Hab das neue Album "War within me" vergangene Woche zwei mal angetestet. Was das Songwriting betrifft sind da ja einige catchy Song mit starken Hooks dabei, aber mit dem Sound tu ich mich ein bisschen schwer. Der klingt für mich sehr "poliert und korregiert". Teilweise klingen die Gitarren in meinen Ohren programmiert, wie mit einem MIDI Editor, das Schlagzeug auch teilweise gerade gerückt. Ich weiß selber nicht was ich davon halten soll. Leider wurde da im aktuellen DF Interview von
@wrm nicht darauf eingegangen.
Bei Immortals "Pure Holocaust" soll ja damals die eingetrommelte Drumaufnahme einfach schneller abgespielt worden sein und dann die Gitarren drauf, das find ich ja noch irgendwie amüsant aber wie seht ihr solche Soundtüfftelein? Warum und für wen macht man sowas?
Soundtüfteleien dürften so alt wie die ersten Musikaufnahmen sein. Selbst wenn man eine alte Johnny Cash Platte auflegt, wird man ihn darauf nicht so hören, als wenn er direkt neben einem sitzen würde.
Auch hier wurden die Frequenzen im Gesang bearbeitet, der Raumklang der Gitarre verändert usw. Es mag ,trocken‘ und unbearbeitet klingen, ist es aber nicht.
Warum man sowas macht? Ganz einfach weil eine komplett unbearbeitete Live Aufnahme für unsere Ohren nur in den seltensten Fällen gut klingt. Deshalb klingen auch selbstaufgenommene Tapes aus dem Proberaum oft fürchterlich. Und damit meine ich nicht die Black Metal Bands, die absichtlich schlecht klingen wollen. Denn da wurde eben auch was bearbeitet. Der Ausdruck LoFi sagt ja fast schon von selbst aus, dass hier die Stellschrauben am Sound gedreht wurden. Nur eben in die andere Richtung
Zusammengefasst: Wenn man einen bestimmten Klang erreichen möchte, mixt (bzw. editiert/verändert) man die klanglichen Einstellungen.
Ich kann aber verstehen, was dich am Sound der Blaze Scheibe stört. Ich bin zwar kein Tontechniker, deshalb klingen auch meine eigenen Sachen so scheiße
Aber ein wenig kann ich schon raushören.
Was du mit MIDI Gitarren meinst, waren wahrscheinlich sogenannte Virtual Amps. Die Gitarrenspur wird dabei trocken, also ohne Effekte aufgenommen und kann danach am PC soundmäßig beliebig verändert werden. Klassisch (So wurde es auch früher immer gemacht) nimmt man dagegen den Gitarrenverstärker mit ins Studio und nimmt dessen Sound mit einem Mikrofon auf. Der Sound kann danach natürlich nur noch teilweise editiert werden.
Meistens wird heutzutage in Studios eine Mischform aus der klassischen und der virtuellen Aufnahmetechnik gemacht. Der Vorteil beim rein virtuellen Aufnehmen liegt natürlich in der Zeit- und Kostenersparnis und den schier endlosen Editier Möglichkeiten.
Der Nachteil: Es klingt oft künstlich bis leblos. Das ist wohl das, was auf der Blaze Scheibe überhand genommen hat, und dich stört.
Für Schlagzeug Aufnahmen gilt genau dasselbe. Und Autotune beim Gesang habe ich weiter oben schon mal erklärt.
Insgesamt kann ich dir zustimmen. War within me klingt soundtechnisch künstlich. Blaze ist da aber nicht der einzige und bei weitem nicht der schlimmste in der Metalszene. Man vergleiche nur mal die Tonnen an aktuellen Thrash Alben, bei denen Drums und Gitarren wirklich immer gleich klingen. Bei unterschiedlichen Bands wohlgemerkt.
Es ist Geschmackssache, ob einen der Sound wirklich raus haut. Eine erdigere, organischer klingende Aufnahme hätte mir auch besser gefallen. Ich denke aber, dass Blaze dafür schlicht zu wenig Geld hat. Denn sowas ist teuer und setzt einen erfahrenen Tontechniker voraus.