Wenn ich so ein paar Gedankenfetzen formuliere, dann ist Rock‘n‘Roll für mich Sex. Lust, Hingabe, Leidenschaft. Etwas Feuriges. Mehr in den Sinnen, als im Versand. Er muss gefühlt werden, ausagiert werden. Darin kann auch Aggression liegen, die Bandbreite ist da ja ähnlich groß. Dreck, Scumfuck. Schönheit in dem, was nicht objektiv schön sein mag und doch wahre Schönheit ist und berührt (btw: warum schlägt mir die Autokorrektur „Schwanz“ vor, wenn ich „Schönheit“ eingebe
)
Für meine Begriffe liegt darin viel Freiheit, die ich dafür als ähnlich zentral ansehe. Loslassen können. Kontrolle abgeben, auch Exzess. Ich glaube, dass ein Rock‘n‘Roller weniger auf Sicherheit aus ist. Er nimmt auch Unsicherheiten in Kauf, wenn sie der Preis sind, nicht in Strukturen oder Konventionen gebunden zu werden, die sich irgendwie eng anfühlen. Die Freiheit im Geist strahlt er vielleicht auch ab, sodass man sich in seiner Gegenwart recht locker fühlen kann. Damit meine ich nicht fehlenden Fokus. Im Gegenteil. Ich glaube, dass man spürt, dass derjenige einer Sache verschrieben ist. Das kann durchaus kompromisslos sein in der Art, sich immer wieder dafür zu entscheiden.
Beweglich zu bleiben und auch autonom, selbst im Verbund, das verbinde ich ebenfalls mit Rock‘n‘Roll. Weniger gefallen wollen und mehr Echtheit. Nicht so sesshaft, immer hungrig auf das Leben.
Der letzte Aspekt, der mir einfällt, meint eine Art unverstellte Kindlichkeit, ein Sein im Moment, etwas Selbstvergessenes. So wie Kinder auch ein ganz anderes Sein in und Umgang mit der Zeit haben. Vielleicht sind das Momente des Loslassens, in denen man frei ist.