Lords of Chaos – der Black-Metal-Film

@vortex of shadows und @Barabas: Ich glaube, wir reden auf mehreren Ebenen aneinander vorbei. Wohlgemerkt über einen Film, den zumindest Vortex und ich nicht einmal gesehen habe.

Meine Befürchtung lautete lediglich, dass eine Engführung auf die These "Faust ist eigentlich selber schwul, deshalb tötet er Schwule" zum einen nicht mit Fakten gedeckt ist und zum anderen leicht billig wirkt: Der Plot: Unterdrückter Krypto-Schwuler tötet offenen Schwulen riecht nach 70er Jahre Tatort und eigentlich wird bei einem solchen Plot unter dem Deckmantel vermeintlicher Liberalität nur die seit Richard von Krafft-Ebing tradierte These, wonach Schwulsein fast zwangsläufig zu Kriminalität führt, weil es sich um eine Geisteskrankheit handelt, tradiert.

Deshalb fragte ich schlicht nach dem Kontext, wonach diese These im Film eingebettet ist. Sollte die Intention sein, wie von @Barabas angedeutet, dass Akerlund quasi nur zeigen will, dass die BM-Kiddies der 90er im Grunde genauso moralinsaure Spießer waren wie evangelikale Kirchgänger, dann würde ich dem zwar widersprechen, aber es wäre eine These, mit der man arbeiten könnte. So wirkt es in meinen Augen halt wie Küchenpsychologie.

Ich habe deswegen leichte Bauchschmerzen, weil ich schon Akerlunds "Horsemen" wie eine Vorführung der BDSM-Szene empfand, er also trotz seiner Bathory-Vergangenheit wie ein Spießer rüberkommt (also bei mir).

Und auch wenn es sich nicht um einen Horrorfilm handelt, bedient er sich stilistischer Mittel des Genres. Und eigentlich sind Horrorfilme sehr oft auch moralinsauer, indem von der Norm abweichendes Verhalten (wie im Krimi übrigens auch) bestraft wird, oft durch den Tod. In diesem Kontext habe ich gefragt.

Mit den Statistiken ist es auch so eine Sache: Darauf, dass es Verbindungen zwischen unterdrückter Homosexualität und Homophobie gibt, habe ich im Dissection-Thread selber hingewiesen. Man muss solche Statistiken aber schon in einen Kontext setzen. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Laut US-Statistiken begehen schwarze US-Amerikaner öfter Raubmorde als Weiße. Wird deshalb jeder Raubmord von einem Schwarzen begangen? Sind Schwarze deshalb quasi genetisch brutaler? Natürlich nicht.

Um auf Dissection zurückzukommen: Es wird oft kolportiert, dass Lords of Chaos der erste "Black Metal-Crimefilm" sei. Das stimmt nicht. Bereits vor zehn Jahren gab es einen Film zum Dissection-Mord, den ich übrigens gut fand. Die Szene hier ist rein fiktiv, zeigt aber, wie es gelaufen sein könnte:


Ich finde, hier kommt ganz gut rüber, was für eine Dynamik hinter so einer Tat stecken kann: Opfer und Täter kommen anfangs gut aus, doch dann nimmt der Abend eine merkwürdige Wendung.

Bei Faust könnte es schlicht ähnlich gelaufen sein (auch wenn hier das sich gegenseitig hochstacheln entfällt). Ich denke, er wollte schon immer einen Menschen töten, wegen des Thrills. Dass es dann auf einen Schwulen hinauslief kann (muss aber nicht) Zufall gewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Falls es der Film ist, den ich meine, ist das aber kein Black Metal-Crimefilm, sondern eingentlich ein Drama, in dem die Szene und die Musik eine stark untergeordnete Rolle spielt, nämlich so gut wie keine.

Es wird der selbe Film sein. Es stimmt schon, dass es ein Drama ist (Lords of Chaos womöglich auch?) und die Perspektive beim Opfer und seinem Partner liegt. Das widerspricht in meinen Augen aber nicht der Einordnung in die Sparte Crime und Metal, zumal der Kontext und die Einordnung jeden Schweden klar ist.
 
@vortex of shadows und @Barabas: Ich glaube, wir reden auf mehreren Ebenen aneinander vorbei. Wohlgemerkt über einen Film, den zumindest Vortex und ich nicht einmal gesehen habe.

Meine Befürchtung lautete lediglich, dass eine Engführung auf die These "Faust ist eigentlich selber schwul, deshalb tötet er Schwule" zum einen nicht mit Fakten gedeckt ist und zum anderen leicht billig wirkt: Der Plot: Unterdrückter Krypto-Schwuler tötet offenen Schwulen riecht nach 70er Jahre Tatort und eigentlich wird bei einem solchen Plot unter dem Deckmantel vermeintlicher Liberalität nur die seit Richard von Krafft-Ebing tradierte These, wonach Schwulsein fast zwangsläufig zu Kriminalität führt, weil es sich um eine Geisteskrankheit handelt, tradiert.

Deshalb fragte ich schlicht nach dem Kontext, wonach diese These im Film eingebettet ist. Sollte die Intention sein, wie von @Barabas angedeutet, dass Akerlund quasi nur zeigen will, dass die BM-Kiddies der 90er im Grunde genauso moralinsaure Spießer waren wie evangelikale Kirchgänger, dann würde ich dem zwar widersprechen, aber es wäre eine These, mit der man arbeiten könnte. So wirkt es in meinen Augen halt wie Küchenpsychologie.

Ich habe deswegen leichte Bauchschmerzen, weil ich schon Akerlunds "Horsemen" wie eine Vorführung der BDSM-Szene empfand, er also trotz seiner Bathory-Vergangenheit wie ein Spießer rüberkommt (also bei mir).

Und auch wenn es sich nicht um einen Horrorfilm handelt, bedient er sich stilistischer Mittel des Genres. Und eigentlich sind Horrorfilme sehr oft auch moralinsauer, indem von der Norm abweichendes Verhalten (wie im Krimi übrigens auch) bestraft wird, oft durch den Tod. In diesem Kontext habe ich gefragt.

Mit den Statistiken ist es auch so eine Sache: Darauf, dass es Verbindungen zwischen unterdrückter Homosexualität und Homophobie gibt, habe ich im Dissection-Thread selber hingewiesen. Man muss solche Statistiken aber schon in einen Kontext setzen. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Laut US-Statistiken begehen schwarze US-Amerikaner öfter Raubmorde als Weiße. Wird deshalb jeder Raubmord von einem Schwarzen begangen? Sind Schwarze deshalb quasi genetisch brutaler? Natürlich nicht.

Um auf Dissection zurückzukommen: Es wird oft kolportiert, dass Lords of Chaos der erste "Black Metal-Crimefilm" sei. Das stimmt nicht. Bereits vor zehn Jahren gab es einen Film zum Dissection-Mord, den ich übrigens gut fand. Die Szene hier ist rein fiktiv, zeigt aber, wie es gelaufen sein könnte:


Ich finde, hier kommt ganz gut rüber, was für eine Dynamik hinter so einer Tat stecken kann: Opfer und Täter kommen anfangs gut aus, doch dann nimmt der Abend eine merkwürdige Wendung.

Bei Faust könnte es schlicht ähnlich gelaufen sein (auch wenn hier das sich gegenseitig hochstacheln entfällt). Ich denke, er wollte schon immer einen Menschen töten, wegen des Thrills. Dass es dann auf einen Schwulen hinauslief kann (muss aber nicht) Zufall gewesen sein.

Genau auf die Deutung im letzten Absatz wollte ich ja auch raus (und zwar nicht nur auf den Film bezogen).

Danke für den Link, den kannte ich noch nicht. Werd ich mir heute Abend mal reinziehen.
Kenne die Geschichte ja nur aus Büchern bzw. von Leuten, die mich angelabert haben, als ich mit 16/17 ein Dissection-Shirt anhatte
(ziemlich interessant, was einem da erzählt wurde - über Dissection, MLO usw. - nur weil man das "richtige" Shirt trägt). :D

Grad lief im Auto "Afraid to shoot strangers" - Zufall?
 
Es wird der selbe Film sein. Es stimmt schon, dass es ein Drama ist (Lords of Chaos womöglich auch?) und die Perspektive beim Opfer und seinem Partner liegt. Das widerspricht in meinen Au1gen aber nicht der Einordnung in die Sparte Crime und Metal, zumal der Kontext und die Einordnung jeden Schweden klar ist.

Mir geht's nicht um die Einordnung als True Crime-Verfilmung, sondern um die Metal-Einordnung. Keine Lust, das jetzt auseinanderzuklauben, aber ich seh da schon einen gewaltigen qualitativen Unterschied im Bezug auf Metal (mal als Oberbegriff). Bei LoC scheinbar ziemlich zentral, bei KP so gut wie keiner; der eine handelt von Geschehnissen in der Szene, die Protagonisten sind Teil dieser, der andere handelt von einem unglücklichen Liebespaar, dessen Schicksal von "Satanisten" besiegelt wird; Musik und Szene als Motivation spielen keine Rolle, sofern ich mich richtig erinnere und es ist keine Film über den Mord, sondern die Geschichte des Paars, die in diesem Mord endet (er dient als dramatisches Moment). LoC ist wohl über zentrale Protagonisten der norwegischen Szene. Die Perspektive ist schon relevant, sonst ist man schnell dabei, Ace Ventura ähnlich zu kategorisieren (Cannibal Corpse, Jim Carrey als Metalhead, etc., ja, eine Übertreibung). Natürlich dürfte jedem Schweden der Kontext bekannt sein, das macht den Film halt dennoch nicht zu einem Black Metal-irgendwas. Aber gut damit.

Edit: das macht Dein Beispiel natürlich nicht unpassender. So eine Dynamik halte ich für plausibel. Darum geht es mir nicht.
 
Steht für die aktuell - auch von Lobi bereits angesprochene - laufende Diskussion von "Fachleuten" zu dem Film pro/Contra. Recht irritierend, teils amüsant wer/was/wie sich da manche manches in der Diskussion um die Ohren hauen. o_O
 
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