezogen. bei der Gitarre oftmals das gleiche, keine Ahnung wieviele Hard Rock Alben verschiedener Bands der Toto Gitarrist Steve Lukather eingespielt hat (die Band war ja auch oftmals im gesamten mit dabei).

das Bands im Studio oftmals über die Stränge schlagen, gerade was opulente Arrangements angeht, ist hinlänglich bekannt. das diese dann nicht immer für den live Betrieb umsetzbar sind, irgendwie logisch. wenn die Band dann das ganze für Auftritte umarrangiert bzw. es so gestaltet das sie es spielen können habe ich damit überhaupt kein Problem...Studio ist Studio, Live ist Live. dann aber bitte so konsequent ohne Ghostsänger, vorprogrammierten Instrumenten und ähnlichen Schnick Schnack.

ich möchte noch einen Punkt gerne zu bedenken geben der vielleicht nicht unbedeutend ist: Gruppen die viel und lange auf Tour sind möchten gerne das immer alles schnell und reibungslos klappt. bei einer Tour gibt es naturgemäss immer diverse Probleme der jeweiligen Lokalitäten bzw. Spielstätten. ich könnte mir schon vorstellen das dort Hilfsmittel ein gern gebrauchtes Hausmittel sind, allein um Zeit und Geduld zu sparen/schonen.
 
Im Studio soll die Band das machen was sie will. Ob dabei jetzt Parts bis zur PERFEKTION eingespielt werden oder per PC gradegebügelt werden, ist mir egal. Wichtig ist mir da eher, dass ein wohlig warmer Klang auf die CD gepresst wird - siehe ETERNAL FUCKING CHAMPION.

Live: BITTE hört auf zu tricksen. Wo bleiben denn die Bands, die einfach mal ihre Songs anders spielen als im Studio? Das nächste "Child in Time" gestreckt auf 15 Minuten? Mit Trickserei geht das nicht mehr. Ich will Variation hören und sehen. Ich will jemanden sehen, der sein Scheiß versemmelt und dann verschmitzt ins Publikum grinst und so zu seinen typisch menschlichen Fehlern steht. Und wenn du dein Scheiß nicht mehr singen kannst, weil es nicht mehr 1986 ist dann arrangier die Songs halt um, dass es auch auf ner anderen Tonlage geht. KANN DOCH NICHT SO SCHWER SEIN.
 
Live: BITTE hört auf zu tricksen. Wo bleiben denn die Bands, die einfach mal ihre Songs anders spielen als im Studio? Das nächste "Child in Time" gestreckt auf 15 Minuten? Mit Trickserei geht das nicht mehr. Ich will Variation hören und sehen. Ich will jemanden sehen, der sein Scheiß versemmelt und dann verschmitzt ins Publikum grinst und so zu seinen typisch menschlichen Fehlern steht. Und wenn du dein Scheiß nicht mehr singen kannst, weil es nicht mehr 1986 ist dann arrangier die Songs halt um, dass es auch auf ner anderen Tonlage geht. KANN DOCH NICHT SO SCHWER SEIN.
Oh ja, dieser Bitte schließe ich mich aus vollstem Herzen an.
 
Dieses Thema interessiert mich schon seit Jahren. Ich würde gerne mal hören welche Helden im Studio versagt haben.

Leider gibt es da recht wenig Infos, denn viele involvierte Musiker halten sich da bedeckt.
Bei Kiss trommelte im Studio nicht immer der, der auf dem Album genannt wurde.
Anderes Beispiel: Bis inklusive "Arise" ist Paulo Jr. auf keinem Sepultura-Album zu hören.
 
Sagen wir es mal so:
Wenn du da ne Band oder ein Projekt am Start hast, was auf CD schon ne Million Spuren hat an Orchester und Backgroundspuren und dann aber live auf all das verzichten solltest, würde es sich blöd anhören.
Auch find ich es nicht schlimm - natürlich nur wo es passt - evtl. Backgroundgesang oder eine zweite Gesangsspur laufen zu lassen, um Lieder, die auf CD halt so konzipiert sind, auch originaltreu rüberzubringen. Gerade wenn die Lieder auf CD z.B. im Refrain eine gedoppelte Gesangsspur haben, die im Studio der Sänger einsingt mangels weiterem Sangestalent in der Band. Wenn dann live nur eine der zwei Gesangslinien kommt, fehlt mir einfach irgendwas.

Was definitiv nicht geht, ist Vollplayback oder gar Instrumente vom Band laufen zu lassen und dann ne Mini Playback Show zu veranstalten, so wie Didi Bohlen anno dazumals Ende der 80er mit der Stratocaster bei Modern Talking.
 
Metal war mal ehrliche Musik
Bei Kiss trommelte im Studio nicht immer der, der auf dem Album genannt wurde.
Anderes Beispiel: Bis inklusive "Arise" ist Paulo Jr. auf keinem Sepultura-Album zu hören.

Ja, beides bekannt.

Mich würde z.B. interessieren auf welchen Scheiben Jörg Michael und Uli Kusch ausgeholfen haben. (siehe Aaarrg Interview im DFF)
 
Sagen wir es mal so:
Wenn du da ne Band oder ein Projekt am Start hast, was auf CD schon ne Million Spuren hat an Orchester und Backgroundspuren und dann aber live auf all das verzichten solltest, würde es sich blöd anhören.
Und trotzdem klingen die Sachen von der "Imaginations From The Other Side" auf der Blind Guardian Live-2CD komplett geil. Und da war man schon ein wenig ... sagen wir mal "stripped" unterwegs.
 
Und trotzdem klingen die Sachen von der "Imaginations From The Other Side" auf der Blind Guardian Live-2CD komplett geil. Und da war man schon ein wenig ... sagen wir mal "stripped" unterwegs.
Etwas reduziert ist ja nicht tragisch. Ich mein ja, wenn man im Studio halt wirklich hörbar massiven Bombast dazunimmt und dann live darauf verzichten würde und einfach mit Gitarre, Bass, und Schlagzeug auftreten würde. Da fehlte einfach ein prägnanter Faktor.
 
Sagen wir es mal so:
Wenn du da ne Band oder ein Projekt am Start hast, was auf CD schon ne Million Spuren hat an Orchester und Backgroundspuren und dann aber live auf all das verzichten solltest, würde es sich blöd anhören.
Auch find ich es nicht schlimm - natürlich nur wo es passt - evtl. Backgroundgesang oder eine zweite Gesangsspur laufen zu lassen, um Lieder, die auf CD halt so konzipiert sind, auch originaltreu rüberzubringen. Gerade wenn die Lieder auf CD z.B. im Refrain eine gedoppelte Gesangsspur haben, die im Studio der Sänger einsingt mangels weiterem Sangestalent in der Band. Wenn dann live nur eine der zwei Gesangslinien kommt, fehlt mir einfach irgendwas.

Was definitiv nicht geht, ist Vollplayback oder gar Instrumente vom Band laufen zu lassen und dann ne Mini Playback Show zu veranstalten, so wie Didi Bohlen anno dazumals Ende der 80er mit der Stratocaster bei Modern Talking.

im Studio wird bei Gesang immer etwas "gemogelt", z.B. eine zweite Gesangspur unter die eigentliche legen auf der nur in normaler Lautstärke mitgesprochen wird. haben z.B. Pantera z.B. sehr gerne gemacht. das ist auch völlig okay...ist halt Studio und soll auch gut klingen. das sich das live nicht reproduzieren lässt ist klar, muss es ja auch nicht. da kommen andere Dinge zum tragen die wichtiger sind (zumindest für den Sänger). wenn ich als Band für ein Studioalbum haufenweise Chöre oder ähnliches haben möchte, dann live aber auf Konserve setze...sorry. ich meine nicht umsonst ist ein Orchester für klassische Musik so Frau/Mann Stark...die wissen warum die immer im Rudel auflaufen:D
 
im Studio wird bei Gesang immer etwas "gemogelt", z.B. eine zweite Gesangspur unter die eigentliche legen auf der nur in normaler Lautstärke mitgesprochen wird. haben z.B. Pantera z.B. sehr gerne gemacht. das ist auch völlig okay...ist halt Studio und soll auch gut klingen. das sich das live nicht reproduzieren lässt ist klar, muss es ja auch nicht. da kommen andere Dinge zum tragen die wichtiger sind (zumindest für den Sänger). wenn ich als Band für ein Studioalbum haufenweise Chöre oder ähnliches haben möchte, dann live aber auf Konserve setze...sorry. ich meine nicht umsonst ist ein Orchester für klassische Musik so Frau/Mann Stark...die wissen warum die immer im Rudel auflaufen:D
Ich meine nicht, dass eine zweite Gesangsspur unter die Hauptspur gelegt wird, um diese dicker klingen zu lassen. Sondern wenn die zweite Gesangsspur zum Beispiel die Terz über oder unter der Hauptspur ist (Zweitstimme)
 
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