Samstag
Zur Abwechslung hab ich dieses Jahr mal das Schnitzel in der Wirtschaft neben dem Campground getestet (Urteil: empfehlenswert) und weil der Service angesichts der schwarzgekleideten Horden ein wenig überfordert schien und alles etwas länger dauerte, hab ich von den Mainzern
Denyal nur die beiden letzten Songs mitbekommen. Auch Denyal gingen von der Tendenz her in die Metalcore-Richtung, waren aber melodischer unterwegs als viele ihrer Kollegen und hatten sich auch beim Songwriting etwas mehr Gedanken gemacht als "lass mal hier noch nen Breakdown reinklatschen". Da hab ich beim NOAF schon deutlich schlechtere Opener gesehen.
Die Ska-Punks
P.O. Box waren dann weniger mein Fall, aber immerhin bot das Getröte eine gewisse Abwechslung (denn sonst hätte womöglich noch ne Metalcore-Band gespielt...).
Wie mir Wikipedia verraten hat, sind die
Street Dogs die Band des früheren Dropkick Murphys-Frontmanns Mike McColgan und so klingen sie auch in etwa. Nix, was ich daheim öfter auflegen würde, aber zum Biertrinken und in der Sonne abhängen kamen sie grade recht.
Metal Inquisitor-Sänger El Rojo erklärte schon beim Soundcheck, dass man aus demselben Bundesland käme und erzählte statt des üblichen "one two check" von der Anfahrt über die schöne A61
. Nachdem es also keine Verständigungsprobleme gab, wurden dann auch alle restlichen Ansagen im schönsten Kowelenzer Platt gemacht. Musikalisch war's natürlich eine reine Nostalgieveranstaltung, aber die Jungs machen ganz offensichtlich einfach nur, worauf sie Bock haben und hatten ne Menge Spaß in den Backen, Den hatte ich auch, Daumen hoch dafür!
DevilDriver klangen in meinen Ohren stellenweise ein wenig wie eine prollige Billigausgabe von Machine Head, bollerten aber wenigstens ordentlich drauflos und waren unterm Strich nicht ganz so übel, wie ich befürchtet hatte.
Noch um einiges heftiger waren
The Black Dahlia Murder, die sich als die extremste Band des Festivals entpuppten. Die meiste Zeit holzten die Amis, was das Zeug hielt und vor der Bühne tobte der wüsteste Pit, den ich bisher beim NOAF gesehen habe. Einen Originalitätspreis könnten TBDM wohl nicht einheimsen, aber die Intensität war schon beeindruckend.
Orden Ogan hatten eine Papierschlangenkanone. Ja, richtig, eine Papierschlangenkanone. Und auch sonst hätten sie eher auf eine Faschingsveranstaltung gepasst. Zum Glück hatte ich noch genügend Guthaben auf meiner Verzehrkarte und konnte das Elend in Bier ertränken.
Die letzten Gigs, die ich von
Samael zuvor gesehen hatte, litten alle darunter, dass die Keyboards im Soundmix alles übertönten und man sich fragen musste, wozu die Schweizer eigentlich zwei Gitarren haben. Das Problem hatten sie auf dem NOAF nicht - der Sound war massiv und fett und brachte die Qualitäten der Band endlich mal wieder richtig zur Geltung. Und davon haben Samael mehr als genug: einen völlig unverkennbaren, eigenen Stil, gute bis überragende Songs und durch das Charisma von Frontmann Vorph auch mehr Präsenz auf der Bühne als viele andere Bands. Dazu hatte ich das Gefühl, dass sie beweisen wollten, dass sie zu recht Headliner waren, denn die ganze Band legte sich mächtig ins Zeug und lieferte einen höchst engagierten Gig ab. So gut wie gestern hab ich sie jedenfalls schon ewig nicht mehr gesehen - für mich war das nicht nur der mit Abstand beste Auftritt des Samstags, sondern sogar der stärkste Auftritt des ganzen Festivals. Das hatte ich so auch nicht unbedingt erwartet.
Unterm Strich war das reichlich durchwachsene Billing dieses Jahr nicht ganz so schlimm wie befürchtet, ich hoffe aber auch darauf, dass sich in den kommenden Jahren wieder mehr Qualität durchsetzt. Die entspannte, gemütliche Stimmung, die locker-freundliche NOAF-Crew und die fairen Preise kann man dagegen auch dieses Jahr nicht genug loben. Wäre schön, wenn man das in Zukunft auch wieder von mehr der auftretenden Bands sagen könnte.