zopilote
Till Deaf Do Us Part
Grunge … „Incesticide“ von Nirvana war das erste Album, das ich bewusst gehört habe und hören wollte. Immer wieder, mit „Dive! Dive! Dive with me!“ ging‘s los. Ich war vier. Bei so einer Frühprägung ist es wohl klar, dass es für mich nach wie vor das Nirvanaalbum schlechthin ist … auch wenn es sich eigentlich um eine Ferner Liefen-Compilation handelt. Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob Sub Pop und Geffen auch wussten, was wirklich gut war Relativ bald hatte ich auch die gemäßigtere und deutlich musikalischere „Nevermind“, und ich verehrte sie als perfekt. Niemand konnte mir die Texte erklären, aber ich wusste auch so, dass Kurdt beiläufig ultimative Wahrheiten über das Universum rausklopfte, die Normalsterbliche nur erahnen konnten. Kurzer Cut in die Gegenwart: heute ist mir „Nevermind“, trotz Nähe zur Perfektion, etwas zu gefällig geraten, und beim Betrachten der Texte ist die mystische Tiefe, die diese einmal für
mich hatten nur mehr eine ferne - aber sehnsuchtsvolle - Erinnerung. Kürzlich habe ich zum ersten mal seit vielen Jahren - ich hab die abgenudelte CD mit seinem aus vielen Einzelteilen und einem vergilbten Aufkleber bestehenden Jewelcase nie ersetzt - die „Incesticide“ wieder gehört. Diese rohe, ungezähmte, im wahrsten Sinn des Wortes asoziale Power - perfekt! Besser als in „Turnaround“, „Mexican Seafood“, „Aero Zeppelin“ und meinem Lieblingssong von Nirvana, „Aneurysm“, waren sie für mich nie. Apropos „Aero Zeppelin“ - der Song von 1988 klärt das Verhältnis zum längst mit der Musikindustrie eins gewordenen Classic Rock ganz gut (wenn auch wenig subtil):
„What's the meaning in a crime? It's a fan if anything
Where's the meaning in a line? It's a brand, it's a brand
How a culture comes again, it's a plan of yesterday
And you swear it's not a trend, doesn't matter anyway
They're only here to talk to friends, nothing new is everyday
You could shit upon the stage, they'll be fans
They'll be fans, they'll be fans
They'll be fans“
Autsch! Wenn Grunge irgendwas ermordet hat, dann rhetorisch.
Zu Pearl Jam habe ich nie einen Zugang gefunden- zu rockig, zu allgemein beliebt. Rock war in meinen Augen für die Allgemeinheit, ich wollte was Härteres, und was, das nicht „für jedermann“ war. (Nirvana-Shirts habe ich in meiner Stadt nicht bei Teenagern und Studenten in Erinnerung, sondern bei den Punks, Junkies und Alkoholikern vom Hauptplatz. Mann, wollte ich sein wie die.)
Jahre später wurde das Eddie Vedder-Album zum Film Into the Wild eine Art Konsensalbum in der Familie, was bei mir bis heute zu Übersättigungsgefühlen mit seiner Stimme führt. Temple of the Dog haben mir nicht gefallen, zu Soundgarden bestand eine wohlwollende Nähe über den Freundeskreis, auch wenn ich nie so richtig eingetaucht bin. Die andere große Band waren Alice in Chains, die auch eine wichtige gemeinsame Leidenschaft mit der ersten Freundin waren. Andererseits hatte ich bei AiC immer Schwierigkeiten, sie mit Grunge in Verbindung zu bringen: zu fuckin‘ heavy! Zu fuckin‘ Sabbath! Emotional war das für mich die längste Zeit eine „sowas-wie-Metal“-Band. Ironischerweise sind es heute nur die ruhigen Sachen - „Jar of Flies“ und die Unplugged - die ich mir von AiC noch regelmäßig auflege.
Als etwas älterer Teenager musste ich Grunge aus meinen Hörgewohnheiten verbannen. Nicht, weil mir die Musik nicht mehr wichtig gewesen wäre, im Gegenteil - ich fand mich von der Wucht aus Teenage Angst und Nihilismus in den Texten so überwältigt, dass ich nicht wusste, wie ich weiter in die Schule gehen und meinen Shit machen soll, wenn ich mir das täglich reinpfeife. Ich fand mich dem beängstigend ausgeliefert. Da musste was anderes her, enter Metal übrigens - immer noch anti, aber mehr auf Power und weniger auf im Eck liegen und alles in Flammen aufgehen lassen.
Vor etwa 13, 14 Jahren gab‘s noch mal ein gewaltiges Flashback, als ich über eine Freundin aus Neuseeland Mad Season kennenlernte. Wahnsinn, auch das Cover zu der Musik. Argh! Das Rerelease ist der einzige RSD-Release, den ich mir je gekauft habe.
mich hatten nur mehr eine ferne - aber sehnsuchtsvolle - Erinnerung. Kürzlich habe ich zum ersten mal seit vielen Jahren - ich hab die abgenudelte CD mit seinem aus vielen Einzelteilen und einem vergilbten Aufkleber bestehenden Jewelcase nie ersetzt - die „Incesticide“ wieder gehört. Diese rohe, ungezähmte, im wahrsten Sinn des Wortes asoziale Power - perfekt! Besser als in „Turnaround“, „Mexican Seafood“, „Aero Zeppelin“ und meinem Lieblingssong von Nirvana, „Aneurysm“, waren sie für mich nie. Apropos „Aero Zeppelin“ - der Song von 1988 klärt das Verhältnis zum längst mit der Musikindustrie eins gewordenen Classic Rock ganz gut (wenn auch wenig subtil):
„What's the meaning in a crime? It's a fan if anything
Where's the meaning in a line? It's a brand, it's a brand
How a culture comes again, it's a plan of yesterday
And you swear it's not a trend, doesn't matter anyway
They're only here to talk to friends, nothing new is everyday
You could shit upon the stage, they'll be fans
They'll be fans, they'll be fans
They'll be fans“
Autsch! Wenn Grunge irgendwas ermordet hat, dann rhetorisch.
Zu Pearl Jam habe ich nie einen Zugang gefunden- zu rockig, zu allgemein beliebt. Rock war in meinen Augen für die Allgemeinheit, ich wollte was Härteres, und was, das nicht „für jedermann“ war. (Nirvana-Shirts habe ich in meiner Stadt nicht bei Teenagern und Studenten in Erinnerung, sondern bei den Punks, Junkies und Alkoholikern vom Hauptplatz. Mann, wollte ich sein wie die.)
Jahre später wurde das Eddie Vedder-Album zum Film Into the Wild eine Art Konsensalbum in der Familie, was bei mir bis heute zu Übersättigungsgefühlen mit seiner Stimme führt. Temple of the Dog haben mir nicht gefallen, zu Soundgarden bestand eine wohlwollende Nähe über den Freundeskreis, auch wenn ich nie so richtig eingetaucht bin. Die andere große Band waren Alice in Chains, die auch eine wichtige gemeinsame Leidenschaft mit der ersten Freundin waren. Andererseits hatte ich bei AiC immer Schwierigkeiten, sie mit Grunge in Verbindung zu bringen: zu fuckin‘ heavy! Zu fuckin‘ Sabbath! Emotional war das für mich die längste Zeit eine „sowas-wie-Metal“-Band. Ironischerweise sind es heute nur die ruhigen Sachen - „Jar of Flies“ und die Unplugged - die ich mir von AiC noch regelmäßig auflege.
Als etwas älterer Teenager musste ich Grunge aus meinen Hörgewohnheiten verbannen. Nicht, weil mir die Musik nicht mehr wichtig gewesen wäre, im Gegenteil - ich fand mich von der Wucht aus Teenage Angst und Nihilismus in den Texten so überwältigt, dass ich nicht wusste, wie ich weiter in die Schule gehen und meinen Shit machen soll, wenn ich mir das täglich reinpfeife. Ich fand mich dem beängstigend ausgeliefert. Da musste was anderes her, enter Metal übrigens - immer noch anti, aber mehr auf Power und weniger auf im Eck liegen und alles in Flammen aufgehen lassen.
Vor etwa 13, 14 Jahren gab‘s noch mal ein gewaltiges Flashback, als ich über eine Freundin aus Neuseeland Mad Season kennenlernte. Wahnsinn, auch das Cover zu der Musik. Argh! Das Rerelease ist der einzige RSD-Release, den ich mir je gekauft habe.
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