Hoher Gesang: Mittlerweile auch im Metal/Rock verpönt?

Fremdcharme

Deaf Leppard
Hey,

ich hab' seit geraumer Zeit die Beobachtung gemacht, dass speziell hohe Gesänge auch im Metal- und Rock belächelt oder missbilligt werden und wollt' mal fragen ob ihr das ähnlich wahrnehmt.

Die Rede ist hierbei von Stimmlagen wie jenen von:
  • John Cyriis(Agent Steel)
  • Rob Halford
  • Axl Rose
  • Kai Hansen
  • James Rivera(Helstar)
  • Ralf Scheepers(Primal Fear)
Et cetera et cetera, die üblichen Verdächtigen.
Für mich waren insbesondere diese hohen kraftvollen Screams immer der Inbegriff des Metals.
Wenn ich allerdings mal in 'ner Runde Overkill, Judas Priest oder "nur" Guns n' Roses anschmeiß', verziehen sich die Gesichter.
Das Phänomen betrifft auch alle Altersklassen.
Bei so ganz speziellen Vertretern wie King Diamond würde ich's ja noch nachvollziehen können aber bei oben genannten Konsorten, kann ich's schwer verstehen dass der "klassische" Metal-Gesang so verpönt ist.
Diese Ablehnung gab's ja schon mal ab Mitte der 90.er bis ca. 2015.
Dann kam der Retro-Hype aber selbst da war der klassische Gesang eher kritisch beäugt.

Wenn man sich die momentan erfolgreichen Metaltruppen ansieht, haben die auch oft jemanden am Mikroposten der die mittleren Lagen bedient.
Ausnahmen sind Maiden, Helloween oder Gn'R.
Aber deren Publikum sind auch zu 80% deren Alt-Fans, meiner Beobachtung nach.
Wobei Bruce mittlerweile auch eher nicht mehr im ganz hohen Bereich hantiert.

Wie ist der Stand der Dinge?
Nehmt ihr das ähnlich wahr oder habt selbst 'ne Aversion gegen die hohen Lagen?
 
Bis auf das polarisierende Falsett vom King hab ich das so nicht festgestellt. Aber bek einem jüngeren Publikum das eher über diverse -core Bands oder vielleicht auch Arch Enemy oder Amon Amarth in die Szene gekommen sind vielleicht.
 
Meine Frau sagt immer, dass sie die Musik eigentlich oft ganz gut findet, nur den Gesang erträgt sie nicht (damit meint sie die hohen Stimmen und die schrillen Schreie).
Also Pete Steele, Ian Anderson und Johan Edlund (spätere Phase) gehen und werden als gut befunden, Axl Rose und King Diamond gehen gar nicht bei ihr.
Aber das war vor 20 Jahren auch schon der Fall :)

EDIT: Wiederum interessant, dass sie fasziniert ist von Counter Tenoren.
 
Zuletzt bearbeitet:
So unterschiedlich können Perspektiven sein, sehe das mit dem Metal wie du, aber ich kann sehr gut nachvollziehen, warum tiefer Gesang als "richtig" angesehen ist. Es klingt fies, hart und düster und die Metalmusik hat sich ab der 90er Jahre dorthin entwickelt (Death Metal und Abkömmlinge haben neue Standards in Härte gesetzt). Hoch singen machen Frauen und Metal muss maskulin sein. Dass tiefer Gesang den ganz hohen ablöst, war schon in dem 80ern abzusehen.

Andere populäre Genres brauchen auch keinen Falsettgesang, um zu wirken. Als Band mit hohem Gesang würden mir Powerwolf einfallen. Oder alle EUPM Bands außer Sabaton und BG, in der Stilistik kommt hoher Gesang ja gut.

Abgesehen von Klischees kann hoher Gesang auf Leute anstrengend wirken und wenn der Sänger limitiert ist, klingt das zusätzlich schief. Manche Stimmfarben klingen schriller als andere.

Dass Leute die Stimme von Axl Rose nicht mögen, war schon immer so. Selbige Leute hätten bestimmt kein Problem mit Robert Plant gehabt.
 
Aber bek einem jüngeren Publikum das eher über diverse -core Bands oder vielleicht auch Arch Enemy oder Amon Amarth in die Szene gekommen sind vielleicht.

Es klingt fies, hart und düster und die Metalmusik hat sich ab der 90er Jahre dorthin entwickelt (Death Metal und Abkömmlinge haben neue Standards in Härte gesetzt). Hoch singen machen Frauen und Metal muss maskulin sein. Dass tiefer Gesang den ganz hohen ablöst, war schon in dem 80ern abzusehen.
Sehe ich ähnlich.
Ohne jetzt die ewige Genrediskussion anzutreten aber ich glaube, der Begriff "Metal" ist einfach viel zu verwässert.
Wenn ich mich alle paar Jubeljahre mal in einen Club verirre und das Programm "Metal" sagt, wird immer Folgendes durch die Anlage gejagt: Metalcore, Rammstein und was weiß ich was.
Unter Metal verstehe ich eher die klassischen Sachen aber sei's drum.
Da haben 2 Fraktionen ganz andere Erwartungen beim gleichen Begriff.

Problematisch wird's dann aber immer wenn der klassisch Rock/Metal von eben jenem Klintel lächerlich gemacht wird.
"Ja sorry, wenn du das Genre das deines überhaupt erst ermöglicht hat lächerlich findest, dann gib deinem Genre halt 'nen anderen Namen und unterwander' nicht 'ne Kultur und versuch' sie umzukrempeln", denk' ich mir.

Möglicherweise wird der hohe Gesang auch noch immer mit Fantasy-Drachen-Zauber-Kitsch assoziiert.

@Pavlos , hast du 'n Beispiel für Texas Metal parat? :v
 
Sehe ich ähnlich.
Ohne jetzt die ewige Genrediskussion anzutreten aber ich glaube, der Begriff "Metal" ist einfach viel zu verwässert.
Wenn ich mich alle paar Jubeljahre mal in einen Club verirre und das Programm "Metal" sagt, wird immer Folgendes durch die Anlage gejagt: Metalcore, Rammstein und was weiß ich was.
Unter Metal verstehe ich eher die klassischen Sachen aber sei's drum.
Da haben 2 Fraktionen ganz andere Erwartungen beim gleichen Begriff.

Problematisch wird's dann aber immer wenn der klassisch Rock/Metal von eben jenem Klintel lächerlich gemacht wird.
"Ja sorry, wenn du das Genre das deines überhaupt erst ermöglicht hat lächerlich findest, dann gib deinem Genre halt 'nen anderen Namen und unterwander' nicht 'ne Kultur und versuch' sie umzukrempeln", denk' ich mir.

Möglicherweise wird der hohe Gesang auch noch immer mit Fantasy-Drachen-Zauber-Kitsch assoziiert.

@Pavlos , hast du 'n Beispiel für Texas Metal parat? :v

wenn es einigermaßen bekannt sein darf Helstar z.B.:

 
Und was den hohen Gesang angeht, also den wirklich hohen wie z.b. bei King Diamond oder der Watchtower-Ding von weiter oben, die Sachen wurden in meiner Erinnerung auch im Metal schon immer als Eunuchen/Kastratengesang abgetan und eher belächelt. Ich hab jetzt nicht das Gefühl dass das zugenommen hätte.

Für den Gesang muss man halt schon ein faible haben, das verstehe ich irgendwie auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Okay, Helstar hab' ich immer als Heavy Metal verbucht.
Gut zu wissen, wobei ich nicht weiß was die Charakteristika für Texas Metal sind.

Bei King Diamond hab' ich weniger ein Problem mit der Höhe, für mich sind da einfach die Töne schief und bisschen kraftlos.
Aber der gute Mann will aufgrund seines Konzepts wohl auch wie 'n Schlossgespenst klingen.

Mal die andere Seite:
Für mich klingen alle Metalcore-Sänger gleich und uninspiriert.
Trotz der Brachialität ist da keine Härte hinter.
Ausnahme wäre Howard Jones von Killswitch Engage.
Ich kann aber nicht nachvollziehen was so viele an Corey Tailor finden.
Beim Klargesang ist das eher ein Stimmchen vergleichbar mit 'nem Teenager der versucht was einzusingen aber nicht zu laut sein darf weil die Eltern im Nebenzimmer sind.
 
Für mich ist sehr hoher, männlicher Gesang im Metal ein schönes extremes Stilmittel. Spontan fallen mir da CONFESSOR ein, deren Musik ich sehr liebe. Da sind dann nicht nur die komplexen Songstrukturen, sondern auch der sehr hohe Gesang. Kein Wunder, dass die Band immer sehr polarisiert hat. Oder die großartigen WATCHTOWER. HELSTAR und AGENT STEEL funktionieren für mich nicht ohne den sehr hohen Gesang. Das wäre wie ENTOMBED mit klarem Gesang.
 
Soviel ich weiß war dieser Gesang anno dazumal auch ein Mittel herauszustechen und besonders extrem zu klingen, ähnlich wie hohe Geschwindigkeit oder halsbrecherische technische Sperenzchen. Insofern sollte das auch gar nicht unbedingt jedem gefallen, sondern eine gewisse Polarisierung war schon beabsichtigt. Daran hat sich bis heute nicht sehr viel geändert.
 
Naja, ich finde mittlerweile Klargesang schon OK, so Marke Opeth, The Ocean usw
Alles was so künstlich hochgezogen wird, Beispiele Iron Maiden und Dream Theater, ist halt nix für mich.
Auch ganz hohes Gekreische im BM sind bei mir Einzelfallentscheidungen.

Aber hab eigentlich das Gefühl das es ne "neue" Welle an heavy Metal gibt, von daher kann ich das gar nicht so nachvollziehen wieso der Gesang verschmäht wird.
 
naja kommt halt darauf an, was die jeweiligen "klassischen" Metalsänger für ein Gesamtpaket haben....

Beispiel Ralf Scheepers: der hat ne tolle "Normalstimme" (wie auch zb. der Halford) und ich mag da die Songs besonders, wo er seine hohen Schreie mit Bedacht einsetzt und nicht
von A bis Z "Durcheunucht" ....wie bei fast allem, richtig dosiert ist es angenehm
 
Mal die andere Seite:
Für mich klingen alle Metalcore-Sänger gleich und uninspiriert.
Trotz der Brachialität ist da keine Härte hinter.
Ausnahme wäre Howard Jones von Killswitch Engage.
Klingen alle gleich? Keine Härte? Scheinst noch nicht viel Core gehört zu haben.
Und als Ausnahme Howard Jones? Gerade der klingt doch nach Mimimi und Standard:D
 
Der @Stormrider hat ja schon ein paar feine Beispiele gepostet. Danke.

Ist aber natürlich kein Staaten-gebundenes Phänomen, hier mal die sensationellen Disorder mit ihrem kraftvollen US-Stahl und einer hohen Stimme.


Der Gesang kommt hoch, kontrolliert und mit eingängigen Gesangslinien daher. Spitzenstoff, der mit deutlich tieferen Gesang vielleicht einbüßen würde...
 
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