Das Album ist eine 10/10 und steht für mich heute schon an der Spitze ihrer Diskografie. Und das obwohl ich Fan der ersten 3 Alben inkl. EP bin.
Respekt. So eine Einschätzung bekomme ich kaum mehr nach 2 Tagen hin, aber fest steht: "ID.Entity" ist großartiger Stoff, ich habe das Album kaum aus dem Player bekommen seit Freitag früh.
"Friend or Foe" gewinnt in der Albumfassung noch einmal massiv gegenüber dem bislang bekannten Single Edit. Letzter indes macht natürlich insofern Sinn, als dass der Titel trotzdem nicht kastriert wirkt - was ansonsten ja fast immer der Fall ist bei solchen Edits. Kurz: in einer gerechten Welt wäre der Edit radiotauglich.
Die Frage, ob Riverside nun zu "poppig" geworden sind kann ich aus meiner Sicht definitiv mit "NEIN!" beantworten. Arg melodiöse Elemente mit Anleihen an 80er Pop gab es auch schon auf "Love, Fear and the Time Machine". Ich sehe die von Mariusz in der aktuellen eclipsed angesprochene Neujustierung der Band bei Weitem nicht so einschneidend, wie er selbst (oder Andere) das möglicherweise betrachten könnten: "ID.Entity" ist ein völlig homogenes, trotzdem wunderbar abwechslungsreiches Werk, in dem so ziemlich alle bisherigen Riverside-Soundmerkmale (vom angesprochenen 80er Pop in "FoF" über Purple-lastige 70s-Vibes bis hin zu den eher progrock-metallischen Wurzeln der Band) ihren Platz haben und in durch die Bank großartige Songs gegossen wurden. Kein Ausfall, Emotionen ("The Place where I belong" - Gänsehaut pur!) und selbst die beiden instrumentalen Bonustracks (recht metallisch, erinnern mich ein wenig an Long Distance Calling bisweilen) - das ist "ID.Entity". Der düster-melancholische Soundteppich, den Riverside dabei ausbreiten - den bekommt in meiner Welt kaum eine andere Band auf diese Art und Weise hin.
Denkbar (und wünschenswert), dass die Band nun "größer" wird, einen "Ausverkauf" kann man Mariusz & Co. zu keinem Zeitpunkt vorwerfen, viel zu sehr klingt all das nach dem, was man von der Band kennt und liebt. Die
möglicherweise "kommerziell" interpretierbaren Titel "FoF" und "Self-Aware" (Reggae grenzt für mich oft an akustische Körperverletzung, aber wie der diesen Reggae-Part hier in den Song einflechtet - einfach unwiderstehlich) strahlen noch immer den Sound der Band aus und sind aufgrund ihrer Wendungen und liebevoll ausgearbeiteten Details viel,
viel mehr als Stangenware für den schnellen Erfolg. Überdies fügen sie sich perfekt in den Flow des Albums ein und stellen einfach "nur" einen weiteren und mehr als gelungenen Farbtupfer in der bunten Klangwelt der Polen dar.
Ob also die von
@Petzi eingangs zitierte Feststellung auch deckungsgleich mit der Meinen ist wird die Zeit zeigen, völlig Recht aber hat er mit
Hier funktioniert einfach alles.
Das bisherige Highlight 2023 - und ich gehe kaum davon aus, dass sich daran noch etwas ändern wird, denn die Klasse und Tiefe dieses Albums zu toppen, das wird schon eine harte Nuss für die "Konkurrenz". Ein Album, das man wieder und wieder hören möchte - und mit jedem Mal mehr zum Entdecken bietet. So wunderbar, dass es solche Musik noch gibt.
Kurz einzugehen sei noch auf dieses hier:
Scheiß auf alles, er hat so eine schöne Stimme, der Song (ich hab mich in den rockigen Passagen ertappt zu denken, würden RUSH noch existieren und Musik machen könnte ggf. sowas ähnliches bei rumkommen) lebt von ihm.
Die Klangfarbe seiner Stimme, die gleichzeitig oder auch wahlweise wohlige Wärme wie auch unterkühlte Distanz auszustrahlen vermag ist neben seinem Bassspiel (von dem ich nie genug bekommen kann) wohl das Trademark, das Riverside auf ID.Entity am meisten weiterentwickelt haben.
Abschließend: kaum eine Band vermag es, den Bogen von den 70ern bis hin die Neuzeit derart breit zu spannen und in durchweg (!) packende Songs zu integrieren. Riverside sind eine Macht. Zeit, dass das mal so genreübergreifend erkannt wird. Und: nach wie vor kein Ausfall in der Diskografie erkennbar.