GrafWettervomStrahl
Deaf Dealer
Okay. Alright. Da es bislang niemanden interessiert zu haben scheint und selbst der großartige Saro die Band nichtmal in seinem wunderbaren AOR-Sammelalbum drin hat, jetzt erst recht!
1992 war ich sicher, Mr. Big, das müsse eine der größten Kackbands dieses Planeten sein. Da kannte ich genau einen Song von denen, im Jahr drauf dann noch dieses Cat-Stevens-Cover "Wild world" *würg*. Ich hätte es besser wissen müssen, ich hätte wissen sollen, daß diese Welt nur den Scheißdreck honoriert und die Trouvaillen untern Teppichboden kehrt.
Mr. Big und Extreme sind für mich irgendwie Geschwister-Bands. Beide werden reduziert auf ihre Schlüpferstürmer-Lackaffennummern und beide haben sooo viel mehr im Portfolio. Bei Mr. Big bedeutet das: Sie haben einen der weltbesten Rock-Gitarristen (wenn er mich auch nie so wirklich aus dem Sessel heben konnte), einen der großartigsten Basser aller Zeiten und einen Typ am Mikrophon, der richtig singen kann. Eine der coolsten Stimmen aller Zeiten, neben Paul Rodgers, Steve Marriott und Eric Burdon.
Mit Pat Torpey hatten sie nebenbei den wohl sympathischsten Menschen in ihren Reihen, den ich je auf einer Bühne gesehen habe. Unglaublich, was dieser Mann für eine Freude und Herzlichkeit ausgestrahlt hat!
Mr. Big sind eine am Reißbrett zusammengewürfelte Band. Eine Art Kopfgeburt. Billy wollte nach DLR mal etwas eigenes auf die Beine stellen und hat Sänger gesichtet. Nach vielen Bändern, die ihm Mike Varney, der berühmte Highspeed-Label-Mann, vorspielte, kam dann irgendwann auch das von Eric Martin und Billy wußte nach eigenen Angaben sofort: Der ist es!
Eric Martin wäre vorher beinahe zu Van Halen gekommen, Eddie hatte ihn bereits telefonisch zur Studio-Auditon gebeten in jener für Van Halen schweren Zeit, als DLR an der Arbeit bei Van Halen extrem desinteressiert war und geschasst wurde und kein Vokalist mehr aufzutreiben schien, der zur Band passen könnte. Doch Eric kniff und ging nicht hin, er hatte wohl zu sehr Manschetten, wie er erst viel später eingestand. Sympathisch, wie ich finde.
Paul Gilbert, ebenfalls ein Vorschlag von Mike Varney, war als Shred-King bei Racer X bereits Legende und hat schon an der Musikhochschule unterrichtet, etwas, das dem gediegenen, aber eher aufs Wesentliche konzentrierten Studio-Drummer Pat Torpey vor ihrer ersten Begegnung gar nicht so geheuer war. Doch als sie dann zu viert im Studio standen und loslegten, da waren seine Bedenken, dieser Gitarrero würde alles zukleistern, wie weggewischt, denn Gilbert spielte bluesig-rockig, eben wie die Songs es brauchten, und gar nicht so wie ein Gitarrenhengst, der seinen Claim markieren mußte.
Später hat Paul Gilbert die Geschichte erzählt, er habe durch Eric Martins Komposition "Big love" gelernt, daß man einem Song auch Luft zum Atmen lassen müsse. Überhaupt ist Eric neben Paul der Hauptkomponist bei Mr. Big geworden, viele der Fan-Favourites und Schicksen-Shantys stammen aus seiner durchaus stilsicheren Feder.
Das erste s/t-Album war schonmal ein Paukenschlag, doch erst ihr zweites machte sie bekannt: "Lean Into It". Da war denn auch der Akkuschrauber-Song "Daddy, brother, lover, litte boy" sowie eben "To be with you" drauf, der beste Song hieß allerdings "Green-tinted sixties mind".
In den 90ern folgten noch zwei weitere sehr rockige Alben in der Urbesetzung, dann sprang Ritchie Kotzen für den von den ewigen Querelen angepissten Gilbert ein und das Schiff steuerte in merklich seichtere Gewässer. Erst 2009 fand man sich wieder mit Gilbert zusammen und spielte abermals im Budokan, eines der besten Live-Konzerte, die ich kenne. Mr. Big waren immer eine exzellente Live-Band, alle vier konnten singen und das Zusammenspiel war sensationell auf den Punkt geliefert.
Drei Alben gab es nach der Reunion, wovon das erste "What if...?" wohl das beste war. Pat Torpey ist dann leider bald an Parkinson erkrankt und zu Beginn des Jahres 2019 auch verstorben. Ob die Band noch einmal ein Album machen wird, steht in den Sternen, denn Torpey war wohl stets das kittende Bindeglied zwischen den Streithähnen Martin und Sheehan, einer, der auch den immer leicht genervten Gilbert irgendwie einnorden und auf Bandkurs bringen konnte.
Nun fehlt der Band ihr Herz und uns als Fans der Sympathieträger bei Mr. Big.
Hier ihre Alben und meine kümmerlichen 2cts dazu:
Mr. Big (1989) 9/10
Lean Into It (1991) 8,5/10
Bump Ahead (1993) 8,5/10
Hey Man (1996) 8/10
Get Over It (1999) 5,5/10
Actual Size (2001) 5/10
What If... (2010/11) 8,5/10
...The Stories We Could Tell (2014) 8,5/10
Defying Gravity (2017) 7/10
Wer mag die Band? Wer hat sie live gesehen? Wer legt ihre Platten heute noch bisweilen auf?
1992 war ich sicher, Mr. Big, das müsse eine der größten Kackbands dieses Planeten sein. Da kannte ich genau einen Song von denen, im Jahr drauf dann noch dieses Cat-Stevens-Cover "Wild world" *würg*. Ich hätte es besser wissen müssen, ich hätte wissen sollen, daß diese Welt nur den Scheißdreck honoriert und die Trouvaillen untern Teppichboden kehrt.
Mr. Big und Extreme sind für mich irgendwie Geschwister-Bands. Beide werden reduziert auf ihre Schlüpferstürmer-Lackaffennummern und beide haben sooo viel mehr im Portfolio. Bei Mr. Big bedeutet das: Sie haben einen der weltbesten Rock-Gitarristen (wenn er mich auch nie so wirklich aus dem Sessel heben konnte), einen der großartigsten Basser aller Zeiten und einen Typ am Mikrophon, der richtig singen kann. Eine der coolsten Stimmen aller Zeiten, neben Paul Rodgers, Steve Marriott und Eric Burdon.
Mit Pat Torpey hatten sie nebenbei den wohl sympathischsten Menschen in ihren Reihen, den ich je auf einer Bühne gesehen habe. Unglaublich, was dieser Mann für eine Freude und Herzlichkeit ausgestrahlt hat!
Mr. Big sind eine am Reißbrett zusammengewürfelte Band. Eine Art Kopfgeburt. Billy wollte nach DLR mal etwas eigenes auf die Beine stellen und hat Sänger gesichtet. Nach vielen Bändern, die ihm Mike Varney, der berühmte Highspeed-Label-Mann, vorspielte, kam dann irgendwann auch das von Eric Martin und Billy wußte nach eigenen Angaben sofort: Der ist es!
Eric Martin wäre vorher beinahe zu Van Halen gekommen, Eddie hatte ihn bereits telefonisch zur Studio-Auditon gebeten in jener für Van Halen schweren Zeit, als DLR an der Arbeit bei Van Halen extrem desinteressiert war und geschasst wurde und kein Vokalist mehr aufzutreiben schien, der zur Band passen könnte. Doch Eric kniff und ging nicht hin, er hatte wohl zu sehr Manschetten, wie er erst viel später eingestand. Sympathisch, wie ich finde.
Paul Gilbert, ebenfalls ein Vorschlag von Mike Varney, war als Shred-King bei Racer X bereits Legende und hat schon an der Musikhochschule unterrichtet, etwas, das dem gediegenen, aber eher aufs Wesentliche konzentrierten Studio-Drummer Pat Torpey vor ihrer ersten Begegnung gar nicht so geheuer war. Doch als sie dann zu viert im Studio standen und loslegten, da waren seine Bedenken, dieser Gitarrero würde alles zukleistern, wie weggewischt, denn Gilbert spielte bluesig-rockig, eben wie die Songs es brauchten, und gar nicht so wie ein Gitarrenhengst, der seinen Claim markieren mußte.
Später hat Paul Gilbert die Geschichte erzählt, er habe durch Eric Martins Komposition "Big love" gelernt, daß man einem Song auch Luft zum Atmen lassen müsse. Überhaupt ist Eric neben Paul der Hauptkomponist bei Mr. Big geworden, viele der Fan-Favourites und Schicksen-Shantys stammen aus seiner durchaus stilsicheren Feder.
Das erste s/t-Album war schonmal ein Paukenschlag, doch erst ihr zweites machte sie bekannt: "Lean Into It". Da war denn auch der Akkuschrauber-Song "Daddy, brother, lover, litte boy" sowie eben "To be with you" drauf, der beste Song hieß allerdings "Green-tinted sixties mind".
In den 90ern folgten noch zwei weitere sehr rockige Alben in der Urbesetzung, dann sprang Ritchie Kotzen für den von den ewigen Querelen angepissten Gilbert ein und das Schiff steuerte in merklich seichtere Gewässer. Erst 2009 fand man sich wieder mit Gilbert zusammen und spielte abermals im Budokan, eines der besten Live-Konzerte, die ich kenne. Mr. Big waren immer eine exzellente Live-Band, alle vier konnten singen und das Zusammenspiel war sensationell auf den Punkt geliefert.
Drei Alben gab es nach der Reunion, wovon das erste "What if...?" wohl das beste war. Pat Torpey ist dann leider bald an Parkinson erkrankt und zu Beginn des Jahres 2019 auch verstorben. Ob die Band noch einmal ein Album machen wird, steht in den Sternen, denn Torpey war wohl stets das kittende Bindeglied zwischen den Streithähnen Martin und Sheehan, einer, der auch den immer leicht genervten Gilbert irgendwie einnorden und auf Bandkurs bringen konnte.
Nun fehlt der Band ihr Herz und uns als Fans der Sympathieträger bei Mr. Big.
Hier ihre Alben und meine kümmerlichen 2cts dazu:
Mr. Big (1989) 9/10
Lean Into It (1991) 8,5/10
Bump Ahead (1993) 8,5/10
Hey Man (1996) 8/10
Get Over It (1999) 5,5/10
Actual Size (2001) 5/10
What If... (2010/11) 8,5/10
...The Stories We Could Tell (2014) 8,5/10
Defying Gravity (2017) 7/10
Wer mag die Band? Wer hat sie live gesehen? Wer legt ihre Platten heute noch bisweilen auf?
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