Ich war am Dienstag bei der Abschlussshow des europäischen Teils der "Unlimited Love"-Tour im Volksparkstadion in Hamburg.
Als die Tour angekündigt wurde, hat unsere Reisegruppe von 12 Leuten sich direkt Tickets gesichert. Einige hatten sie schon live gesehen, andere wie ich noch nicht. Ich freute mich wie Bolle, die Band doch nochmal live zu sehen (hatte es schon abgeschrieben), musste aber beim Ticketpreis von 120€ schon schlucken. Aber gut, die Band begleitet mich seit meiner Jugend und Alben wie "Stadium Arcadium" oder "Blood Sugar Sex Magik" sind auch noch heute gerne gesehene Gäste im CD-Player. Und mit der Rückkehr von John Frusciante war natürlich noch ein Grund mehr vorhanden.
Im Vorprogramm waren Thundercat, irgendein Bassist, den wir aufgrund des verspäteten Ankommens nicht sahen, und der amerikansche Rapper A$AP Rocky. Überm Teich mittlerweile ein riesiger Act, ist er in Europa wohl eher weniger bekannt. Ich dachte in der ersten Minute noch, hey, cooler Beat, wurde dann jedoch eines Besseren belehrt. Die gesamte Musik vom Band (an sich nichts schlimmes, bei Pop-Acts wie Charli XCX auch gang und gebe), aber fast die gesamten Vocals ebenfalls. Die paar Lines, der er rein gespittet hat sowie die paar Male, die er im Chorus sang, konnten zwei Leute an ihren Händen abzählen. Und der Burner war das Medley aus "Smells Like Teen Spirit" und einem alten Cypress Hill-Track. Mit sowas verdient man also Geld... habe später noch heraus gefunden, dass der Typ der Macker von Rihanna ist.
Die Umbaupause gestaltete sich schnell und unkompliziert, schneller als bei so einigen Metalbands. Drumriser und Boxen auf die Bühne, fertig. Groß was an Bühnenbild gab es nicht.
Mit dem obligatorischen gejammten Intro starteten die vier Peppers dann in ihr knapp zweistündiges Set.
An der
Setlist können sich Bands wie Iron Maiden mal ein Beispiel nehmen. Jede Show auf der Tour wurden einige Tracks ausgetauscht, egal, ob neuer oder älter. Bedient wurden ausschließlich die Alben, auf denen Frusciante vertreten ist. So gab es natürlich einige Tracks vom neuen Album, die mir live übrigens viel besser gefielen als die Studioversionen (das neue Album wird trotzdem erstmal nicht in die Sammlung wandern). Ebenso Klassiker wie "Around The World", "By The Way", "Dani California", "Give It Away" sowie "Californication" oder "Otherside", die auf keiner RHCP-Shows fehlen dürfen und bei denen ich mir, immer noch jedes Wort kennend, neben vielen der anderen ca. 50.000 Zuschauern die Seele aus dem Leib sang. Am meisten habe ich mich jedoch über seltener live gespielte Tracks wie "Soul To Squeeze", "Nobody Weird Like Me" (geil!) und "Sir Psycho Sexy" (geil geil!) gefreut. Letztendlich gibt es wie bei vielen Bands unzählige Songs, die ich auch noch gerne gehört hätte, alles in allem aber eine super Setlist.
Ich bin immer noch geflasht davon, wie agil und unglaublich gut an den Instrumenten die vier mit ihren 50-60 Jahren immer noch sind. Flea haut die unfassbarsten Basslines mit Leichtigkeit raus und springt dabei immer noch wie ein Flummi über die Bühne. Respekt auch für den Handstand über die ganze Bühne. Chad Smith groovt so sehr, dass es fast wehtut und spielt auf der einen Seite super tight, auf der anderen aber super verspielt und kreativ. Für mich als Schlagzeuger eine wahre Freude, ihn mal live zu sehen. Anthony Kiedis super gut bei Stimme und gelenkig wie ein 25-Jähriger. John Frusciante hatte sichtlich Spaß, war von allen showmäßig zwar der Ruhigste, überzeugte aber dafür umso durch sein Gitarrenspiel. Schön, ihn wieder an Bord zu sehen. Das sehen die anderen Peppers wohl auch so, denn die musikalische Interaktion untereinander sprühte nur so vor Freude.
Was ich sehr sympathisch fand und zeigte, dass sie nicht einfach nur eine Show herunter spielen, sondern doch irgendwo einfach vier Musiker mit Bock auf Mucke sind, waren die vielen kleinen Jams zwischen den Songs. Statt Stille wurde sich einfach ein bisschen was zusammen gejammt. Einfach toll! Und wenn es mal Pausen ohne Musik gab, laberten Flea und/oder Anthony entweder miteinander oder mit dem Publikum. So gab es Deutsch mit starkem amerikanischen Akzent oder Stories über ihre vorherigen Shows in Hamburg.
Was ich ebenfalls sehr schön fand, war, dass alle Menschen auf den Rängen und Tribünen, zu denen wir auch gehörten, während der Show standen und viele sich auch bewegten. Kein "Setzt euch gefälligst hin, das sind Sitzplätze" von hinten.
Und der Sound war für eine Stadionshow auch ziemlich gut, fand ich zumindest. Ich überlegte noch kurz, mir ein Tourshirt als Andenken mitzunehmen, als ich aber die Preise sah, verwarf ich den Gedanken ganz schnell wieder. Fotos/Videos und Ticket reichen auch.
Alles in allem trotz des schlimmen Vorprogramms und des deftigen Ticketpreises ein mehr als würdiger Abend. Ich werde nicht nochmal so viel Geld für ein RHCP-Ticket ausgeben und wer weiß, wie oft sie sich noch nach Europa verirren werden, daher wird es mit ziemlicher Sicherheit das einzige Mal sein, dass ich sie live gesehen habe, was mir aber für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben wird. Einen Abend nochmal wie 13 fühlen - check! Red Hot Chili Peppers live gesehen - check!