Rock'n'Roll Will Save Your Soul oder: Der Rock'n'Roll als Lebensgefühl

Da ist was dran... erinnert mich daran, dass ich schon in mehreren Ländern in Lokalen der Kette "Hard Rock Cafe" zu Gast war, aber kein einziges Mal hab ich irgendwo Hard Rock oder Metal gehört...
 
Ich denke aber schon, dass man den archetypischen Rock'n'Roller musikalisch verankern kann und sogar muss. Losgelöst vom Genre ist es eine unmittelbare, körperliche, virile und mittels sinnlicher Reizung bis Überreizung die Drüsen mit der Seele verknüpfende Musik, die den Rock'n'Roller sich als körperliches Wesen spüren lässt und ihn damit gleichzeitig von den Limitierungen des Fleischlichen befreit. Eine triebhafte Musik, die selbst in ihrer irdensten Form Spiritualität in sich trägt. Wer hat sich noch nie von etwas so bodenständigem wie einem Angus-Young-Solo freigesetzt gefühlt? Darin liegt womöglich eine Suche, so alt, wie der Mensch selbst.

Edit: Will sagen, die Kraftquelle des Rock'n'Rollers ist Musik. Egal welche, solange sie lustvoll ist.
 
Hmmm, habe nur den ersten Beitag gelesen und reagiere nur darauf, ohne zu wissen, was schon geschrieben wurde.
Eine Antwort kenne ich nicht. Ich selber bin eher auf Sicherheit und geregelte Abläufe im Alltag eingeschoßen. Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich immer denselben Weg zwischen den Regalen.
Ich fuhr zum Autowaschen immer an die gleiche Tankstelle (so etwa 2x im Jahr) weil ich das Prozedere dort kannte. Tankstelle ist weg. Auto dreckig.
Wenn es auf Konzerte geht, bin ich vorher nervöser als alle Band eines Festivals zusammen.
Nicht Rock `N`Roll, oder?
Aber wenn ich mein Rock `N`Roll Superheldenkostüm anhabe (rote Hose, Kutte), ich in der ersten Reihe stehe und mich die Euphorie und der dröhnende Bass packt, dann kann der Wecker auch um 02.30h klingeln - dann gehe ich erst gar nicht ins Bett, sondern fahre z.B von Oldenburg nach Wuppertal zur Arbeit durch, grinse dem öden Alltag breit ins Gesicht und denke, das die Musik es wert ist.
Mein erstes Konzert der Villagers Of Ioannina City habe ich sehen können, weil ich ein paar Stunden vor der Konzertlocation gewartet habe. Es war ausverkauft, aber die Jungs haben draussen geraucht und ich bat darum, mir zumindest ein Shirt zu verkaufen. Ich solle mal warten...und nachdem alle mit Karte drin waren, durfte ich (sowie zwei oder drei Andere) doch noch rein.
Ich denke, ich bin ein vorsichtiger Rocker. Wenn überhaupt.
Sowas wie Jarvis (alles einlagern und 10 Jahre für die Band leben) würde ich wohl nicht tun.
Spliff wussten schon "Rock Is A Drug" und wenn man einmal darüber gehört hat...
ach, ich hab keine Ahnung.
Will ich ausserhalb der Gesellschaft stehen? Ich fände eine zueinander stehende Gesellschaft wünschenswerter. Aber irreal. Geh mal einkaufen...
Ich merke, ich kann nicht wirklich was zum Thema beitragen und trinke mir lieber noch ein Kaltgetränk.
 
Hmmm, habe nur den ersten Beitag gelesen und reagiere nur darauf, ohne zu wissen, was schon geschrieben wurde.
Eine Antwort kenne ich nicht. Ich selber bin eher auf Sicherheit und geregelte Abläufe im Alltag eingeschoßen. Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich immer denselben Weg zwischen den Regalen.
Ich fuhr zum Autowaschen immer an die gleiche Tankstelle (so etwa 2x im Jahr) weil ich das Prozedere dort kannte. Tankstelle ist weg. Auto dreckig.
Wenn es auf Konzerte geht, bin ich vorher nervöser als alle Band eines Festivals zusammen.
Nicht Rock `N`Roll, oder?
Aber wenn ich mein Rock `N`Roll Superheldenkostüm anhabe (rote Hose, Kutte), ich in der ersten Reihe stehe und mich die Euphorie und der dröhnende Bass packt, dann kann der Wecker auch um 02.30h klingeln - dann gehe ich erst gar nicht ins Bett, sondern fahre z.B von Oldenburg nach Wuppertal zur Arbeit durch, grinse dem öden Alltag breit ins Gesicht und denke, das die Musik es wert ist.
Mein erstes Konzert der Villagers Of Ioannina City habe ich sehen können, weil ich ein paar Stunden vor der Konzertlocation gewartet habe. Es war ausverkauft, aber die Jungs haben draussen geraucht und ich bat darum, mir zumindest ein Shirt zu verkaufen. Ich solle mal warten...und nachdem alle mit Karte drin waren, durfte ich (sowie zwei oder drei Andere) doch noch rein.
Ich denke, ich bin ein vorsichtiger Rocker. Wenn überhaupt.
Sowas wie Jarvis (alles einlagern und 10 Jahre für die Band leben) würde ich wohl nicht tun.
Spliff wussten schon "Rock Is A Drug" und wenn man einmal darüber gehört hat...
ach, ich hab keine Ahnung.
Will ich ausserhalb der Gesellschaft stehen? Ich fände eine zueinander stehende Gesellschaft wünschenswerter. Aber irreal. Geh mal einkaufen...
Ich merke, ich kann nicht wirklich was zum Thema beitragen und trinke mir lieber noch ein Kaltgetränk.

Darin finde ich mich sehr wieder. Der ganze Alltagsknipp soll nach Möglichkeit möglichst geräuscharm und energieschonend vor sich nin tuckern, braucht man doch alle Kraft, um in den Flammen zu tanzen...!
 
Ich denke aber schon, dass man den archetypischen Rock'n'Roller musikalisch verankern kann und sogar muss. Losgelöst vom Genre ist es eine unmittelbare, körperliche, virile und mittels sinnlicher Reizung bis Überreizung die Drüsen mit der Seele verknüpfende Musik, die den Rock'n'Roller sich als körperliches Wesen spüren lässt und ihn damit gleichzeitig von den Limitierungen des Fleischlichen befreit. Eine triebhafte Musik, die selbst in ihrer irdensten Form Spiritualität in sich trägt. Wer hat sich noch nie von etwas so bodenständigem wie einem Angus-Young-Solo freigesetzt gefühlt? Darin liegt womöglich eine Suche, so alt, wie der Mensch selbst.

Edit: Will sagen, die Kraftquelle des Rock'n'Rollers ist Musik. Egal welche, solange sie lustvoll ist.
Was glaubst du ist es, was die Menschen suchen und wonach sie hungern? Ist es das, was du benennst - die Freisetzung vom Fleischlichen und die Körperlichkeit selbst? Geist / Spirit / Spiritualität und Sex / Körper / Unmittelbarkeit / Sinne? Ich musste gerade an das Liveerlebnis beim Konzert denken und finde da vieles von wieder. Auch das Musikhören zuhause ist am intensivsten, wenn der Körper dabei spürbar ist und man gleichzeitig so aus ihm rausgeht.

Hast du Annahmen darüber, warum der Spirit gerade in Musik so stark ist und warum Musik diese beiden Ebenen anspricht und vereint?
 
Hmmm, habe nur den ersten Beitag gelesen und reagiere nur darauf, ohne zu wissen, was schon geschrieben wurde.
Eine Antwort kenne ich nicht. Ich selber bin eher auf Sicherheit und geregelte Abläufe im Alltag eingeschoßen. Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich immer denselben Weg zwischen den Regalen.
Ich fuhr zum Autowaschen immer an die gleiche Tankstelle (so etwa 2x im Jahr) weil ich das Prozedere dort kannte. Tankstelle ist weg. Auto dreckig.
Wenn es auf Konzerte geht, bin ich vorher nervöser als alle Band eines Festivals zusammen.
Nicht Rock `N`Roll, oder?
Aber wenn ich mein Rock `N`Roll Superheldenkostüm anhabe (rote Hose, Kutte), ich in der ersten Reihe stehe und mich die Euphorie und der dröhnende Bass packt, dann kann der Wecker auch um 02.30h klingeln - dann gehe ich erst gar nicht ins Bett, sondern fahre z.B von Oldenburg nach Wuppertal zur Arbeit durch, grinse dem öden Alltag breit ins Gesicht und denke, das die Musik es wert ist.
Mein erstes Konzert der Villagers Of Ioannina City habe ich sehen können, weil ich ein paar Stunden vor der Konzertlocation gewartet habe. Es war ausverkauft, aber die Jungs haben draussen geraucht und ich bat darum, mir zumindest ein Shirt zu verkaufen. Ich solle mal warten...und nachdem alle mit Karte drin waren, durfte ich (sowie zwei oder drei Andere) doch noch rein.
Ich denke, ich bin ein vorsichtiger Rocker. Wenn überhaupt.
Sowas wie Jarvis (alles einlagern und 10 Jahre für die Band leben) würde ich wohl nicht tun.
Spliff wussten schon "Rock Is A Drug" und wenn man einmal darüber gehört hat...
ach, ich hab keine Ahnung.
Will ich ausserhalb der Gesellschaft stehen? Ich fände eine zueinander stehende Gesellschaft wünschenswerter. Aber irreal. Geh mal einkaufen...
Ich merke, ich kann nicht wirklich was zum Thema beitragen und trinke mir lieber noch ein Kaltgetränk.
Das hätte jetzt auch von mir kommen können. Im Alltag bin ich auf Sicherheit gepolt, auf Gleichmäßigkeit, Routinen. Vielleicht auch, weil ich bei Musik eben genau das meist nicht möchte. Sicher, mit modernen Geräuschkulissen aus dem Bereich jazzy, black, rumplepumple habe ich auch meine Schwierigkeiten, aber das mag am Alter liegen. Für Musik habe ich Dinge getan, die ich für kaum etwas anderes tun würde.
 
Was glaubst du ist es, was die Menschen suchen und wonach sie hungern? Ist es das, was du benennst - die Freisetzung vom Fleischlichen und die Körperlichkeit selbst? Geist / Spirit / Spiritualität und Sex / Körper / Unmittelbarkeit / Sinne? Ich musste gerade an das Liveerlebnis beim Konzert denken und finde da vieles von wieder. Auch das Musikhören zuhause ist am intensivsten, wenn der Körper dabei spürbar ist und man gleichzeitig so aus ihm rausgeht.

Hast du Annahmen darüber, warum der Spirit gerade in Musik so stark ist und warum Musik diese beiden Ebenen anspricht und vereint?

Musik ist die wohl unausweichlichste, weil unmittelbarste Ausdrucksform, denn man sich ihr nicht erwehren. Sie setzt konkrete Reize auf ätherische, nicht greifbare Weise. Das macht sie begehrenswert und deswegen weckt sie wohl auch Begehrlichkeiten. Ich glaube, dass Musik das sexualisierte Geschwister der Mathematik ist, die sinnliche Entsprechung der Rationalität, der Rausch im Gegensatz zum Maßhalten und doch damit verwandt. Hinzu kommt wohl, dass Musik über den Rhythmus funktioniert, wie über einen Puls. Das hat etwas sehr Körperliches, auch Intimes. Wenn ich daran denke, wie wir beide Musik miteinander erleben und wie sich ihre Bedeutung, die zuvor für uns als Individuen ganz anders gelagert war, deswegen gewandelt hat, ist der Musik dieses erotische Moment wohl eingeschrieben. Musik will in die Seele durch den Körper und vereint so beides und setzt frei.
 
Hast du Annahmen darüber, warum der Spirit gerade in Musik so stark ist und warum Musik diese beiden Ebenen anspricht und vereint?

Ich denke nicht, dass es an Musik grundsätzlich liegt. Aber sie erreicht jene umso unmittelbarer, die dafür empfänglich sind.
Es gibt sicher auch Menschen, die ähnlich durch bildende Kunst erschüttert werden. Musik ist eben unser Ding. Und vielleicht auch am einfachsten konsumierbar.
 
Musik ist die wohl unausweichlichste, weil unmittelbarste Ausdrucksform, denn man sich ihr nicht erwehren. Sie setzt konkrete Reize auf ätherische, nicht greifbare Weise. Das macht sie begehrenswert und deswegen weckt sie wohl auch Begehrlichkeiten. Ich glaube, dass Musik das sexualisierte Geschwister der Mathematik ist, die sinnliche Entsprechung der Rationalität, der Rausch im Gegensatz zum Maßhalten und doch damit verwandt. Hinzu kommt wohl, dass Musik über den Rhythmus funktioniert, wie über einen Puls. Das hat etwas sehr Körperliches, auch Intimes. Wenn ich daran denke, wie wir beide Musik miteinander erleben und wie sich ihre Bedeutung, die zuvor für uns als Individuen ganz anders gelagert war, deswegen gewandelt hat, ist der Musik dieses erotische Moment wohl eingeschrieben. Musik will in die Seele durch den Körper und vereint so beides und setzt frei.
Danke für deine Gedanken.
Dann ist Musik auch in der Lage zu verbinden. Geist und Sex, Menschen(Gruppen), Emotion und Erkenntnis, Zeiten. Und das sehr unmittelbar und wenig steuerbar. Mehr wie Magie. Sie wandelt darüberhinaus. Wie ein mächtiger Katalysator. Sie setzt frei, was noch nicht frei genug ist.

Beim Singen, dieser ganz ursprüngliche Form von Musik, geht es auch um Atem, der in die Welt geschickt wird. Singen in der Gruppe war untersagt während der Lockdown-Maßnahmen. Ich weiß noch, wie dich das bestürzt hat. Gitarren etwa empfinde ich auch oft als singend in den Soli. Das Bild des Rhythmus, der Puls ist, finde ich sehr schön und treffend. Ich reagiere immer auf Rhythmus. Mit Atem und Puls hat man gleich zwei elementare Bedingungen für Leben, zumindest für menschliches.

Musik berührt für mich auch immer die Abwesenheit dessen. Abgründigkeit, Tod, Schmerz, Dunkelheit. Wie ein Medium, das in beide Pole hineinragt.
 
Da haben wir doch hier ein klares Paradoxon. Drauf zu pfeifen ob ich Rock 'n' Roll(er) bin und mich deren "Regeln" zu widersetzen, macht mich dann zum wirklichen Rock 'n' Roller, indem ich meinem geregelten Leben nachgehe:D
 
Der Titel hat mich irgendwie an zwei Songs erinnert. Einmal "Lou Reed - Rock'n'Roll" und dann noch "Robert Calvert - Evil Rock".

Lou Reed - Rock'n'Roll
Jenny said, when she was just five years old
There was nothin' happenin' at all
Every time she puts on a radio
There was a nothin' goin' down at all, not at all
Then one fine mornin' she puts on a New York station
You know, she don't believe what she heard at all
She started shakin' to that fine, fine music
You know her life was saved by rock 'n' roll
Despite all the amputations
You know you could just go out and dance to the rock 'n' roll station


Robert Calvert - Evil Rock
Rock 'n' roll music killed all your best sons
Dying for the sins that you never done
Their songs pressed in plastic and they're dressed as tin cans
They just didn't ask it, they never made plans
Rock 'n' roll music has taken their souls
Possesses their minds, your babies it stole
Rock 'roll music yeah it's takin' its toll
It's evil music; it's rock 'n' roll

Auch wenn ich glaube, dass gerade in den frühen 70ern das Rock'n'Roll Lebensgefühl noch ein ganz anderes war als heute, war für mich nie die Musik der ausschlaggebende Punkt. Für mich ist Rock'n'Roll ein unbeschwertes Lebensgefühl, gerade nicht das zu tun, was alle für dich vorherbestimmen, sondern deinen eigenen Weg zu finden. Ich würde es als Selbstfindung, den eigenen Weg finden bezeichnen. Sicherlich war das früher deutlich enger mit der Musik verknüpft als eigene Subkultur und Abkehr von bestimmten gesellschaftlichen Werten. Heute wird es sicherlich nicht mehr so eng damit verflochten. Aber auch mir hat das als Jugendlicher geholfen meinen eigenen Weg zu finden und dazu gehört sicherlich auch die Rebellion gegen die eigenen Eltern. Da vielleicht dann Musik eher als Quelle der Kraft.

Heute würde man mir das optisch nicht ansehen. Das ganze Thema Kleidung, Optik usw. hat für mich nicht wirklich etwas damit zu tun. Es kann Ausdruck eines Lebensgefühls sein, aber muss es nicht zwangsweise.
 
Ich halte das Thema fast schon groß genug für eine Doktorarbeit oder ein Buch.

Einerseits gibt es da diesen geschichtlichen Aspekt. Den ersten Rock'n'Roller gab es irgendwann in den 50er Jahren als Musiker wie Chuck Berry, Little Richard, Jerry Lee Lewis, Bill Haley, usw, ihre Riffs auf (damals) harte Beats raushauten. Diese Welle lief so langsam aus (hinzu kam auch noch der tragische Flugzeugabsturz 1959), ging aber dann in die Beatmusik über. Ein Rock'n'Roller aus den 50ern ist nicht das gleiche wie einer aus den 60ern oder einem Lemmy (auch wenn dieser z. B. immer wieder Bezug auf diese nahm). Und wie sich ein Rock'n'Roller in den heutigen 20er definiert? Ich habe keine Ahnung.

Andererseits ist da auch noch der hier oft vorgebrachte körperliche Aspekt des Rock'n'Roll. Meines Erachtens ist schon Musik an sich eine der körperlichsten Künste. Ein Bild an der Wand ist ja so viel anders als ein Konzert. In den besten Momenten stellen Musiker bei einem Live-Erlebnis eine magische Verbindung mit den Zuhörern her. Sie ist unmittelbar und es findet da eine Kommunikation zwischen Künstler und Konsumenten statt, die sich dabei auch direkt gegenseitig beeinflussen. Musik ist immer flüchtig und immer Gegenwart. Ein live gespielter Akkord kann nicht festgehalten werden, der Musiker spielt diesen nie exakt gleich und er vergeht, er ist im Fluss der Zeit. Ein Bild hingegen ist immer eine starre Momentaufnahme aus der Vergangenheit. Zwar kann sich der Maler daneben stellen und dazu etwas erklären, aber dies ist dann schon eine Zwischenschaltung auf eine Kommunikationsebene, während sie bei Musik direkt erfolgt.

Natürlich kann jetzt jemand richtigerweise anbringen, daß Musik ja doch festgehalten kann und auf Tonträger gebannt dort immer gleich klingt, aber auch hier bleibt Musik immer in Bewegung. Der Hörer kann den Akkord nicht festhalten, das Lied geht auch hier immer weiter und weiter und ist auch dort in Bewegung. Der Rock'n'Roller bewegt sich und ist bewegt und ein Bild kann wohl schwerlich einen "Moshpit" auslösen. Deshalb muß da wohl immer Musik sein, wo ein Rock'n'Roller ist.
 
Ich halte das Thema fast schon groß genug für eine Doktorarbeit oder ein Buch.

Einerseits gibt es da diesen geschichtlichen Aspekt. Den ersten Rock'n'Roller gab es irgendwann in den 50er Jahren als Musiker wie Chuck Berry, Little Richard, Jerry Lee Lewis, Bill Haley, usw, ihre Riffs auf (damals) harte Beats raushauten. Diese Welle lief so langsam aus (hinzu kam auch noch der tragische Flugzeugabsturz 1959), ging aber dann in die Beatmusik über. Ein Rock'n'Roller aus den 50ern ist nicht das gleiche wie einer aus den 60ern oder einem Lemmy (auch wenn dieser z. B. immer wieder Bezug auf diese nahm). Und wie sich ein Rock'n'Roller in den heutigen 20er definiert? Ich habe keine Ahnung.

Andererseits ist da auch noch der hier oft vorgebrachte körperliche Aspekt des Rock'n'Roll. Meines Erachtens ist schon Musik an sich eine der körperlichsten Künste. Ein Bild an der Wand ist ja so viel anders als ein Konzert. In den besten Momenten stellen Musiker bei einem Live-Erlebnis eine magische Verbindung mit den Zuhörern her. Sie ist unmittelbar und es findet da eine Kommunikation zwischen Künstler und Konsumenten statt, die sich dabei auch direkt gegenseitig beeinflussen. Musik ist immer flüchtig und immer Gegenwart. Ein live gespielter Akkord kann nicht festgehalten werden, der Musiker spielt diesen nie exakt gleich und er vergeht, er ist im Fluss der Zeit. Ein Bild hingegen ist immer eine starre Momentaufnahme aus der Vergangenheit. Zwar kann sich der Maler daneben stellen und dazu etwas erklären, aber dies ist dann schon eine Zwischenschaltung auf eine Kommunikationsebene, während sie bei Musik direkt erfolgt.

Natürlich kann jetzt jemand richtigerweise anbringen, daß Musik ja doch festgehalten kann und auf Tonträger gebannt dort immer gleich klingt, aber auch hier bleibt Musik immer in Bewegung. Der Hörer kann den Akkord nicht festhalten, das Lied geht auch hier immer weiter und weiter und ist auch dort in Bewegung. Der Rock'n'Roller bewegt sich und ist bewegt und ein Bild kann wohl schwerlich einen "Moshpit" auslösen. Deshalb muß da wohl immer Musik sein, wo ein Rock'n'Roller ist.

Du vergleichst hier aber das Bild an der Wand mit dem Liveerlebnis. Richtig wäre das Bild mit dem Vinyl oder der CD zu vergleichen. Liveperformance Kunst kann aber genauso von Malerinnen, Graffitikünstlerinnen etc. intensiviert werden.
 
Rock'n'Roll Will Save Your Soul

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;)
 
Du vergleichst hier aber das Bild an der Wand mit dem Liveerlebnis. Richtig wäre das Bild mit dem Vinyl oder der CD zu vergleichen. Liveperformance Kunst kann aber genauso von Malerinnen, Graffitikünstlerinnen etc. intensiviert werden.

Das wichtigste, weil körperlichste Element von Musik im Bezug auf den Rock'n'Roll als Lebensgefühl und vor allem als Ausdruck von Sinnlichkeit, ist jedoch der Puls, finde ich. Diese Unmittelbarkeit setzt die Musik von allen anderen Kunstformen ab würde ich sagen.
 
Das wichtigste, weil körperlichste Element von Musik im Bezug auf den Rock'n'Roll als Lebensgefühl und vor allem als Ausdruck von Sinnlichkeit, ist jedoch der Puls, finde ich. Diese Unmittelbarkeit setzt die Musik von allen anderen Kunstformen ab würde ich sagen.

Hmm, ich verstehe was du meinst, aber das wäre ja u.a. auch bei Lesungen, Schau-/Theaterspiel etc. gegeben. Beispielsweise ein Ben Becker (man mag von ihm als Mensch halten was man mag) verkörpert für mich schon in seinem Spiel einen "RocknRoller".
 
Musikhistorisch betrachtet wäre es aus meiner Sicht eine Form der Rebellion gegen das Gleichförmige, ein Aspekt, den hier schon Viele benannt haben. Mit der Fortdauer der Rockmusik, ihrer steten Entwicklung und dem heute kaum mehr gegebenen Schockeffekt scheint mir dies aber nicht mehr ins Hier und Heute zu passen. Hinzu kommt, dass heutzutage sprachgebrauchlich alles mögliche "Rockt", ob in der Schlager- oder HipHop-Szene: der Begriff als Solcher ist mittlerweile derart integriert, dass der für kommende Generationen einfach vorhanden ist und nicht selten eben mit Party, Action oder einfach "toll" verbunden wird - und nicht zwingend mit Elvis, den Stones, Hendrix oder Motörhead.

Bis hin zu Marilyn Manson (der im Grunde auch nichts Anderes gemacht hat als das Alice-Cooper-Theater der 70er zu modernisieren) war dieser Schockeffekt und dieses "Anders sein" (sicher auch speziell in der Gothic- und Punk-Szene zu finden) noch etwas, was die jeweils älteren Generationen auch so empfunden haben (könnten), heuer tragen Babys Slayer- oder Motörhead-Bodies. Das in den Rock'n Roll hineinwachsen ist somit schon per se einfacher geworden ;).

In der Wahrnehmung derer, die in den Jahren des Rock/Metal aufgewachsen sind wird diese Verbindung Rock'n Roll / "Sei wie Du bist und scheiß auf die Anderen"-Attitüde sicher stets Bestand haben, zumindest geht es mir so und wenn ich hier so quer lese, dann zieht sich das wie ein roter Faden durch die Postings. Ob man für diese Einstellung zwingend "Rock'n Roller" in Form eines entsprechenden Musikhörers sein muss oder ob es sich einfach um Jemanden handelt, der seinen Weg unbeirrt voran geht und meinetwegen Schlager oder Volksmusik hört, das sei an dieser Stelle dahingestellt.

Ist Rock'n Roll ein Lebensgefühl? Kann sich ein Jeder nicht in dem Moment diese Frage für sich selbst beantworten, in dem er daheim seine Lieblingsscheibe(n) auflegt und sich sofort einfach anders, besser, losgelöster, unerklärbarerweise freier fühlt? Und tritt dieses Lebensgefühl nicht ebenso in besonderer Form zutage, wenn man auf einem Livekonzert zig Gleichgesinnte um sich herum findet (Herkunft, Alter, Religion, Haarlänge völlig Wumpe), die glückselig kollektiv ausrasten, wenn "ihre" Band auf den Brettern steht? Gibt es für die Dauer eines Konzerts etwas Wichtigeres als eine Form der Gemeinschaft, hervorgerufen durch eine gemeinsame Leidenschaft? Ich denke, dies und das daraus resultierende Zusammenspiel vor und auf der Bühne definieren hier durchaus ein Lebensgefühl.
 
man sollte nie nicht vergessen: das war zur Zeit vom beginnenden Elvis eine Revolution. Die hat sich ganz schnell in absolute Biedermeier-Spießigkeit und Konservatismus gewandelt. Es gibt keine spießigere, langweiligere (Sub-)Kultur als die 50's, grade die nachkommenden Rockabilly-Szenen sind in vielen Dingen erzkonservativ und American-Dream-anhängig und ultra spießig. Nicht immer nur James Dean und Marlon Brando vor Augen haben. Ok, Skinheads sind noch ähnlich langweilig:D
 
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