Paynajaynen
Till Deaf Do Us Part
Dann ergeben deine vorherigen Aussagen aber keinen Sinn:
Wenn da Alarmglocken läuten sollten und es laut dir ja Gründe gibt, da nicht hinzugehen, weil das zweifelhafte Anwerbungen sind, bleibt die Frage bestehen, was genau du eigentlich gerade verteidigen willst? Es geht in diesem Punkt auch nicht um eine Straftat, sondern um die Reaktion auf so einen Vorfall und das Victim Blaming. Und genau das tust du, indem du davon redest, dass es ja gar nicht so unüblich sei, dass die Frau nur Aufmerksamkeit wollte. Überraschung: Das ist sogar sehr unüblich.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/...r-mythos-der-falschen-beschuldigung-1.4166540
"Wer sich wissenschaftliche Studien und Artikel zum Thema Vergewaltigung und Strafverfolgung anschaut, merkt schnell, wie verzerrt die gesellschaftliche Wahrnehmung ist. Je nach Untersuchung, Land und politischer Weltsicht der Autoren variiert der Anteil der Falschbeschuldigungen an tatsächlich angezeigten Vergewaltigungen zwischen zwei und acht Prozent. Der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe setzt den Anteil der Falschbeschuldigungen in Deutschland bei drei Prozent an und beruft sich auf eine europaweite Studie zur Strafverfolgung von Vergewaltigung.
Ich verteidige hier eigentlich gar nichts außer die allgemeine Unschuldsvermutung. Also weder das zwielichtige Gebaren, junge Frauen für Till Lindemanns persönliche Aftershow-Party anzuheuern, noch den exzessiven Gebrauch von Alkohol und Drogen oder gar Sexualstraftaten. Davon abgesehen sehe ich keinen Widerspruch in meiner Aussage, denn sie lässt sich grundsätzlich in zwei Teile gliedern:
- wer kein Problem mit der bekannten Anwerbungspraktik hat, wird sich weiterhin unbehelligt darauf einlassen
- wer ein Problem mit der bekannten Anwerbungspraktik hat, wird dementsprechend auch innere Alarmsignale haben und Abstand davon nehmen
In beiden Teilen kommt dann noch das Allgemeinwissen bzw. "offene Geheimnis" hinzu, wie es bei Rammstein im Backstage zugeht. Hier wusste bzw. weiß es anscheinend jeder, auf Reddit weiß es jeder, auf Twitter ebenfalls. Flake hat es bereits in seinem Buch vermittelt. Von mir aus kannst du das Victim Blaming nennen, wenn du dich damit besser fühlst, aber dass man nicht wissen könne, worauf man sich da einlässt, stimmt so de facto eben nicht. Wenn man tatsächlich unter Drogen gesetzt und auf diese Weise gefügig gemacht wurde, ist das etwas komplett Anderes, aber das habe ich auch nicht abgestritten. Nur ist Social Media nicht der Gerichtssaal, in dem das ausgefochten wird. Zum Rest, wie ich schon sagte: Ich vertraue grundsätzlich den wenigsten Menschen im Social-Media-Kosmos und wollte damit dementsprechend nicht andeuten, dass es nur Frauen seien, die Aufmerksamkeit wollen würden. Das gilt bei mir gleichermaßen für alle. Wenn ich das falsch vermittelt habe, so ist das hiermit hoffentlich verdeutlicht. Weiterhin ist ebendies die Crux, mit der wir heutzutage zu kämpfen haben: Was ist glaubhaft und was nicht?
Es geht nicht darum, dass du "blind" vertraust. Darum schrieb ich ja auch, dass es auf das Was und Wie ankommt. Ob jemandes Aussage Vertrauen geschenkt werden kann, muss online wie sonst auch recherchiert werden. Das passiert gerade. Deine Behauptung, dass irgendwas von Ihr nach Gusto angepasst wird ist zum Beispiel falsch. Diese Version kursiert wegen tatsächlich schlechter Berichte. Genauso ist es falsch, dass sie nur das teilen würde, was ihrem "Ziel" zuträglich ist. Ich hab jetzt schon mehrfach gesehen, wie sie auch die Videos teilt, welche sie diskreditieren. Und Werbung für VPNs? Sie hat einen empfohlen aufgrund einer vielleicht etwas paranoiden Aussage. Das ist jetzt das große Verbrechen? Aber wieso genau scheint dich das jetzt viel eher aufzuregen?
Ich rege mich nicht auf, ich habe dargelegt, wieso ich ihr nicht glaube. Zum Beispiel, weil sie ebendiese falschen Berichte (u.A. von Vergewaltigung) munter unkommentiert geteilt hat, aber erst später auf die Idee gekommen ist, den Vergewaltigungsvorwurf zu entkräften. Weil sie erst von Rammstein, später dann bei Rammstein unter Drogen gesetzt worden sein soll. Weil sie mit einer zweifelhaften Verschwörungstheorie für VPN wirbt. Weil sie eine angebliche Unterlassensaufforderung von den Anwälten der Band geschwärzt "anteased", diese doch aber auch einfach veröffentlichen könnte. Wenn du bei deiner Recherche zu einem anderen Ergebnis gekommen bist, sei dir das ungenommen.
Ja natürlich. Weil die Polizei und Justiz gerade in dem Bereich immer einen vorzüglichen Job macht und mit bestens geschulten Mitarbeitenden adäquat auf solche Situationen eingeht...
Übrigens: Die Polizei nimmt sehr wohl Aussagen online entgegen:
https://www.polizei.de/Polizei/DE/Einrichtungen/Onlinewache/onlinewache_node.html
Beim Thema Polizei und Justiz ging es nicht exklusiv um Deutschland, sondern in dem Falle z.B. um Litauen. Dein Misstrauen ggü. der Polizei in allen Ehren, bei dem ich dir sogar teilweise beipflichten würde, lässt sich das eben auch nicht verallgemeinern. Weder hierzulande noch europäisch betrachtet.
Was du mir mit dem "Übrigens:" sagen willst, erschließt sich mir nicht, weil ich mich da eigentlich ziemlich deutlich ausgedrückt habe: Die Polizei nimmt Aussagen nur persönlich entgegen, also nicht per E-Mail oder Whatsapp-Nachricht. Online auch, ja, allerdings unter Angabe aller persönlicher Daten inkl. Personalausweis.
Die Frage die sich mir immer mal wieder unterschwellig stellt, warum passieren eigentlich auf solchen Parties nicht mal Razzien bzgl. Drogen seitens der Polizei? Gerade wenn das so offensichtlich zelebriert wird, warum lässt man das alles so stattfinden?
Das ist eine der entscheidenden Fragen: Wenn die Rammstein'schen Partyexzesse seit vielen Jahren bekannt sind, warum hat die Polizei nicht gehandelt, wenn z.B. der Verdacht auf Drogenmissbrauch besteht? Oder gab es womöglich schon bislang unbekannte Vorgehen diesbezüglich, die allerdings ergebnislos blieben?
Damit das klar ist: Mir ist bei diesen Vorwürfen auch unwohl, vor allem bei den neuen, die heute an die Öffentlichkeit gelangt sind. In diesem Unwohlsein finden verschiedenste Faktoren zusammen: Natürlich das Fandasein, klar. Das generelle Misstrauen ggü. Social-Media-Inhalten nur noch zu einem geringen Teil, weil Tagesschau und SZ wesentlich seriöser zu betrachten sind, aber selbstverständlich auch die brennende Frage danach, was wohl wäre, wenn diese Anschuldigungen den Tatsachen entsprächen? Ich weiß es nicht hunderprozentig, aber wahrscheinlich wäre ich nicht nur von Lindemann, sondern der gesamten Band angewidert. Wenn ich nicht gänzlich falsch informiert bin, haben die anderen Mitglieder desöfteren sogar Teile ihrer Familien auf Tour bei sich, was in Anbetracht dieser Geschehnisse einfach unglaublich wäre.
So oder so: Rammstein werden das Thema spätestens nach diesen beiden Artikeln eigentlich nicht mehr aussitzen können.