emskopp
Till Deaf Do Us Part
Auf mich bezogen oder auf @AcrylatorFreut mich, dass es djr gefällt.
Interessant auch, da du ja normalerweise die härtere Schiene fährst.
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Schon auf Dich.Auf mich bezogen oder auf @Acrylator
Da ich Auszüge/Rohversionen davon dort sogar schon vor einiger Zeit geschrieben hatte, fände ich das etwas komisch, aber ich verlinke meine Reviews dort mal.
Kannst deinen Beitrag gerne noch hier rein kopieren:
https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/cream-das-beste-rock-trio-ever.3756/
Hab ich nicht, auch wenn ich nicht einzeln drauf eingegangen bin: "Matilda Mother“ hätte allerdings auch von den Jungs aus Liverpool sein können und klingt noch sehr nach konventionellem Beat.Ich mag die erste PF sehr gerne. Weit ab von dem Fahrstuhl Prog der später noch kommen sollte. Außerdem hast du meinen Lieblingstrack Flaming unterschlagen.
Okay, so unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Behäbig, was die Geschwindigkeit angeht, kann ich natürlich verstehen, aber die "normaleren" Songs (also, wenn es in Richtung leicht psychedelischer Beat mit simplen Songstrukturen geht) auf den ersten beiden Alben (bzw. ja vor allem auf dem Debüt) gehen für mich irgendwie gar nicht. Sind zwar flotter als die späteren Sachen aber sowas kann ich mir kaum geben, da das auf mich einfach extrem seicht und einschläfernd wirkt, bzw. bei Gesangslinien wie in "Bike" rollen sich mir die Fußnägel hoch. Stücke wie "Echoes" oder das meiste von "Wish You Were Here" und auch "Animals" strahlen dagegen für mich so eine außerweltliche Atmosphäre aus.Alles was nach Syd Barrett kam? Nee, keine Ahnung. So ab Meddle oder DSOTM? Ich höre diese Phase mittlerweile ganz gerne. Vor allem Animals hat es mir angetan. Aber im Vergleich zur ersten klingt das dann etwas behäbig.
Hm, nicht schlecht, aber musikalisch auch echt nichts Besonderes. Klingt für mich nach typischem Hippie-Rock so um 1967/68. Die Stimme wirkt mir an manchen Stellen etwas zu aufgesetzt, aber meist echt gut.Ich hab auch n dollen Tipp. Eines meiner absoluten Lieblingsalben Joseph mit "Stoned Age Man". DIe Stimme ist der Hammer. Der Instrumentalteil allerdings nicht wirklich heavy. Aber bei Titeln wie "Cold Biscuits and Fishhead" geht einem das Herz auf wie ne geplatzte Bockwurst.
Einige meiner Bandthreads haben sich hier ja zumindest bei manchen Usern großer Beliebtheit erfreut, auch wenn es meist nicht allzu viele Leute waren, die sich beteiligt haben (und die meisten Threads leider schon seit mehr als einem Jahr brach liegen).
Daher habe ich mir gedacht, ich lasse euch mal an meiner persönlichen Reise durch die ältesten Alben in meiner Sammlung teilhaben.
Ich hatte am Samstag spontan die Idee, erstmal ausschließlich Alben aus den 60ern zu hören (was ich bis heute lückenlos durchziehe), da ich dieses Jahrzehnt lange Zeit ignoriert und auch später (im Vergleich zu den 70ern und 80ern, aber auch jüngeren Jahrzehnten) eher etwas stiefmütterlich behandelt habe, dementsprechend manche Alben aus der Zeit gar nicht oft gehört habe, obwohl die schon z.T. Jahre in meiner Sammlung sind.
Viel habe ich auch noch gar nicht aus der Zeit und überhaupt erst Alben ab 1966 (das erste Jahr, aus dem sich einigermaßen viele Alben in meiner Sammlung befinden, ist 1969), was daran liegt, dass ich neben den Anfängen/Vorläufern des Metals vor allem an experimentellen Klängen interessiert bin (bin inzwischen ein ebenso großer Progressive-Rock- wie Metal-Fan) und bis Mitte der 60er die Rockmusik sehr von einfach strukturierten, kürzeren Stücken dominiert war (hinzu kommt noch, dass die meisten Rockbands in der ersten Hälfte der 60er noch einen sehr zahmen Gitarrensound hatten, was mich gerade bei einfacheren Stücken sehr stören kann).
Mein Thread spiegelt hier also natürlich meine persönlichen Interessen und Vorlieben bezüglich der 60er wider und ist keineswegs als lückenlose rockgeschichtliche Abhandlung zu verstehen.
Nun aber los, es gibt zu jedem Album eine Kurzrezension, bzw. meine persönlichen Eindrücke (manchmal schon verfestigt, wenn ich das Album gut kenne, manchmal noch frischer, bei weniger oft gehörten Alben), wobei ich die Alben Jahrgangsweise abhandle (aber nicht nach der tatsächlichen Veröffentlichungsreihenfolge, da mir die meist nicht bekannt ist).
Von 1966 habe ich bisher auch nur ein einziges Album (wenn man nur das Veröffentlichungsjahr zählt - die erste JIMI HENDRIX EXPERIENCE wurde ja auch bereits 1966 aufgenommen):
THE MOTHERS OF INVENTION - Freak Out!
Ulle von Lanfear/A Cosmic Trail/Septagon/Them erwähnte im Sacred Metal Board immer, dass Frank Zappa den Progressive Rock quasi im Alleingang erfunden habe und ganz so falsch ist die Aussage wohl nicht, denn 1966 gab es außer vielleicht “Revolver” von den BEATLES wohl noch kein anderes so experimentelles Rock-Album.
Als Progressive Rock, wie man ihn kennt (YES, KING CRIMSON, ELP, frühe GENESIS etc.) würde ich es zwar definitiv noch nicht bezeichnen, aber als Fortschritt und Meilenstein für die Entwicklung der Rockmusik schon.
Hier wird ein bunter Mix aus Psychedelic Rock, Surf Rock und diversen anderen Unterarten des 60er Rocks (und anderen Stilen, wie Jazz) geboten, teils mit Bläsern und Humor angereichert und das wohl erste Konzept-Doppel-Album der Rockgeschichte daraus gestrickt (auf CD nur eine Scheibe, geht aber immerhin über eine Stunde was für damals echt enorm lang für ein Album war).
Hatte ja früher immer gedacht, dass Zappa nichts für mich sei, aber diese Scheibe (wie auch so manches andere von ihm und den Mothers) kann ich mir wirklich gut anhören, auch wenn mich jetzt kein Song so richtig begeistert (das hat er mit mancher Veröffentlichung ab 1969 aber geschafft) , wobei die letzten zwei, drei Stücke schon übel nerven können (vor allem die letzten beiden bestehen fast nur aus Geräuschen und Sprachfetzen).
1967
JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Are You Experienced
Den Urvater aller Rock-Saitenhexer sollte man natürlich kennen, wobei ich bei diesem Album die US-Version (rechtes Cover, drei andere Stücke als auf der ursprünglichen EU-Version) bevorzuge - seit einiger Zeit habe ich allerdings eine CD, die nicht nur beide Versionen zusammenfasst, sondern noch zusätzlich 3 Single-B-Seiten von 1966 und 67 enthält (“Stone Free”, “51st Anniversary“ und „Highway Chile“, alle toll!) und somit auf 17 Songs mit gut einer Stunde Spielzeit kommt. Bis auf den Blues „Red House“ mag ich die Songs auch tatsächlich alle!
Und Hits wie "Purple Haze" oder "Foxy Lady" sollte man als Fan von elektrischen Gitarren eh kennen (aber auch die meisten weniger bekannten Stücke hier sind wirklich toll).
Da die CD auch noch günstig zu bekommen ist, lohnt die sich in jedem Fall!
Ich bin ja quasi mit der Musik von Hendrix aufgewachsen, da mein Vater großer Fan war/ist. Nachdem ich den Hardrock aber für mich entdeckt hatte, kam ich nur noch mal ganz kurz (ca. mit 12) in eine Phase, in der ich Hendrix gehört habe - und dann entdeckte ich den Heavy Metal und es war mir auf einmal zu langweilig...
Seit einigen Jahren entdecke ich die Musik aber wieder neu für mich (einige Songs kannte ich sogar noch gar nicht).
THE MOODY BLUES - Days Of Future Passed
Wieder ein Konzeptalbum (meines Wissens, das erste, bei dem Klassik und Rock miteinander vermischt wurden) von dem die meisten wohl das wunderschöne “Nights In White Satin” kennen dürften.
Ich mochte lange Zeit tatsächlich nur diesen einen Song, da so einige Stücke hier noch sehr im aus heutiger Sicht oft recht zahm wirkenden Beat verwurzelt sind aber inzwischen kann ich die Scheibe auch gut am Stück hören, auch wenn ich “Dawn: Dawn Is A Feeling“ und „Evening: The Sun Set: Twilight Time“ eigentlich schon zu seicht, fröhlich und kitschig finde (und der Gitarrensound auch - wie noch oft zu dieser Zeit - viel zu zahm klingt), aber es ist in seiner Gesamtheit trotzdem toll komponiert, mit oft soundtrack- oder im Intro sogar hörspielartiger Atmosphäre und beim abschließenden “Nights In White Satin” bekomme ich immer noch Gänsehaut und feuchte Augen, wie schon als Kind, als ich es zum ersten Mal im Radio gehört hatte.
JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Axis: Bold As Love
Dieses Album finde ich nicht ganz so stark wie das Debüt, aber bis aufs erste Stück mag ich auch hier alle Songs und das Gitarrenspiel allein ist auch schon hörenswert!
Ob nun wildere Stücke wie "Spanish Castle Magic" oder das ruhige "Little Wing", die Scheibe kann mich ab dem zweiten Stück durchgehend überzeugen!
Allzu gut kenne ich sie allerdings noch nicht, daher kann ich gerade noch nicht so viel dazu schreiben (werde sie aber in nächster Zeit sicher öfter mal auflegen).
Auf alle Fälle geht "Axis: Bold As Love" in der allgemeinen Wahrnehmung häufig zu unrecht zwischen den beiden Meilensteinen "Are You Experienced?" und "Electric Ladyland" unter, was vielleicht auch daran liegt, dass es hier kaum bekannte Einzel-Hits gibt (maximal "Little Wing" könnte man als Nicht-Hendrix-Fan noch kennen).
PINK FLOYD - Relics (die ersten beiden Alben der Band besitze ich nicht physisch, daher hab ich mal diese eigentlich erst in den frühen 70ern veröffentlichte Compilation mit überwiegend Songs von 1967 und 68 aufgelegt - lediglich zwei Stücke sind neuer, und zwar von 1969)
Den Anfang macht “Arnold Lane”, die erste Single der Band. Noch stark im Beat verwurzelt und musikalisch (zumindest aus heutiger Sicht) zahm und unspektakulär.
Mit dem über neuneinhalbminütigen “Interstellar Overdrive” kommt dann das längste, auch auf dem Debütalbum zu findende Stück - strukturierte, rockige Momente wechseln sich hier mit psychedelischen Soundcollagen ab. Könnte man schon als eines der allerersten Progressive-Rock-Stücke bezeichnen (März 1967 aufgenommen).
“See Emily Play” ist auch auf manchen Versionen des Debüts enthalten, für mich wieder eher uninteressant. “Remember A Day” kam 1968 aufs zweite Album, ist hier aber in einer Version von May 1967 enthalten. Ein wunderschön-sphärisches, von Klavier dominiertes Stück mit entrückter Stimmung.
“Paintbox” ist wieder ein gewöhnlicherer Song, während das ruhige “Julia Dream” gegen Ende mit elektronisch-psychedelischen Effekten arbeitet, wie sie ab den frühen 70ern auch viele Krautrockbands verwendeten. Mit “Careful With That Axe, Eugene” gibt’s noch mal ein sehr interessantes, überlanges Stück (7:45), überwiegend instrumental gehalten, mit markerschütternden (aber in den Hintergrund gemischten) Schreien bei atmosphärischen Melodien, der Ausklang ist dann ruhiger. Highlight der Scheibe und vielleicht der frühen Pink-Floyd-Phase insgesamt!
Es folgen zwei Stücke des “More”-Soundtracks von 1969, auf die ich später noch eingehe (höre dann lieber die ganze Scheibe am Stück) und noch eine Rarität namens “Biding My Time”, die anfangs etwas an die Beatles erinnert, gegen Ende immer dichter wird (viel Bläsereinsatz, dazu Gitarrensoli und Klavierspiel) und sogar kurz mit etwas aufwartet, dass wie eine schnelle Doublebass-Attacke klingt (weiß gar nicht, ob der Schlagzeuger damals zwei Bassdrums hatte oder ob man hier Toms hört). Den Abschluss macht das kurze “Bike” vom Debütalbum, das wieder eher wie ein Mix aus Beat und frühem Psychedelic Rock klingt, nicht mein Fall.
Insgesamt schon eine interessante Compilation deren Anschaffung sich allein schon wegen “Careful With That Axe, Eugene” lohnt!
So, weiter geht's endlich!
Da ich vor einigen Tagen noch eine Doppel-LP mit den beiden PROCOL HARUM Alben "Shine On Brightly" (1968) und "Home" (1970, daher nicht relevant für diesen Thread) günstig auf Ebay ersteigert habe, kann ich die Chronologie nicht mehr einhalten und muss hier bei einem Album noch mal ein gutes Jahr in der Zeit zurückgehen (hatte ja zuletzt nur noch Alben von 1969 besprochen).
SOFT MACHINE - Volume Two (1969)
Mutig für eine noch recht junge Band bereits zu der Zeit bereits die A-Seite mit einer gut 17-minütigen, Progressive-Rock-Suite mit jazzigen Ausflügen zu füllen („Rivmic Melodies“, dass sich in zehn Parts aufteilt)!
Das Stück ist eine wahre Wundertüte an Ideen, auch wenn mich leider manche Passagen (die kurzen Alphabet-Teile) etwas nerven und der Gesang hier und da auch noch leicht neben der Spur liegt (zum Glück wird ziemlich wenig gesungen und der Fokus liegt auf originellen Instrumentalteilen).
Dennoch ein wichtiges Zeitdokument und wohl eines der besten frühen Alben der Canterbury-Szene.
Die Stücke der B-Seite sind ebenfalls Suite-artig zusammengefasst - unter dem Titel „Esther‘s Nose Job“ .
Diese Seite gefällt mir sogar noch besser als die schon spannende A-Seite, hier gibt‘s z.B. mit dem Anfang von „Pig“ sogar sehr düstere Momente und auch weniger nervigen Gesang.
Auf jeden Fall eine Scheibe, bei der man auch nach dem zwanzigsten Durchlauf noch etwas Neues entdecken dürfte und neben KING CRIMSONs Debüt (das ich allerdings noch ne Ecke besser finde) wohl eines der krassesten, kompromisslosesten und fortschrittlichsten Progressive-Rock-Alben der 60er!
SANTANA - Santana (1969)
Viele kennen Carlos Santana wohl vor allem durch seine glatten 90er Pop-Hits, oder vielleicht noch „Black Magic Woman“ vom zweiten Album von 1970. Dass der Gitarrist aber sehr wild und unangepasst angefangen hat, ist manchen heutzutage wohl gar nicht bewusst und auch ich habe lange Zeit einen Bogen um sein Werk gemacht, obwohl mir die detailverliebten Cover der ersten beiden Alben (die ich als LP schon oft in der Hand hatte) schon lange gefielen.
Ein großer Fehler, wie ich nun sagen kann, nachdem ich vor einigen Wochen die erste LP gebraucht in einem Plattenladen gekauft hatte (und inzwischen so einige Male gehört habe)!
Dieser Mix aus Rock, Funk, Jazz, Blues, und Lateinamerikanischer Musik mit teils afrikanischen Rhythmen wirkt vor allem hier noch sehr ungestüm, innovativ und einfach ungemein mitreißend!
„Waiting“ leitet die Scheibe rein instrumental ein, hat einen lockeren Groove und wird von Orgel und Congas dominiert. Die Gitarre hält sich als Rhythmusinstrument die meiste Zeit unauffällig im Hintergrund, spielt sich aber dann noch in einem tollen Finale immer wilder werdend in den Vordergrund. „Evil Ways“ ist dann noch entspannter, was sowohl durch den Rhythmus als auch die leichten Gesangsmelodien kommt. Im letzten Viertel wird hier aber noch mal instrumental die Sau rausgelassen und ein Gitarrensolo beendet das Stück. „Shades Of Time“ geht dann auch erst mal etwas fetziger los, hat aber wieder eine etwas lockerere Strophe, der Refrain wird dann wieder wilder. Hier ist die Gitarre im Gegensatz zu den vorherigen Stücken fast die ganze Zeit über im Vordergrund mit tollen Melodien und Improvisationen. Das Stück geht dann nahtlos in das instrumentale „Savior“ über, dass mit fetzig-funkigen Gitarren, hektischer Orgel und schnellen Percussions begeistert. Als Abschluss der A-Seite folgt das wohl vielen bekannte „Jingo“ (das, wie ich erst kürzlich erfahren habe, ein Cover ist - das Original stammt wohl bereits aus den späten 50ern). Der Song war meines Wissens die erste Single der Band, allerdings für mich absolut kein Highlight auf diesem tollen Album (etwas zu monoton, wenn auch die Gitarre wieder Spaß macht).
Die B-Seite beginnt mit dem geilen „Persuation“ - vielleicht das härteste Stück von Santana, die Gitarre wirkt hier irgendwie stärker verzerrt als sonst, der Rhythmus ist treibend und der hier zu hörende Sänger (es singen verschiedene Leute auf dem Album) klingt hier auch rockiger. Highlight!
Es geht mit "Treat" - einem Instrumental - erst mal ruhiger und recht jazzig weiter. Hier ist ausnahmsweise ein Klavier das Melodieführende Instrument, der Rest zuerst nur unauffällige Begleitung, wobei in der Mitte ein fast aggressiver Ausbruch mit tollem Gitarrensolo folgt, der dann wiederum durch einen sehr ruhigen Schluss konterkariert wird (in dem ebenfalls Santana auf der Gitarre soliert, diesmal sehr gefühlvoll).
„You Just Don‘t Know“ hingegen basiert dann auf Blues, hat aber viele Rhythmuswechsel und Breaks, sowie auch wieder ziemlich rockige Gitarren und rauen Gesang.
Als letztes folgt mit dem langen Instrumental „Soul Sacrifice“ noch ein vielseitiges Highlight (wobei dieses Album viele solche hat), das mit Gitarre und Orgel zugleich beginnt, die sich dann in einer Art Dialog abwechseln. Danach kommt ein reiner Percussion-Part, woraufhin abwechselnd Gitarre und Orgel jeweils als Lead- oder Rhythmusinstrument agieren, ersteres dann teils wild improvisert. Kurz vorm furiosen Finale wird es noch ganz kurz ruhiger.
Wirklich ein lohnendes, kreatives Album - manchmal vermisse ich nach dem Genuss solcher Scheiben bei Aktueller Musik dieses freie, oft improvisierte Musizieren jenseits aller Genregrenzen!
Das großartige Schwarz-/Weiß-Cover rundet den Gesamteindruck außerdem einfallsreich ab und muss daher hier noch gesondert erwähnt werden - von weiter weg hatte ich früher übrigens immer nur einen Löwenkopf gesehen, bis mir nach und nach auch die schwarze Frau und immer mehr menschliche Gesichter aufgefallen sind (dürften mindestens 8 sein, alle im Löwenkopf - wobei oben rechts in der Ecke meine Fantasie auch oft noch ein neuntes Gesicht erkennt, was aber auch unbeabsichtigt vom Künstler gewesen sein kann. Damit man es hier überhaupt erkennen kann, hab ich diesmal ein größeres Bild davon verlinkt).
PROCOL HARUM - Shine On Brightly (1968)
Nachdem ich lange nur eine Single mit den beiden 1967er Songs „A Whiter Shade Of Pale“ (das Stück fand ich in frühester Kindheit in den frühen 80ern schon toll) und „Homburg“, sowie dem von 1969 stammenden „A Salty Dog“ hatte, wurde es wirklich mal Zeit, mich mit dieser Band näher zu befassen.
Und ich bin gerade fast schon bestürzt, dass ich dieses zweite Album der Band noch nicht kannte und dadurch offenbar eine enorme Bildungslücke im Bereich des frühen Progressive Rock hatte (in dem ich meinte, mich bereits sehr gut auszukennen) - das Album klingt nämlich stilistisch (sowohl musikalisch, als auch, was den Gesang angeht) zumindest zum Teil schon ziemlich nach dem, was GENESIS erst zwei, drei Jahre später gemacht haben (auch, wenn man gerade im Gitarrenbereich sofort merkt, dass da unterschiedliche Leute am Werk waren und das Schlagzeugspiel war bei Genesis auch deutlich komplexer als hier)!
Mit kurzer, klassisch anmutender, fast sakraler Orgeleinleitung beginnt „Quite Rightly So“, bevor die Orgelmelodie beschwingter wird und dann auch von recht lässigem Gesang begleitet wird. Beides schwenkt aber schnell in eine dramatischere Stimmung um, bzw. wechseln sich diese unterschiedlichen Stimmungen hier ab.
„Shine On“ lässt ebenfalls leichte Klassik-Einflüsse erkennen (und wie der Sänger hier das „Hah“ am Ende bringt, erinnert es mich irgendwie sehr an den viel späteren Phil Collins in „Mama“).
In “Skip Softly” geht es teilweise fast schon lustig-verrückt zu, gerade beim schnellen Schlusspart. “Wish Me Well” hingegen ist getragener, fast etwas melancholisch-entrückt, wobei der Refrain dann etwas expressiver klingt und in der Mitte des Songs unerwartet kurz Spannung aufgebaut wird, es dann aber wie vorher weitergeht und noch ein Gitarrensolo folgt, während es gesanglich emotionaler wird (interessanterweise wird dabei aus- und wieder eingeblendet und am Ende wird’s wieder langsam leiser, bis es ganz still wird).
Mit “Rambling On" beendet noch ein etwas simplerer Rocksong die A-Seite.
Nach der fast orchestral wirkenden Einleitung “Magdalene (My Regal Zonophone)” folgt auf der B-Seite das über 17-minütige, suite-artig aufgebaute “In Held Twas In I” - meines Wissens das älteste Rock-Stück dieser Art und Länge!
Es beginnt mit lautmalerischen Gesängen, dann wird es verhaltener (nur Klavier und jemand erzählt dazu). Es folgen Glockenschläge, Trommelwirbel und ein verrückter, zirkusmusikartiger Teil (dieser Part heißt passenderweise auch “Twas Teatime at the Circus"), der wirklich wie eine Blaupause für entsprechende Parts bei Genesis mit Peter Gabriel klingt (ich denke, Procol Harum müssen enorm wichtig für die musikalische Entwicklung der frühen Genesis gewesen sein, anders kann ich mir diese deutlichen Ähnlichkeiten nicht erklären)!
Danach wird es auf eine Art episch, dass ich mich fast ein wenig an (ebenfalls erst spätere) Pink Floyd erinnert fühle, allerdings mit dominanter Orgel. Der Part wird langsam ausgeblendet, daraufhin folgt abrupt eine schräge Gitarrenmelodie zu fast schon bedrohlich klingender Orgelbegleitung, danach wird die Melodie von “Magdalene” noch mal von der Gitarre aufgegriffen. Es folgt ein epischer, bis auf den Gesang schon filmsoundtrackartiger Part mit Cembalo und Klavier bis ein wunderschönes Finale mit Chor das Album abschließt.
Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand stellt dieses Album (immerhin bereits ab Ende 1967 aufgenommen) das älteste dar, das ich bereits als reinrassigen Progressive Rock (wie er eigentlich erst ab 1969/70 so richtig typisch war) bezeichnen würde, vor allem auf die B-Seite bezogen! Unglaublich, was da alles passiert, wie unterschiedlich die verschiedenen erzeugten Stimmungen und musikalischen Ausdrucksmittel sind!
(Oben ist übrigens links das Originalcover der Erstauflagen zu sehen, rechts das meiner Doppel-LP aus den 70ern, bei der das vierte Album auch noch enthalten ist. Dieses Cover zierte allerdings auch schon einige Ausgaben aus den 60ern - da natürlich ohne die "2 original LP's" Info links oben.)
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