Ich bin tatsächlich nur wegen Cirith Ungol gestern nach Balingen geritten. Das erste Mal seit Jahren, dass ich nicht das komplette lange Wochenende dort verbracht habe, nachdem mein Kumpel und ständiger Begleiter gerade täglich auf den ersten Nachwuchs wartet. Wie dem auch sei, die 70 Euro ungerade fürs Tagesticket haben sich gelohnt - trotz des Stimmungstöters Regen.
Traitor waren ein sehr sympathischer Einstieg in den Tag. Thrash, der zwar nicht außergewöhnlich ist, aber Laune macht. Da hielt sogar mal der Regen inne. Die Jungs vom Balinger Thrash omanndo (Rückenaufdruck des T-Shirt-Merchs) haben mit Fassung und ganz viel Humor ertragen, dass zunächst noch kaum jemand vor der Bühne stand. Urteil: kurzweilig.
Danach folgten Picture, die einen technisch einwandfreien Gig mit sehr guter Songauswahl lieferten. Toller Sound, schön old schoolig und mit reichlich Schmackes vortragen sowie ein Sänger, der das Publikum auf Deutsch und mit charmantem Akzent unterhielt. Ganz zu schweigen, dass er unfassbar gut bei Stimme war. Das kam beim immer noch recht spärlichen Publikum auch sehr gut an. Zwischenrein goss es natürlich wieder wie aus Eimern, weswegen sich die so frühzeitig Anwesenden unters Zeltdach verkrümelten und das Spektakel aus sicherer (sprich: trockener) Entfernung genossen. PS. Auf der Stelle hopsende Bassisten sollte man verbieten. Sieht schauderlich aus.
Enforcer sind so eine Sache. Die jüngste VÖ finde ich ziemlich verzichtbar. Auch live hat mich das Zeug nicht gepackt - zu unspektakulär, zu seicht. Während die alten Sachen ordentlich Arsch treten. Der Auftritt war für mich also ein Wechselbad der Gefühle. Auch ja, Wechselbad gab's auch von Petrus. Die Jungs haben inzwischen extrem viel Erfahrung gesammelt. Das spürt man deutlich. Professionelle Ansagen, gutes Stage-Acting, sauberes Spiel. Da sitzt einfach alles. Insgesamt also ein guter bis sehr guter Gig.
Für mich folgten nun zwei Bands Pause. Ektomorf ist einfach nicht mein Sound. Den Leuten vor der Bühne, die inzwischen auch in respektabler Anzahl vertreten waren, hat's aber gefallen. Auf Kommando sprangen sie wie die Irrwische rum. Naja, muss man eben mögen.
Richtig grausam wurde es für meine Ohren dann bei Beast in Black. Ich kann mir das Gequietsche einfach nciht antun. Leider war das Gelände nicht so groß, dass ich außer Hörweite flüchten konnte. Also habe ich mich in der Metalbörse versteckt. Da war's auch trocken. Aber man konnte anhand des verkauften Merchs sehen, dass nicht wenige Leute sich auf den Gig gefreut haben. Es war auch das erste Mal an diesem Tag voll vor der Bühne sowie hinter den Wellenbrechern. Die Show ist komplett durchgestylt - von den Bewegungen bis hin zu den Klamotten - und wirkt auf mich entsprechend steril. Und diese Stimme. Öarchz!
Aber die Entbehrungen haben sich für Cirith Ungol gelohnt. Ich hatte zwar brav schon ein Cirith Ungol-Shirt mitgebracht, aber habe dann doch nochmal zugeschlagen und zwei weitere Motive eingesackt- Allerdings nicht das limitierte BYH-Shirt, weil ich das doch recht langweilig fand, sondern die beiden anderen Motive. Das limiterte Shirt lag am Abend auch noch da, während zumindest schon der erste Patch in Sargform ausverkauft war. Überhaupt sahen die drei Patches toll aus. Nur ist meine Kutte schon voll und dem Trend zur Zweitkutte folge ich nicht. Zwischenurteil: Bestes Merch des Freitags.
Den Auftritt hat Hugin schon ziemlich treffend beschrieben. GEIL! Megasympathische Band. Geile Mucke. Der schlechte Sound zu Beginn der Show und die zehn Minuten Unterbrechung wegen des Wolkenbruchs haben der Stimmung auch keinen Abbruch getan. (Ja, ich gehörte zu denen, die nach Ende der Sintflut wieder flugs von der Halle in die Mitte vor die Bühne zurückgehastet sind, um dann auf der Black Machine zu reiten.) Wenn man ein Manko suchen will, dann findet sich dieses höchstens darin, dass das Acting von Jarvis nicht zum Rest der deutlich älteren Bandmitglieder passen will. Die alten Herren ließen es deutlich gemütlicher angehen. Tim Baker glitt eher über die Bühne, als das er lief oder gar sprintete. Passt meines Erachtens aber auch sehr gut zum Sound, während sich das wilde Gepose von Jarvis besser mit der Musik von Night Demon fügt. Den Leuten vor der Bühne hat's gefallen, die Stimmung war saugut. Das Geld fürs Tagesticket war gut angelegt. Allerdings war es insgesamt wesentlich leerer als bei Beast in Black - und das hatte nur bedingt mit dem Wetter zu tun. Cirith Ungol sind eben speziell. Das ist auch gut so. (Kurzer Exkurs: Ich weiß noch ziemlich genau, wie ich anno 1986 die gerade erschienene LP "One Foot in Hell" beim Müller aus der Auslage zog und nur wegen des Covers kaufte. Zuhause war ich dann ziemlich vom Sound geflasht, während meine Kumpels mich für völlig verrückt erklärten. Damals kannte kein Schwein Cirith Ungol, schön, dass sie inzwischen zumindest im Underground die Beachtung bekommen, die sie schon lange verdient haben).
Dark Tranquillity zogen dann wieder deutlich mehr Publikum an. Die Songauswahl war ordentlich, allein der Song vom Projector-Album war nicht so mein Ding. Überhaupt stehe ich mehr auf das The Gallery-Zeugs. Aber das neuere Material, mit dem ich mich null auskenne, hat was. Damit werde ich mich dieser Tage mal beschäftigen müssen. Mit Schweden-Melo-Death hat das freilich nichts mehr zu tun. Dazu passt auch gar nicht das Ständige-Gegrinse von Mikael Stanne und sein Ausdruckstanz. So wirklich übel nehmen kann man ihm das aber nciht, weil er ein Megasympathie-Bolzen ist. Die ganze Band war auch sehr aktiv. War was fürs Auge. Hat mir besser gefallen, als ich selbst war haben will. Schade, dass mir die Shirt-Motive nicht gefallen haben. Sonst hätte ich wohl zugeschagen.
Eigentlich wollte ich mir noch Attic und Exorder reinpfeifen. Aber weil schon wieder schwarze Wolken am Horizont auftauchten, habe ich gekniffen. Musste schließlich noch mit dem Auto nach Stuttgart heimreiten. Mantar habe ich eh schon x-mal gesehen und schaue ich mir bald wieder in Lubu an. Attic hatte ich erst im Vorpogramm von Marduk gesehen. Schade nur um Exhorder. Wenn ich jetzt so lese, was für ein geiler Abriss die Show war, dann tut's mir schon ein bisschen in der schwarzen Seele weh. Aber, oh weh, die Shirt-Motive. Mei... Ich hatte zunächst noch überlegt, ob ich mir das Buntstift-Covermotiv von "Slaughter..." kaufe. Aber das Bunte ist stilistischnicht so meine Sache.
Und sonst so?
Das BYH-Plakat für 2020 lässt schon einiges erwarten. Tankard, Leatherwolf, Space Chaser, Unleashed, Skullfist und mit Einschränkungen Memoriam würden mir gut reinlaufen. Wenn ich aber sehe, wie wenig inzwischen rund ums BYH geboten ist, Shops gibt's im Vergleich zur Zeit vor zwei, drei Jahren, nur noch wenige, dann wird mir es doch ein wenig bange. Schau'n mer mal...