Sonntag
Nach etwas Schlaf und viel Kaffee ein bisschen in der Stadt umgesehen - für ne 80.000er Stadt die mal ein Hardcore-Punk Fixpunkt in den 80ern war, ganz schön verschlafen und bisserl beschaulich-spießig, irgendwie. Relativ menschenleer das Stadtzentrum (ok, Sonntag), meist nur Festivalbesucher zu sehen, typisch holländische Architektur, komische Bären-Skulpturen (?) usw. Wir standen dann aber schnell im Hinterhoif eines Schuppens namens
Innocent, indem viele Underground Gigs stattfinden zu scheinen, sieht sehr Sqat-ig aus. Auf dem Weg nach ner Draußentrinklokalität wie auf Knopfdruck urplötzlich kamen die Massen und es wurde voll. Nettes Lokal mit Gastro gefunden, hinter uns ein sich Bomber nennendes Fahrbudenteil, so ne Kotzanlage vom Rummelplatz, warum auch immer. Da die Essenssituation für uns auf dem Festival scheiße ist, wurde das Lokal für später auserkoren, denn es gab veganes Steak Tartar, aha. Also ab zum Gebolze, den ab menschenfreundlichen 14:40 Uhr soll es erst losgehen.
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Ancestral Sin: Tagesopener und gleich ein Vollgewinn, denn die holländische Formation spielen Highspeed Thrashcore/Powerviolence mit viel Heresy, Infest, Coke Bust-artigem Geboller und kamen live auch echt sehr geil rüber, mehr als gelungener Auftakt!
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Iron Death: auf die Beschreibung Warmetal habe ich mich dann schon gefreut. Die Band aus Belgien dann auch stilecht mit Ketten, Patronengurten, ultralangen Nieten gespickt, Drumkit mit Tarnnetz umhüllt und mit Gasmasken drapiert, Warpaint in den Fratzen, mit Dolch rumfuchteln etc. Keinerlei Ansagen oder Kommunikation, kein Tschüss, was ich super finde. Leider war der Sound aber so dermaßen scheisse, dass Bass und Drums die Gitarre komplett verschluckt hatten und nur ein zu erahnendes Dröhnen aus der Klampfen-Box kam. Gesang so mit Hall zugekleistert, aber das war sicher Absicht. Mucke natürlich fieses Geknüppel. Leider gab es nix zu kaufen außer von Gasmasken und Patronen bewachten Shirts, ließen sich auch nie am Stand blicken. Einen dann erkannt und er meinte, nö. haben keine Tapes mehr, musst dir runterladen, wenn du was willst. Auch cool.
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Charred Atlas: die dritte uns unbekannte Überraschung am Stück, denn die Engländer sind extra für diesen einen Gig, der auf die Minute nur ne Viertelstunde ging, hier her per Auto gefahren, einer gar aus Birmingham! Set bestand aus 22 Songs, ist also klar wo der Hase lang läuft. Ultraschall-Hardcore, der ebenfalls viel Infest, Dropdead etc. getankt hat, total geil, Sänger auch im Publikum umhermarschiert, ein schöner Pit um ihn rum. Sehr politische Texte auch, eine sympathische Band!
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Caedere: die holländische Death Metal Formation war ok, aber dann doch mäßig spannend, so haben wir dann
Gates To Hell,
Mortiferum,
Lifesick (mir unbekannte Band, die einen absoluten Merch-Overkill am Start hatte..) und
Nostromo dann ignoranterweise beim Veggie Steak, dass sehr lecker war, verbracht. Zudem gab es all you can eat Pommes!!
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Teethgrinder: wieder rechtzeitig da, konnten wir gleich deren Grindcore lauschen. War ganz gut, nicht spektakulär, aber gut.
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Blockheads: die altbekannten Franzosen haben wirklich total abgeräumt!! Absolutes Grindcore Brett. Sänger ins Publimum gedivet, dort weiter gesungen, die Leute zum Bühne erklimmen ermuntert, fetter Pit, also wirklich total abgegangen auf und vor der Bühne. Besser kann man diese Musik kaum darbieten, groß!
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Kruelty: ziemlich neue Band aus Tokyo, die dann endlich mal Geschwindigkeitskontrolle machten. Laut Eigenaussage Death-Doom und Beatdown-Hardcore, bezeichnen sich auch als Hardcore-Kids. Keine Ahnung, auf jeden Fall ultra wuchtiger Sound, metallisch, derbe, sludgeig, auch volles Brett, gefielen mir super gut! Die sehr junge Bassistin poste wie ein echter Gitarrengott. Herber Pit, bei dem der Rollstuhl eines Besuchers auch zu Schaden kam, was blöde war, aber auch vorhersehbar.
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Gaerea: auf die Portugiesen war ich gespannt, denn ich hatte Bock auf Black Metal. Den gab es, allerdings anders als erwartet. Zwar alles stilecht mit abgedunkelter Bühne, viel Nebel, Soundscapes und Intros zwischen den Songs, alle komplett in Kapuzen und Gesichtsverhüllung, auch sehr gut gespielt alles. Aber irgendwie auch seltsam. Bereits vor dem Auftritt am Merchstand inkl. Overkill haben sie ihre neue Platte x-fach mit Autogrammen versehen, bevor sie in den Verkauf gingen. Der Sänger animierte ständig das Publikum mit "Come On Bloodshed" und ähnlichem Kram. Seine Stimme war mir auch zu Bollo-mäßig vom Klang her, zumindest live, auf Konserve kannte ich es ja und ist ok so. Aber schräger war das besonders exaltierte, theatralische Gehabe in Gestik und Bewegung. Hatte sowas von einem jungen Peter Murphy (Bauhaus), Kinski's Nosferatu- oder auch Brandauers Mephisto-Verkörperung. Wirkte auf mich eher nervig und unpassend, nunja. Musik dennoch gut und die Lichtshow war der Hammer, absolut gelungen und stimmig. Aber das ganze Drumrum war mir zu wenig von dem, wie ich BM bevorzuge, weshalb ich beim Merch brav lieb.
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Gadget: die schwedischen Grinder haben dann wieder alles ins Lot gerückt mit ihrem Brachial-Geprügel im Hyperblast und super angepisst klingender Sängerin, die früher nicht an Bord war. Sehr gut, aber mir war es dann zu eng im kleinen Raum.
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Suffocation: zu guter Letzt dann endlich die letzte Band in diesem Marathon, es war dann auch einfach mal gut, dieses nahtlose Hin und Her zwischen den beiden Räumen ist nicht so anstrengend wie die letzten Male in Eindhoven mit den Treppen, aber dennoch too much auf Dauer. Die New Yorker Urgesteine des Brutal Death habe ich sehr, sehr lange nicht mehr gesehen, irgendwann in den 90ern zuletzt. Ich habe sie auch seit der "Piercing" aus den Augen verloren und erst wieder mit den letzten Sachen mitgeschnitten. Die ersten drei Songs lang war es mir dann auch etwas zu frickelig und zu wenig altvertrautes Geballer. Aber die Band war supertight, hatte total Bock, der Sound war fett und was mir besonders gefiel, dass Mullen-Nachfolger Ricky Myers zwischen den Songs ganz normal redete und die Songs ohne Gegrowle ankündigte. Die Jungs bewegten sich auch mächtig, v.a. Basser Derek Boyer drehte am Rad und ging total ab und spielte dennoch tight as fuck. Auch Urgestein Terrance Hobbs machte eine sehr gute Figur. Als es dann aber ab so dem vierten Song mit "Effigy Of The Forgotten" weiter ging, brach auch das letzte Eis, es ging gut ab. "Pierced From Within", "Breeding The Spawn" und zum Finale mein Fave Song "Infecting The Crypts". Doch, sehr würdiger Headliner! Aftershow Party diesmal mit DJane und 90er Sound war dann nice, aber nicht mehr wild wie am Vorabend, schließlich ist der 1. Mai kein Feiertag in den Niederlanden.
Alles in allem ein anstrengendes aber geiles Wochenende. Aber ich habe auch zu Meckern. Ich empfand das Bloodshed trotz allen Extreme Metals dennoch immer in der linken Szene verortet. Umso enttäuschter war ich, dass die Essensauswahl so mager für Nicht-Fleischesser war und v.a. der Depp von Griller mit dem lustigen Anti-Veggie Pulli war deplaziert. Ebenso, dass er seinen Hund in einem super kleinen Zwingerkäfig nebendran stehen hatte.. Die Location ist schon ganz ok, aber viel zu überteuert und auch zu steril. Nur einen Distrostand, dessen Cheffe ebenfalls sehr unglücklich über die Platzierung im hintersten Eck der Bar war, kam mäh. Für den Ausfall von Wolfbrigade kann niemand was, klar, aber das nix aushing und nur im Internet sich geäußert wurde, auch schwach. Auch zuviel Grind und bis auf eine Band kein Crust passt nicht so. Nächstes Jahr dann im Oktober, mal schauen, bin gespannt.