Rammstein

(Debattenbeitrag)

Kritik an Rammstein-VideoNS-Symbolik als Verkaufsmasche
Klaus Walter im Gespräch mit Andrea Gerk

https://www.deutschlandfunkkultur.d...ufsmasche.1013.de.html?dram:article_id=444912

(Der Text gibt nicht das vollständige Interview, ca. 7 min, verlinkt im Bild rechts unten, wieder.)

Also erstmal ist da sachlich schon einiges falsch.

Meines Wissens haben Rammstein zu all den Vorwürfen bisher einfach gar nichts gesagt.

Und wenn der Mann das ganze 5-mal gesehen haben will, wäre ihm vielleicht auch tatsächlich aufgefallen, dass der SS-Wärter nicht Till Lindemann ist.
 
Meines Wissens haben Rammstein zu all den Vorwürfen bisher einfach gar nichts gesagt.

Was sie im Regelfall auch gänzlich unterlassen und in der Vergangenheit dann auch immer unterlassen haben - so bleibt die Sache an sich bestehen. Man muss nicht alles gerade rücken, das finde ich einfach faszinierend an dieser Band: ein Statement ist ein Statement.
 
Das Leid der Juden MUSS für die Nachwelt dargestellt und auf respektvolle Weise interpretiert werden
Das hat jetzt welchen Bezug zum Rammstein-Video?
Mal abgesehen davon, dass das komplette Gülle ist, mache ich mir eher Sorgen um Menschen wie Klaus Walter, die die Auseinandersetzung mit der Geschichte aus der Musikwelt heraushalten wollen und damit der Verdrängung Tür und Tor öffnen.
Wo sagen Knobloch, Walter und Co. denn bitte, dass man eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und dem Holocaust nicht künstlerisch oder musikalisch gestalten darf. An Produkten wie Spiegelmanns Maus oder John Zorns Kristallnacht machen sich solche Kritiken nicht fest, anzunehmend auch nicht von Knobloch und Walter.
 
n Produkten wie Spiegelmanns Maus oder John Zorns Kristallnacht machen sich solche Kritiken nicht fest, anzunehmend auch nicht von Knobloch und Walter.
Der Unterschied ist, dass Rammstein nicht von außen auf die Geschichte gucken und bewerten, sondern den Holocaust als einen von vielen Bestandteilen der grausamen deutschen Geschichte und Identität darstellen. Man sollte auch sich dabei in die Rolle der Opfer hineinversetzen können ohne sich den Vorwurf der Geschichtsrelativierung aussetzen zu müssen, vorausgesetzt man macht die Opfer nicht lächerlich. Wenn man die NS-Verbrechen immer nur als einmaliges Schwarz-weiß-Ereignis separat von den heutigen Geschehnissen betrachtet und ihre Lektion nicht in die heutige Zeit katapultiert, dann kann man auf die heutigen Fragestellungen von Identität und Nicht-Identität nicht richtig reagieren und spielt eher den Rechten in die Hände, die das Alte vergessen machen lassen wollen und keinen Bezug mehr zur Gegenwart sehen.
 
Und ich frag mich wie Du zu dem Phantasma gelangst das Rammstein-Video hätte auch nur irgendwas mit Realitätsnähe zu tun.
 
Man sieht, dass Du die geübte Kritik nicht verstehst.

(Und die beiden Beispiele nicht kennst)
Die Kritik ist auch eher nicht nachvollziehbar. Frau Knobloch sieht in der schauspielerischen Darstellung eine Verharmlosung des Holocaust. Wegen ihres Hintergrundes kann ich ihre schnelle Reaktion verstehen. Allerdings haben Rammstein immer schon in ihren Videos die Hauptrollen gespielt. Es wäre zwar auch möglich gewesen, dass Schauspieler Opfer und Täter spielen, aber so wäre eine künstliche Distanz geschaffen worden, die einer ernsthaften Diskussion über das Deutschsein nicht in dem Maße zuträglich gewesen wäre.
Walter allerdings spinnt sich nur was zusammen. Seine Interpretationen sind einfach hanebüchen.
 
Nein, also alles Nein. Wie geschrieben, haste nicht verstanden.
 
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Habe mir diesen besagten Text noch mal durchgeschaut um ggf. noch was Konstruktives zu finden, was auch greifbar wäre. So ist Herr Walter der Ansicht, dass "Nazi sells" ein Stilmittel von Rammstein ist. JA, kann man sogar so stehen lassen, wenn man das so sehen möchte. Ich würde es allerdings eher so interpretieren, dass es eine Form der Kritik im durchaus provokativen Gewand darstellt. Neu ist das aber auch nicht, im Grunde genommen verfolgen Rammstein heuer einen ähnlichen Ansatz wie seinerzeit bei "Amerika", dort wurde es seinerzeit ebenso gehandhabt. Würde mich übrigens mal interessieren, wie eine textliche Nachbereitung dieses Stückes unter Berücksichtigung von Herrn Trump wohl aussehen könnte ;-).

Die Textzeile "Deutschland ich will Dich nie verlassen, man kann Dich lieben, will Dich hassen" - wie Walter weiterhin anführt - in einen Vergleich zur rechten Parole "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen" zu setzen ist hanebüchen. Das Wortspiel mag tatsächlich gewollt sein, ganz sicher aber nicht um eine die Rechte damit anzusprechen. OK, gemeinhin gilt der rechte Bodensatz als strohdoof, aber so dämlich? Der - ähem - gebildeten rechten Szene ist die generell eher linke Grundgesinnung Rammsteins sicher nicht verborgen geblieben - und hier mache ich dann auch das Manko am Musikjournalisten Walter fest, der sich m.E. nach hier das Leben klar zu einfach macht um wenigstens eine gewisse Angriffsfläche auf die Band zu schaffen: sind nicht Rechts, wollen aber Rechte ansprechen - würde auf die AFD passen (so sie denn wirklich keine rechten Tendenzen hätte, was Meinereiner sehr stark in Zweifel zieht....), im Falle von Rammstein stellt sich indes aber die Frage, warum eine weltweit erfolgreiche Band daran ein Interesse haben sollte.

Die Darstellung der besagten "Herren am Galgen" lässt sich auch als Mahnung interpretieren: in Zeiten, in denen Pöbeleien und auch Gewalt gegen Juden in Deutschland nachweislich wieder zunehmen ist es sicherlich fraglich, ob eine Darstellung dessen, wozu genau das am Ende in der letzten Eskalationsphase führen kann eher ein erhobener Zeigefinger. "Entertainment" ist das Video für mich indes eher weniger, denn - wie schon weiter voran geschrieben - mir hat das Ganze eine echte Gänsehaut verpasst und ein durchaus mulmiges Gefühl.

Sind wir nicht alle Täter - sind wir nicht alle Opfer? Das ist die abschließende Fragwürdigkeit, die Herr Walter erkennt. Dazu bliebe festzuhalten: wer seinerzeit nicht im KZ als Aufseher so "mitgewirkt" hat wie er sollte - der ist tatsächlich am Ende nicht selten genauso am Galgen geendet, Sympathisieren oder gar Mitleid mit den "Untermenschen" war im Zweifel auch für den "Arier" nicht mal eine Kugel wert.

Mag auch sein, dass ich mit letztgenanntem Punkt am Ende falsch liege, eine Form der Auslegung kann es aber durchaus sein. Somit käme auch eine weitere Erklärung in die Textzeile "Deutschland ich will Dich nie verlassen, man kann Dich lieben, will Dich hassen" - im Grunde rein lyrisch einfach ein Meisterwerk, tut mir leid....

Seltsam: allein die Tatsache, dass ich mir da gerade selbst so viele Gedanken drüber mache und dieses Video schlicht und ergreifend bei mir einen pur mahnenden und schockierenden Eindruck hinterlassen hat straft für mich sogar den "puren" Provokationsgedanken Lügen - es rüttelt sogar auf. Mag sein, dass es auf Andere anders wirkt oder "Entertainment" darstellt - ich kann hier an keiner Stelle erkennen, dass da was verharmlost wird. Eher im Gegenteil - ist ein wenig wie die Passion Christi seinerzeit: klar hat der Jesus gelitten damals - aber wie derbe das hätte aussehen können, das wollte dann am Ende wohl doch niemand akzeptieren....
 

Ich will gar nicht viel zum Thema beitragen, mir sind Band und Beitrag weitestgehend scheißegal, um es mal nett zu formulieren, nur sollte man zu einem vollständigen Urteil um der Fairness Willen sich nicht auf die verkürzte Zusammenfassung von zehn oder so Zeilen Text bechränken, sondern das siebenminütige Interview zu Rate ziehen. Nur so...

Das Einzige, was mir auffiel und weswegen ich die Kritik seitens Knobloch und anderer nachvollziehen kann, ist, dass diese Holocaustdarstellung bestenfalls episodenhaft und nur ein weiterer beliebiger Schockmoment im Kontext des Videos ist und so, wie der Rest auch, weder besonders hervorstechend oder moralisch aufgeladen noch irgendwie einen mahnenden oder zum Nachdenken anregenden oder überhaupt im sonstigen Gewaltspektakel angemessenen und ob der Singularität des Holocaust verstörenden oder tragischen Charakter hat, wie es "Maus", Richters "Birkenau", "Holocaust" oder eben Zorns "Kristallnacht" haben (überspitzt könnte man hier den Fliegenschiss-Vergleich anbringen, ohne das der Band und den Machern unterstellen zu wollen). Diese vermutlich nicht mal kalkulierte und wo möglich unbedachte Normalisierung, ja fast schon eine showeffektgewaltige Banalisierung, halte ich sehr wohl für kritisierenswert. Für unangemessen sowieso.
Ähnliches denke ich auch über "Sanger Fra Auschwitz", um mal ein Beispiel von einer Band zu nennen, die ich mag - und das Album auch sonst gut finde und den Umgang mit dem Thema auch besser als in diesem Video, das die Holocaust-Thematik nicht gebraucht hätte, aber am Ende dennoch unangemessen im Verhältnis zum Thema.

Damit bin ich raus. Weiter machen!
 
noch irgendwie einen mahnenden oder zum Nachdenken anregenden
Hmm, hab nicht den Eindruck, dass Rammstein jemals mahnen, zum Nachdenken anregen oder sonstwas beabsichtigen.

Ich sehe im Video - ohne mich sonderlich gut mit Rammstein auszukennen - das erste mal ein deutliches Statement der Band, aber nur bezogen auf deren (oder des Frontmanns) eigenes Empfinden. Das ist keine Rede an die Nation, sondern ein Musikvideo - diesmal ein persönliches.
 
Ein Stück wie Amerika bedient linkes wie rechtes Bauchgefühl, da treffen Antiamerikanismus und Kapitalismuskritik kopulierend aufeinander.
Klar gibt es auch rechte Kapitalismuskritik und rechten Antiamerikanismus, nur zeigt das Video diverse Menschen unterschiedlicher Kultur und Hautfarbe (ob Ureinwohner, Afrikaner, Inder), die durch die amerikanische Kultur negativ beeinträchtigt wurden, wodurch man den Eindruck gewinnt, dass ihnen andere Kulturen am Herzen liegen. Das jetzige Video ist unabhängig von einigen Fehlinterpretationen doch deutlich antinational (die Germania ist schwarz).
 
Zuletzt bearbeitet:
wodurch man den Eindruck gewinnt, dass ihnen andere Kulturen am Herzen liegen.
Bitte? Alter wirklich, lass Gut sein.

Das jetzige Video ist unabhängig einiger Fehlinterpretationen doch deutlich antinational (die Germania ist schwarz).
Du willst das unbedingt so verstehen, das ist Okay, aber nimm doch endlich mal hin, dass das nicht die einzige Lesemöglichkeit ist.

Und dass sich die Kritik an Rammstein -nebst der Nutzung des Holocaust als bloßen Effekt in einer Verkettung von Effekten- gerade darin liegt, dass Rammstein diese Interpretierbarkeit nicht nur haben weil Kunst ohnehin interpretierbar ist. Sondern die Figuren hinter Rammstein eben diese Offenheit für Rammstein als Gesamtkunstwerk pflegen und einfordern. Das ganze Rammstein-Konzept basiert nämlich darauf dass Rammstein als Gesamtkunstwerk (außerhalb einer konkreten politischen Verortung) begriffen werden soll und das gerade die Skandalisierungs Rammsteins zum wichtigsten Element ihres eigenen Konzeptes/Marketings gehört. Die unentwegt überzeichnete Selbstinszenierung als Täter und/oder als Opfer unterschiedlichster meist gerade aktueller Diskursstränge wirkt vehement der Identifizierung des einzelnen Werkes als Affirmation oder kritische Reflexion entgegen. Rammsteins Herangehensweise ist hier keine andere als in anderen Themen die sie so aufgegriffen haben. Sie nehmen einen moralisch aufgeladenen Diskurs und Überstilisieren einzelne Positionen oder Anlässe. Diese Herangehensweise ist nunmal höchst anfällig für Kritik, ja sie fordert sie sogar immerfort direkt heraus.
 

Die Kommentare unter dem Video wieder....
smiley_emoticons_doh.gif
 
Du willst das unbedingt so verstehen, das ist Okay, aber nimm doch endlich mal hin, dass das nicht die einzige Lesemöglichkeit ist.
Hab ich doch zugegeben. Die (politisch) rechte Lesart entspricht aber absolut nicht der offensichtlich vom Künstler gewollten. Wer sich natürlich nur einige winzige Teilstellen herauspickt und dem Text nicht zuhört und unfähig ist Stimmungslagen zu deuten, der wird immer etwas finden. Den einzigen Kritikpunkt, den ich da gelten lassen kann, ist der provozierende Teaser, wodurch man das "Marketing-Gag"-Narrativ eher befördert hat. Ansonsten habe ich alles gesagt und lasse es damit gut sein. :)
 
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