Aufgelegt!

Kurz vor dem Start ins Wochenende:

Anhang anzeigen 202940

"No more Color" ist - wie eigentlich alle Alben der Schweizer - ein kleines Meisterwerk. Wie nennt man diese Musikrichtung doch gleich - "Techno-Thrash?" Na, ist im Wesentlichen auch völlig egal.

Der Opener "Die by my Hand" ist unmittelbar in die Fresse, komplex, progressiv, zig Wendungen, hart und brutal. Keine Frage, eine Eröffnung, wie sie im Bilderbuch steht. Dazu ein Chorus, der einfach durch die förmlich rausgerotzten 3 Worte unmittelbar auf die 12 geht und nur danach schreit, bei Liveaufführungen mitgegrölt zu werden. "No need to be Human" beginnt bluesig: ein heavy gespieltes Eingangsriff, ehe das Stück in einer thrashig-progressiven Eskapade expoliert, dieses Mal garniert mit einem eingängigen Refrain - nahezu perfekt. Zum Ende hin kommt noch eine etwas ruhigere Passage nebst Gitarrensolo zum Tragen - also auch hier regiert die Abwechslung - und das in knapp viereinhalb Minuten.

"Read my Scars" bietet dann wieder Thrash-Metal vom Feinsten: alle Trademarks der Richtung enthalten, schweres Riffing, auch hier wieder zig Breaks, ein galoppierender Thrash-Track, der Refrain ist auch hier wieder eher geshoutet. "D.O.A" setzt die Linie des Vorläufers unmittelbar fort, Richtung Chorus ein wenig Temporeduktion, hier ein eingestreutes Gitarrensolo feinster Qualität - nach wie vor keinerlei Qualitätsabfall. "Mistress of Deception" nimmt ein wenig das Tempo raus, dafür regiert feinste Gitarrenarbeit. Die eher im Midtempo angesiedelte "Ballade" (wenn man so will im Kontext des Albums gesehen) bietet allein in diesem Bereich, eine unglaubliche Vielfalt an Gitarrensounds, von leicht orientalisch angehaucht bis klassisch metalriffend, von getragen bis virtuos soliert, teils klassisch rockig sogar - alles drin. Dazu ein Refrain, der trotz allem dafür sorgt, dass hier nicht nur ein instrumentales Massaker vorgetragen wird.

Danach geht es in den "Tunnel of Pain": Thrash as Thrash can. Erneut viereinhalb Minuten Abfahrt mit zahlreichen Wendungen und Breaks, dazu der einfach passende, fiese Gesang - funktioniert komplett ohne Growls, dafür aber aggressiv geshoutet ohne dabei diesen typischen "Pantera"-Charakter zu entwickeln. Schon eine kleine Kunst für sich und in Verbindung mit der Musik regelrecht optimal. Zur Mitte des Tracks hin baut man schleppende Elemente inklusive Gitarrensolo ein, was dem Ganzen noch einmal eine weitere Aufwertung verleiht. Big Business! "Why it hurts" ballert dann noch einmal fix nach vorne los, bietet eine donnernde Granate, erneut fällt die vielfältige Gitarrenarbeit auf.

Der Rausschmeißer "Last Entertainment" war sicherlich seiner Zeit voraus: ein wenig erinnert das Ganze an Gothic-Metal, eine Art Sisters-of-Mercy in Metal. Der "Gesang" ist leidlich nur gesprochen, die Instrumentalarbeit überaus virtuos. Donnernde Drums, packende Härte und dennoch eine dichte Atmosphäre - bockstark!

Hat man das Album hinter sich gelassen, dann überkommt einen unlängst der Wunsch, es gleich wieder aufzulegen. Coroner haben den Thrash-Metal seinerzeit bereits auf ein breiteres Fundament gestellt, ohne diesen seiner Brutalität und Urwüchsichkeit zu berauben. Die Band war anno 1989 ihrer Zeit klar voraus und bietet eine Form des Metal (Thrash-Prog-Heavy), der seinesgleichen sucht, denn das Erstaunliche daran: irgendwie ist das Ganze trotz der Komplexität irgendwie eingängig und verfügt über ein hohes Suchtpotential. Ich hoffe inständigst auf ein baldigst erscheinendes neues Album - und natürlich eine Tour.

Sehr schönes Review....das heisst:HÖRT MEHR CORONER.:feierei::D
 
Danke für das zahlreiche Lob an @Daskeks, @Dogro @CimmerianKodex , @Skullface , @Danzig und @hunziobelix.

Zum Punkt Coroner im Speziellen: eine Band, die zu ihrer "erstaktiven" Zeit wohl noch nicht ausreichend gewürdigt wurde - war ihrer Zeit zweifellos voraus.

Zum Punkt Samson im Speziellen: da habe ich Nachholbedarf, kenne nur die Alben mit Bruce. Denke, das werde ich über kurz oder lang mal ändern.
 
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Ein "Personal Classic":

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Eine Plattenbörse in Hagen/Westfalen, irgendwann 1998: eigentlich nur zum Stöbern und Staunen dort, ich meine, wer konnte und kann sich schon eine Original AC/DC-. oder Queen-Single für seinerzeit läppische 800,00 DM leisten? Trotzdem findet man ja immer irgendwas, auch das ein- oder andere Schnäppchen, meist Alben, die offiziell gar nicht oder nur sehr schwierig zu bekommen sind - jeder, der physische Tonträger sammelt kennt das Vergnügen.

Dann ein Stand mit aktuellen Alben verschiedenster Musikrichtungen - und da steht sie: ein weißes Doppel-Jewelcase, Ayreon's "Into the electric Castle". Bis zu diesem Zeitpunkt war mir von einem neuen Album des Herrn Lucassen nichts zu Ohren gekommen, Liveaufnahmen lehnte der Mann immer ab seit seiner Zeit bei Vengeance - also was zum Teufel war das hier? CD begutachtet, auf der Rückseite eine Reihe illustrer Vokalisten: Damian Wilson, Fish, Anneke van Giersbergen....mh. Hatte den Anschein, als sei der gute Arjen nach dem eher experimentell-nüchternen Ausflug von "Actual Fantasy" wieder in Richtung des Ayreon Debuts gegangen - nur offenbar mit einem entschieden ambitionierteren Ansatz. Ein "offensichtliches" Konzeptalbum also.

Daheim also nichts wie rein in den Player mit CD1 - und es war Liebe auf den ersten Ton: "Welcome! You have entered the cranial vistas of psychogenesis." Eine künstlich wirkende, metallische Stimme, gruselige Geräusche, ein Intro, eben ein "Welcome" - und dann geht es los! "Isis and Osiris" eine Geschichte des Aufbruchs der Protagonisten in das elektrische Schloss, eine Horde zusammengewürftelter Menschen aus zahlreichen Epochen des Erdzeitalters, auserwählt von einer außerirdischen Macht, die das Geheimnis menschlicher Emotionen lüften möchte.

Über den Sinn und Unsinn der Geschichte selbst, auf die ich auch gar nicht näher eingehen möchte, kann man - wie so oft bei Konzeptalben im Allgemeinen - trefflich streiten, doch im Kontext mit der Musik funktioniert es auf "Electric Castle" wie am Schnürchen: man begleitet den Indianer, Hippie, Ritter, Highlander und viele andere auf ihrer Reise zum und dann durch das Schloss, die immer wieder eingestreuten, genial-verrückten "Spoken Words" der außerirdischen Intelligenz verleihen dem Ganzen ein wenig den Charakter eines Hörspiels oder eines Musicals, ganz wie man mag.

"Into the Electric Castle" nimmt gefangen, gleich, ob eben als Hörspiel oder als Progressive-Rock-Konzeptalbum. Lucassen überschreitet hier zum Ende des letzten Jahrtausends gleich zahlreiche Grenzen, Folkrock, Prog, Metal, Fusion, Hardrock - alles wird in einen Topf geworfen, mit griffigen Refrains ausgestattet und zu einem homogenen Ganzen angemischt. Dies gelingt in einer Leichtigkeit, die später nur noch auf "The Human Equation" zu finden sein würde. Ausladende Keyboard/Gitarrenduelle, mittelalterlich anmutende Elemente, harte Riffs neben filigranen Soli aller Art und über all dem das Wahnsinnsdrumming eines Ed Warby und der Gesang echter Könner, die ihren Figuren tatsächlich die Tiefe verleihen, die sie benötigen.

Highlights? Ist bei einem Konzeptalbum schwierig, vor allem, wenn eigentlich das ganze Album in sich schon eines ist. "Amazing Flight" mit seinem eingangs fast schon komischen Dialog zwischen Hippie und Barbarian, gefolgt von einem irrwitzigen, instrumentalen Progressive-Rock-Trip (genial: die Keyboardsoli von Clive Nolan, die Querflöte von Altmeister Thijs van Leer), gefolgt vom "Schwanengesang" der Indianerin Sharon den Adel - was für ein Stück Musik!

"The Decision Tree": ein tatsächlich fröhlicher, unglaublich abwechslungsreicher Trip, "Across the Rainbow Bridge", metallisch und einfallsreich, melodisch und eingängig, bar jeder Anbiederung an irgendwelche Standards - unvergleichlich!

"The Garden of Emotions": Psychedelisch, düster und doch zu keiner Sekunde langatmig trotz einer Laufzeit von über 9 Minuten!

"Valley of the Queens": Nie ist jemand lyrisch und musikalisch schöner "gestorben" als die "Ägypterin" Anneke van Giersbergen in dieser nur zweineinhalb Minuten langen Ballade.

"The Castle Hall": Für mich ist und bleibt das Ding der Ayreon Signature-Track, das Gesangsduell Edwin Balogh gegen Damian Wilson, dieses ebenso simple wie krachende Gitarrenriff - Wahnsinn!

"Tower of Hope": Eher simpel gehaltener Rock/Metal, ein Chorus zum Niederknien....

Auf den Punkt gebracht: "Into the electric Castle" ist ein 10 Punkte Album ohne Wenn und Aber - und das ist es bis heute. Sicherlich, Arjen Lucassen wollte später noch höher, weiter, schneller - und ist damit einfach irgendwann über das Ziel hinaus geschossen. Hier aber stimmt ALLES, irgendwie bietet sich für mich als Vergleich immer wieder Jeff Waynes "War of the Worlds" an - nur, dass das Schloss noch um Längen facettenreicher und auch spannender ist. Kaum zu glauben, dass das Ding nun auch schon 20 Jahre auf dem Buckel hat, am Ende aber keinerlei Abnutzungserscheinungen aufweist, ein fürwahr magisches Album.

Ähnlich wie andere Alben, die mir sehr am Herzen liegen besitze ich nach wie vor die eingangs angesprochene Transmission-Records Originalversion im weißen Doppel-Jewelcase, da ich hier einfach meine Erinnerungen an mein "erstes Mal" mit diesem Überwerk verbinde. Ebenso ähnlich wie bei für mich wichtigen Alben kam ich aber hier einfach nicht umhin, die aktuelle LP-Version (incl. Arjen-Signatur) zu bestellen. Wer das Ding noch nicht hat, dieses Album hier aber so liebt wie ich: kaufen die Platte! Das Vinylformat passt hier wunderbar, das Remastering ist gut gelungen - und scheiß doch auf das Umdrehen der Scheiben :).
 
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Ähnlich wie andere Alben, die mir sehr am Herzen liegen besitze ich nach wie vor die eingangs angesprochene Transmission-Records Originalversion im weißen Doppel-Jewelcase, da ich hier einfach meine Erinnerungen an mein "erstes Mal" mit diesem Überwerk verbinde. Ebenso ähnlich wie bei für mich wichtigen Alben kam ich aber hier einfach nicht umhin, die aktuelle LP-Version (incl. Arjen-Signatur) zu bestellen. Wer das Ding noch nicht hat, dieses Album hier aber so liebt wie ich: kaufen die Platte! Das Vinylformat passt hier wunderbar, das Remastering ist gut gelungen - und scheiß doch auf das Umdrehen der Scheiben :).

Ich habe gerade erst gesehen, dass es von dem Album nun ja auch eine "20th Anniversary Edition" gibt; sowas artet preislich
ja immer schnell mal aus, aber hier bin ich echt in Versuchung...!
 
Ein langer Bürotag braucht ein wenig musikalische Untermalung:

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Great White werden gemeinhin oftmals mit der Hairsprayrock-Szene in Verbindung gebracht - ein Fehler, wie ich finde. Grundsätzlich gibt es Anklänge in diesem Bereich, diese sind jedoch eher vereinzelt anzutreffen, ganz selten zu cheesy und repräsentieren sicherlich nicht in Gänze das, was die Band tatsächlich ist: eine Bluesrockband - und zwar eine mit einer Menge Rotz und Potential.

"Psycho City" betont dies in perfekter Weise und ist m.E. nach eines der besten und gleichermaßen unterbewertetesten Alben des "Großen Weißen". Schielte man auf dem unmittelbaren Vorgänger vereinzelt noch ein wenig in Richtung Mainstream, so gewinnt man auf "PC" den Eindruck, dass die Band ein Album bar jeglicher Zugeständnisse erschaffen hat - roh, pur - und einfach bluesgetränkter Rock, gesanglich perfekt in Szene gesetzt durch einen Jack Russel, der seinerzeit wohl noch nicht in Gänze den Kampf gegen diverse Drogen und den Alkohol verloren hatte.

Der Titeltrack, der gleichsam als Opener fungiert, teilt dann auch direkt aus: unterlegt mit einem originalen (!) Protestanrufmitschnitt eines wohl aufgebrachten Motelbesuchers ist "Psycho City" so dreckig, wie Bluesrock nur sein kann. Die glatten Kanten in der Produktion, die auf den Vorgängeralben bislang aufgetreten waren, wurden durch eine rohe Variante abgelöst, die dem von GW praktizierten Musikstil entschieden besser zu Gesicht steht. Kurz: Direkt die Eröffnung ist ein Volltreffer und kann bestimmte Led-Zep-Vibes schlicht nicht verleugnen.

"Step on you" ist ein typischer GW-Rocker, kompakt gespielt, "don't bore aus, get to the Chorus" - und trotzdem markant durch die durchgängig schlüssige Gitarrenarbeit der Herren Kendall und Lardie. Mit knapp 6 Minuten am Ende zu lang für das Radio, andernfalls hätte man damit sicherlich eine kleine Hitsingle produziert.

Mit "Old Rose Motel" folgt ein klassischer Blues, getragen, schleppend - perfekt für einen Abend an der Bar. Der Faktor "Rock" ist hier eher weniger im Vordergrund, es ist augenscheinlich, wie gut auch hier das Zusammenspiel der Band funktioniert. Sicherlich eine der Königsdisziplinen der Amis.

"Maybe someday" ist eine erste Ballade, kitschfrei vorgetragen, weit weg von Bon-Jovi-ähnlichem Schmalz, sondern authentisch gespielt, gesanglich tadellos durch einen Jack Russel in Bestform. Klarer Pluspunkt, subjektiv betrachtet gar eine der stärksten GW-Balladen überhaupt.

"Big Goodbye" baut textlich gesehen quasi einen Gegenpol zum unmittelbaren Vorgänger auf: Flott gespielt, mit entsprechendem "Hass" auch gesanglich untermalt - stark. Passend sowohl als Soundtrack zur selbst eingereichten Trennung als auch ohne weitere textliche Beachtung für eine Autofahrt über jegliche Highways oder Autobahnen dieser Welt.

Es folgt mit "Doctor me" tatsächlich eine kleine Belanglosigkeit: zu simpel gestrickt, erinnert irgendwie an den Good-Time-Rock der späten 50er - frühen 60er, wenn auch mit modernisiertem Drive gespielt. Nicht gerade zwingend, mit über 6 Minuten klar zu sehr auf Länge aufgeblasen - trotz der selbstverständlich wieder superben Gitarrenarbeit.

"I want you" schlägt mit seinem simplen Chorus und den fast schon sprechgesangartigen Strophen wieder in die Kerbe der typischen GW-Kompaktrocker und ist leidlich gut gelungen. Die Abgrenzung zu eher platten "Genrekollegen" wie Poison und Konsorten, die mit ähnlich gearteten Songs minderer Qualität ganze Alben pflasterten, ist dabei klar gezogen. Die Attitude von "I want you" ist eher schon nahezu punkrockig, ein wenig "Ramones-meet-Southernrock".

Auch "Never trust a pretty Face" ist dann sowohl textlich als auch kompositorisch noch einmal ein eleganter GW-Rocker mit Drive und Zug zum Tor. Etwas verspielter als das artverwandte "Step on you", nicht ganz so catchy und doch gerade live sicherlich ein Garant für gute Laune.

"Love is a Lie": eine wahrlich brillante Herzschmerzballade mit einer Laufzeit von über 8 Minuten! Manch einer mag sagen, das ist dann doch schon arg nah an "Bed-of-Roses"-Untaten - doch weit gefehlt! Was bei "BoR" eher aufgesetzt wirkt setzen GW hier sowohl musikalisch als auch gesanglich absolut authentisch in Szene. Ein tolles Stück Musik, das sogar losgelöst vom Text in stillen Stunden auf der Couch mit viel Ruhe ganz hervorragend funktioniert.

Der Rausschmeißer "Get on Home" beginnt akustisch und baut sich im Verlauf in Richtung eines Zep-ähnlichen Monolithen auf. Hierbei verbinden GW ihre musikalisch amerikanischen Wurzeln perfekt mit den Elementen der brititschen Rockgiganten, so dass der Aufschrei "Plagiat" getrost ausbleiben kann. Sehr, sehr gelungen!

Bis heute ist "Psycho City" eines der GW-Alben, die ich immer noch am liebsten und häufigsten auflege - immer noch ein wenig mit der Träne im Knopfloch, dass Jack Russel leider nicht mehr mit dabei ist. In Summe war die Achse Lardie/Kendall/Russel die Seele von Great White - und auch wenn Russel sich selbst ins Abseits manövriert hat, so werden GW - gleich mit welchem Vokalisten - nie mehr "wirklich" Great White sein. Schade eigentlich....
 
Einer meiner "Youngtimer":

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Mit allem, was als "Doom" tituliert wird tue ich mich immer erstmal ein wenig schwer: ich habe dann immer sofort ein Black-Sabbath-Rip-Off zu Ozzy-Zeiten im Kopf - oder eben Cathedral, die mir auf die Dauer zu eintönig sind - Fans der Band mögen mir dies verzeihen, denn der musikalische Gehalt sei hier ausdrücklich anerkannt.

Eher konträr zu den Reviews in einigen einschlägigen Magazinen erinnerte mich der Titelsong des Albums, den ich dann seinerzeit auf irgendeinem Sampler zu hören bekam vielmehr an Rainbow zu "Rising"- bzw. "Long live Rock'n Roll"-Zeiten. Prägnant hier vor allem die Gitarrenarbeit (das Solo!), die mich schwerstens an Blackmore erinnerte, dazu diese unwiderstehliche Phrasierung des Gesangs, der - wenn hier auch in weiblicher Form dargeboten - Assoziationen an Dio weckte. Dass die Stimme der Dame darüber hinaus bestens zur instrumentalen Darbietung passte war dann das Tüpfelchen auf dem I - kurz: Album umgehend gekauft!

Das auf dem Album 2. Stück "The January Sea" ist dann tatsächlich wohl das, was man Doom nennt: schleppend, schwer - eine kleine Dampfwalze am Anfang, dann aber von einem filigranen Gesangspart abgelöst. Erinnert mich irgendwie bis heute ein wenig an die "Mob rules"-Phase von Sabbath. Das langsame Tempo bleibt dem Stück im wesentlichen erhalten, dennoch biegt man im Verlauf der insgesamt rund 8 Minuten mehrfach ab, was der Komposition Tiefe und Epik verleiht - am Ende ist man fast traurig darüber, dass es vorbei ist, so intensiv packt einen das Januarmeer - und lässt einen auch nicht so recht mehr los. Das Epos wirkt wie eine Verschmelzung von Sabbath zu Dio-Zeiten und den eher schleppenden Kompositionen Rainbows zu - genau - Dio Zeiten.

"Pearls and Coffins" ist dann eine weitere Facette im Avatarium Sound: erneut untermalt von einer nach Blackmore klingenden Gitarre haben wir es hier nun mit einer Art radiotauglichen Ballade im Gewand der 70er oder frühen 80er zu tun. Das Ganze klingt durch effektiv eingesetzte Orgelsounds wie eine Deep-Purple-Hommage, ich jedenfalls fühle mich das ein- ums andere Mal an eine verspieltere Version von "Wasted Sunsets" erinnert. Ein wenig "Lady-in-Black-Flair" zum Ende hin rundet das Ganze ab. Ganz stark, trotz vieler "Retro-Bands", die sich an solchen Sachen versuchen, scheitert hier eine Vielzahl am Feeling - nicht so Avatarium. Der intensive Gesang von Frontfrau Jennie-Ann Smith verleiht dem Stück eine weitere emotionale Tiefe.

Mit "Hypnotized" folgt dann ein weiterer Doom-Track, getragen, schwer, erneut mit einer sehr prägnanten Orgel unterlegt, dazu ein ohrwurmartiger , getragener Chorus und eine gruselige Grundatmosphäre - macht irgendwie süchtig das Ding. Das Solo im hinteren Teil des Stückes erinnert mich erneut an Blackmore, es ist unglaublich authentisch - und klingt doch nicht wie ein Ripp-Off.

"Ghostlights" setzt die musikalische Ausrichtung von "Hypnotized" nahezu nahtlos fort: "Grusel-Doom" mit Gänsehautfaktor, tollem Refrain und einer mehr als amtlichen Gesangsleistung, bei der man sich permanent auch irgendwie RJD vorstellen kann als männliches Pendant. Hier bleibt eine übermäßige Anlehnung an die Blackmore-Gitarre zwar aus, dennoch tönt das Ganze in sich äußerst "klassisch" im positiven Sinne. Obgleich dem unmittelbaren Vorgänger musikalisch ähnlich steht "Ghostlights" für sich und hält den Spannungsbogen des Albums perfekt.

"Run Killer Run" ist dann flott - kann man nicht anders sagen. Das Stück kommt genau zur rechten Zeit, hat ein fieses und effektives Riff, das sich durch den kompletten Song trägt. Klassischer 70er Hardrock, dreckiger als die Blues Pills, dennoch schön eingängig, das Schlagzeug hat es mir angetan - und die hier eher dezent im Hintergrund gehaltene Orgel. Dazu ein erneut schönes, erdiges Solo auf der Gitarre - und ein ebenso intelligenter wie eingängiger Refrain mal wieder. Top und genau an der richtigen Stelle im Rahmen des Albums platziert.

Beim folgenden "Iron Mule" fällt mir spontan immer "Children of the Sea" als Vergleich ein - überhaupt ist hier die Parallele in die Sabbath-Welt mit Dio eingangs sehr prägnant, auch hier kann man sich dann im Rahmen des gottgleichen Chorus nur zu gut vorstellen, dass eben jener Dio hier Pate gestanden hat, obgleich hier auch "Catch the Rainbow" vom alten Richard präsent zu sein scheint. Das Stück in sich ist auf eine Art balladesk, packt den Hörer einfach bei den Eiern und nimmt ihn mit auf eine knapp sechsminütige Reise, die eigentlich viel zu früh endet. Großes Kino.

Das abschließende "The Master Thief" weckt Assoziationen an Pink Floyd oder auch King Crimson in ihrer Frühphase, unterlegt mit sabbath-artiger Gitarrenarbeit und den erneut tonnenschweren Orgeln. "Doom-Prog"....wie immer man will. Waren "Hynpotized" und "Ghostlights" schon Exkursionen in die Welt jenseits des "klassischen" Doom, so baut der Rausschmeißer noch vermehrt auf psychedlische Sequenzen - wer 70's Prog mag, der wird das hier lieben, nein, muss es einfach lieben.

Am Ende bleibt ein phantastisches Album mit einer völlig eigenen Atmosphäre, abwechslungsreich und doch in sich schlüssig, großartige Gitarrenarbeit, phantastischer Gesang und ein perfektes Argument dafür, dass Keyboards nicht nur "kleistern" können, sondern eine regelrechte Tiefe erzeugen. Ein großes Werk, fürwahr. Trotz der Verwendung zahlreicher "klassischer" Zutaten gewinnt man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass Avatarium hier bewusst "Retro" sein wollen, es ist viel mehr als Mittel zum Zweck, sondern Leidenschaft - und die hört man dem Werk definitiv an. Und bevor ich diesen Punkt übergehe: selten pass(t)en Cover und Musik so gut zusammen wie bei Avatariums Mädchen mit der Rabenmaske...
 
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"Tradional Metal" mit

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Über den Sinn und Unsinn von Samplern kann man trefflich streiten, Fakt ist: ohne einen Heftsampler wären Stryker unter meinem Radar gelaufen, ganz klar.

Umgehauen hat mich darauf das auf "Play to Win" als Opener eingesetzte "Heart of Lies", das ist bis heute so: einfach schneller US-Metal mit viel Melodie und einem Hammerrefrain - und doch so meilenweit weg von der Beliebigkeit des "Metal-Mainstreams", wenn ich das Wort mal benutzen darf. Das Ding macht gute Laune und die Vorstellung der Livedarbietung lässt einem irgendwie das Wasser im Mund zusammen laufen.

"Position of Power" nimmt ein wenig das Tempo raus, eher Midtempo, die Ausrichtung indes bleibt die gleiche: klassischer US-Metal, eine Bridge, ein Refrain - Eingängigkeit, ohne dass das Ganze "käsig" wird - und zahlreiche Elemente von Priest bis Metal Church, die hier verbaut wurden. Durchaus catchy, im Vergleich zum Opener bisweilen hart an der Grenze zum Stadionrock, dafür dann aber letztlich doch zu rotzig - well done.

"Head first" galoppiert nach akustisch anmutenden Intro kurz nach vorn, um dann das Tempo noch mal zu zügeln, ehe ein "Wohooo" direkt in einem hymnischen Refrain mündet - perfekt für eine Liveperformance, auch hier ist man wieder nah am 80er Stadionrock, ein wenig fühlte ich mich an eine weniger gebügelte Def-Leppard-Variante erinnert. Die kleinen Spielereien in Richtung Solo verhindern eine zu große Anlehnung an Blaupausen ähnlicher Musik - gut!

Mit "On the Run" kommt dann ein wenig Langeweile auf: irgendwie läuft das Ding an mir vorbei, die Bauart ist den Vorgängerstücken ähnlich, auch wirkt der Song seltsam glattgebügelt, die Hairspray-Chöre sind mir persönlich hier zu viel des Guten. Was bei Titel 1 - 3 noch homogen funktioniert ist hier einfach ein wenig überzogen.

"The Front" versprüht einen dezenten Queensryche-Vibe, die Gitarren laufen gut übereinander, erneut wurde auf einen kurzen Weg zum Chorus geachtet. OK, klingt auch wieder ein wenig nach Reißbrett-Metal vom Songwriting her, die Umsetzung passt aber gut und der Chorus selbst ist nicht reißerisch, sondern schon irgendwie intelligent in Szene gesetzt, hat ein wenig was von Journey. Am Ende hätte man sich allerdings dennoch die ein- oder andere Wiederholung schenken können....

Der Titeltrack bedient sich aus dem gleichen Baukasten wie "Head first", der Chorus ist sooooo typisch "Shout-Metal-Chorus", dass es - mit Verlaub - ein wenig weh tut. Dass das Ganze dennoch gut in Szene gesetzt ist, keine Frage, dennoch: irgendwie belanglos, dieser "100 x gehört"-Effekt setzt ein - zumindest bis das zügige Solo und die Überleitung dorthin das Ding ein wenig aus der Beliebigkeit holt.

"Standing alone" ließ mich allein vom Titel her sofort an die gleichnamige Ballade von Tyketto's "Strength in Numbers"-Album denken - und erwartungsgemäß ist dieser Song eine Ballade. Leider nicht auf dem Niveau des Namensvetters von Tyketto....die Keys wirken seltsam deplaziert kurz vor dem Chorus, dieser selbst ist unglaublich belanglos und abgedroschen - ne Freunde, dann lieber gar keine Ballade als so eine, das erinnert frappierend an Poison & Co., wenn auch ein wenig "verhärtet" in Szene gesetzt. Mittlerweile skippe ich diesen Titel...

Um so überraschender folgt dann "Summoner": der Kleister ist plötzlich weg, es wird gerifft, der Begriff US-Metal kommt mir sofort wieder in den Sinn. Ein widerborstiges Gitarrenaufbäumen, ehe der Refrain - dieses Mal KEIN zuckersüßes "Massenprodukt" - den Titel trägt. Ein echtes Highlight, speziell zum Finale dreht das Ding noch mal kurz gut auf - noch ein bißchen mehr davon hätte dem Song gut getan, dennoch: Hut ab.

"Heavy is the Heart" beginnt gefällig und stampft nett los, irgendwie fühlt man sich an Skid Row zu "Slave to the Grind"-Zeiten erinnert. Dieser Eindruck bleibt auch über den Rest des Stückes erhalten, klingt wie harter Hairspray-Rock mit gutem Feintuning für die Live-Performance. Die US-metallischen Zutaten des Openers oder vom "Summoner" bleiben leider außen vor, dafür ist das Keyboard bisweilen in schmeichlerischer Form präsent - hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht.

Das abschließende "Hands of Time" hat zwar einen netten Text, ansonsten ist es aber noch einmal eine "Von-der-Stange"-Ballade, die erneut in die 80er Hairspraywelt entführt - irgendwie schade.

Trotz der genannten Kritikpunkte ist "Play to win" ein gut zu hörendes Album, es hat nur leider keine lange Halbwertszeit. Es langweilt schnell, trotz des zweifelsfrei guten Songwritings. Echte Highlights sind "Heart of Lies" und "Summoner" (die auch irgendwie aus dem Restrahmen es Albums fallen), die Titel 2 und 3 können sich hören lassen, der Rest ist auf Dauer einfach "zu professionell", fast wirkt es kalkuliert - und es gibt einfach zu viele ähnliche Werke ab Track 3 (wahlweise 4) von dieser Sorte.
 
"Tradional Metal" mit

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Über den Sinn und Unsinn von Samplern kann man trefflich streiten, Fakt ist: ohne einen Heftsampler wären Stryker unter meinem Radar gelaufen, ganz klar.

Umgehauen hat mich darauf das auf "Play to Win" als Opener eingesetzte "Heart of Lies", das ist bis heute so: einfach schneller US-Metal mit viel Melodie und einem Hammerrefrain - und doch so meilenweit weg von der Beliebigkeit des "Metal-Mainstreams", wenn ich das Wort mal benutzen darf. Das Ding macht gute Laune und die Vorstellung der Livedarbietung lässt einem irgendwie das Wasser im Mund zusammen laufen.

"Position of Power" nimmt ein wenig das Tempo raus, eher Midtempo, die Ausrichtung indes bleibt die gleiche: klassischer US-Metal, eine Bridge, ein Refrain - Eingängigkeit, ohne dass das Ganze "käsig" wird - und zahlreiche Elemente von Priest bis Metal Church, die hier verbaut wurden. Durchaus catchy, im Vergleich zum Opener bisweilen hart an der Grenze zum Stadionrock, dafür dann aber letztlich doch zu rotzig - well done.

"Head first" galoppiert nach akustisch anmutenden Intro kurz nach vorn, um dann das Tempo noch mal zu zügeln, ehe ein "Wohooo" direkt in einem hymnischen Refrain mündet - perfekt für eine Liveperformance, auch hier ist man wieder nah am 80er Stadionrock, ein wenig fühlte ich mich an eine weniger gebügelte Def-Leppard-Variante erinnert. Die kleinen Spielereien in Richtung Solo verhindern eine zu große Anlehnung an Blaupausen ähnlicher Musik - gut!

Mit "On the Run" kommt dann ein wenig Langeweile auf: irgendwie läuft das Ding an mir vorbei, die Bauart ist den Vorgängerstücken ähnlich, auch wirkt der Song seltsam glattgebügelt, die Hairspray-Chöre sind mir persönlich hier zu viel des Guten. Was bei Titel 1 - 3 noch homogen funktioniert ist hier einfach ein wenig überzogen.

"The Front" versprüht einen dezenten Queensryche-Vibe, die Gitarren laufen gut übereinander, erneut wurde auf einen kurzen Weg zum Chorus geachtet. OK, klingt auch wieder ein wenig nach Reißbrett-Metal vom Songwriting her, die Umsetzung passt aber gut und der Chorus selbst ist nicht reißerisch, sondern schon irgendwie intelligent in Szene gesetzt, hat ein wenig was von Journey. Am Ende hätte man sich allerdings dennoch die ein- oder andere Wiederholung schenken können....

Der Titeltrack bedient sich aus dem gleichen Baukasten wie "Head first", der Chorus ist sooooo typisch "Shout-Metal-Chorus", dass es - mit Verlaub - ein wenig weh tut. Dass das Ganze dennoch gut in Szene gesetzt ist, keine Frage, dennoch: irgendwie belanglos, dieser "100 x gehört"-Effekt setzt ein - zumindest bis das zügige Solo und die Überleitung dorthin das Ding ein wenig aus der Beliebigkeit holt.

"Standing alone" ließ mich allein vom Titel her sofort an die gleichnamige Ballade von Tyketto's "Strength in Numbers"-Album denken - und erwartungsgemäß ist dieser Song eine Ballade. Leider nicht auf dem Niveau des Namensvetters von Tyketto....die Keys wirken seltsam deplaziert kurz vor dem Chorus, dieser selbst ist unglaublich belanglos und abgedroschen - ne Freunde, dann lieber gar keine Ballade als so eine, das erinnert frappierend an Poison & Co., wenn auch ein wenig "verhärtet" in Szene gesetzt. Mittlerweile skippe ich diesen Titel...

Um so überraschender folgt dann "Summoner": der Kleister ist plötzlich weg, es wird gerifft, der Begriff US-Metal kommt mir sofort wieder in den Sinn. Ein widerborstiges Gitarrenaufbäumen, ehe der Refrain - dieses Mal KEIN zuckersüßes "Massenprodukt" - den Titel trägt. Ein echtes Highlight, speziell zum Finale dreht das Ding noch mal kurz gut auf - noch ein bißchen mehr davon hätte dem Song gut getan, dennoch: Hut ab.

"Heavy is the Heart" beginnt gefällig und stampft nett los, irgendwie fühlt man sich an Skid Row zu "Slave to the Grind"-Zeiten erinnert. Dieser Eindruck bleibt auch über den Rest des Stückes erhalten, klingt wie harter Hairspray-Rock mit gutem Feintuning für die Live-Performance. Die US-metallischen Zutaten des Openers oder vom "Summoner" bleiben leider außen vor, dafür ist das Keyboard bisweilen in schmeichlerischer Form präsent - hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht.

Das abschließende "Hands of Time" hat zwar einen netten Text, ansonsten ist es aber noch einmal eine "Von-der-Stange"-Ballade, die erneut in die 80er Hairspraywelt entführt - irgendwie schade.

Trotz der genannten Kritikpunkte ist "Play to win" ein gut zu hörendes Album, es hat nur leider keine lange Halbwertszeit. Es langweilt schnell, trotz des zweifelsfrei guten Songwritings. Echte Highlights sind "Heart of Lies" und "Summoner" (die auch irgendwie aus dem Restrahmen es Albums fallen), die Titel 2 und 3 können sich hören lassen, der Rest ist auf Dauer einfach "zu professionell", fast wirkt es kalkuliert - und es gibt einfach zu viele ähnliche Werke ab Track 3 (wahlweise 4) von dieser Sorte.
Ich stimme dir da bei sehr vielem zu. Nach den Glanztaten zu Anfang der Karriere und den immer weiter führenden Stilwechseln fand ich den unmittelbaren Vorgänger erstmalig enttäuschend. Umso überraschter war ich, als das aktuelle Album mich doch irgendwo umgerüstet hatte. Gerade die erste Seite ist bärenstark. Wobei ich auch mal gespannt bin, wie die Halbwertszeit ist. Stand jetzt kann ich sie zumindest immer noch genießen :D
 
Ich stimme dir da bei sehr vielem zu. Nach den Glanztaten zu Anfang der Karriere und den immer weiter führenden Stilwechseln fand ich den unmittelbaren Vorgänger erstmalig enttäuschend. Umso überraschter war ich, als das aktuelle Album mich doch irgendwo umgerüstet hatte. Gerade die erste Seite ist bärenstark. Wobei ich auch mal gespannt bin, wie die Halbwertszeit ist. Stand jetzt kann ich sie zumindest immer noch genießen :D

Ich kenne die älteren Sachen nur vom Hörensagen, wie schon geschrieben hat mich einfach "Heart of Lies" direkt gepackt, kann nicht so genau sagen warum - das hat einfach was. Die alten Alben sollen ja eher ein wenig in Richtung Thrash/Power/US-Metal gehen, würde mich schon reizen.

Denke, beizeiten höre ich auch mal in die älteren Sachen rein. Wie schon im Review erwähnt, das Album ist ja nicht schlecht - aber es wirkt stellenweise so skizziert, die Songideen hinten raus wirken abgedroschen. Naja, und was Balladen betrifft, da konnte ich mit 08/15-Balladen noch nie was anfangen - irgendwie passen Balladen und diese Band für mich nicht zusammen.
 
Erstmal: ich lese deine Reviews sehr gern.

Ich würde dir bei Striker auch die alten Alben ans Herz legen. Vor allem armed to the teeth ist spitze.
Hab das neue noch nicht gehört, aber mich hat das letzte ebenso enttäuscht wie @Captain Howdy.

Als Anspieltipp empfehle ich "it could be worse" von eben der armed.
Für mich ein absoluter Widerhaken-Song
 
Erstmal: ich lese deine Reviews sehr gern.

Ich würde dir bei Striker auch die alten Alben ans Herz legen. Vor allem armed to the teeth ist spitze.
Hab das neue noch nicht gehört, aber mich hat das letzte ebenso enttäuscht wie @Captain Howdy.

Als Anspieltipp empfehle ich "it could be worse" von eben der armed.
Für mich ein absoluter Widerhaken-Song
Wenn man neuere Striker hört, dann muss man sich von den alten Sachen schon etwas lösen oder die Sache wirklich komplett getrennt sehen können.
Gerade die aktuellste Scheibe ist nochmal ein Stück weiter weg von alten Striker als es die letzten beiden schon waren. Aber dennoch saugeil. Für mich ne richtige Gute Laune-Platte!
 
Wenn man neuere Striker hört, dann muss man sich von den alten Sachen schon etwas lösen oder die Sache wirklich komplett getrennt sehen können.
Gerade die aktuellste Scheibe ist nochmal ein Stück weiter weg von alten Striker als es die letzten beiden schon waren. Aber dennoch saugeil. Für mich ne richtige Gute Laune-Platte!
Ich muss mir die Platte demnächst mal anhören. Leider liest sich das Review bis auf das Fazit eher negativ.
Wenn ich dazu noch beachte, was im thread zum Album geschrieben wird und das es in meinen Ohren stetig bergab ging, ist meine Hoffnung aber leider begrenzt.
Aber ohne sie gehört zu haben, ist mein Geschreibsel haltloses Gejammer :D
 
Ich muss mir die Platte demnächst mal anhören. Leider liest sich das Review bis auf das Fazit eher negativ.
Wenn ich dazu noch beachte, was im thread zum Album geschrieben wird und das es in meinen Ohren stetig bergab ging, ist meine Hoffnung aber leider begrenzt.
Aber ohne sie gehört zu haben, ist mein Geschreibsel haltloses Gejammer :D
Lass mal hören, wie du sie fandest, wenns so weit war :)
 
Lange her und heute im Büro - da könnte man ja mal wieder....

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Das Communic-Debut hat bis heute nichts an Strahlkraft eingebüßt. Eine Mischung aus leicht progressivem Power- und Thrashmetal mit dem gewissen Etwas und tollen Melodieführungen. Die vielfach zitierte stilistische Nähe zu den Kollegen von Nevermore ist gegeben, dennoch sind Communic weit mehr als ein Klon von Warrel Danes Zaubercombo und bieten auch eine gehörige Prise Eigenständigkeit.

Der Opener "Conspiracy in Mind" ist eine rund siebeinhalbminütige Wundertüte, die tatsächlich in Sachen Gesangslinien, Melodieführung und Songaufbau stark an Nevermore erinnert, speziell an Bridge und Refrain dürfte Warrel Dane seine wahre Freude gehabt haben. Überdies bauen Mastermind Oddleif Stensland und seine Mannschaft aber auch vielfach Elemente mit ein, die eher an klassischen US-Metal gemahnen. Die ruhigen Parts sind perfekt in den Song eingeflochten und das Stück kriegt genau immer zur richtigen Zeit wieder die Kurve. Stark!

"History reversed" löst sich dann bereits hörbar aus dem Kontext Nevermore: eine Halbballade, erneut mit einem Chorus zum Niederknien ausgestattet - man erwartet ihn förmlich und ist dann doch erstaunt, welche Kabinettstückchen dennoch eingestreut werden bis es soweit ist. Wie auch schon beim Opener gelingt es der Band hier, die Spannung über knapp 7 Minuten aufrecht zu erhalten, die soften und härteren Parts sind perfekt ausgependelt.

Mit "They feed our Fear" spannt man den Bogen einfach mal quer durch das gesamte Metaluniversum: ein ganz ruhiger Beginn, getragen durch ein sehr prägnantes Riff, später immer weiter untermalt mit dezenten Doublebase-Einschüben, wunderschöne Soli und einen durchaus melodisch-emotionalen Gesang münden nach etwas mehr als 4 Minuten in einem regelrechten Riffgewitter à la early Metallica, ehe man in eher traditionelles Metalmotiv überwechselt, um dann kurze Momente später in einer thrashigen Explosion zu landen, unmittelbar gefolgt von einem weiteren Gesangspart, der letztlich in Frickelei mündet - warum das alles so geil ist? Weil es nie Selbstzweck ist, sondern einfach auf den Punkt genau passt! Zum Ende des beinahe 10minütgen Monsters biegt man wieder in den ruhig gehaltenen Anfangspart ab und lässt das Stück in dieser Form auch ausklingen. Fantastisch und spätestens hier haben wir dann mit Nevermore so gut wie gar nichts mehr zu tun. Erwähnenswert: dieser Song geht als Paradebeispiel dafür durch, wie man Keyboards als perfektes Stilmittel einsetzen kann um Atmosphäre zu erschaffen und zu halten.

"Communication Sublime" fährt dann zur Eröffnung ein klassischen Thrash/Powermetalbrett auf. Mächtiges Riffing, donnernde Drums, ein eher unkomplizierter Songaufbau zunächst, eher dem üblichen Verse-Chorus-Folge folgend, ehe zum Ende hin wieder eher vertrackte Parts eingeflochten werden und das Stück am Ende gar regelrecht explodiert, untermalt von harmonischen Gitarrensoli.

"The Distance" weißt Parallelen zu "They feed our Fear", ein im wesentlichen ruhiger Song mit immer wieder eingestreuten, härteren Parts. "Getragen" trifft es hier ganz gut, auffällig auch hier wieder, wie die Gitarrenharmonien hinter teils sehr harten Passagen eine ganz eigene Wohlfühlatmospähre aufbauen. Epik in einer gänzlich unkitschigen Form, ein ebenso variabler wie spannender Songaufbau, der sich in Sachen Härtegrad permanent steigert, ehe man zum Ende hin wieder in komplett gediegene Gefilde abdriftet - ganz stark, ein Kopfhörer-Song.

Das folgende "Ocean Bed" ist unter Berücksichtigung der sonstigen Titellängen schon fast "kompakt" zu nennen. Die in den anderen Songs bereits verarbeiteten Elemente treten hier teils nicht in brachialer Form auf, es hat ein wenig was hardrockiges, dazu aber erneut einen einfach schönen Chorus, zum Ende hin wird das Tempo dann letztlich doch merklich angezogen.

"Silence surrounds" ist ein weiteres Glanzstück, ein Paradebeispiel für progressiven Metal. Ruhiger Aufbau, teils schwermetallische Einschübe, hier kommen dem geneigten Hörer speziell zu Beginn aufgrund des Strophenaufbaus tatäschlich wieder unweigerlich Nevermore in den Sinn. Erstaunlich, wie schnell 11 Minuten gänzlich ohne Langeweile verfliegen können. Ein willkommener Abschluss eines wahrlich großen Albums, das ohne auch nur einen Ausfall auskommt.

Die Erstauflage des Albums bietet 2 Bonustracks: zum einen eine Pianoversion von "The Distance" ("Another Distance" betitelt), die unterstreicht, wie stark das pure Songwriting von Communic zu Zeiten des Debuts war - so funktioniert das Stück ebenso als emotionale Pianoballade als auch im metallischen Gewand. Der zweite Bonus in Form des Edits von "Conspiracy in Mind" ist dann die üblich kastrierte Version, die unmittelbar an Bedeutung verliert, sobald man das komplette Stück kennt - es fehlt halt was ;-).

In der Folge haben Communic stets starke Alben veröffentlicht, das überirdische Niveau des Debuts indes haben sie m.E. nach nie wieder erreicht - ein Jahrhunderalbum, ein Klassiker, gar keine Frage.
 
Oh ja, die COMMUNIC-Scheibe hab ich damals auch hoch und runter gehört. Irgendwie gibt mir diese Art "kunstfertiger, leicht steriler" Metal aber heutzutage gar nichts mehr (von den NEVERMORE-Platten aus den frühen 200ern vielleicht mal abgesehen).
Werde ich aufgrund deines, wie immer, schönen Reviews die Tage mal wieder reinhören und bin gespannt wie der Eindruck dann ist.
 
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