Ach herrje. Beim Lesen des Threads gerade kamen so viele Erinnerungen hoch. Wie ich damals bei der Videokassette der "Beauty In Darkness" das erste Mal in Kontakt mit der Band kam und mir mit offener Kinnlade immer wieder "Nepenthe" reingeleiert habe. Dann die "Amok" und "Down" geholt, die beide in Dauerschleife liefen. Aus rückblickend unverständlichen Gründen hatte ich Sentenced danach aus den Augen verloren und erst wiederentdeckt, als die Auflösung angekündigt wurde. Ich kaufte mir direkt alle Alben nach der "Down" und war fassungslos, wie mir das durch die Lappen gehen konnte. In den musikalisch vermutlich intensivsten Wochen meines Lebens habe ich all das Verpasste nachgeholt und eine Achterbahn der Gefühle durchlebt. Meine Lebensumstände damals waren quasi prädestiniert für das, was Sentenced letztendlich ausgemacht haben: dieses Melancholisch-Depressive garniert mit einem schwarzen Humor und Zynismus, bei dem trotzdem immer dieser kleine Funke Hoffnung durchschimmerte.
Das Ganze mündete dann darin, dass ich alle (als Student nicht gerade reichlich vorhandenen) Kröten zusammenkratzte und mir ein Ticket für das erste der beiden Abschiedskonzerte in Oulu sicherte - also die Zusatzshow, weil das eigentliche Abschiedskonzert bereits nach wenigen Minuten ausverkauft war. Dank eines kurzfristig ergatterten Ferienjobs aufm Bau war dann sogar Kohle für die Flüge und Unterkunft vorhanden. Der ganze Trip war von vorn bis hinten der pure Wahnsinn - von den Finnen im Flieger, die sich freudig mit Wodka abgefüllt haben, weil der bei Lufthansa viel günstiger war als in der Heimat, über die Stadt selbst, die quasi all das "atmete", was die Musik von Sentenced transportiert, bis hin zu der Tatsache, dass das meine erste Reise komplett allein war. Nur mit Wechselklamotten und ein paar Pullen Wein im Handgepäck, weil der Alk dort so teuer war.
Das eigentliche Highlight war aber, dass ich im Club Teatria beim Warten auf das Konzert einen netten Schweizer kennenlernte, der noch ein Ticket für die eigentliche Abschiedsshow am Tag drauf übrig hatte. Wie viel Glück kann man haben? Die Konzerte selbst liefen wie ein Film ab - ein Wechselbad der Gefühle zwischen Freude, Begeisterung, Trauer und allem was dazu gehört. Ich weiß noch, dass ich ein paar sehr persönliche Worte im ausliegenden Kondolenzbuch hinterließ. Das nur auf den Konzerten verkaufte T-Shirt Größe M passt mir schon lange nicht mehr, aber das wird nie jemand anderes in die Finger kriegen. Monate nach dem Konzert holte ich mir dann die DVD, auf der ich tatsächlich ein paar Mal im Publikum zu sehen bin. Eine schöne Erinnerung. Die Sargbox mit allen Alben auf CD folgte dann auch. Danke
@AddictionKing für deinen Post, die Vinyl-Komplettbox hab ich vor wenigen Minuten vorbestellt.
Ich trage viele Bands im Herzen, aber Sentenced nehmen den meisten Platz ein.