♠ Every Month is MOTÖRMONTH! ♠

Ich finde WAM (geiles Kürzel btw;)) ist wahrlich sträflich unterbewertet in des Gesamtwerkschau!! Erstmal ist das Cover wirklich super geworden, auch in der Farbgebung, Petagno war einfach der einzig wahre Warpig-in-Szene-Setzer, wie Derek Riggs eben für Eddie, da finde ich Diskussionen wirklich überflüssig und empfehle sein Art-Buch an dieser Stelle nochmal! Der Sound ist nochmal rauher und knackig, nicht mehr so metallisch wie bei Benson, aber sehr cool und passend. Das angesprochene Opening-Triple ist einfach sehr gelungen, v.a. das smashende "See Me Burning" und der Rocker "Stay Out Of Jail", aber auch das stampfende "Slow Dance" rockt, solche Songs hatten sie seit einigen Alben echt drauf! . Ich muss ja zugeben, dass "Never Mind The Bollocks" ein für mich unantastbares Album ist, ein Zeitgeist-Statement wie von einer WIRKLICH angepissten Jugend in Beton gerotzt. Mir ist dieses Gelaber ob gecastete Band oder was Sid für eine Opfer war ziemlich latte, Zeit ihres Bestehens waren die Pistols ein Manifest des nihilistisch geprägten Geistes des Kalten Krieges und des Abgesangs des Empires. Und ihre Musik hat so was aggresssives im Vibe wie zu ihrer früheren Zeit die Stones z.B., das kannst du Leuten kaum erklären, da die meisten ja eh aggressiv mit schneller-lauter-härter als mit Vibe und Aura gleichsetzen. Nunja, back to topic: jedenfalls war ich dann schon von der Interpretation von "God Save The Queen" - einem ABSOLUTEN Übersong, enttäuscht, da doch sehr zahnlos, gerade Lemmys Performance seltsamerweise, da habe ich mir in der Vorankündigung viel mehr erhofft... wenigstens ist das Video recht lustig. "Out To Lunch" geht ok, aber haut nicht um. Dafür ist "Wake The Dead" ein interessanter, ungewöhnlicher Song mal wieder, der zeigt, das die Band auch stets an sich gearbeitet hat. So geil dann der Titelsong mit seinem Drive und v.a. Statement ist, die recht schamlose "Ace Of Spades"-Rezitierung ist auch schon ein wenig einfallslos, aber mir gefällt er dennoch und gerade die Zeit als er Show-Opener war, waren super Gigs, biste gleich in die richtige Stimmung gekommen!! Finde ihn als Closer auch ne coole Idee. Über "One More Fucking Time" wurde schon das meiste richtig geschrieben von euch, mir gefällt der sich steigernde Refrain mit einem wieder toll gefühlvoll singenden Lemmy trotzdem. "Stagefright - Crash & Burn" ist dann trotz crunchigem Riff etwas Stangenware und auch "(Wearing Your) Heart On Your Sleeve" bleibt nicht wirklich hängen. Alles in allem werde ich die wieder öfter hören, in meinen Ohren kein Überalbum und aus der Zeit gefallen mir "Bastards" und "Sacrifice" ne ganze Ladung besser, aber die Platte wächst gerade wieder und ist allles andere als schwach! An der Single-Front gab es nur die "God Save The Queen" als CD-Single mit netter Hommage als Cover-Motiv und außer dem Song noch das Video dazu sowie"One More Fucking Time", nunja, sowie als Promo "See Me Burning" mit nochmal GSTQ. Hübsch noch die deutsche limitierte (naja, auf 40.000..) CD-Version des Albums und die nichtoffizielle Pic.-Disc.
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MOTÖRHEAD - We Are Motörhead
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We Shoot Power To Your Heart / A Mighty Thunderbolt / We Charge All Batteries / We Save Your Souls

Wie kann man einen Albumtitel wie „We Are Motörhead“ interpretieren? Sollte man es einfach nur als Ansage verstehen, so als würde die Band gleich in ein Konzert einsteigen? War er dem 25-jährigen Bandbestehen geschuldet, das im Veröffentlichungsjahr des Albums begangen wurde? Oder wollte man zu dem Zeitpunkt ein Statement der Marke „das ist es jetzt. Wir sind Motörhead, die einzig wahre Besetzung, vergesst alles davor und danach“ abgeben?

Für Letzteres würde zumindest die hohe Qualität eines der wohl am häufigsten übersehenen Alben der Bandgeschichte sprechen. „Sacrifice“, „Overnight Sensation“ und „Snakebite Love“ waren allesamt stark, hatten aber alle das eine oder andere Experiment zu bieten, während man sich bei „We Are Motörhead“ bis auf zwei Ausnahmen gewissermaßen auf die Essenz des Bandsounds konzentrierte. Man hört, dass Lemmy, Phil und Mikkey zu dem Zeitpunkt vor Selbstvertrauen nur so strotzten und sich in der aktuellen Dreierbesetzung pudelwohl fühlten. Die Arbeit der Plattenfirma Steamhammer zahlte sich zunehmend aus, MOTÖRHEAD krochen immer weiter aus dem Neunziger-Loch und erarbeiteten sich auch bei einer völlig neuen Generation von Rock-Fans einen Kultstatus.

Warum wollte ich das Album eigentlich reviewen? Ich habe eigentlich gar keine persönliche Geschichte dazu zu erzählen. Wahrscheinlich war es der Angst geschuldet, jemand könne das Album irgendwo ins Mittelmaß schieben und ihm damit einmal mehr das Rampenlicht verweigern, das ihm seit mittlerweile achtzehn langen Jahren zusteht. Und hier ist dann auch meine Motivation zu finden, denn „We Are Motörhead“ ist seit seinem Erscheinen immer in meiner MOTÖRHEAD-Top-3 geblieben - ich habe die CD seinerzeit übrigens kurz nach Erscheinen bei einer Metal-Disko gewonnen -, und ich finde die Scheibe so geil, dass es ein Drittel meines MOTÖRHEAD-Tattoos einnimmt:

Zunächst einmal der vielleicht coolste Fakt: einmal mehr ist die Coverversion (hier Sex Pistols’ „God Save The Queen“) der verzichtbarste Song. Das finde ich insofern bemerkenswert, weil Covers bei Legionen von Bands die Highlights auf ihren Alben darstellen. MOTÖRHEAD waren einfach derart gute Songwriter, dass diese Gefahr nicht bestand. Obwohl man dazu sagen muss, dass ihre besten Cover nicht auf den regulären Alben zu finden sind. Dennoch hat es „God Save The Queen“ als einziger Song des Albums zu einem Videoclip gebracht.

Da ist der Doublebass-Burner (hargh hargh) „See Me Burning“ als Eröffnungstrack von ganz anderem Kaliber als die olle Johnny Rotten-Nummer. Was für ein Brecher, gefolgt vom stampfenden „Slow Dance“ und dem treibenden „Stay Out Of Jail“. Wer hier nicht vom Stuhl springt und wild bangend um den Tisch berserkert, hat wahrscheinlich gerade beide Beine in Gips. Ein unfassbar geiles Eröffnungs-Triple.

„Wake The Dead“ als eins der beiden aus dem Rahmen fallenden Stücke hätte auch auf eins der letzten Alben gepasst. Viele Tempowechsel, ein Akustikpart in der Mitte und ein relativ komplexer Aufbau in Verbindung mit einer „Orgasmatron“-artigen Atmosphäre geben dem Track eine progressive Note, die MOTÖRHEAD ausgezeichnet steht.

Anschließend folgt mit „One More Fucking Time“ die zweite nicht ganz typische Nummer. MOTÖRHEAD haben hier eine weitere Ballade geschrieben, die allerdings leider ihre Längen hat und an Stücke der Marke „Don’t Let Daddy Kiss Me“, „Lost In The Ozone“ oder „Love Me Forever“ ohne schwach zu sein musikalisch nicht ganz heranreicht. Textlich ist das Stück melancholisch und einmal mehr von Verlusten und Enttäuschungen geprägt. „And I Will Plead No Contest / If Loving You’s A Crime / So Go On And Find Me Guilty / Just One More Fucking Time“ - das ist nichts weniger als Poesie und ein weiterer Beweis dafür, dass Lemmy so viel mehr war als ein versoffener und verdrogter Rockstar.

Überhaupt stehen die Texte an vielen Stellen im Gegensatz zu dem von mir vermuteten gestärkten Selbstvertrauen der Band. Das Understatement „We Are Motörhead And We Don’t Have No Class“ ist hier die augenzwinkernde Ausnahme, während ein Track wie „Stay Out Of Jail“ einen Kleinkriminellen beschreibt, der rastlos und unentschlossen wirkt und auf mich zumindest ein bisschen einen autobiografischen Eindruck macht. „We’re On The Run, We’re Under The Gun / Sneaking And Hiding, Away From The Sun / Breaking The Law, Don’t Know What For / Our Generation Is Made Up Of Whores“ heißt es niedergeschlagen in „(Wearing Your) Heart On Your Sleeve“. Was wohl zu dieser Zeit in Lemmy vorging?

Jahrelang ging das Gerücht, „Stagefright/Crash And Burn“ beziehe sich auf Phil Campbells extremes Lampenfieber. Bei meinem einzigen Treffen mit Lemmy anlässlich eines Interviews auf der „Motörizer“-Promoreise habe ich ihn danach gefragt - und es war eine Ente. Lampenfieber gebe es bei MOTÖRHEAD generell nicht. Übrigens war dieses Treffen ein riesiges Highlight meines Lebens. Sollte Interesse bestehen, würde ich davon auch beizeiten berichten.

Der Titeltrack steht am Ende des Albums und tritt das Gaspedal noch einmal richtig durch. Der Song steht in der Tradition solcher Nummern wie „Ace Of Spades“ oder „Iron Fist“ und wurde häufig als Opener bei Liveshows gespielt. Aber eins macht gerade dieser Track deutlich, ob Lemmy das nun wahrhaben wollte oder nicht: in dieser Besetzung waren MOTÖRHEAD meistens deutlich näher am Metal als am Rock ‘n’ Roll. Gerade das Powerdrumming von Mikkey Dee lässt den lockeren Rock-Swing eines Philthy vermissen und geht wesentlich straighter nach vorne, obwohl auch er nicht mit technischen Schmankerln geizt.

Überhaupt war Lemmys Verhältnis zu Metal merkwürdig ambivalent. Er ließ keine Gelegenheit aus zu betonen, dass er Metal nicht leiden konnte, dennoch hing er viel mit Metal-Musikern ab, seine eigene Band hatte nicht wenig Metal im Sound (vom Einfluss auf das ganze Genre ganz zu schweigen) und coverte letztlich sogar Metal-Songs. Da würde mich mal die Meinung von Tourbegleitern wie Kreator, Sodom, Entombed, Sepultura, Manowar, Exciter, King Diamond und Dutzenden anderer interessieren.

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Was gibt es noch zu sagen? „We Are Motörhead“ hat - Joe Petagno sei es gedankt - eines der geilsten Cover der Bandgeschichte. Der extrem wuchtige Sound wurde von Charlie Bauerfeind angerührt und von einigen anderen finalisiert, Howard Benson war nach „Snakebite Love“ aus dem Spiel.

Das Album führt nicht nur bei den Fans ein Schattendasein, in „White Line Fever“ erwähnt Lemmy lediglich, dass es das Album gibt, man dazu getourt hat und er am Ende der Tour einen Zusammenbruch hatte. Auf die Musik oder die Texte geht er mit keinem Wort ein. Keine Ahnung, ob er zu dem Album ein gespaltenes Verhältnis hatte oder es einfach zum Zeitpunkt des Buches noch zu frisch war für eine ausführlichere Rückschau. Auch live war „We Are Motörhead“ insgesamt nur wenig präsent. Wirklich schade, denn das Teil ist einfach toll und macht mir zu jedem Zeitpunkt Spaß.

In der Dankesliste steht im krassen Gegensatz zu diesem ziemlich schnellen Album Lemmys Aussage „As you get older, you get slower - I do apologize!“ Das passt zu dem Gerücht, Lemmy habe von der Sauferei einen schlimmen Tremor gehabt, der es ihm nicht erlaubte, zuviele schnelle Nummern bei Konzerten zu spielen. Absoluter Blödsinn, wenn ihr mich fragt, denn MOTÖRHEAD haben live (abgesehen von den letzten zwei, drei Jahren) immer mächtig aufs Gaspedal getreten, und der Bass war ganz sicher nie in den Hintergrund gemischt und genau so sicher live von Lemmy selbst gespielt.

Der Titelsong wurde jahrelang mit unverändertem Text von den niederländischen Goddess Of Desire gecovert, was ich immer etwas albern fand.

Mehr fällt mir nicht ein, außer dass MOTÖRHEAD wohl wirklich Seelen retten konnten, siehe Textausschnitt oben aus dem Titelsong. They are MOTÖRHEAD, and they play Rock ‘n’ Roll in our hearts and souls forever!

Tolles Review, Matty! :top:
Ich werde das Album heute Abend mal wieder auflegen.
Das Ding lief seinerzeit bei mir hoch und runter.
„See Me Burnin“, „Stay Out Of Jail“, „Stagefright“ oder der Titelsong sind absolute Knaller und hobeln alles weg.
Ja, und „One More Fucking Time“ kam damals irgendwie auch gerade zur rechten Zeit.
Einfach so abgehauen, die Zange! :acute:
 
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Wieder mal Qualitätsgeschreibe von @Matty Shredmaster - vielen Dank. :)
Dein Review hat mich dazu bewogen, mich mit der Scheibe mal wieder ausgiebiegr zu beschäftigen. Seinerzeit hatt ich die Platte nur unter "Nunja, geht so" eigeordnet - kein echter Kracher dabei (außer: siehe unten), mit "God Save the Queen" meiner Ansicht nach den falschen Punk-Klassiker gecovert (weil. Schon 1000fach durchgenudelt. Was von The Damned wäre cooler gewesen!). Und ganz allgemein hat's mich halt nicht gepackt.

Außer "One more fucking time". Den Song liebe ich mit inbrunst. Eine Wahnsinnsnummer, bei der alles (alles!) perfekt ist. :verehr:
 
THE BIRTHDAY PARTY
(VHS 1986, Virgin/Wienerworld; CD/LP 1990, div.)
Bei den eh schon schnellen Tracks wirkt das hier alles etwas gehuddelt, irgendwie, als wollte man rasch fertig werden. Gerade bei „Bomber“ isses mir aus heutiger Sicht zu arg, der Song lebt von seinem coolen Riff. Und „Motörhead“ ebenso, nunja. Als Kiddie sah ich das logo anders, Speed kills.

Keine Ahnung, welcher Teufel die Jungs anno 1985 geritten hat, dass sie dermaßen hurtig durchs Programm huschten - aber vielleicht warteten hinter Bühne ja Wein & Weib, so dass man schneller fertig werden wollte!?

ein Ticken zu schnell für manche Songs in meinen heutigen Ohren

Daß die Songs deutlich schneller gespielt werden, ist ja kein besonderes Merkmal der "Birthday Party", sondern generell von MOTÖRHEAD live in Viererbesetzung Mitte der 80er bis Anfang der 90er, was man auf nahezu allen Konzertmitschnitten aus dieser Zeit hören kann. Richtig kraß find ich z.B. die "Speed"-Version von "Orgasmatron" auf dem Video "Everything Louder Than Everything Else" (live 1991 in München):


:D
So hör ich MOTÖRHEAD heute am liebsten, wenngleich die legendäre Dreierbesetzung mit Fast Eddie Clarke und Philthy Animal Taylor für mich immer die "wahren" MOTÖRHEAD sind, die mit "Ace Of Spades" und "Iron Fist" die besten Alben eingespielt haben. "No Sleep 'til Hammersmith" ist auch grandios, muß sich aber letztlich ganz kanpp "The Birthday Party" geschlagen geben.
 
Frohen Lemmy Geburtstag alle miteinander! Wer meinen kleinen Text lesen will, kann das per Link in meiner Signatur oder direkt hier tun.
Und nun freue ich mich schon auf die weiteren Reviews hier.
Hättest Du nicht Lust das hier im Fred noch einmal zu posten? Dein toller Text eignet sich dazu, hier verewigt zu werden:)

Edit: Nur ein kleiner Einwand: Lemmy-Tag ist der 28.12. :cool:
 
Frohen Lemmy Geburtstag alle miteinander! Wer meinen kleinen Text lesen will, kann das per Link in meiner Signatur oder direkt hier tun.
Und nun freue ich mich schon auf die weiteren Reviews hier.
sehr, sehr schöner Text, Kollege!!! Werde mir deinen Blog die Tage mal genauer zur Brust nehmen. Deine Setlist gefällt mir auch gut. Nur beim Dank an die Members fehlen mir noch Lucas und Larry;)
 
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