ETERNAL CHAMPION

Um mal wieder zur Musik zu kommen: ich kann um Gottes Willen nicht verstehen, wie man diesen Song enttäuschend finden kann. Diese treibenden, charakteristischen Riffs (auch unfassbar, wie man als so junge Band ein so dermaßen eigenes Duftzeichen an eine uralte Eiche pinkeln kann...) in kombination mit der unfassbaren Stimme und, wieder einmal, diesen M-E-L-O-D-E-I-E-N! Da geht mir das Herz auf.
 
Eine Diskussion über ein Plattencover - sofern sie denn fair und gesittet verläuft - auszulagern, würde dem Kunstwerk nicht gerecht werden. Wenn Heavy Metal für uns mehr ist als ein reines Konsumvergnügen, dann gehören zu einem Album oder einer Band weitaus mehr als nur das rein akustische Erlebnis (sofern das überhaupt möglich wäre): Produktion, Merch, Texte, cover, Fotos, Riffs, Kostüme, Veröffentlichungsstrategie, Thankslisten, Live-umsetzung, Biografien, Fannähe usw. sind Bestandteile des ganzheitlichen Erlebens einer Musik, mit der wir uns mal mehr, mal weniger identifizieren.
Falls mich persönlich Fragen der Produktion oder der Wechsel am Schlagzeug bei einer Band nicht interessieren, kann ich wohl kaum den Anspruch erheben, damit nicht im entsprechenden Bandthread belästigt zu werden - weil es eben Teil des Gesamtwerkes ist. Das gleich gilt für das Coverartwork und all die anderen Aspekte.

Zudem sollte nicht vergessen werden, dass wir hier über eine Veöffentlichung reden, von der noch nicht so viel anderes vorliegt, über das man reden könnte.
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Ja, dann sind wir ja beim Kern der Aussage angelangt, dass solche Cover wie das neue von EC, doch sich als Frauen definierende Menschen oder auch emanzipierte Männer abschrecken könnte, sich tiefer in der Metal-Welt anzusiedeln.

Ich schreibe noch einmal, wie ich das grundsätzlich - also über das in meinen Augen lächerlich schlechte, aber vollkommen harmlose EC-Titelbild hinaus - sehe: Metal sollte und darf Musik mit ein paar Ecken und Kanten (ergo in einem gewissen Rahmen) sein - zwar hat man in den letzten drei Dekaden schon rund 90 % dieser Ecken und Kanten verloren, aber die letzten 10 Prozent dürfen dann doch gerne bleiben. Sonst haben wir es nur noch mit einem seelenlosen Produkt zu tun - weit ist es dahin ja ohnehin nicht mehr. Wo es Inhalte gibt, gibt es immer irgendetwas, was irgendjemandem nicht passt, aber da muss doch nicht jedes Mal gleich die Empörung anschwellen.

Und ehrlich, wenn sich jemand an etwas stört, das so offenkundig fantastisch und klischeetriefend ist wie das EC-Titelbild, dann ist es auch gut so, dass er/sie ,,sich nicht tiefer in der Metal-Welt ansiedelt" ;) Metal muss nicht für jeden Menschen auf der Welt zugänglich sein, warum auch sollte das irgendwie der Anspruch sein?


Wer sich wirklich über solche Cover aufregt, sollte auch so konsequent sein, und jedes Album im Besitz weggeben, welches auf irgend ne Art verwerflich sein könnte, sei es vom Cover her, oder von denTexten oder vom Verhalten der Musiker.

Nur noch lächerlich und es vermiest einem echt das Forum...in jedem Thread fast mittlerweile

Danke, das musste mal gesagt werden. Ich finde es auch absolut übertrieben und langsam wirklich absurd. Alles muss auf den Prüfstand gestellt werden, aus jeder Banalität muss irgendeine Bedrohung, Missetat oder die Manifestation bedenklicher gesellschaftlicher Strukturen abgeleitet werden. In gefühlt jedem zweiten Strang. Ich frage mich da, wie manche Menschen durchs Leben gehen. Immer auf der Suche nach irgendetwas, was noch nicht vollkommen glattgefräst ist, über das man sich noch irgendwie aufregen kann? Warum immer so unglaublich unlocker, warum immer diese Scheingefechte? Wenn schon, dann investiert eure Energie doch in tatsächliche Probleme, in Dinge, die in den nächsten Jahrzehnten wirklich gravierende Auswirkungen auf unser aller Leben haben werden (wie etwa die Tatsache, dass wir in 20 Jahren im Sommer 45° in Deutschland haben werden).


Trotzdem muss festgestellt werden, daß Cover wie dieses eindeutig sexistisch sind, vollkommen egal, was man reininterpretiert. Wer das nicht glauben will, sollte sich erstmal näher mit dem Thema beschäftigen und mit FRAUEN über dieses Thema reden, nicht mit den Metal-Kumpels beim Grillen.

Ich habe gestern Abend den Test mit meiner Frau gemacht, die Geschlechterklischees und ähnliches nicht wirklich abkann, bei diesem Thema also durchaus als sensibilisiert zu bezeichnen ist. Als ich ihr das Motiv zeigte, kam nur ein belustigtes ,,Haha, oh Gott, ist das schlecht!" ;) Und ich wette, dass bei einer repräsentativen Umfrage 99 % aller Frauen in unserem Kulturkreis ähnlich reagieren würden, sprich das Ganze als völlig harmlose Fantasterei einsortieren würden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was exakt ist daran unfassbar?

Man muss nicht über alles und jeden debattieren bzw. alles immer ausdiskutieren und bis ins kleinste Detail förmlich sezieren, daher werde ich meinen Kommentar bewusst auch nicht weiter konkretisieren.
Nur so viel: Eine Musikrichtung als Fluchtraum zu bezeichnen, wirkt auf mich persönlich doch sehr befremdlich.
Und damit auch genug!
 
Da sind wir wieder bei der selektiven Wahrnehmung und einem Wunschkonzert, das jeder User gern hätte. Musikforum, Musik, so für mich die einfache Formel. Dennoch kann ich mich über Politik, Kultur, Sport und Themen abseits der Musik austauschen. Ich mach es weniger hier, obwohl es mich bewegt. Der Eine mag's so, die Andere so, ein Dritter wieder ganz anders. Nicht jeder Beitrag muss für mich einem Essay auf Streiflicht-Niveau der SZ gleichen. Darf er, kann er, kein Muss.

Ich kann verstehen, wenn man jedes Artwork, jeden Text aufs kleinste Detail seziert und sich darüber austauscht. Fragen nach der Intention oder einer gesellschaftspolitischen Bedeutung sind stets erlaubt. Erklären kann es Künstler und oder Band, die das Artwork gewählt haben. Wir Dritte können interpretieren. Es kommen wiederholt und ganz natürlich die eigenen Rezeptoren und subjektive Wahrnehmung ins Spiel. Jeder sieht etwas anderes, aber RECHT hat keiner, denn die EINE Wahrheit gibt es bei Meinungen und Wertung in meiner Welt nicht.

Respekt vor anderer Meinung, gerade im Netz, wäre wünschenswert. Und wenn ich sie noch so wenig teile oder euphrodisiert favorisiere. Mit Respekt sich begegnen, den anderen versuchen zu verstehen. Den, den eine Sache brennend interessiert als auch den, den eine Diskussion ermüdet oder langweilt, weil er kein Problem oder Diskussionspunkt sieht. Es ist der Scheinwerfer, den man in der Hand hält, auf den man sein Interesse richtet. Wo sich die Lichtkegel kreuzen hat man eine Schnittmenge als erste Basis, fruchtbare Diskussion kann entstehen. Treffen sie sich nicht, kann man ergebnislos friedlich respektvoll auseinander gehen oder aufeinander zugehen, wenn man in die andere Meinung schlüpfen will. Das liegt an mir, nicht dem Gegenüber.
 
Metal muss nicht für jeden Menschen auf der Welt zugänglich sein, warum auch sollte das irgendwie der Anspruch sein?
Wäre das nicht schön, wenn jede/r hier sein/ihr Plätzchen hätte? Du und ich sind doch auch froh, dass wir unseres haben, oder nicht?

Danke, das musste mal gesagt werden. Ich finde es auch absolut übertrieben und langsam wirklich absurd. Alles muss auf den Prüfstand gestellt werden, aus jeder Banalität muss irgendeine Bedrohung, Missetat oder die Manifestation bedenklicher gesellschaftlicher Strukturen abgeleitet werden. In gefühlt jedem zweiten Strang. Ich frage mich da wirklich, wie manche Menschen durchs Leben gehen. Immer auf der Suche nach irgendetwas, was noch nicht vollkommen glattgefräst ist, über dass man sich noch irgendwie aufregen kann?
Ich würde sagen, bei diesem Argument ist die Ansicht zu hinterfragen. Anders ausgedrückt: das, was du hier beschreibst, findet mitnichten überall statt. Nur da, wo was scheiße ist.

zwar hat man in den letzten drei Dekaden schon rund 90 % dieser Ecken und Kanten verloren
Das interessiert mich. Was ist denn weg?

Wenn schon, dann investiert eure Energie doch in tatsächliche Probleme, in Dinge, die in den nächsten Jahrzehnten wirklich gravierende Auswirkungen auf unser aller Leben haben werden (wie etwa die Tatsache, dass wir in 20 Jahren im Sommer 45° in Deutschland haben werden).
Dieses "Wir haben doch andere Probleme" zieht schon lange nicht mehr. Klar ist das so, aber das ist eben auch eins. Und ich wette, dass es diese Ungleichheit der verwendeten Energie, genauso wenig beweisbar ist, wie dein Argument, dass 99% aller Frauen in unserem Kulturkreis deine Meinung vertreten.
 
Wer aneckende Kunst öffentlich vertritt, kann sich doch sicherlich auf eine Diskussion einlassen.

Genauso sehe ich das auch. Außerdem, aber das ist nur mein ganz persönliches Interesse, tausche ich mich immer gerne zu den Dingen aus, die mir etwas bedeuten, sehr gerne auch über (durchaus wichtige) Oberflächlichkeiten hinweg. Will sagen, mich interessiert nicht nur, was etwas ist, sondern eben auch, was es aussagt und vielleicht auslöst. Für mich gibt es da auch keine Trivialitäten, weil alles, was an Bildern und Texten in die Welt hinausgesendet wird, irgendwo, bei irgendwem etwas auslöst und sei es, um im Thema zu bleiben, nur ein eskapistischer oder kathartischer oder in der Summe schlicht euphorisierender Genuss von Heavy Metal und dessen Bildwelt.

Mich interessiert hierbei auch die Diskrepanz in der Kritik von wie auch immer sexuell dominierten Motiven und von Gewaltdarstellungen in einem Fantasy-Kontext, wie er im Heavy Metal oft vorherrscht. Während das Publikum im allgemeinen für emanzipiert genug gehalten wird, letzere im richtigen Kontext einzuordnen, scheint dies bei der Darstellung von Nacktheit in Verbindung mit womöglich archaischen, mehrdeutigen oder auch auf den Kopf gestellten Rollenbilden für schwieriger gehalten zu werden.

Deswegen meine überhaupt nicht provokant gemeinte, sondern aufrichtig interessierte Frage: woher rührt diese Unterscheidung in der postulierten Auswirkung von Sehgewohnheiten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Man muss nicht über alles und jeden debattieren bzw. alles immer ausdiskutieren und bis ins kleinste Detail förmlich sezieren, daher werde ich meinen Kommentar bewusst auch nicht weiter konkretisieren.
Nur so viel: Eine Musikrichtung als Fluchtraum zu bezeichnen, wirkt auf mich persönlich doch sehr befremdlich.
Und damit auch genug!
Du behauptest etwas, verweist dann darauf, dass man nicht über alles detalliert reden muss und erklärst dann schon die Diskussion um deine Behauptung für beendet. Das ist doch etwas einseitig kommuniziert.

Für mich ist es befremdlich, zu behaupten, Musik wäre kein Fluchtraum. Viele Menschen schalten doch vom Alltag ab, indem sie eine Platte auflegen, oder nicht? Gerade wenn da noch Fantasy-Bezüge mit drinstecken. Ist doch super, mal zu entfliehen und alles Nervende abzustreifen. Oder sich in eine Subklutur zu flüchten, weil einem Gesellschaft zu verstehen gegeben hat, dass sie einen nicht will bzw. zu einem Kampf herausfordert, den man nicht bestreiten will. Das ist meine Biographie. Die Biographie eines gehänselten, untergewichtigen Teenagers, dem der Metal gegeben hat, was er fast schon vergeblich gesucht hat. Das meine ich auch mit Fluchtraum. Nur ist es schwer, als Erwachsener an diesem Raum als Fluchtraum festzuhalten, weil er eben nicht frei von gesellschaftlichen Problemen ist und sein kann, wie ich oben beschrieben habe. Mein Eindruck ist, dass sich oft gegen das Erwähnen gesellschaftlicher Probleme gestemmt wird, weil man nicht wahrhaben will, dass einen die Realität auch bis hierhin verfolgen kann. No offense.
 
Ich kaufe sie mir. Ich mag keine Ohohoo's nie nicht nirgends. Die Debatte ist mitnichten endlos.


Schnall ich nicht.


Das ist meiner Ansicht nach das erste Mal im Eternal Champion-Thread, richtig? Also reden wir hier Mal drüber. Und mit "wir" meine ich in der Hauptsache an Eternal Champion interessierte Personen. Hardcore Black Metal Fans sind hier vielleicht gar nicht unbedingt dabei. Die haben die Diskussion ein anders Mal in ihren Threads oder vielleicht auch nicht. Vielleicht sind diejenigen, die das Thema hier auf den Tisch bringen der Meinung, dass jede/r hieraus etwas mitnehmen kann und eine solche Diskussion im Gender-Thread nur in ihrer eigenen Suppe kochen würde. Dass es strukturellen Sexismus im Metal gibt, ist dort doch längst Konsens und man spricht bereits über andere Dinge. So funktionieren Themen wie diese doch, oder nicht? Zuerst wird im kleinen Kreis über aktuelle Probleme gesprochen und dann versucht, das Ganze in die Gesellschaft zu tragen, um Meinungen einzuholen und zu sensibilisieren.


Schau, ich kann hier natürlich nur für mich sprechen, aber bei mir kommen diese (nicht nur im E Ch-Faden) immer wieder auftauchenden "gesamtgesellschaftlichen Problemlagen" halt ein bisschen wie ein Erziehungsauftrag vor (war aber schon mal schlimmer, das geb' ich gern zu).
Ich denke, hier sind trotz abweichender Meinungen grösstenteils sehr reflektierte User durchschnittlich etwas gesetzteren Alters zugange, die eigentlich nicht immer wieder daraufhingewiesen werden müssen, dass grundsätzlich im Geschlechterverhältnis noch einiges im Argen liegt.
Wahrscheinlich ist es also grösstenteils dieses "Schulmeistern", dass Menschen wie ich sich vom (bei mir oftmals so rüberkommenden Hinweisen - Predigten reflexhaft getriggert fühlen und immer wiedee drauf anspringen.
Und nein, die generelle Sexismus-Debatte gehört nicht in diesen Thread.
 
Schau, ich kann hier natürlich nur für mich sprechen, aber bei mir kommen diese (nicht nur im E Ch-Faden) immer wieder auftauchenden "gesamtgesellschaftlichen Problemlagen" halt ein bisschen wie ein Erziehungsauftrag vor (war aber schon mal schlimmer, das geb' ich gern zu).
Ich denke, hier sind trotz abweichender Meinungen grösstenteils sehr reflektierte User durchschnittlich etwas gesetzteren Alters zugange, die eigentlich nicht immer wieder daraufhingewiesen werden müssen, dass grundsätzlich im Geschlechterverhältnis noch einiges im Argen liegt.
Das kann ich verstehen. Aber wenn du mal genau hinschaust, wirst du sehen, dass die "Schulmeisterei" erst dann beginnt, sobald irgendjemand behauptet, die Diskussion wäre sinnlos, es werde sich ja über alles aufgeregt, man solle doch die Kirche im Dorf lassen. Vorher kommt "Ich finde es gut , weil ... ich finde es blöd, weil...".

Wahrscheinlich ist es also grösstenteils dieses "Schulmeistern", dass Menschen wie ich sich vom (bei mir oftmals so rüberkommenden Hinweisen - Predigten reflexhaft getriggert fühlen und immer wiedee drauf anspringen.
Wenn du schon selbst bemerkst, dass du reflexhaft drauf anspringst, dann könntest du doch auch versuchen, das zu ändern. Es hört sich für mich an, als wärst du selbst mit deiner Reaktion unzufrieden.

Und nein, die generelle Sexismus-Debatte gehört nicht in diesen Thread.
Sicherlich. Aber zum generellen Sexismus sind wir doch hier auch nicht gekommen. Außerdem funktioniert jede anständige Diskussion doch so, dass man nach ein paar Runden zum Aufhänger schließlich zum Kern des Problems vorstößt. Irgendwie ist es doch blöd zu sagen "Und ab hier weiter im Gender Thread".
 
Du behauptest etwas, verweist dann darauf, dass man nicht über alles detalliert reden muss und erklärst dann schon die Diskussion um deine Behauptung für beendet. Das ist doch etwas einseitig kommuniziert.

Aber das ist völlig in Ordnung. Cyclone erklärt ja nicht die Diskussion für beendet, sondern nur seine Teilnahme an der Diskussion. Er hatte offenbar das Bedürfnis, seine Meinung loszuwerden, ohne sich hier und jetzt auf eine ausführliche Diskussion einlassen zu wollen. Ich denke, das kann man so akzeptieren. Diskutieren wir einfach mit denjenigen, die Bock aufs Diskutieren haben. :)

Für mich ist es befremdlich, zu behaupten, Musik wäre kein Fluchtraum. Viele Menschen schalten doch vom Alltag ab, indem sie eine Platte auflegen, oder nicht? Gerade wenn da noch Fantasy-Bezüge mit drinstecken. Ist doch super, mal zu entfliehen und alles Nervende abzustreifen. Oder sich in eine Subklutur zu flüchten, weil einem Gesellschaft zu verstehen gegeben hat, dass sie einen nicht will bzw. zu einem Kampf herausfordert, den man nicht bestreiten will. Das ist meine Biographie. Die Biographie eines gehänselten, untergewichtigen Teenagers, dem der Metal gegeben hat, was er fast schon vergeblich gesucht hat. Das meine ich auch mit Fluchtraum. Nur ist es schwer, als Erwachsener an diesem Raum als Fluchtraum festzuhalten, weil er eben nicht frei von gesellschaftlichen Problemen ist und sein kann, wie ich oben beschrieben habe. Mein Eindruck ist, dass sich oft gegen das Erwähnen gesellschaftlicher Probleme gestemmt wird, weil man nicht wahrhaben will, dass einen die Realität auch bis hierhin verfolgen kann. No offense.

Das sehe ich im Wesentlichen genauso. Tatsächlich hört man das auch regelmäßig von Musikern, wenn sie über ihre eigene Musik reden. Nur am Ende würde ich dir widersprechen. Dieser Fluchtraum ist für jede Einzelne und jeden Einzelnen eine absolut private Angelegenheit. Die Gesellschaft kann sich erst dann daran stoßen, sobald man anfängt, darüber zu reden.
 
Nur am Ende würde ich dir widersprechen. Dieser Fluchtraum ist für jede Einzelne und jeden Einzelnen eine absolut private Angelegenheit. Die Gesellschaft kann sich erst dann daran stoßen, sobald man anfängt, darüber zu reden.
Ich meinte nicht, dass sich die Gesellschaft an besagtem Raum stößt, sondern eher, dass man irgendwann merkt, dass er nicht das ist, was er einmal zu sein schien. Beim Erwachsenwerden zum Beispiel. Man merkt, dass auch in diesem Raum gesellschaftliche Probleme verhandelt werden, denn irgendwie ist eben doch alles politisch. Du hast Recht, was man aus diesem Raum herausgibt, ist privat. Doch was in diesen Raum hinreinragt, schon immer drin war oder gefühlt dort hinein eindringt, darauf hat man oft wenig Einfluss und ist gezwungen, damit umzugehen. Das passt nicht allen.

Vielleicht nochmal etwas mehr zum Thema: ich habe während des neuen Songs von Eternal Champion Hanteln gestemmt. Weil wegen geil!
 
Genauso sehe ich das auch. Außerdem, aber das ist nur mein ganz persönliches Interesse, tausche ich mich immer gerne zu den Dingen aus, die mir etwas bedeuten, sehr gerne auch über (durchaus wichtige) Oberflächlichkeiten hinweg. Will sagen, mich interessiert nicht nur, was etwas ist, sondern eben auch, was es aussagt und vielleicht auslöst. Für mich gibt es da auch keine Trivialitäten, weil alles, was an Bildern und Texten in die Welt hinausgesendet wird, irgendwo, bei irgendwem etwas auslöst und sei es, um im Thema zu bleiben, nur ein eskapistischer oder kathartischer oder in der Summe schlicht euphorisierender Genuss von Heavy Metal und dessen Bildwelt.

Mich interessiert hierbei auch die Diskrepanz in der Kritik von wie auch immer sexuell dominierten Motiven und von Gewaltdarstellungen in einem Fantasy-Kontext, wie er im Heavy Metal oft vorherrscht. Während das Publikum im allgemeinen für emanzipiert genug gehalten wird, letzere im richtigen Kontext einzuordnen, scheint dies bei der Darstellung von Nacktheit in Verbindung mit womöglich archaischen, mehrdeutigen oder auch auf den Kopf gestellten Rollenbilden für schwieriger gehalten zu werden.

Deswegen meine überhaupt nicht provokant gemeinte, sondern aufrichtig interessierte Frage: woher rührt diese Unterscheidung in der postulierten Auswirkung von Sehgewohnheiten?

Ich bin mir nicht sicher, ob es da überhaupt eine deutliche Unterscheidung gibt. Es gibt Darstellungen von Sexualität, die genauso kontextualisiert betrachtet werden wie Gewaltdarstellungen. Extremes Beispiel, das im Metal häufig vorkommt: Nekrophilie. Ich denke, darüber wird sich kaum jemand streiten. Das EC Cover dagegen ist zumindest für mich einfach kein kritischer Fall. Das sind halt einfach zwei nackte Frauen mit einer gewissen erotischen Ausstrahlung, eine von ziemlich dominantem und eine von ziemlich devotem Ausdruck. Das ist nichts, was mich in irgendeiner Weise schockieren würde.
 
Das kann ich verstehen. Aber wenn du mal genau hinschaust, wirst du sehen, dass die "Schulmeisterei" erst dann beginnt, sobald irgendjemand behauptet, die Diskussion wäre sinnlos, es werde sich ja über alles aufgeregt, man solle doch die Kirche im Dorf lassen. Vorher kommt "Ich finde es gut , weil ... ich finde es blöd, weil...".


Wenn du schon selbst bemerkst, dass du reflexhaft drauf anspringst, dann könntest du doch auch versuchen, das zu ändern. Es hört sich für mich an, als wärst du selbst mit deiner Reaktion unzufrieden.


Sicherlich. Aber zum generellen Sexismus sind wir doch hier auch nicht gekommen. Außerdem funktioniert jede anständige Diskussion doch so, dass man nach ein paar Runden zum Aufhänger schließlich zum Kern des Problems vorstößt. Irgendwie ist es doch blöd zu sagen "Und ab hier weiter im Gender Thread".

...."wenn du schon selbst bemerkst, dass du reflexhaft drauf anspringst, dann könntest du doch auch versuchen, das zu ändern. Es hört sich für mich an, als wärst du selbst mit deiner Reaktion unzufrieden".... quote

Jein, ich bin eigentlich nicht unzufrieden mit meinem "Anspringen", sondern eher ein bisschen von der Vorhersehbarkeit der Argumente (beider Seiten) ermüdet. So oder ähnlich hatten wir das ja nun schon in etlichen Threads, wenn auch nicht explizit zum Thema "Sexismus im Helden-Metal"), und irgendwann ist einfach auch alles an Positionen, Haltungen und Meinungen ausgetauscht.
Was aber die Art und Weise des Austauschs hier angeht und da vor allem der fast völlige Verzicht auf das Reiten persönlicher Attacken: wunderbar! so darf das gerne weitergehen, dann bringt das Forum auch wieder Spass.
 
Wäre das nicht schön, wenn jede/r hier sein/ihr Plätzchen hätte? Du und ich sind doch auch froh, dass wir unseres haben, oder nicht?

Nein, wäre es nicht. Metal darf in meinen Augen gerne auch mal kontrovers - und damit eben nicht für jeden zugänglich - sein. Sonst wird aus Kunst schnell ein wohlfeiles Konsumgut. Auf den Großteil der Szene mit seinen seelenlosen Plastikproduktionen (von Plastikkünstlern) trifft das ja heutzutage schon zu.

Das interessiert mich. Was ist denn weg?

Um es ganz allgemein zu halten: Früher war einfach viel mehr Bauchgefühl und Authentizität, heute hingegen muss sich jede Band in diesem Klima der allgegenwärtigen künstlichen Empörung und umringt von Abertausenden potentieller Denunzianten im Netz dreimal überlegen, was sie irgendwo von sich gibt. Oder eben, wie im vorliegenden Fall, wie sie ihr Album gestaltet, und was eine Banalität wie eine nackte Frau wohl bei manchen Berufsempörten so auslösen kann. Ich halte das für eine äußerst bedenkliche Entwicklung, denn eine Selbstzensur, die bei vielen Musikern sicherlich schon im Kopf stattfindet, hemmt natürlich die Kreativität und nimmt dem Metal das, was ihn einmal ausmachte.
 
Du behauptest etwas, verweist dann darauf, dass man nicht über alles detalliert reden muss und erklärst dann schon die Diskussion um deine Behauptung für beendet. Das ist doch etwas einseitig kommuniziert.

Für mich ist es befremdlich, zu behaupten, Musik wäre kein Fluchtraum. Viele Menschen schalten doch vom Alltag ab, indem sie eine Platte auflegen, oder nicht? Gerade wenn da noch Fantasy-Bezüge mit drinstecken. Ist doch super, mal zu entfliehen und alles Nervende abzustreifen. Oder sich in eine Subklutur zu flüchten, weil einem Gesellschaft zu verstehen gegeben hat, dass sie einen nicht will bzw. zu einem Kampf herausfordert, den man nicht bestreiten will. Das ist meine Biographie. Die Biographie eines gehänselten, untergewichtigen Teenagers, dem der Metal gegeben hat, was er fast schon vergeblich gesucht hat. Das meine ich auch mit Fluchtraum. Nur ist es schwer, als Erwachsener an diesem Raum als Fluchtraum festzuhalten, weil er eben nicht frei von gesellschaftlichen Problemen ist und sein kann, wie ich oben beschrieben habe. Mein Eindruck ist, dass sich oft gegen das Erwähnen gesellschaftlicher Probleme gestemmt wird, weil man nicht wahrhaben will, dass einen die Realität auch bis hierhin verfolgen kann. No offense.

Nun gut, eine kurze Ergänzung bzw. Erläuterung noch:
Zunächst war es keine Behauptung, welche richtig oder falsch sein könnte, sondern vielmehr meine persönliche Meinung bzw. Ansicht.
Für mich persönlich ist Heavy Metal allgemein eine Leidenschaft in Form von Musik Hören, Festivals und Konzerte besuchen etc., folglich etwas Positives. Diese Leidenschaft nimmt auch viel Platz in meinem Leben ein.
Mit einem Fluchtraum assoziiere ich hingegen etwas Negatives, was ja auch schon die Definition des Begriffs aufzeigt.
Demnach wäre ich seit 33 Jahren auf der "Flucht". Ein doch eher merkwürdiger Gedanke!
Abschalten vom Alltag oder ein Ausgleich? Dies kann nur jeder für sich selbst beurteilen.
 
Jein, ich bin eigentlich nicht unzufrieden mit meinem "Anspringen", sondern eher ein bisschen von der Vorhersehbarkeit der Argumente (beider Seiten) ermüdet. So oder ähnlich hatten wir das ja nun schon in etlichen Threads, wenn auch nicht explizit zum Thema "Sexismus im Helden-Metal"), und irgendwann ist einfach auch alles an Positionen, Haltungen und Meinungen ausgetauscht.
Das verstehe ich vollkommen. Aber scheinbar wird hier immer wieder mehr oder weniger die eine oder andere Seite diskreditiert. Vielleicht sogar unbewusst. Ich muss sagen, dass ich nichts dagegen habe, weil ich bei dem einen oder anderen Thema auch erst nach dem fünfzigsten Mal wirklich drüber nachgedacht habe. Völlige Zustimmung zum zweiten Teil.
 
Um es ganz allgemein zu halten: Früher war einfach viel mehr Bauchgefühl und Authentizität, heute hingegen muss sich jede Band in diesem Klima der allgegenwärtigen künstlichen Empörung und umringt von Abertausenden potentieller Denunzianten im Netz dreimal überlegen, was sie irgendwo von sich gibt. Oder eben, wie im vorliegenden Fall, wie sie ihr Album gestaltet, und was eine Banalität wie eine nackte Frau wohl bei manchen Berufsempörten so auslösen kann. Ich halte das für eine äußerst bedenkliche Entwicklung, denn eine Selbstzensur, die bei vielen Musikern sicherlich schon im Kopf stattfindet, hemmt natürlich die Kreativität und nimmt dem Metal das, was ihn einmal ausmachte.

Wahrscheinlich keine Absicht, aber damit gehst du die Leute hier im Forum, die sich an dem Cover stören, schon ziemlich persönlich an. Du unterstellst ihnen indirekt, dass ihre Empörung "künstlich" wäre und lässt sie unter das Sigel der "Berufsempörten" fallen. Ich an ihrer Stelle müsste mir da ordentlich auf die Zunge beißen, um dir kein Contra von der Form zu geben, von der wir hier in letzter Zeit mehr als genug hatten.
Davon abgesehen denke ich wirklich nicht, dass Metal Bands vor 30, 40 Jahren weniger Gegenwind für ihre Texte und Themen bekommen haben als heute. Eher im Gegenteil.
 
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