Van der Graaf Generator - Peter Hammill

Van der Graaf Generator (VdGG), benannt nach einer Apparatur zur Erzeugung starker elektrischer Ladungen, waren immer dunkler und wilder als die meisten ihrer Zeitgenossen. Berühmt waren sie für ihre wild wuchernden, dichten und komplexen Songs, die sie zwischen 1969 und 1976 auf sechs Alben für das Charisma Label aufnahmen, und für ihre beinahe existenzialistischen, oft verstörenden Kompositionen. Wie auch immer – Van der Graaf Generator sind ganz sicher eine legendäre Band... Und einigermaßen überraschend haben sich Peter Hammill, Hugh Banton und Guy Evans nun entschieden, daß sie 2020 noch einmal auf Tour gehen werden. Auf den Shows im Jahr 2020 dürfen sich die Fans auf unterschiedliche Sets mit kürzeren Werken aus der Bandgeschichte wie auch neuen Stücken freuen. Die Intention von Van der Graaf Generator ist nicht, exakt den Sound und Stil der Originale wiederzugeben, sondern vielmehr aus dem Geist dieser Werke etwas Neues, Zeitgenössisches entstehen zu lassen. Sicher, Van der Graaf Generator sind eine Gruppe mit einer einzigartigen Geschichte, aber noch wichtiger ist: sie sind eine ausgesprochen moderne, eben eine aktuelle Band!

Hm.... da habe ich schon gar keine Lust mehr...
 
Auf den Shows im Jahr 2020 dürfen sich die Fans auf unterschiedliche Sets mit kürzeren Werken aus der Bandgeschichte wie auch neuen Stücken freuen. Die Intention von Van der Graaf Generator ist nicht, exakt den Sound und Stil der Originale wiederzugeben, sondern vielmehr aus dem Geist dieser Werke etwas Neues, Zeitgenössisches entstehen zu lassen.

Spannend.
love.gif
Hat bei KC schon wunderbar geklappt. Und da ich auch das Spätwerk sehr schätze, freue ich mich weiterhin. Trotzdem schade, dass David Jackson nicht dabei sein wird. Nicht zuletzt er hat "Present" zu einem der besten VDGG-Werke gemacht.
 
An der Stelle möchte ich auch noch einmal betonen, dass mir die Kooperation zwischen dem guten Peter und Isildurs Bane außerordentlich gut gefällt.

Live:
 
Griechenland- und Italien-Dates sind gecancelt. :hmmja:Wollte unbedingt auf zwei oder drei Deutschland-Dates. Wäre mein Frühjahrshöhepunkt gewesen.
 
Vor ein paar Tagen hatte ich noch die wunderbar fixe Idee, dass man mit viel gutem Willen VdGGs "World Record" als Corona-Konzeptalbum auffassen könnte. Fangen wir mal bei den Äußerlichkeiten an:
  • Alleine der Titel schon. Bei "Record" kann man ja u.a. auch an "medical record" denken, also an "Krankenakte". In diesem Zusammenhang also die Krankenakte der ganzen Welt, sprich: Eine Pandemie, vielleicht auch ("World Record") eben größer als alles bisher dagewesene.
  • Das Cover passt natürlich auch, jedoch auf eine etwas verklausuliertere Weise. Klar, Erde, Schallplatten und auch Coronaviren sind alle rund, aber es wird noch besser: Schallplatten wurden ja vor einiger Zeit totgesagt, aber mittlerweile boomt Vinyl wieder. Und so stellen wir umgekehrt auch fest, dass - bei aller Medizin - ein Krankheitserreger trotzdem noch in der Lage ist, die ganze Menschheit (also die ganze Welt) aus den Angeln zu heben.
  • Ah ja, die Schallplatte (i.e. das Virus) nimmt auf dem Cover natürlich das östliche Drittel der Erdkugel ein. Wo fing die Epidemie doch gleich an?
Dann natürlich die Songs:
  • "When She Comes": Was da über "Sie" (von der niemand genau weiß, was und wo "Sie" eigentlich ist) geschrieben wird, ist doch nicht so unzutreffen: Da wird der Geruch von Parfüm erwähnt, also etwas, das über in der Luft schwebende Partikel übertragen wird. Dann gibt's so Gedankengänge wie "That you think she's eternal / That you think she is everything / And you think that she'll always stay", die recht genau die aktuelle Situation (ein einziges Thema dominiert alles und es ist nicht ersichtlich, wie lange Einschränkungen und Maßnahmen andauern werden - ewig?!) zusammenfassen. Dann kommt auch noch die Aussichtslosigkeit des Ankämpfens zur Sprache ("Still you swear that you can win her / All you can conceive is the effort to be worthy"), die infamen Versuche, doch noch irgendwas aus der Situation zu machen und die jeweilige Industrie mit fadenscheinigen Mittelchen zu retten ("In the end it all comes down to sleazy bargains") und schließlich - als durchaus ironische Wendung - noch die öffentliche Verwirrung um die Namensgebung: Corona? SARS-CoV-2? COVID-19? "You never did quite catch her name", haha.
  • "A Place To Survive": ...findet sich natürlich für alle Leute zuhause. Auch die körperliche Erschlaffung im Homeoffice wird angerissen ("Your eyes burn, your ears howl, your limbs are disjointed"), ebenso die Probleme der Landwirtschaft durch die mangelnde Versorgung mit osteuropäischen Erntehelfern ("Barren fields, the barren earth, never more will it flower"). Natürlich überhaupt das massenhafte Sterben in den Städten, wo auch der adressierte Hörer wohnt ("While the holocaust rages around you, be the eye of the storm / Though the extent of disaster astounds you, forearmed is forewarned") und die Einmaligkeit der Situation ("You've never lived as you're living today ... the end of everything you've ever known"). Dann kommt noch die Machtlosigkeit gegenüber der Situation zur Sprache: "The universe is doubtless unfolding just exactly as it should" - und wir können, obgleich wir Mathematik, Medizin und Sozioökonomie aus dem Lehrbuch beherrschen, nichts dagegen tun, wenn sich ein Virus exponentiell verbreitet.
  • "Masks": Spricht wohl für sich selber... und war deshalb auch der Ausgangspunkt für diese Schnapsidee. :D Wobei: Mit der Strophe "So he tells all his problems to his friends and relations / Exposes his neuroses to their view / They accept as fact every masochistic mumble of his act / How could they know what was false and what was true?" wird nicht nur der hiesige Thread ganz passabel beschrieben, sondern überhaupt die bekanntermaßen ja vom Relativismus "alternativer Fakten" einerseits und unbarmherzigem, für Außenseiter definitiv missverständlichem Sarkasmus andererseits dominierte Gegenwart.
  • "Meurglys III": Sowas wie die Bewältigungstherapie für die soziale Isolation. Was soll man auch machen außer Gitarre spielen, endlos lange? Denn: "All human contact seems painful, risky, odd", und mit Hunden oder Zimmerpflanzen zu reden, ist natürlich genauso wenig zielführend. Passenderweise - und um den Charakter eines konsistenten Konzepts noch zu unterstreichen - ist dasnn später ebenfalls die Rede von "all the masks of men". Die Aussichten sind allerdings düster - das Ende von Social Distancing & Co. in Gestalt des großen Wiedersehens mit Freunden und allen Annehmlichkeiten wird geradezu als apokalyptisch beschrieben: "This longing for friends and comfort, you know that in the end all will be revealed." - schließlich bezieht sich "reveal" ja auch auf die "revelation", i.e. die biblische Offenbarung. Wahrscheinlich wird damit schon die zweite Welle angedeutet, denn postwendend heißt es da: "When no more plants or dogs or rooms are there to hear you / And no-one is left near you, then you'll see: In the end there's only you and Meurglys III, and this is just what you chose to be." Stellen wir uns also auf weitere Monate oder Jahre der Zwangsmaßnahmen ein...
  • ODER die alternative Interpretation: "Meurglys III", bekanntlich ja der Name von Peter Hammills Gitarre, ist tatsächlich ein weiteres Chiffre für das Virus, was insofern passen wurde, dass ja bereits im Albentitel Schallplatten - zu jener Zeit ja übrigens das Medium schlechthin für Popkultur - mit der Pandemie assoziiert wurden. Da wäre es alles andere als unpassend, wenn dann eben ein Musikinstrument für den Erreger steht. Dann würde dieser Song stattdessen von der Quarantäne handeln... und die Feststellung, dass ein Wiedersehen mit Freunden und Verwandten alle dem Weltuntergang einen Schritt näher bringen würde, wäre ebenfalls konsequent. Hm.
  • "Wondering": Das ist vielleicht der kryptischeste Text der Platte. Wahrscheinlich läuft aber alles darauf hinaus, dass Peter Hammill wahrscheinlich tatsächlich prophetische Visionen hatte. "Wait - there's something unclear, there's something I fear now drawing close." Verstärkt wird das noch durch die Frage: "Is it now time to make a choice?" - Hätte man also viel, viel früher Maßnahmen ergreifen müssen? Leider scheint Hammill hier nicht so ganz auf seine Eingebungen vertraut zu haben, immerhin ist von "that irrational pain" und "this ridiculous brain" die Rede, was beides nicht unbedingt für Selbstbewusstsein bei der Aufnahme dieser eben in den vorigen Songs geäußerten Empfindungen spricht. Am Ende dann das "Wondering if it's all been true..." - tja, und heute sind wir leider schlauer.
----------

Natürlich sind das alles letzten Endes aus der Luft gegriffene Spekulationen, gegründet auf spontanen Assoziationen und äußerst selektiver Wahrnehmung. Mithin also eine besondere Form der Pareidolie - aber so läuft das ja praktisch immer mit solchen abgehobenen Ideen und Verschwörungstheorien. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Weiß nicht, ob ich das nochmal auf Vinyl brauche, aber die Aufnahmen an sich sind superb.

Van der Graaf Generator
Live At Rockpalast (vinyl pre-order)

Live At Rockpalast was recorded at the Leverkusen Jazz Festival in 2005, and captures the VDGG quartet of Peter Hammill, Hugh Banton, Guy Evans and David Jackson on blistering form.

Available for the first time on vinyl as a first pressing of 1000 individually numbered copies on purple vinyl. A 3LP set in tri-fold sleeve, the package includes an insert.

We've managed to secure a few extra copies of this. Pre-order for 26th June release.
 
Saturday Night Prog:

Van Der Graaf Generator, 2005, Reunion Show. Die Band, die ich im April hätte viermal sehen sollen - und im Juli nochmal als Headliner vom Chaos Descends.

Eine Reunion, die für mich noch immer Sinn macht, auch weil sie einfach frisch und anders war, ohne den Geist der Band zu verfälschen. Present ist ein Meisterwerk.

Live at Royal Festival Hall, 6/May/2005
Peter Hammill, Hugh Banton, David Jackson, Guy Evans

Track List:
The Undercover Man
Scorched Earth
Refugees
Every Bloody Emperor
Lemmings
(In The) Black Room
Nutter
Alert Darkness
Masks
Childlike Faith in Childhood's End
The Sleepwalkers
Man-Erg
Killer
Wondering


(Falls S. das lesen sollte: ich hoffe, wir sehen uns nochmal dieses Jahr)
 
Zurück
Oben Unten