Irgendwo habe ich mal einen sehr passenden Kommentar gelesen, dass "Hey!" nicht wie ein Album, sondern ein Mixtape klingt. Das beschreibt mein Problem mit dem Album bestens. STS haben ja theoretisch kein richtiges Konzeptalbum, das eine zusammenhängende Geschichte erzählt, aber bei den meisten Alben gibt es eben einen roten Faden, eine zusammenhängende Atmosphäre. Ob das nun die klirrende Kälte eines "Nord Nord Ost" ist, die ja selbst in "Feuerland" und "Feuerkind" durch die Lyrik präsent wird, oder das schroffe "Engelskrieger", das schonungslos mit damals wie heute aktuellen Themen umgegangen ist und z.T. auch abgerechnet hat - wenn man ein Album von ihnen gehört hat, stand das immer für etwas und ergab auf die eine oder andere Weise einen Zusammenhang. Auf "Hey!" fehlt mir das völlig, ich höre davon wirklich nur die Trilogie am Schluss. Sicher hat das vermeintliche Album auch noch andere starke Songs, aber bei mir will da einfach kein Hörfluss und -genuss entstehen. Ich verstehe völlig, dass man sich nach zum damaligen Zeitpunkt knapp unter 30 Jahren Bandgeschichte auch mal danach sehnt, sich auszuprobieren, zu experimentieren, etc., aber diese Phase war für mich nach "Mitgift" eindeutig beendet, weil dieses Album nicht zu übertreffen war/ist, weil es frische Ideen mit gewohntem Stil unglaublich effizient und hochwertig verknüpft hat.
Auf "Kreuzfeuer" trifft beinahe dasselbe Urteil zu: "Bastard" war unglaublich erfolgreich und begeistert mich bis heute (oder heute sogar noch mehr als früher) mit hoher Hitdichte und fantastischem Songwriting. Außerdem finde ich Eric auf diesem Album unglaublich stark. Mir ist klar, dass sich auch an diesem Album schon die Geister scheiden, aber ich kann es nur aus meiner Sicht erklären. Dementsprechend war "Kreuzfeuer" für mich dann auch nur ein lauer Aufguss des Vorgängers. Vereinzelt gute Songs, als Album für mich aber untauglich, was auch weiterhin an der komischen Produktion, dem abscheulichen Geträller von dieser "Eisblume" und dem eher mageren Songwriting liegt. Ich kann mit diesem Album einfach nichts anfangen, obwohl ich es oft genug versucht habe. Um ehrlich zu sein fand ich die beiden Touren zu "Kreuzfeuer" und "Schwarz in Schwarz" seinerzeit auch eher ernüchternd, während ich bei der "Bastard"-Tour in 'nem kleinen Schuppen komplett ausgerastet bin.
Kurzum: "Mitgift" war für mich und meine Liebe zu dieser Band elementar. Mit diesem Album haben sie nicht nur das Feuer neu entfacht, sondern sind auch für viele Jahre in Vorleistung gegangen, weswegen ich ihnen "Hey!" auch gar nicht übel nehme. Was nun das neue Album betrifft, bin ich mir noch etwas unsicher. Ich hab' die Promo schon eine Weile und sie dementsprechend auch stark gesuchtet, aktuell bin ich da etwas satt. Ich bleibe bei meinem Urteil, dass sie wie ein modern produzierter Ritt durch 30 Jahre Bandgeschichte klingt, habe aber zugegebenermaßen auch Probleme mit dem Pacing, weil nach "Was ihr wollt" und "Leinen los" gleich zwei eher balladeskere Stücke folgen, die irgendwie ein bisschen die Albumdynamik durcheinanderbringen. Ein finales Urteil erlaube ich mir da noch nicht, zumal ich sie in Heidelberg nach 4 Jahren endlich wieder sehen will und gespannt bin, wie das meinen Blick auf das Album beeinflussen wird.
Davon abgesehen: Ich werde niemals aussteigen. Dass man in über drei Dekaden auch mal etwas veröffentlicht, das einem Fan nicht so gefällt, ist verschmerzbar. Im Gegensatz zu anderen Mittelalter-Bands haben sie sich eigentlich auch nie dem Deutschrock angebiedert, was ich ihnen hoch anrechne.