Gestern war ich in München und es war ein ebenso kurioser wie großartiger Auftritt.
Die Faszination des Ganzen speiste sich wohl in erster Linie aus dieser Ungleiches-Paar-Dynamik. Da war zum Einen DEE mit seinem typischen Cowboy/Indianer-Outfit an Mikro und Gitarren und zum Anderen Hacke mit Jogginghose, Hut und Lederjacke an dem Keyboard und Elektro-Zeugs. Ähnlich konträr wie sie aussahen, haben sie dann auch agiert. Jeder spielte so in seiner Welt ohne merkliche Interaktion. Hacke wirkte wie ein aus der Zeit gefallener Party-DJ und Edwards strahlte wie immer eine gewisse Portion Wahnsinn aus mit seiner ständigen Pantomine und seinen indianischen Beschwörungen.
Soweit, so skurril. Trotz der anfänglichen Irritation meinerseits und trotz des prinzipiell sperrigen Songmaterials hat mich der Auftritt dann jedoch ziemlich begeistert.
Einer der Gründe war sicherlich, dass ich DEE endlich mal in einem eher intimeren und akustischeren Rahmen sehen konnte. Ich hab Wovenhand auf der Tour zum letzten Album das bisher erste und einzige Mal gesehen und obwohl der Auftritt auch super war, wollt ich sie doch gerne einmal in der Nicht-Rockband-Version erleben. Gestern war es eine sehr schöne Mischung aus beidem plus die elektrönische Komponente.
Was die Musik angeht: es ist nicht so als hätte sich mir jetzt plötzlich die Genialität des Albums erschlossen, aber live, wenn man sieht wie sich das alles zusammensetzt, funktionieren die Songs schon um Einiges besser. Es hat mich nach wie vor nicht alles vom Hocker gehauen, aber einige Hits kristallisierten sich für mich dann doch heraus und auch so gab es zahlreiche Momente, in denen diese ungleiche Stilmischung sehr gut aufging. Dabei war es gleichermaßen faszinierend, wie gut beide dann doch teilweise miteinander harmonierten, als auch wie sie mitunter innerhalb eines Songs ganz verschiedene Grundstimmungen transportierten.
Aber bevor ich noch mehr ins Schwafeln gerate, noch ein paar Fakten: gespielt wurde das komplette Album, sowie zwei (sehr gelungene) 16Horsepower-Cover ("Hutterite Mile" und "Straw Foot"). War also ne gute Stunde. Ansonsten war's gut gefüllt, auch wenn es glaube ich nicht ausverkauft war. Das Publikum war schon ziemlich euphorisch und insgesamt recht angenehm, von ein paar Dauerfilmern und Quasselstrippen mal abgesehen.
Kurzes Fazit: Ich, die ich von dem Album ja eher mittelmäßig angetan war, konnte dem Ganzen live dann einiges mehr abgewinnen. Und wie ich so von den Leuten um mich herum gehört habe, ging es vielen ähnlich. Naja, und wer mit dem Album eh gut klarkommt, der wird auch live seine Freude daran haben. Von dem her kann ich nur empfehlen, sich das ungleiche Duuo anzuschauen, falls sich die Gelegenheit ergibt.