Rammstein

Am Ende geht es für mich primär um die Frage, ob Gesellschaften anhand derartiger Vorfälle die Praxis Groupies zu sein oder zu „nehmen“ neu bewerten. An der Empörung wundert mich hauptsächlich, dass derartiges schon seit Beginn zum Rockstarnarrativ gehört - was es nicht ekelhafter macht - und kaum problematisiert wird, obwohl da sicher - Drogen oder nicht, volljährig oder nicht, nur zu 50 oder 5% einverstanden - massig Sachen gelaufen sind, die nicht ok sind.

Das fiel auch schon im Fall Marilyn Mansons auf, bei dem eine Situation gegen ihn ins Feld geführt wird, die er selbst in seine Autobiographie geschrieben hat. Offensichtlich hat das damals beim Erscheinen niemanden gejuckt. Der Fall Weinstein hat vor Augen geführt, von wie vielen Menschen, die direkt an dem jeweiligen System beteiligt sind oder die drumherum schwirren, über Dekaden weggeschaut werden kann. Ich fände es deshalb erstrebenswert, sich zügig mal die Strukturen anzschauen, die sowas überhaupt ermöglichen.
 
Am Ende geht es für mich primär um die Frage, ob Gesellschaften anhand derartiger Vorfälle die Praxis Groupies zu sein oder zu „nehmen“ neu bewerten. An der Empörung wundert mich hauptsächlich, dass derartiges schon seit Beginn zum Rockstarnarrativ gehört - was es nicht ekelhafter macht - und kaum problematisiert wird, obwohl da sicher - Drogen oder nicht, volljährig oder nicht, nur zu 50 oder 5% einverstanden - massig Sachen gelaufen sind, die nicht ok sind.

Das kann ich als musikalisch Unbeteiligter komplett unterschreiben. Viele der aktuellen Meinungen stellen das dar, als wär das Phänomen exkusiv bei Rammstein zu beobachten, stellen Querverweise zu ihren Texten und Narrativen her, während alle anderen Bands offenbar seit den 60ern lediglich harmlose Aftershowparties mit Mineralwasser veranstalten. Fände es auch dienlicher, den Fokus darauf zu richten, ob man generell solche Strukturen in der Musik oder in der Unterhaltungsbranche allgemein haben will. Dass es dort Ungleichgewicht in Macht und Wertschätzung gibt, von denen ein Großteil Schaden nimmt, ist genausowenig neu wie sexistische Texte oder Bilder.
Vor dem Hintergrund mag ich dem von @Venares verlinkten Beitrag im Grunde ab der zweiten Hälfte zustimmen, dem aber umso mehr.

Ansonsten bin ich bei @Paynajaynen Das Juristische muss geklärt werden, ist aber nicht unsere Aufgabe.

Edit: Bitte meinen Nachtrag hier beachten .
 
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MITTEILUNG DER BAND

Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans, Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst.

Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne. Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch:

Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.


Quelle: rammstein.de


Haben die wohl Bosetti geschaut... ;)
 
Ich verteidige hier eigentlich gar nichts außer die allgemeine Unschuldsvermutung. Also weder das zwielichtige Gebaren, junge Frauen für Till Lindemanns persönliche Aftershow-Party anzuheuern, noch den exzessiven Gebrauch von Alkohol und Drogen oder gar Sexualstraftaten. Davon abgesehen sehe ich keinen Widerspruch in meiner Aussage, denn sie lässt sich grundsätzlich in zwei Teile gliedern:
- wer kein Problem mit der bekannten Anwerbungspraktik hat, wird sich weiterhin unbehelligt darauf einlassen
- wer ein Problem mit der bekannten Anwerbungspraktik hat, wird dementsprechend auch innere Alarmsignale haben und Abstand davon nehmen
In beiden Teilen kommt dann noch das Allgemeinwissen bzw. "offene Geheimnis" hinzu, wie es bei Rammstein im Backstage zugeht. Hier wusste bzw. weiß es anscheinend jeder, auf Reddit weiß es jeder, auf Twitter ebenfalls. Flake hat es bereits in seinem Buch vermittelt. Von mir aus kannst du das Victim Blaming nennen, wenn du dich damit besser fühlst, aber dass man nicht wissen könne, worauf man sich da einlässt, stimmt so de facto eben nicht. Wenn man tatsächlich unter Drogen gesetzt und auf diese Weise gefügig gemacht wurde, ist das etwas komplett Anderes, aber das habe ich auch nicht abgestritten. Nur ist Social Media nicht der Gerichtssaal, in dem das ausgefochten wird. Zum Rest, wie ich schon sagte: Ich vertraue grundsätzlich den wenigsten Menschen im Social-Media-Kosmos und wollte damit dementsprechend nicht andeuten, dass es nur Frauen seien, die Aufmerksamkeit wollen würden. Das gilt bei mir gleichermaßen für alle. Wenn ich das falsch vermittelt habe, so ist das hiermit hoffentlich verdeutlicht. Weiterhin ist ebendies die Crux, mit der wir heutzutage zu kämpfen haben: Was ist glaubhaft und was nicht?

Wieso glaubst du, die allgemeine Unschuldsvermutung verteidigen zu müssen? Die steht doch nirgends zur Debatte.

Weder wenn Leute das Gebaren von Lindemann so schon schlimm genug finden, noch wenn Leute öffentlich dem Opfer Glauben schenken. Wir sind kein Gericht vor dessen Urteil Lindemann geschützt werden müsste.

Es ging auch nicht darum, dass du das speziell Frauen unterstellst, sondern dass du mit damit genau dann kommst, wenn eine Frau gerade von einem solchen Vorfall berichtet und sowieso schon tausende der geifernden Fans mit ihrem Hass überschüttet wird, weil jemand was gegen ihren "Star" sagt.

Und wenn dir deine Widersprüchlichkeit nicht auffällt, weiß ich auch nicht, was ich dir dazu noch sagen soll. Wenn ich unbehelligt irgendwo hin gehen kann, muss ich keine Einstellung zu irgendwelchen Praktiken haben, weil ich mich dann ja nicht umbehelligt da hinbegeben könnte. Die Praktik die da gefahren wird, ist per se ziemlich Übergriffig. Es ist so ähnlich als ob man eine Frau auf Drinks einlädt und dafür Sex fest erwartet. Nur noch ein paar Nummern größer und systematisch und als groß angelegte Masche mit eigenem Personal.
 
Wieso glaubst du, die allgemeine Unschuldsvermutung verteidigen zu müssen? Die steht doch nirgends zur Debatte.

Natürlich stand sie nicht zur Debatte, sie wurde unverzüglich einseitig aufgelöst.

Weder wenn Leute das Gebaren von Lindemann so schon schlimm genug finden, noch wenn Leute öffentlich dem Opfer Glauben schenken. Wir sind kein Gericht vor dessen Urteil Lindemann geschützt werden müsste.

Das mag sein, aber wir bewegen uns allesamt in einer Gesellschaft, die sich in eine bedenkliche Richtung entwickelt - übrigens nicht speziell wegen diesem gesonderten Fall. Der Umgang mit Social Media generell und insbesondere die inhärente vorschnelle Urteilsfindung im Internet wird uns zukünftig noch wesentlich stärker auf Trab halten.

Es ging auch nicht darum, dass du das speziell Frauen unterstellst, sondern dass du mit damit genau dann kommst, wenn eine Frau gerade von einem solchen Vorfall berichtet und sowieso schon tausende der geifernden Fans mit ihrem Hass überschüttet wird, weil jemand was gegen ihren "Star" sagt.

Zunächst einmal wurde die Dame nicht mit geiferndem Hass überschüttet - was ich im Übrigen ebenso für äußerst bedenklich halte, aber jetzt nichts ist, was im Internet ausschließlich geifernden Fans zueigen wäre -, sondern mit Offenheit und der klaren Aufforderung, umgehend die Polizei aufzusuchen und die Sache überprüfen zu lassen. Das hat sich dann sukzessive geändert, als sie sich zunehmend widersprach und ihre Schilderungen gefühlt alle halbe Stunde angepasst hat. Bevor das alles losging, hat sie die ganze Angelegenheit nämlich auf Reddit geteilt, wo ihr dann jede Menge Zuspruch zukam.

Ich komme deshalb "genau dann damit", weil es hier faktisch um eine Frau geht und nicht um einen Mann. Wäre es ein Mann gewesen, hätte ich dieselbe Formulierung gewählt, weil die digitalisierte Aufmerksamkeitssucht im aktuellen Zeitalter kein exklusives Frauen-Attribut ist.

Und wenn dir deine Widersprüchlichkeit nicht auffällt, weiß ich auch nicht, was ich dir dazu noch sagen soll. Wenn ich unbehelligt irgendwo hin gehen kann, muss ich keine Einstellung zu irgendwelchen Praktiken haben, weil ich mich dann ja nicht umbehelligt da hinbegeben könnte. Die Praktik die da gefahren wird, ist per se ziemlich Übergriffig. Es ist so ähnlich als ob man eine Frau auf Drinks einlädt und dafür Sex fest erwartet. Nur noch ein paar Nummern größer und systematisch und als groß angelegte Masche mit eigenem Personal.

Mich beschleicht allmählich eher der Eindruck, dass du nur das lesen willst, was du auch wirklich lesen willst. Was wir wissen: Man kann als Frau, die sich dort nach eindeutigen Kriterien bewerben kann, kostenlos auf das Konzert und Aftershow-Party, alkoholische Getränke sind ebenfalls kostenfrei. Da heutzutage eigentlich gar nichts kostenfrei ist außer der Tod, kann man eine ungefähre Ahnung davon entwickeln, dass es dabei nicht bleiben wird, sofern man denn möchte - und wenn man mit diesen Gedanken keine Probleme hat, kann man dementsprechend auch unbehelligt hin. Alles weitere, also etwaige Straftaten, die aus diesem - meiner Meinung nach - zu überdenkenden, zunächst aber eben nicht illegalem Gebaren resultieren > darum muss sich die jeweilige Exekutive nun kümmern - und die Gesellschaft, aber dazu komme ich gleich.

Wie hier im Thread schon desöfteren angedeutet, sollten wir als Gesellschaft grundsätzlich unsere Werte diskutieren und dabei auch darauf achten, wie man das reale und das digitale Leben irgendwie miteinander vereinbaren kann. Dabei geht es dann z.B. um Strukturen in den Musik- und Unterhaltungsbranchen. Wenn es ein offenes Geheimnis ist, wie es bei diversen Künstlern im Backstage zugeht, warum ist es dann überhaupt langfristig möglich? Warum habe ich nichts dagegen unternommen? Warum hast du nichts dagegen unternommen? Warum hat Person X nichts dagegen unternommen? Weil wir immer genau dann reagieren, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und dann, und da kommt das Internet in's Spiel, hysterisch mit dem nackten Finger auf alle möglichen Personen zeigen und möglichst schnell einen Schuldigen finden wollen, obwohl wir eigentlich mit einem jahre-, nein, jahrzehntelangen Dulden dafür gesorgt haben, dass derartige Strukturen überhaupt Wurzeln schlagen konnten. Das betrifft dann wiederum auch vorangehende Generationen, in denen diese Ungleichheit der Geschlechter noch wesentlich stärker ausgebildet war (und wurde) als heute. Trotzdem gibt es diesbezüglich auch heute noch erheblichen Nachholbedarf - und zwar in nahezu allen Bereichen. Ich denke nur, dass das insbesondere mit Social Media einer Sisyphusaufgabe gleichen wird, wenn man sieht, mit was für materialistischem, sexistischem und dazu noch hochgradig belanglosem "Content" man einerseits seinen Lebensunterhalt bestreiten und andererseits eine große Masse beinflussen kann, was dann schlussendlich auch ein gewisses Bild in den Köpfen der Menschen einprägt.

Ich nenne keine Namen, aber auf Tiktok z.B. sind mir da Kerle begegnet, die mit exzessivem Alkoholismus oder ekelhaften Fressorgien ihre Millionen Follower bespaßen. Oder Kerle, die auf Weihnachtsmärkten Frauen vor laufender Kamera mehr oder weniger durch die Blume mit ihrem "Charme" zum Beischlaf bewegen, woraufhin die Kommentierenden ihm mit "Macher" über "Chad" bis hin zu "Ehrenmann" applaudieren. Oder Frauen, die sich vor laufender Kamera für Klicks wahlweise auf den Po klatschen oder die Wange küssen lassen, stets mit der Werbung für den eigenen OnlyFans-Account, mit dem man ohnehin schon fürstlich verdienen kann, versehen. Von den zigtausend anderen "Content Creator"-Persönlichkeiten sprechen wir da noch gar nicht. Das soll keine Relativierung sein, nur: wenn man auf diese Weise "Erfolg" haben kann, was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Da verwundert es auch kaum, dass derartige Strukturen überhaupt möglich sind und weitestgehend geduldet werden, dementsprechend auch mühselig abzubauen sind. Der Mensch, und das ist wirklich nur meine persönliche Meinung, stumpft in rasantem Tempo ab und verkommt dabei mehr und mehr zum belanglosen Hintergrundrauschen. Ab und zu regt man sich mal auf, um kurzzeitig zu spüren, dass man doch noch Puls hat, aber dann geht der Driss genauso weiter wie vorher. Ich bin davon leider auch nicht gänzlich frei, aber ebendiese Gewissheit ist schlussendlich auch der Grund für meinen eigenen Zwiespalt, den inneren Konflikt (z.B. bei diesem Thema, aber eben nicht nur) und das Misstrauen ggü. nahezu allem und jedem, was sich insbesondere online abspielt.

Avenged Sevenfold fassen es auf ihrem aktuellen Album trefflich zusammen: "More power, more pace. More money, more taste. More sex, more pills. More skin, more shills. More wants, more needs. More hits, morphine. More speed, more drive. More self, more time. Build tall, build higher. Build far, build wider. Build here, build down. Build up, build now. Build out, build fast. Build strong, build vast. Build, build, build, build. Build, build, build, build." Ironischerweise sind sie mit ihrem NFT-Kasperltheater selbst darin gefangen (gewesen?), was die Ambivalenz verdeutlicht.

Vielleicht könnten wir klarer sehen, entschiedener gegen Missstände vorgehen, weniger misstrauisch sein, etc. pp., wenn wir dem Exzess und Überfluss abschwören und anschließend realisieren würden, dass sich nicht alles nur um das Wechselspiel zwischen Konsum und Aufmerksamkeit dreht.

Sorry für den TL;DR, also dass das jetzt so "philosophisch" geworden ist, aber manchmal schadet es vielleicht auch nicht, seine Gedanken schweifen zu lassen, wenn sie schon da sind.
 
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[...] Trotzdem gibt es diesbezüglich auch heute noch erheblichen Nachholbedarf - und zwar in nahezu allen Bereichen. Ich denke nur, dass das insbesondere mit Social Media einer Sisyphusaufgabe gleichen wird, wenn man sieht, mit was für materialistischem, sexistischem und dazu noch hochgradig belanglosem "Content" man einerseits seinen Lebensunterhalt bestreiten und andererseits eine große Masse beinflussen kann, was dann schlussendlich auch ein gewisses Bild in den Köpfen der Menschen einprägt.

Ich nenne keine Namen, aber auf Tiktok z.B. sind mir da Kerle begegnet, die mit exzessivem Alkoholismus oder ekelhaften Fressorgien ihre Millionen Follower bespaßen. Oder Kerle, die auf Weihnachtsmärkten Frauen vor laufender Kamera mehr oder weniger durch die Blume mit ihrem "Charme" zum Beischlaf bewegen, woraufhin die Kommentierenden ihm mit "Macher" über "Chad" bis hin zu "Ehrenmann" applaudieren. Oder Frauen, die sich vor laufender Kamera für Klicks wahlweise auf den Po klatschen oder die Wange küssen lassen, stets mit der Werbung für den eigenen OnlyFans-Account, mit dem man ohnehin schon fürstlich verdienen kann, versehen. Von den zigtausend anderen "Content Creator"-Persönlichkeiten sprechen wir da noch gar nicht. Das soll keine Relativierung sein, nur: wenn man auf diese Weise "Erfolg" haben kann, was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Da verwundert es auch kaum, dass derartige Strukturen überhaupt möglich sind und weitestgehend geduldet werden, dementsprechend auch mühselig abzubauen sind. Der Mensch, und das ist wirklich nur meine persönliche Meinung, stumpft in rasantem Tempo ab und verkommt dabei mehr und mehr zum belanglosen Hintergrundrauschen. [...]

Finde ich ist - mal komplett losgelöst von der eigentlichen Rammstein-Diskussion aktuell - ein sehr interessanter Ansatz, den ich auch selbst schon beobachtet habe. Eigentlich durchaus etwas, worüber es sich zu diskutieren lohnt.

Der immens schnelle technische Wandel und die entsprechenden Möglichkeiten schaffen ja das Fundament für jeden Einzelnen, in Windeseile jeglichen Content ins Internet zu blasen.
Hierauf trifft auf der anderen Seite eine Gesellschaft, die zunehmend und in jeglicher Hinsicht - zum Guten wie zum Schlechten - immer offener wird. Es scheint mittlerweile auch immer weniger oder gar keine Grenzen mehr zu geben.
Allen kritischen Stimmen zum Trotz dominiert Sexismus durch das Internet und Social Media wie nie zuvor in unserer Gesellschaft, ausgelebt und vorangetrieben von Angehörigen jeglichen Geschlechts. Man lebt ja "immerhin im 21. Jahrhundert und nicht mehr im Mittelalter", heißt es da oft so schön. Und niemand will sich da natürlich seine "Freiheiten", insbesondere seine sexuellen, verbieten lassen.
Da erzählen Dir dann tatsächlich zwei halbstarke "Alphas", wie Du Dir Frauen "klärst" oder selbsternannte Love-Coaches, wie auf was "die Ladies stehen". Und gleichzeitig recken diese zahlreichen Ladies mir schon auf Instagram ihren Hintern oder Ausschnitt entgegen, machen "Twerken" salonfähig und lassen sich für eindeutig zweideutige Aktionen auf OnlyFans mit barer Münze bezahlen. Man möchte meinen, wo man stets gut Aufmerksamkeit und Geld scheffeln kann, hört die Sexismus-Debatte auf.

Und genau diese enorme Offenheit ist es erst, die den modernen Sexismus meines Erachtens nach erst ermöglicht. Äußerlichkeiten dominieren, der Schein ist alles. Klar, was anderes siehst Du von Leuten auf Social Media ja gar nicht. Da kannst Du Jesus oder Mutter Theresa sein, wenn Du nicht gut aussiehst, wird das nichts. Der Mensch dahinter, mit all seinen Gefühlen, seiner Geschichte und das, was ihn ausmacht, tritt zunehmend immer mehr in den Hintergrund.
Menschen werden vielmehr in Kategorien eingeteilt wie "Alpha, Beta, Macher, Incel, Hottie, Puma" und wie sie alle heißen. Überall wird der Einzelne zugeballert mit sexuellem Content, ob nun Social Media, Werbung, Fernsehen, etc.. Sex an sich - eigentlich das Schönste und Innigste, was zwei Menschen miteinander zelebrieren können - ist ja eigentlich schon gar nichts besonderes mehr, da in der modernen, übersexualisierten Welt immer und überall zu haben und zu finden. Man denke nur an die ganzen entsprechenden Apps, Kuppelshows und dergleichen. Oder an Diego-Pascal und Mehmet, die Dir auf ihrem TikTok-Kanal erklären, wie Du "eine vom Club mit heimnimmst".

Bis zu einem gewissen Grad ist es natürlich gut, dass wir in einem freien und offenen 21. Jahrhundert leben. Das ist auch immens wichtig, v. a., dass niemand ob seiner Sexualität oder etwa - noch ganz aktuell - wegen seiner geschlechtlichen Identität benachteiligt wird. Allein zum Schutz für jeden ist da entsprechende Aufklärung und Freiheit unabdingbar.

Aber die modernen Medien zeigen natürlich auch wieder, dass immer da, wo sehr viel Freiheit herrscht, manche auch gern ohne Hirn unterwegs sind und diese Freiheit ins Grenzenlose ausdehnen. Da wäre tatsächlich manchmal weniger mehr. Denn andernfalls ist es, wie bereits @Paynajaynen beschrieben hat: Der Einzelne und die Gesellschaft stumpft immer mehr ab und wird zu einem belanglosen Hintergrundrauschen. Hauptsache, die Zahl der Likes stimmt.
 
Ich find viel richtig, was du schreibst, allerdings:

Da heutzutage eigentlich gar nichts kostenfrei ist außer der Tod, kann man eine ungefähre Ahnung davon entwickeln, dass es dabei nicht bleiben wird, sofern man denn möchte - und wenn man mit diesen Gedanken keine Probleme hat, kann man dementsprechend auch unbehelligt hin.

Das ist genau der Stacheldraht, der aus den Köpfen rausmuss, wenn es bei dem Thema vorangehen soll. Das ist Victim-Blaming.

Dass das ein gesellschaftliches Problem ist liegt auf der Hand, aber solche Debatten werden immer an irgendwelchen Aufhängern geführt, das müssen die Rammstein-Fans jetzt mal aushalten, dass es ihre Idole erwischt. Das liegt aber eben auch an der Art und Weise, wie Rammstein die Nummer anscheinend aufziehen.
 
Patriachart. Muss. Brennen.
Mehr habe ich zu der Causa nicht mehr zu sagen.

Richtig. Allerdings muss das Patriarchat brennen. Daran ist nämlich nix Kunst, Kunst ist das Reich der Freiheit, Patriarchat ist hingegen Unterdrückung und Unfreiheit.

Aber ich bin hier eigentlich kurz eingekehrt, um Themenzentriertes um die einschlägige Verbotspartei zu hinterlassen:

https://www.spiegel.de/politik/deut...bieten-a-2c93e351-48f0-48ae-a2e9-46439de3d62d
 
Richtig. Allerdings muss das Patriarchat brennen. Daran ist nämlich nix Kunst, Kunst ist das Reich der Freiheit, Patriarchat ist hingegen Unterdrückung und Unfreiheit.

Aber ich bin hier eigentlich kurz eingekehrt, um Themenzentriertes um die einschlägige Verbotspartei zu hinterlassen:

https://www.spiegel.de/politik/deut...bieten-a-2c93e351-48f0-48ae-a2e9-46439de3d62d

Interessant.
Das "Row-Zero-Verbot" wäre dann ja quasi ein spezifisches Gesetz nur für Rammstein, oder? Hab zumindest bisher nicht von etwas Derartigem im Zusammenhang mit anderen Bands gehört. Ich weiß nicht, ob das jetzt noch notwendig bzw. besonders effektiv wäre. Erstens weiß spätestens jetzt eh jede, was es mit der Row-Zero bei Rammstein auf sich hat, und zweitens hab ich die Tage gelesen, dass die Band dieses merkwürdige Phänomen aus den letzten Konzerten bereits aufgelöst hat.
Safe-Spaces für Frauen auf Konzerten finde ich generell klasse. Damit macht man auf jeden Fall nichts verkehrt und vieles richtig. Interessant wäre, zu sehen, ab welcher Größenordnung so etwas dann gefordert wäre. Bei einer Band wie Rammstein, die größte Hallen ausverkauft, kann man das, meine ich, schon dem Veranstalter auflasten. Bei kleineren Konzerten, wo die Organisatoren im Augenblick so schon teils große Schwierigkeiten haben, wäre es ein weiterer Kostenpunkt auf ihrer Seite.
 
Interessant.
Das "Row-Zero-Verbot" wäre dann ja quasi ein spezifisches Gesetz nur für Rammstein, oder? Hab zumindest bisher nicht von etwas Derartigem im Zusammenhang mit anderen Bands gehört. Ich weiß nicht, ob das jetzt noch notwendig bzw. besonders effektiv wäre. Erstens weiß spätestens jetzt eh jede, was es mit der Row-Zero bei Rammstein auf sich hat, und zweitens hab ich die Tage gelesen, dass die Band dieses merkwürdige Phänomen aus den letzten Konzerten bereits aufgelöst hat.
Safe-Spaces für Frauen auf Konzerten finde ich generell klasse. Damit macht man auf jeden Fall nichts verkehrt und vieles richtig. Interessant wäre, zu sehen, ab welcher Größenordnung so etwas dann gefordert wäre. Bei einer Band wie Rammstein, die größte Hallen ausverkauft, kann man das, meine ich, schon dem Veranstalter auflasten. Bei kleineren Konzerten, wo die Organisatoren im Augenblick so schon teils große Schwierigkeiten haben, wäre es ein weiterer Kostenpunkt auf ihrer Seite.

Da wären dann auch Bands und das Publikum gefragt, würde ich sagen, so wie hier bei Architects auf einem vergangenen Summer Breeze live miterlebt:
 

Safe Spaces wie "auf dem Oktoberfest"? Was habe ich denn da verpasst?
Ist diese - scheinbar schon weitreichendere - Notwendigkeit von Safe Spaces nicht eigentlich gerade ein Alarmhinweis darauf, dass teils gehörig was schief läuft? Mal unabhängig davon, ob jetzt die potenzielle Gefahr vom Sänger einer Band oder auch anderen Gästen einer Großveranstaltung ausgeht.

Aber da scheint irgendwo tatsächlich ein tiefergehendes gesellschaftliches Problem vorhanden zu sein, das schon so weit gewuchert ist, dass man lieber wie selbstverständlich Safe Spaces für (potenzielle) Opfer einführt, um diese vor scheinbar unstreitig vorhandenen und gesteigert gefährlichen Personen, Personengruppen oder Situationen bei Großveranstaltungen zu schützen, als sich mit dem Problem selbst zu befassen und mal genauer zu ergründen, wie es zu einer solchen Gefährlichkeit von diesen Personen, Personengruppen oder Situationen überhaupt kommen kann.
 
Natürlich stand sie nicht zur Debatte, sie wurde unverzüglich einseitig aufgelöst.

Die allgemeine Unschuldsvermutung ist ein Grundsatz rechtsstaatlicher Verfahren. Wir sind hier in keinem rechtsstaatlichen Verfahren. Das ist schon die ganze Zeit mein Punkt. Das was hier verurteilt wird ist noch lange nicht, dass was jetzt eventuell mal zu einer Anklage kommt, sondern alles was davor passiert und wir schon wissen.

Das mag sein, aber wir bewegen uns allesamt in einer Gesellschaft, die sich in eine bedenkliche Richtung entwickelt - übrigens nicht speziell wegen diesem gesonderten Fall. Der Umgang mit Social Media generell und insbesondere die inhärente vorschnelle Urteilsfindung im Internet wird uns zukünftig noch wesentlich stärker auf Trab halten.

Ich weiß nicht, ob ich das (nur) bedenklich finde. Irgendwelche Hexenjagden hatten wir schon immer. Durch Social Media haben nur inzwischen auch die gejagten eine Möglichkeit ihre Seite zu zeigen. Ohne Social Media wäre der Fall eine kurzweiliger Aufreger in der Bild und nach ein paar Tagen wieder gegessen.

Zunächst einmal wurde die Dame nicht mit geiferndem Hass überschüttet - was ich im Übrigen ebenso für äußerst bedenklich halte, aber jetzt nichts ist, was im Internet ausschließlich geifernden Fans zueigen wäre -, sondern mit Offenheit und der klaren Aufforderung, umgehend die Polizei aufzusuchen und die Sache überprüfen zu lassen. Das hat sich dann sukzessive geändert, als sie sich zunehmend widersprach und ihre Schilderungen gefühlt alle halbe Stunde angepasst hat. Bevor das alles losging, hat sie die ganze Angelegenheit nämlich auf Reddit geteilt, wo ihr dann jede Menge Zuspruch zukam.

Ich komme deshalb "genau dann damit", weil es hier faktisch um eine Frau geht und nicht um einen Mann. Wäre es ein Mann gewesen, hätte ich dieselbe Formulierung gewählt, weil die digitalisierte Aufmerksamkeitssucht im aktuellen Zeitalter kein exklusives Frauen-Attribut ist.

Sind dir bei deiner Recherche also nicht die ganzen Beleidigungen, Drohungen und Diffamierungen aufgefallen, die man sofort unter jeder Erwähnung des Vorfalls auf Twitter, oder Insta lesen konnte?
Und wenn sie das auf Reddit zuerst geteilt hat, mag das sein. Wie man da nachlesen kann, wurde sie dort direkt von den Mods gebannt und anschließend alles mögliche dazu gelöscht, verschoben, etc. Falls du da einen Ursprungspost kennst, würde ich ihn gerne lesen.

Mich beschleicht allmählich eher der Eindruck, dass du nur das lesen willst, was du auch wirklich lesen willst. Was wir wissen: Man kann als Frau, die sich dort nach eindeutigen Kriterien bewerben kann, kostenlos auf das Konzert und Aftershow-Party, alkoholische Getränke sind ebenfalls kostenfrei. Da heutzutage eigentlich gar nichts kostenfrei ist außer der Tod, kann man eine ungefähre Ahnung davon entwickeln, dass es dabei nicht bleiben wird, sofern man denn möchte - und wenn man mit diesen Gedanken keine Probleme hat, kann man dementsprechend auch unbehelligt hin. Alles weitere, also etwaige Straftaten, die aus diesem - meiner Meinung nach - zu überdenkenden, zunächst aber eben nicht illegalem Gebaren resultieren > darum muss sich die jeweilige Exekutive nun kümmern - und die Gesellschaft, aber dazu komme ich gleich.

Das könnte ich zurück geben. Zumindest frage ich mich, wieso ich quasi in jedem Post wiederholen muss, dass es immer noch nicht um Illegalität geht. Es gibt lauter Zeug das man machen und tun kann, was übergriffig und/oder problematisch ist, ohne irgendwie gegen das Gesetz zu verstoßen. Und genau darum geht es. Für diese Praktiken finden Leute Lindemann jetzt doof.

Und jemand der solche Praktiken in so einem großen Stil abzieht, ist vielleicht kein Straftäter, aber eben eine ziemlich üble Arschgeige, bei der Frauen nicht sicher sind.

Wie hier im Thread schon desöfteren angedeutet, sollten wir als Gesellschaft grundsätzlich unsere Werte diskutieren und dabei auch darauf achten, wie man das reale und das digitale Leben irgendwie miteinander vereinbaren kann. Dabei geht es dann z.B. um Strukturen in den Musik- und Unterhaltungsbranchen. Wenn es ein offenes Geheimnis ist, wie es bei diversen Künstlern im Backstage zugeht, warum ist es dann überhaupt langfristig möglich? Warum habe ich nichts dagegen unternommen? Warum hast du nichts dagegen unternommen? Warum hat Person X nichts dagegen unternommen? Weil wir immer genau dann reagieren, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und dann, und da kommt das Internet in's Spiel, hysterisch mit dem nackten Finger auf alle möglichen Personen zeigen und möglichst schnell einen Schuldigen finden wollen, obwohl wir eigentlich mit einem jahre-, nein, jahrzehntelangen Dulden dafür gesorgt haben, dass derartige Strukturen überhaupt Wurzeln schlagen konnten. Das betrifft dann wiederum auch vorangehende Generationen, in denen diese Ungleichheit der Geschlechter noch wesentlich stärker ausgebildet war (und wurde) als heute. Trotzdem gibt es diesbezüglich auch heute noch erheblichen Nachholbedarf - und zwar in nahezu allen Bereichen. Ich denke nur, dass das insbesondere mit Social Media einer Sisyphusaufgabe gleichen wird, wenn man sieht, mit was für materialistischem, sexistischem und dazu noch hochgradig belanglosem "Content" man einerseits seinen Lebensunterhalt bestreiten und andererseits eine große Masse beinflussen kann, was dann schlussendlich auch ein gewisses Bild in den Köpfen der Menschen einprägt.

Ich nenne keine Namen, aber auf Tiktok z.B. sind mir da Kerle begegnet, die mit exzessivem Alkoholismus oder ekelhaften Fressorgien ihre Millionen Follower bespaßen. Oder Kerle, die auf Weihnachtsmärkten Frauen vor laufender Kamera mehr oder weniger durch die Blume mit ihrem "Charme" zum Beischlaf bewegen, woraufhin die Kommentierenden ihm mit "Macher" über "Chad" bis hin zu "Ehrenmann" applaudieren. Oder Frauen, die sich vor laufender Kamera für Klicks wahlweise auf den Po klatschen oder die Wange küssen lassen, stets mit der Werbung für den eigenen OnlyFans-Account, mit dem man ohnehin schon fürstlich verdienen kann, versehen. Von den zigtausend anderen "Content Creator"-Persönlichkeiten sprechen wir da noch gar nicht. Das soll keine Relativierung sein, nur: wenn man auf diese Weise "Erfolg" haben kann, was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Da verwundert es auch kaum, dass derartige Strukturen überhaupt möglich sind und weitestgehend geduldet werden, dementsprechend auch mühselig abzubauen sind. Der Mensch, und das ist wirklich nur meine persönliche Meinung, stumpft in rasantem Tempo ab und verkommt dabei mehr und mehr zum belanglosen Hintergrundrauschen. Ab und zu regt man sich mal auf, um kurzzeitig zu spüren, dass man doch noch Puls hat, aber dann geht der Driss genauso weiter wie vorher. Ich bin davon leider auch nicht gänzlich frei, aber ebendiese Gewissheit ist schlussendlich auch der Grund für meinen eigenen Zwiespalt, den inneren Konflikt (z.B. bei diesem Thema, aber eben nicht nur) und das Misstrauen ggü. nahezu allem und jedem, was sich insbesondere online abspielt.

Avenged Sevenfold fassen es auf ihrem aktuellen Album trefflich zusammen: "More power, more pace. More money, more taste. More sex, more pills. More skin, more shills. More wants, more needs. More hits, morphine. More speed, more drive. More self, more time. Build tall, build higher. Build far, build wider. Build here, build down. Build up, build now. Build out, build fast. Build strong, build vast. Build, build, build, build. Build, build, build, build." Ironischerweise sind sie mit ihrem NFT-Kasperltheater selbst darin gefangen (gewesen?), was die Ambivalenz verdeutlicht.

Vielleicht könnten wir klarer sehen, entschiedener gegen Missstände vorgehen, weniger misstrauisch sein, etc. pp., wenn wir dem Exzess und Überfluss abschwören und anschließend realisieren würden, dass sich nicht alles nur um das Wechselspiel zwischen Konsum und Aufmerksamkeit dreht.

Sorry für den TL;DR, also dass das jetzt so "philosophisch" geworden ist, aber manchmal schadet es vielleicht auch nicht, seine Gedanken schweifen zu lassen, wenn sie schon da sind.
Sprich in dem Fall für dich selbst, aber das die Gesellschaft und auch speziell unsere Szene einige Sexismus-Probleme haben, die bis ins strukturelle gehen, erzähle ich sicherlich nicht erst seit diesem Vorfall.

Und anstatt Social Media hauptsächlich zu verdammen, sollte man vielleicht anerkennen, dass diese Vorfälle erst ins Gespräch kommen, seit sie dort thematisiert werden (können). Ohne Social Media hätten wir einen großen Teil der heutigen Problemen und Kämpfen gar nichts groß mitbekommen.
 
Ich weiß nicht, ob ich das (nur) bedenklich finde. Irgendwelche Hexenjagden hatten wir schon immer. Durch Social Media haben nur inzwischen auch die gejagten eine Möglichkeit ihre Seite zu zeigen. Ohne Social Media wäre der Fall eine kurzweiliger Aufreger in der Bild und nach ein paar Tagen wieder gegessen.

"Bedenklich" ist eigentlich ein Euphemismus, ja. Ist es mit Social Media denn überhaupt groß anders? Das ist gar nicht speziell auf diesen Fall bezogen, aber mir scheint grundsätzlich so, als würde man eigentlich wichtige Debatten kurzfristig an Aufhängern diskutieren und danach wieder vergessen oder in die hinterste Ecke des eigenen Gedächtnisses verdrängen. Kann man bei etlichen Themen beobachten. Wenn sich im Falle von Rammstein herauskristallisieren sollte, dass man keine Straftaten nachweisen kann, wird das in wenigen Wochen schon kaum noch jemanden interessieren - auch die Medien nicht.

Sind dir bei deiner Recherche also nicht die ganzen Beleidigungen, Drohungen und Diffamierungen aufgefallen, die man sofort unter jeder Erwähnung des Vorfalls auf Twitter, oder Insta lesen konnte?
Und wenn sie das auf Reddit zuerst geteilt hat, mag das sein. Wie man da nachlesen kann, wurde sie dort direkt von den Mods gebannt und anschließend alles mögliche dazu gelöscht, verschoben, etc. Falls du da einen Ursprungspost kennst, würde ich ihn gerne lesen.

Ich muss gestehen, dass ich den Ursprungspost nicht mehr mit Quellen belegen kann, weil da jede Menge gelöscht und verschoben wurde - und ich irgendwann auch keine Lust mehr hatte, dem Laientheater dort zu folgen. Ich "genieße" Reddit in äußerst homöopathischen Dosen und wenn, dann hauptsächlich für deutsche Memes. Also ja, mir sind bei meiner Recherche natürlich auch die ganzen Beleidigungen, Drohungen und Diffamierungen aufgefallen, was ich allerdings auch gar nicht verneint habe. Schlussendlich artet es mittlerweile bei nahezu allem so aus. Glaubenskriege, nicht Wissensauseinandersetzungen, in denen jeder seine persönliche Wahrheit dem Gegenüber mit wiederum seiner persönlichen Wahrheit mit größtmöglicher Vehemenz an den Kopf wirft - vice versa. Oder man pöbelt einfach generell wild um sich, "jagt" sich gegenseitig. Was ich von alledem halte, habe ich längst deutlich vermittelt: Gar nichts. Trotzdem gehe ich dieser Praktik hin und wieder noch auf den Leim, leider. Durch meine neue Lebensrealität habe ich allerdings längst nicht mehr so viel Zeit dafür, was sich durchaus als heilsam herausgestellt hat. In anderen Worten: Ich legitimiere die Diffamierungen etc. ihr gegenüber keineswegs, aber das scheint mittlerweile - leider - "normale" Gangart zu sein.

Sprich in dem Fall für dich selbst, aber das die Gesellschaft und auch speziell unsere Szene einige Sexismus-Probleme haben, die bis ins strukturelle gehen, erzähle ich sicherlich nicht erst seit diesem Vorfall.

Und anstatt Social Media hauptsächlich zu verdammen, sollte man vielleicht anerkennen, dass diese Vorfälle erst ins Gespräch kommen, seit sie dort thematisiert werden (können). Ohne Social Media hätten wir einen großen Teil der heutigen Problemen und Kämpfen gar nichts groß mitbekommen.

Ich sprach da für die Allgemeinheit, von der du und ich und alle anderen hier auch nicht ausgenommen sind. Was du erzählst und was du tust, sind zwei verschiedene paar Stiefel, was ich aber grundsätzlich nicht beurteilen kann. Im Nachhinein hat's dann immer jeder schon jahrelang gewusst und ähnlich lange davor gewarnt, eh klar. Da wiederholt sich dann halt die Frage, warum denn bisher noch nichts oder nicht viel passiert ist, wenn's quasi schon zum Allgemeinwissen zählt, wie's bei Rammstein Backstage zugeht, was halt tatsächlich nix allzu neues ist? Warum muss immer erst etwas passieren, bis darüber (gesellschaftlich) diskutiert wird und man in hysterischen Aktionismus verfällt. Die Abläufe sind immer dieselben, als ob man in einer Zeitschleife gefangen wäre.

Natürlich werde ich dabei bleiben, Social Media zu "verdammen", selbst wenn es auch seine unstreitbaren Vorteile, die du kurz angerissen hast, haben mag. Die Nachteile überwiegen in meinen Augen, wobei diese, wenn man es genau nimmt, ohnehin menschgemacht sind. Wir kommen mit all dieser Öffentlichkeit und den unendlich vielen Möglichkeiten einfach nicht zurecht.
 
Video von der Youtuberin Kayla Shix über eigene Erfahrungen bezüglich Aftershow-Party:

Wenn sich das alles bestätigen sollte, würde ich Olli Schulz beipflichten, dass das Thema Rammstein sich erledigt hat. Ich kenne weder Kayla noch Till persönlich, also maße ich mir kein Urteil an und beobachte das Elend weiter von der Seitenlinie.

Btw: Darf man bei Youtube Begriffe wie "Vergewaltigung" echt nicht (mehr) in den Mund nehmen bzw. ausschreiben? Ist mir schon bei einem anderen Video aufgefallen. Schöne neue Online-Welt...
 
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